Augenverletzungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Augenverletzungen können durch die verschiedensten Arten von Unfällen hervorgerufen werden. Da sie schwerwiegende Folgen haben können, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Augenverletzungen?

Je nach Schwere und Art der Verletzung kann der Verlauf von Augenverletzungen sehr unterschiedlich sein. Oberflächliche Augenverletzungen können häufig von alleine ausheilen oder müssen lediglich ambulant behandelt werden.
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Aufgrund der Vielfalt der möglichen Augenverletzungen wird in oberflächliche und perforierende Augenverletzungen unterschieden. Dabei können alle Bereiche des Auges, wie Lider, Tränenkanäle, Binde-, Horn- und Netzhaut, Augapfel und der Sehnerv, von der Verletzung betroffen sein.

Oberflächliche Verletzungen sind zumeist Prellungen, Beschädigungen der Lider und Fremdkörper, die in das Auge eingedrungen sind.

Unter perforierenden oder auch intraokularen Augenverletzungen sind größere Beschädigungen an der Netz- oder Bindehaut und dem Glaskörper zu verstehen. Sie erfordern häufig einen operativen Eingriff.

Ursachen

Die Ursachen für Augenverletzungen können sehr unterschiedlich sein. Fremdkörper gelangen oft bei Unfällen im Verkehr, während der Arbeit oder in der Freizeit ins Auge.

Prellungen und Blutergüsse werden zumeist durch den stumpfen Aufprall von Steinen, Bällen, Holzscheiten, Sektkorken oder einen Faustschlag hervorgerufen. Aber auch ein Bruch des Schädels oder der Nase kann zu einem Bluterguss am Auge führen.

Wird die Augenverletzung durch den Kontakt mit Säuren oder Basen hervorgerufen, handelt es sich um eine Verätzung des Auges. Augenverletzungen aufgrund von Schnitten oder Stichen haben als Ursache zumeist gesplitterte Brillengläser oder Windschutzscheiben und zerspringende Getränkeflaschen.

Heißes Wasser, Fett oder Dämpfe, Starkstrom, Gase oder glühendes Metall führen wiederrum zu Verbrennungsverletzungen am Auge. Bei einer Verblitzung des Auges wurde die Augenverletzung durch starke Lichteinstrahlung, wie beispielsweise durch sonnenbeschienenen Schnee, Höhensonne oder eine Schweißflamme, hervorgerufen.

Hornhautabschürfungen im Auge können durch kleine Zweige, falsch eingesetzte Kontaktlinsen oder auch Fingernägel verursacht werden. Aber auch operative Eingriffe am Auge können ursächlich für Augenverletzungen sein.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Häufig treten Augenverletzungen in Kombination mit mehr oder weniger starken Blutungen auf, da speziell die Gesichtshaut sehr gut durchblutet ist, und deshalb Blutungen schon bei kleinen und oberflächlichen Verletzungen auftreten.

Hier gilt es genauer zu untersuchen, ob die Blutung tatsächlich aus dem Auge entspringt, oder ob lediglich eine umliegende Region betroffen ist. Augenverletzungen sind meist mit einer Einschränkung oder dem kompletten Verlust des [Sehstörungen|Sehvermögens verbunden]] und bedürfen einer sofortigen medizinischen Behandlung. Bei stumpfen Prellungen kann es vorkommen, dass das Auge einen Schock erleidet und die Sehfähigkeit vorübergehend einstellt.

Diese Art der Verletzung ist meist harmlos und regeneriert sich nach wenigen Stunden ohne bleibende Schäden. Ist das Auge wirklich verletzt, so treten sehr starke Schmerzen auf, die vom Patienten kaum zu ertragen sind. Augenverletzungen ohne schmerzhafte Begleiterscheinungen sind nahezu nicht bekannt.

