Toxoplasmose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Toxoplasmose ist eine Erkrankung, welche vom Tier auf den Menschen übertragen wird. Diese sogenannte Zoonose, ist dabei relativ ungefährlich für den Wirt (Mensch), solange dieser nicht entweder an HIV erkrankt, oder schwanger ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Toxoplasmose?

Eine Toxoplasmose bei Schwangeren ist problematisch, da die Erstinfektion der Mutter mit den Parasiten ernsthafte Schäden beim Ungeborenen anrichten kann.
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Menschen mit einem schlecht funktionierenden Immunsystem (z.B. durch HIV) erkranken schwer an dieser, durch kleine Parasiten ausgelösten Krankheit und Babys im Mutterleib können schwere Schäden durch die Toxoplasmose erleiden.

Der Erreger der Infektionskrankheit Toxoplasmose ist der Parasit Toxoplasma gondii. Diese kleinen, im Fachjargon betitelten "Protozoen", befallen vorzugsweise Katzen, wobei die Tiere selten ernsthaften Schaden nehmen. Einziger Effekt für die Katzen ist bei ihrer Erstinfektion ein Durchfall, an den die massenhafte Ausscheidung von Eiern (Oozysten) gekoppelt ist. Auf diese Art verbreitet sich der Parasit und findet einen neuen Wirt — der Zyklus einer Toxoplasmose beginnt von Neuem.

Ursachen

Die Ursachen für Infektionen mit Toxoplasma gondii, also die Entstehung einer Toxoplasmose liegt in verschiedenen Infektionszyklen begründet. Insgesamt gibt es drei Ursachen: Einmal die Infektion von Endwirt zu Endwirt. Dies bedeutet, eine Katze steckt eine weitere Katze durch ausgeschiedene Eier über den Kot an. Die Protozoen werden durch die Verdauung im Darm frei, durchwandern die Darmwand, gehen ins Blut über und wandern in Organe, sowie in das Gewebe.

Als Nächstes vermehren sich die Parasiten in den Körperzellen und werden erneut über den Stuhl der Katze ausgeschieden — das können bis zu einer Million Zysten pro Gramm Stuhl sein, was ein wichtiger Ansteckungsweg für den Menschen darstellt.

Beim sogenannten "Endwirt-Zwischenwirt-Zyklus", stecken sich Katzen durch kontaminiertes Nagerfleisch (z.B. durch Mäuse oder Ratten) an. Infektionen durch das Essen von kontaminiertem Fleisch oder eine Übertragung durch die Plazenta der Mutter an das Ungeborene betreffen die "Zwischenwirt-Zwischenwirt-Zyklen" bei der Toxoplasmose.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Infektion verursacht in einem gesunden Organismus keine oder nur geringe Symptome, sodass sie häufig unbemerkt bleibt. Manchmal treten allgemeine Krankheitszeichen auf, ähnlich wie bei einer Grippe. Dann kommt es zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber. Auch Durchfall und schmerzende Muskeln sind möglich. Am Hals können die Lymphknoten anschwellen.

In Ausnahmefällen sind auch bei einem gesunden Menschen das Gehirn und die Augen betroffen. Ebenso selten kommt die Entzündung des Herzbeutels, der Lunge und der Leber vor. Ist aber das Immunsystem geschwächt, wie beispielsweise bei Menschen mit transplantiertem Organ oder bei HIV Patienten, verursacht die Infektion wesentlich stärkere Symptome.

Häufig kommt es zu einer Entzündung der Bindegewebsschicht in der Lunge, die zu Gewebeveränderungen führt. Die Folge sind Fieber, Atemnot und trockener Husten. Zusätzlich wird das Gehirn stark beeinträchtigt. Abhängig davon, welche Region des Hirns von der Infektion betroffen ist, entstehen neurologische Ausfälle und Einschränkungen.

