Schmierinfektion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schmierinfektion ist ein möglicher Übertragungsweg für verschiedene Infektionskrankheiten durch die Berührung kontaminierter Oberflächen. Besonders Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Infekte werden auf dem Weg der Schmierinfektion übertragen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schmierinfektion?

Da mangelhafte Hygiene der Motor der Schmierinfektion ist, ist konsequentes, regelmäßiges Händewaschen mit Seife oder einem milden Desinfektionsmittel die beste Vorbeugungsmaßnahme.

Von einer Schmierinfektion spricht man, wenn Keime indirekt über kontaminierte Oberflächen oder Nahrungsmittel von einem Menschen zum anderen übertragen werden.

Im Gegensatz zur Tröpfcheninfektion muss der Keimträger also für eine Übertragung nicht mehr direkt anwesend sein. Übertragen werden dabei Keime, die über einen längeren Zeitraum ohne Wirt in der Umwelt überleben und ihr Infektionspotenzial erhalten können.

Bei der Schmierinfektion unterscheidet man die direkte und die indirekte Kontaktinfektion. Bei der direkten Kontaktinfektion erfolgt die Übertragung von Mensch oder Tier zu Mensch. Händeschütteln ist dafür ein klassisches Beispiel.

Bei der indirekten Kontaktinfektion erfolgt die Ansteckung über die Berührung kontaminierter Gegenstände, etwa bei der gemeinsamen Benutzung eines Trinkglases. Auch die Übertragung über verschmutztes Wasser oder verunreinigte Lebensmittel ist so per Schmierinfektion möglich.

Urachen, Übertragung & Verlauf

Die Schmierinfektion ist in der Regel ein Problem mangelnder Hygiene. Meist werden die Keime dabei über verschmutzte Hände auf eine Oberfläche übertragen.

Die Erreger an der Hand können verschiedenen Quellen entstammen. Die Mehrzahl der Schmierinfektionen wird durch Keime verursacht, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Seltener werden Bakterien, vor allem Streptokokken und Staphylokokken, über eiternde Wunden verteilt. Außerdem können Virenbläschen die Quelle einer Schmierinfektion sein.

Aus diesen Quellen werden die Erreger mit infektiösem Material wie etwa Speichel, Urin oder Stuhl auf eine tote oder lebende Oberfläche, auf das Wasser oder auch in die Erde übertragen. Klassische Infektionsquellen im Alltag sind beispielsweise Türklinken, Computertastaturen oder Toilettenbrillen. Sie werden vom Keimträger berührt, der mit der Berührung Erreger auf der Oberfläche hinterlässt. Berührt ein anderer Mensch die verschmutzte Oberfläche, gelangen die Keime auf die Haut.

Die Haut bildet zwar eine gute Barriere, kleine Verletzungen sind aber willkommene Einfallstore für Keime. Empfänglicher für den Eintritt von Keimen sind Schleimhäute. Man nimmt beispielsweise an einer Türklinke Erreger mit der Hand auf und reibt sich danach die Augen oder isst mit ungewaschenen Händen.

Schon bekommen die Erreger Kontakt zu den empfindlichen Schleimhäuten des Auges oder über das Essen zu denen des Verdauungstraktes. Wurden durch die Schmierinfektion genügend Keime übertragen, um die erste Gegenwehr des Immunsystems zu überstehen, können sie sich im Organismus vermehren und zu klinischen Symptomen führen.

Beispiele von Erkrankungen

Um über eine Schmierinfektion übertragen zu werden, müssen die Erreger längere Zeit in der Umwelt überlebensfähig sein. Klassische Keime für diesen Übertragungsweg sind Influenzaviren und MRSA sowie Adenoviren, die Erkältungen, Bindehautentzündung und Magen-Darm-Infekte auslösen.

Aber auch Hepatitis A, Bakterienruhr, Cholera, Typhus, Polio und andere gefährliche Seuchen werden auf diesem Wege übertragen. Die anteilig größte Rolle bei Schmierinfektionen spielen pathogene Darmbakterien, die mit dem Kot ausgeschieden werden, zum Beispiel Ruhrbakterien und die meldepflichtigen Salmonellen. Ebenfalls häufig übertragen werden darmschädigende Viren, da sie zahlreich mit dem Stuhl ausgeschieden werden und die für eine Infektion notwendige Keimzahl recht gering ist. Zu diesen Viren gehören Rotaviren, Noroviren und Adenoviren.

Auch einzellige Darmparasiten wie Kryptosporidien und Giardien können über eine Schmierinfektion übertragen werden. Jedoch spielen sie nur eine geringe Rolle, da Infektionen nur selten und bei sehr unhygienischen Bedingungen auftreten. Zudem ist die für eine erfolgreiche Schmierinfektion notwendige Erregerzahl recht hoch und die Keime werden in relativ geringer Anzahl ausgeschieden.


Vorbeugung

Da mangelhafte Hygiene der Motor der Schmierinfektion ist, ist die beste Vorbeugungsmaßnahme auch die einfachste: konsequentes, regelmäßiges Händewaschen mit Seife oder einem milden Desinfektionsmittel. Dies gilt besonders vor dem Essen, da hier Keime sonst sehr einfach auf die Schleimhäute des Verdauungstraktes gelangen können.

Bei der Benutzung öffentlicher Toiletten kann auch die Reinigung des Toilettensitzes mit einem geeigneten Desinfektionsmittel gegen eine Schmierinfektion etwa mit Hepatitis-A-Viren schützen.

In Zeiten starken Erkältungsaufkommens ist es durchaus sinnvoll, nicht mehr mit Händeschütteln zu grüßen, um eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch zu vermeiden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

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