Wird das Auge verletzt, ist meist auch eine vermehrte Bildung von Tränenflüssigkeit zu beobachten. Schwellungen, Rötungen und Blutergüsse können ebenfalls auftreten, ebenso wie Einblutungen direkt im Auge, die von außen gut zu erkennen sind. Wird das Auge durch einen spitzen, ins Auge eindringenden Gegendstand verletzt, ist äußerlich davon oft nichts zu sehen.

Verlauf

Je nach Schwere und Art der Verletzung kann der Verlauf von Augenverletzungen sehr unterschiedlich sein. Oberflächliche Augenverletzungen können häufig von alleine ausheilen oder müssen lediglich ambulant behandelt werden. Aber auch sie können zu Narbenbildung, Sehstörungen und Hornhauttrübungen führen und sollten daher unbedingt ärztlich begutachtet werden.

Augenverletzungen in Form von Prellungen können ebenfalls einen schweren Verlauf nehmen. Als Folge können hier Trübungen der Linse, Entzündungen, Netzhautablösungen, Blutungen im Auge oder ein Anstieg des Innendruckes des Auges auftreten. Aufgrund von Spätfolgen muss hier eine regelmäßige Nachkontrolle erfolgen.

Bei perforierenden Augenverletzungen kann es leicht zu schweren Krankheitsverläufen kommen. Diese können sogar zur Erblindung führen. Häufige Verläufe sind Linsentrübungen, Abszesse, Entzündungen, Schädigung des Sehnervs und Hornhautverkrümmungen.

In selteneren Fällen kann es zu besonders schwerwiegenden Veränderungen wie beispielsweise Schielen, Netzhautablösungen, grünem Star, einer Zwangshaltungen des Kopfes, einer Veränderung des Glaskörpers, Doppelbildern, einer Entzündung der Hornhaut oder der Bindehaut oder einem veränderten Augeninnendruck durch Augenverletzungen kommen.

Komplikationen

Unbehandelte Augenverletzungen können Hornhauttrübungen und Narben zur Folge haben. Auch dauerhafte Sehstörungen sind nicht ausgeschlossen. Prellungen am Auge können zu Blutungen im Auge, Entzündungen, Linsentrübungen, einer Netzhautablösung und einem Anstieg des Augeninnendrucks führen. Diese Komplikationen können auch erst Jahre später nach der eigentlichen Verletzung auftreten.

Ensteht eine Augenverletzung durch starke Gewalteinwirkung, kann die Augapfelwand einreißen. Dabei sind Augen, die bereits operiert wurden oder vorgeschädigte Augen, besonders gefährdet. Bei intraokularen Augenverletzungen kann es zu einer Erblindung kommen. Ist der Augapfel betroffen, kann es zu Linsentrübungen und Hornhautverkrümmungen kommen. Zudem kann der Innendruck sinken.

Verschleppte Keime können eitrige Abkapselungen (Abszesse) und schwere Entzündungen hervorrufen und den Sehnerv schädigen. Weitere Komplikationen im Zusammenhang mit Augenverletzungen können Fehlstellungen der Augenlider und der Augäpfel, Doppelbilder, Schielen und ein erhöhter beziehungsweise verminderten Augeninnendruck sein.

Durch Keimverschleppung können sich Binde- und Hornhaut entzünden. Sind Muskeln und Nerven verletzt, kann es zu Einschränkungen von Augenbewegungen, des Lidschlusses und von Pupillenöffnungen kommen. Auch die Nah- und Ferneinstellung des Auges kann eingeschränkt sein.

Verletzungen wie Augenzittern oder Augenmuskellähmungen kann Kopfzwangshaltungen verursachen. Es kann zu Glashautveränderungen kommen und die Netzhaut kann sich ablösen. Der Sehnerv kann durch Schwellungen beeinträchtigt werden. Ein Grüner Star kann sich entwickeln.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Augenverletzungen ohne Schmerzen, ohne Sichteinschränkungen und ohne Blutungen können erst einmal zuhause versorgt werden, sofern eventuelle Wunden beispielsweise am Lid auch gut gesäubert werden können. Solche kleinen Verletzungen, wie sie beispielsweise bei Kindern beim Spielen auftreten, sollten gereinigt und eventuell mit einem Pflaster abgedeckt werden. Augenverletzungen unklaren Ausmaßes, solche mit Schmerzen oder mit Blutungen am oder im Auge, bedürfen dagegen immer einer zeitnahen augenärztlichen Untersuchung.