Es kann zu Krampfanfällen kommen und zu halbseitiger Lähmung. Auch schmerzende Augen und Sehstörungen, wie Gesichtsfeldausfälle, erhöhte Lichtempfindlichkeit und unscharfes Sehen sind möglich. Wenn sich die Infektion weiter ausbreitet, kann sie mehrere Organe schädigen. In der Schwangerschaft ist die Toxoplasmose besonders gefährlich, da die Erreger auf das Kind übergehen und bei ihm schwere Schäden oder sogar den Abort verursachen können.

Diagnose & Verlauf

Für den indirekten Nachweis einer bereits durchgemachten Toxoplasmose entnimmt die Arzthelferin dem Patienten Blut, welches im Labor auf Antikörper gegen den Erreger untersucht wird. Eine Toxoplasmose bei Schwangeren ist problematisch, da die Erstinfektion der Mutter mit den Parasiten ernsthafte Schäden beim Ungeborenen anrichten kann.

Je später das Schwangerschaftsstadium, umso gefährlicher wird die Toxoplasmose der Mutter für den Fötus. Infizierte Kinder können schwere kognitive Einschränkungen und Schäden an Augen und Organen wie Leber oder Lunge aufweisen. Ein Viertel, der im Mutterleib mit Toxoplasmose infizierten Babys, kommen geistig behindert zur Welt und haben Schwierigkeiten mit Epilepsie und Spastiken.

Umso problematischer ist es, dass die Kosten für die Untersuchung bei Schwangeren von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden. Bei sogenannten "immun supprimierten" Patienten (HIV-Betroffene oder Patienten nach einer Stammzelltransplantation) zeigt sich ein besonders schwerwiegendes Krankheitsbild, die sogenannte "zerebrale Toxoplasmose", welche von neurologischen Ausfällen geprägt ist.

Komplikationen

Eine Toxoplasmose kann nur bei schwangeren Frauen und im Falle eines geschwächten Immunsystems zu Komplikationen führen. Die meist symptomlose Erkrankung führt bei den Betroffenen bisweilen zu behandlungsbedürftigen Symptomen wie etwa zu einer Herzmuskel-, Lungen-, oder Gehirnentzündung.

Die schwerwiegendste Komplikation im Zusammenhang mit Toxoplasmose ist allerdings ein Befallen des ungeborenen Kindes durch den Erreger. Dies geschieht in etwa der Hälfte aller Fälle, insofern die Mutter mit dem Erreger infiziert ist. Relevant ist dann, wie früh oder spät das ungeborene Kind infiziert wurde. So sind früh infizierte Kinder stets gesundheitlich geschädigt, wenn sie zur Welt kommen. Es gibt eine Vielzahl von Symptomen.

Untergewicht und Schädigungen des Augengewebes sind besonders häufig. Circa ein Viertel der infizierten Frühchen und ein Achtel der im Mutterleib gereiften Kinder sterben an den Folgen der Infektion. Circa die Hälfte der betroffenen Kinder weist motorische und seelische Entwicklungsstörungen auf.

In Fällen, in denen der Fetus später infiziert wurde, stellen sich Spätschäden auch meist erst im Laufe der Entwicklung ein. Häufig kommt eine Erblindung infolge von Augenschädigungen vor. Aber auch geistige Behinderungen sind infolge eines geschädigten Gehirns möglich. Für gesunde, nicht schwangere Personen hat die Toxoplasmose praktisch kein Komplikationsrisiko.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Toxoplasmose verläuft in den meisten Fällen beschwerdefrei. Bei Menschen mit Vorerkrankungen können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Ein Arztbesuch ist notwendig, wenn merkliche Beschwerden auftreten, die das Wohlbefinden beeinträchtigen. Dann muss der Hausarzt konsultiert werden. Heftige Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit bedürfen einer fachärztlichen Diagnose. Auch Gleichgewichtsstörungen, Lähmungserscheinungen und Krampfanfälle müssen ärztlich abgeklärt werden.

Die Toxoplasmose wird durch das einzellige Parasiten Toxoplasma gondii verursacht. Dieser Parasit kann verschiedene Wirbeltiere, einschließlich Menschen, infizieren. Toxoplasma gondii hat einen komplexen Lebenszyklus, der sich in zwei Hauptphasen unterteilen lässt: die sexuelle Vermehrung in der Darmwand von Katzen, den endgültigen Wirtstieren, und die asexuelle Vermehrung in anderen warmblütigen Tieren, den sogenannten Zwischenwirten.

