Trifluperidol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trifluperidol gehört zur Klasse der typischen Neuroleptika. Es wurde hauptsächlich gegen Manien und Schizophrenien eingesetzt. Heute ist es kaum noch in Gebrauch.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Trifluperidol?

Trifluperidol gehört zur Klasse der typischen Neuroleptika. Es wurde hauptsächlich gegen Manien und Schizophrenien eingesetzt.

Als typische Neuroleptika bezeichnet man die Generation der älteren Neuroleptika, die vor Entdeckung des Wirkstoffes Clozapin 1979 verwendet wurden, heute jedoch aufgrund ihrer starken Nebenwirkungen kaum noch eingesetzt werden. Trifluperidol gehört zu dieser Gruppe. Chemisch gesehen ist Trifluperidol ein Butyrophenon und verwandt mit dem Haloperidol (Haldol®). Es handelt sich um ein sehr stark antipsychotisch wirksames Medikament, das 1959 von Janssen Phamaceutica entwickelt wurde.

Während Haliperidol aufgrund seiner hochpotenten antipsychotischen Wirkung immer noch vielfach eingesetzt wird, hat sich in Vergleichsstudien ergeben, dass Trifluperidol zwar stärkere Nebenwirkungen aufweist, jedoch im Hinblick auf die Wirksamkeit wesentlich schlechter abschneidet. Aus diesem Grund hat das Interesse an Trifluperidol stark nachgelassen. Zahlreiche Fachleute sind der Ansicht, dass es heute in der psychiatrischen Praxis keine Relevanz mehr haben sollte, da effektivere und deutlich nebenwirkungsärmere Medikamente zur Verfügung stehen.

Verbreitet war die Anwendung von Trifluperidol hauptsächlich im US-amerikanischen Raum. Die Verabreichung erfolgte dabei entweder in Tablettenform oder als Depotspritze, wobei Depotspritzen bevorzugt wurden, da Patienten aufgrund der starken Nebenwirkungen eher unwillig waren, das Medikament freiwillig regelmäßig einzunehmen.

Pharmakologische Wirkung

Trifluperidol ist ein sogenannter Dopamin-Antagonist. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass psychotische Symptome, wie sie beispielsweise bei Manien und Schizophrenien auftreten können, auf ein Ungleichgewicht des Dopamin-Haushalts im synaptischen Spalt zurückzuführen sind. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der als Informationsüberträger zwischen den Nervenzellen fungiert. Ist im synaptischen Spalt zu viel Dopamin vorhanden, führt dies zu Reizüberflutung und infolgedessen zu psychotischen Symptomen wie Halluzinationen, Denkstörungen, Ich-Störungen und paranoiden Wahnvorstellungen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.

Trifluperidol dockt an die Dopamin-Rezeptoren im Zentralnervensystem an, vor allem an die sogenannten D2-Rezeptoren. Dadurch soll verhindert werden, dass zu viel Dopamin die Nervenzellen überschüttet. Vielmehr ist ein Gleichgewicht im Bereich der Neurotransmitter das Ziel. Davon erhofft man sich wiederum die Eindämmung psychotischer Symptome. Jedoch wirkt Trifluperidol – wie alle Psychopharmaka – nicht nur auf gewisse Stoffwechselprozesse im Gehirn, sondern hat auf den gesamten Körper Auswirkungen, da es sich bei Gabe in der Blutbahn befindet.

Die Folge ist, dass die Verabreichung von Trifluperidol zum Beispiel auch Effekte auf die sogenannten Basalganglien hat. Dies sind unterhalb der Großhirnrinde angelegte Kerne, die für die Motorik zuständig sind, aber auch bei den Affekten, dem persönlichen Willen, der Spontaneität etc. eine erhebliche Rolle spielen.

Auch das Herz, der Hormonhaushalt, die Sexualfunktionen, die Nieren usw. können durch die Gabe von Neuroleptika (typischen wie atypischen) in Mitleidenschaft gezogen werden. Psychopharmaka, die lediglich auf bestimmte Orte im Gehirn wirken, gibt es bislang noch nicht. Demzufolge muss mit einer Reihe von Nebenwirkungen gerechnet werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In der psychiatrischen Praxis wird/wurde Trifluperidol hauptsächlich gegen psychotische Symptome im Rahmen manischer oder schizophrener Erkrankungen eingesetzt. Diese können Wahn, Ich-Störungen, Affektstörungen, formale Denkstörungen usw. beinhalten. Auch organisch bedingte Psychosen können mit dem Medikament unter Umständen behandelt werden. Organisch bedingte Psychosen sind körperlich begründbar und können beispielsweise in einem Hirntumor oder in einem Schädel-Hirn-Trauma ihre Ursache haben. Da die Symptome denen einer manischen oder schizophrenen Psychose ähneln, kann Trifluperidol somit indiziert sein.

Weitere Anwendungsgebiete von Trifluperidol sind psychomotorische Erregungszustände, Erregungszustände im Rahmen einer geistigen Behinderung oder im Rahmen einer Autismus-Spektrum-Störung sowie Übelkeit und Erbrechen. In seltenen Fällen wird Trifluperidol auch zur Behandlung von Tic-Störungen verwendet. Dies liegt darin begründet, dass Trifluperidol als hochpotentes Neuroleptikum auch eine sedierende Wirkung hat.

Verabreicht werden dabei zwischen 2,5 und 16 mg des Wirkstoffes. Die optimale Dosis variiert von Patient zu Patient, wobei bei akuten psychotischen Episoden in der Regel höhere Dosen verabreicht werden als bei anderen Indikationsfeldern.

Neben der Anwendung bei akuten psychotischen Episoden, wird/wurde Trifluperidol auch zur Vorbeugung derselben eingesetzt. Während die sedierende Wirkung unmittelbar einsetzt, erfolgt die antipsychotische Wirkung erst nach einigen Tagen oder Wochen. Die regelmäßige Einnahme des Medikaments kann dabei behilflich sein, einen Rückfall zu verhindern, indem der Dopamin-Spiegel im synaptischen Spalt im Gleichgewicht gehalten wird.


Risiken & Nebenwirkungen

Trifluperidol gehört zu den potentesten Neuroleptika. Allerdings ist es auch ein Medikament, das in aller Regel sehr gravierende Nebenwirkungen hervorruft. Hierbei sind vor allem die sogenannten Extrapyramidal-motorischen Störungen (EPMS) zu nennen, die parkinsonähnliche Symptome, Sitz- und Bewegungsunruhe sowie Früh- und Spätdyskinesien beinhalten können. Früh- und Spätdyskinesien sind unwillkürliche Zuckungen im Schlund- und Zungenbereich, die häufig irreversibel sind und bei Patienten einen besonderen Leidensdruck verursachen. Es wurde festgestellt, dass diese Extrapyramidal-motorische Störungen bei der Gabe von Trifluperidol besonders oft und stark auftreten.

Auch medikamenteninduzierte Depressionen sind eine regelmäßig auftretende Folge, außerdem Störungen des Hormonhaushalts, Krampfanfälle, Störungen des Blutbildes und Kopfschmerzen. In seltenen Fällen kann ein sogenanntes malignes neuroleptisches Syndrom durch das Medikament hervorgerufen werden, das lebensgefährlich werden kann und ein sofortiges ärztliches Eingreifen sowie das Absetzen des Medikaments erforderlich macht.

Aufgrund dieser Nebenwirkungen, die in keinem guten Verhältnis zur positiven Wirkung stehen, handelt es sich bei Trifluperidol um ein unbeliebtes Medikament, das längst durch andere ersetzt worden ist.

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