Eine Verletzung des Augapfels ist für den Laien nicht immer als solche zu erkennen und muss auch nicht zwangsläufig sofort Schmerzen verursachen. Dennoch können hier Verletzungen entstanden sein, die schlimmstenfalls das Augenlicht bedrohen. Insofern ist bei einer unklaren Augenverletzung die fachärztliche Abklärung immer der sichere Weg. Verletzungen, die den Betroffenen auf dem Auge nichts mehr sehen lassen oder stark bluten, sind ein medizinischer Notfall. Hier sollte man sofort einen Krankenwagen rufen oder gegebenenfalls selbst eine Klinik mit augenärztlicher Fachabteilung aufsuchen.

Behandlung & Therapie

Die Therapien einer Augenverletzung sind so verschiedenen wie die Arten der Verletzungen. Oberflächliche Fremdkörper werden häufig von alleine durch verstärkte Tränenflüssigkeit aus dem Auge rausgeschwemmt. Sie können jedoch auch durch das Hochklappen des Lides oder mit einer Lanzette vom Augenarzt entfernt werden. Splitter können durch den Arzt mit einer Art feinem Bohrer aus dem Auge genommen werden.

Prellungen heilen ebenfalls selbstständig aus. Die Heilung kann jedoch durch kühle Kompressen unterstützt werden. Weist das Auge feine Risse oder Schnitte auf, können auch diese von alleine ausheilen. Selten ist es notwendig, sie zu nähen. In jedem Fall genäht werden müssen Risse in der Bindehaut. Handelt es sich bei der Augenverletzung um eine Hornhautabschürfung kann die Heilung mit speziellen Augensalben, die antibiotisch oder desinfizierend wirken, unterstütz werden.

Wurde das Augenlid verletzt, ist häufig auch der Tränenkanal beschädigt. Hierbei kann es nötig werden, diesen für drei bis sechs Monate mit einem Silikonschlauch zu schienen und die Wunde am Lid zu nähen.

Augenverletzungen durch Verletzungen machen ein sofortiges Spülen des Auges mit Kochsalzlösung oder Leitungswasser notwendig. Perforierende Augenverletzungen müssen operativ behandelt werden. Diese Eingriffe werden unter Vollnarkose vorgenommen. Um Spätfolgen zu verhindern sollte eine Antibiotikagabe erfolgen.

Aussicht & Prognose

Augenverletzungen können sehr vielseitig und unterschiedlich sein, sodass eine explizite Aussicht und Prognose im Bezug auf den Krankheitsverlauf nur sehr schwer vorherzusagen ist.

Häufig entstehen Augenverletzungen durch einen Fremdkörper, der sich im Auge befindet. Ein Fremdkörper im Auge sollte so schnell wie möglich aus dem Auge entfernt werden, da sonst eine Infektion droht. Bakterien und Viren können das Auge befallen, sodass es zur Eiterbildung kommen kann. Der Fremdkörper selbst kann zudem Schäden am Bindegewebe und an der Hornhaut verursachen, sodass eine ärztliche Untersuchung dringend erforderlich ist.

Wenn an dieser Stelle auf eine Behandlung durch einen Arzt verzichtet wird, dann sieht die Aussicht auf eine selbstständige Heilung weniger positiv aus. Die Infektion wird in so einem Fall deutlich zunehmen und es entsteht eine starke Rötung im Auge. Dauerhafte Folgeschäden sind möglich, sofern der Fremdkörper im Auge bleibt.