Die Infektion mit Toxoplasma gondii kann auf verschiedene Weisen erfolgen:

1. Durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gekochtem Fleisch, das mit den Zysten des Parasiten kontaminiert ist. Tiere wie Schweine, Schafe, Ziegen und Wild können Zwischenwirte für Toxoplasma gondii sein.

2. Durch den Kontakt mit Katzenkot, der infektiöse Oozysten enthält. Katzen sind die einzigen Tiere, in denen sich der Parasit sexuell vermehrt und Oozysten im Kot ausscheidet.

2. Von einer infizierten Mutter auf ihr ungeborenes Kind (konnatal). Dies kann während der Schwangerschaft auftreten, insbesondere wenn die Mutter erstmals mit dem Parasiten infiziert wird.

Die meisten gesunden Menschen, die sich mit Toxoplasma gondii infizieren, zeigen keine oder nur milde grippeähnliche Symptome. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. Personen mit HIV/AIDS oder immunsupprimierten Personen) sowie für ungeborene Kinder von infizierten Müttern kann die Toxoplasmose jedoch schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen.

Um das Risiko einer Toxoplasmose-Infektion zu verringern, wird empfohlen, Fleisch gründlich zu kochen, rohes Fleisch und unbehandelte Katzenkot zu vermeiden und Hygienemaßnahmen wie Händewaschen nach dem Umgang mit Tieren oder Gartenarbeit zu befolgen. Schwangere Frauen sollten besonders vorsichtig sein, da eine Infektion während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen werden kann.

Sollten die Beschwerden im Zusammenhang mit dem Verzehr von rohem oder schlecht gekochtem Fleisch auftreten, ist ärztlicher Rat gefragt. Auch der Kontakt mit infizierten Katzen und Waldtieren kann die Erkrankung hervorrufen. Bei einem konkreten Verdacht sollte der Arzt eingeschaltet werden. Die Toxoplasmose wird von einem Internisten behandelt. In schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angezeigt. Einmal erkrankte Personen sollten regelmäßige ärztliche Verlaufskontrollen nutzen, um sicherzustellen, dass die Krankheit nicht erneut ausgebrochen ist. Vor allem aufgrund der relativ langen Inkubationszeit von mehreren Wochen ist ein regelmäßiger ärztlicher Check-up notwendig.

Behandlung & Therapie

Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten wie Röteln oder Cytomegalie kann eine Toxoplasmose während der Schwangerschaft durchaus behandelt werden. Je früher damit begonnen wird, umso besser ist die Prognose für den Säugling.

Die Behandlung unterscheidet sich je nach Schwangerschaftswoche. Bis zur 16. Schwangerschaftswoche ist Spiramycin das Mittel der Wahl, nach diesem Zeitpunkt ist die Gabe einer Kombination aus mehreren Mitteln (Sulfadiazin, Folinsäure und Pyrimethamin) über einen längeren Zeitraum angezeigt (4 Wochen). Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem behandelt der Mediziner ebenfalls mit einer Kombination aus den Medikamenten Sulfadiazin, Folinsäure und Pyrimethamin über den gleichen Zeitraum.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Toxoplasmose bei diesen Patienten und der T-Helferzellzahl im Blut. Sinkt die Menge der Helferzellzahl auf unter 200/µl ab, reicht eine Prophylaxe mit Cotrimoxazol drei mal in der Woche, um die Erkrankung durch eine Toxoplasmose zu vermeiden.


Vorbeugung

Die Toxoplasmose ist vor allem für Schwangere und deren Babys eine ernst zu nehmende Gefahr. Um eine Ansteckung mit dem Erreger zu vermeiden, sind Vorsichtsmaßnahmen unentbehrlich. Alle Wurstwaren aus rohem Fleisch wie Rohschinken oder Teewurst können Zysten enthalten, ebenso natürlich rohes Fleisch.