Wer die Aussicht auf eine reibungslose Heilung positiv beeinflussen möchte, sollte sich schnellstmöglich in ärztliche Behandlnung begeben. Ein hohes Maß an Sauberkeit und Hygiene spielen zudem eine sehr große Rolle, da sich so Bakterien und Viren nicht vermehren können.


Vorbeugung

Augenverletzungen können durch das Tragen geeigneter Schutz- und qualitativer Sonnenbrillen und dem Beachten wichtiger Unfallverhütungsvorschriften verhindert werden. Auch sollte nie direkt in die Sonne oder auf sonnenbeschienenen Schnee geschaut, um Augenverletzungen zu vermeiden.

Nachsorge

Augenverletzungen können in vielen unterschiedlichen Schweregraden auftreten, sodass nicht immer eine entsprechende Nachsorgeuntersuchung stattfinden muss. Liegt lediglich eine Entzündung der Bindehaut vor, so kann die betroffene Person ohne Bedenken auf weitere Untersuchungen verzichten. Folgeschäden oder Komplikationen dürften in einem solchen Fall nicht entstehen.

Anders sieht die Sache jedoch aus, wenn eine schwerwiegende Augenverletzung vorliegt. Entsteht die Augenverletzung aufgrund starker äußerer Gewalteinwirkung, so muss natürlich zwingend ein entsprechender Arzt aufgesucht werden. Eine entsprechende Behandlung oder sogar ein operativer Eingriff sind dabei nicht zu umgehen. Vor allem, wenn die Netzhaut oder die Bindehaut dabei verletzt wurden, besteht die akute Gefahr das Augenlicht dauerhaft zu verlieren.

Während des gesamten Heilungsprozesses sollten regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen stattfinden. Dadurch können mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt und im Keim erstickt werden. In vielen Fällen kommt es zudem zu einer Entzündung, falls im Vorfeld eine offene Wunde vorlag. Wer sich für regelmäßige Nachuntersuchungen entscheidet, der kann dadurch mit einem deutlich angenehmeren Krankheitsverlauf rechnen.

Die Augen sind nämlich ein sehr empfindliches und wichtiges Organ zugleich. Somit sollte eine Verletzung der Augen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sofortige Besuche beim Arzt und anschließende Kontrolluntersuchungen sind äußerst wichtig, um eine vollständige und schnelle Genesung zu gewährleisten.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Augenverletzung muss nicht in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Leichte Verletzungen wie zum Beispiel ein blaues Auge, Schwellungen durch Fremdkörper oder eine Entzündung können mit einigen Hausmitteln und Maßnahmen selbstständig auskuriert werden.

Meist genügt es dazu, das Auge von möglichen Fremdkörpern (z.B. Splitter oder Insekten) zu befreien und die betroffene Stelle anschließend zu desinfizieren und zu kühlen. Bei oberflächlichen Prellungen empfehlen sich ebenfalls kühlende Anwendungen wie kalte Kompressen, Eisspray oder Kühlakkus. Zusätzlich lässt sich die Schwellung durch abschwellende Mittel wie Eukalyptus, Minze oder Knoblauch behandeln. Bewährt haben sich auch Tinkturen und Salben aus Arnika sowie Ringelblumensalbe.

Oberflächliche Schnitte und Hornhautabschürfungen verheilen meist selbstständig. Die Genesung kann durch antibiotische desinfizierende Augensalben sowie verschiedene Hausmittel (Aloe vera, Baldrian oder Honig) beschleunigt werden. Begleitend dazu sollte der Kopf höher gelagert werden, damit die angesammelte Flüssigkeit rund um die Augenpartie gut ablaufen kann. Das betroffene Auge sollte vorübergehend vor übermäßiger Lichteinstrahlung, Kälte und anderen Reizen geschützt werden. Auch Ruhe und Entspannung tragen bei Augenverletzungen zu einer raschen und komplikationsfreien Genesung bei.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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