Deshalb sollte auf den Genuss dieser Speisen verzichtet werden. Selbstverständlich sollte keine Schwangere die Katzentoilette säubern. Vorsicht mit kleinen Katzen, sie sind häufiger als erwachsene Tiere mit Toxoplasmose primär infiziert. Händewaschen nach dem Schmusen ist hier Pflicht, um einer Ansteckung mit Toxoplasmose vorzubeugen. Günstigerweise verzichtet die Frau mit Beginn der Schwangerschaft gänzlich auf den Kontakt und den Umgang mit Katzen.

Nachsorge

Die Nachsorge der Toxoplasmose ist in aller Regel auf einige Kontrolluntersuchungen nach überstandener Infektion begrenzt, sofern keine komplikativen Merkmale beim Patienten vorliegen. Häufig verläuft die Toxoplasmose beim gesunden Menschen nach der Ansteckung weitgehend unbemerkt und heilt von selbst wieder aus. Komplikationen stellen vor allem die Infektion in einer Schwangerschaft und bei immunsuppressiven Patienten dar.

Die Nachsorge bei einer Komplikation oder einem ungewohnt schweren Verlauf ist unerlässlich. In einer Schwangerschaft muss nach der Akutbehandlung sichergestellt werden, dass das ungeborene Kind keine Schäden durch die Infektion erlitten hat. Die Gefahr einer Fehl- beziehungsweise Frühgeburt ist ebenfalls gegeben und muss durch die entsprechenden Fachärzte streng kontrolliert werden.

Eine weitergehende Behandlung bei allgemein gesunden Patienten ist in aller Regel nicht erforderlich. Je nach Beurteilung des Arztes über die Notwendigkeit einer Antibiose kann die Nachsorge hier auch auf die direkten Folgen der antibiotischen Therapie ausgerichtet sein. Grundsätzlich ist zu sagen, dass nach dem Allgemeinzustand oder erschwerenden Behandlungsumständen des Patienten geschaut werden muss, um die Nachsorge patientenbezogen zu gestalten.

Da die Infektion häufig durch Katzen erfolgt, sollte die Infektionsquelle ausgemacht werden und spätestens in der Nachsorgezeit sichergestellt sein, dass es zu keinen weiteren Infektionen kommen kann. Ist eine Infektion jedoch einmal überstanden, so kann man infolge von einer Immunität ausgehen.

Das können Sie selbst tun

Eine Toxoplasmose-Infektion wird in der Regel therapeutisch behandelt. Dem Patienten werden unter anderem die Wirkstoffe Spiramycin oder Sulfadiazin verordnet, welche die Beschwerden zügig lindern sollten.

Begleitend dazu gelten Hygienemaßnahmen. Vor allem Schwangere sollten gut auf ihre Körperhygiene achten und ihre Ernährung entsprechend umstellen. Beispielsweise sollten rohe oder nicht ausreichend erhitzte tierische Produkte gemieden werden. Insbesondere Schweinefleisch, Geflügel und Lamm sind zu meiden. Gemüse und Obst müssen vor Verzehr oder Weiterverarbeitung gründlich gewaschen werden. Regelmäßiges Händewaschen ist in jedem Fall angezeigt. Dies gilt vor allem nach der Gartenarbeit oder dem Besuch eines Spielplatzes. Bei der Gartenarbeit empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen. Katzenbesitzer sollten von Frischfleisch auf Dosenfutter wechseln und die Katzentoilette täglich mit heißem Wasser reinigen. Andernfalls kann es zu einer Übertragung des gefährlichen Erregers kommen.

Bewährte Toxoplasmose-Hausmittel sind Kokosöl, Zucker und Apfelessig. Insbesondere Apfelessig hilft bei verschiedenen Symptomen der Erkrankung. Zucker und Kokosöl entziehen den Parasiten den Nährboden. In Rücksprache mit einem Homöopathen können zudem Heilkräuter und Heilpflanzen wie Wermut oder Bunias orientalis probiert werden. Die Informationsbroschüre des Bundesinstituts für Risikobewertung enthält weitere Informationen zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung einer Toxoplasmose.

Quellen

  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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