Portopulmonale Hypertension

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die portopulmonale Hypertension ist eine Erhöhung des Blutdruckes im Lungenkreislauf aufgrund einer portalen Hypertension. Diese ist wiederum meist die Folge einer Leberzirrhose.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine portopulmonale Hypertension?

Patienten mit einer portopulmonalen Hypertonie weisen sowohl Lungen- als auch Lebersymptome auf.
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Bei der portopulmonalen Hypertension kommt es zu einer Hypertension der Pulmonalarterie als Folge einer portalen Hypertension. Eine pulmonale Hypertension bezeichnet einen erhöhten Gefäßwiderstand in den arteriellen Blutgefäßen der Lunge. Durch diesen erhöhten Gefäßwiderstand kommt es zu einem erhöhten Blutdruck.

Die pulmonale Hypertension tritt als Komplikation der portalen Hypertension auf. Bei der portalen Hypertension ist der Blutdruck in der Pfortader (Vena portae) auf mehr als 12 mmHg erhöht. Normalerweise herrscht in der Pfortader ein Druck von 3 bis 6 mmHg. Die Pfortader ist das Blutgefäß, dass das sauerstoffarme und nährstoffreiche Blut aus den unpaaren Bauchorganen zur Leber bringt.

Ursachen

Die Ursachen der portopulmonalen Hypertension gleichen den Ursachen der portalen Hypertension. Die Erkrankung entsteht meist innerhalb der Leber. Die häufigste Ursache ist die Leberzirrhose. 0,25 bis 2 Prozent aller Patienten mit Leberzirrhose erkranken an einer portopulmonalen Hypertension. Die Leberzirrhose ist das Endstadium vieler Lebererkrankungen. Typischerweise entwickelt sich die Zirrhose über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte.

Fast alle chronischen Lebererkrankungen enden früher oder später in einer Leberzirrhose. In Europa gehören die Virushepatitis und Alkoholmissbrauch zu den häufigsten Ursachen. Bei der Leberzirrhose wird das Lebergewebe, das aufgrund der Lebererkrankungen zugrunde geht, durch Bindegewebe ersetzt. Dieser Vorgang wird als Fibrosierung bezeichnet. Dabei kann mehr als die Hälfte des Leberfunktionsgewebes von dem Umbau betroffen sein. In der Folge ist die Durchblutung der Leber eingeschränkt.

Das Blut staut sich im Bereich der Pfortader vor der Leber. Dadurch kommt es zu einem Bluthochdruck innerhalb der Leber (portale Hypertension). Warum es nun aufgrund der portalen Hypertonie auch zu einer Blutdruckerhöhung in der Lunge kommt, ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise kommt es aufgrund eines gesteigerten Blutdurchflusses in der Lunge zu einer Irritation der Gefäßinnenhaut.

Auch Mikrothromben in den kleinen Lungenarterien werden als ursächlicher Faktor diskutiert. Diese Mikrothromben können durch die leberbedingte Hyperkoagulabilität auftreten. Die portopulmonale Hypertension kann auch als Komplikation einer Lebertransplantation auftreten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Durch die pulmonale Hypertonie wird das rechte Herz stark belastet, da es ständig gegen den erhöhten Druck anpumpen muss. Diese Druckbelastung soll durch eine Vergrößerung des Herzmuskels (Rechtsherzhypertrophie) kompensiert werden. Die Hypertrophie des Herzens aufgrund der pulmonalen Hypertonie wird auch als Cor pulmonale bezeichnet.

Patienten mit einer portopulmonalen Hypertonie weisen sowohl Lungen- als auch Lebersymptome auf. Sie sind in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt und leiden unter Atemnot, Husten, Kreislaufstörungen bis hin zur Ohnmacht, Angina pectoris, Müdigkeit, peripheren Ödemen, einer Blaufärbung der Haut oder unter dem Raynaud-Syndrom.

Beim Raynaud-Syndrom treten Gefäßkrämpfe auf, die mit einer Minderdurchblutung der Zehen oder Finger einhergehen. Zusammen mit der pulmonalen Hypertonie tritt meist eine Klappeninsuffizienz der rechten Herzklappe auf. Unbehandelt führt das Cor pulmonale zu einer Rechtsherzinsuffizienz. Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz sind gestaute Halsvenen und Ödeme, Bauchwassersucht und Milzschwellung. Auch vermehrtes nächtliches Wasserlassen, kalte Extremitäten und Tachykardie können dafür Anzeichen sein.

Schlussendlich kommt es zu einem kompletten Herzversagen mit Todesfolge. Die Symptome der pulmonalen Hypertonie werden von den Symptomen der portalen Hypertonie begleitet. Bei der pulmonalen Hypertonie bilden sich Umgehungskreisläufe. Dadurch erscheinen die Venen an der vorderen Bauchwand sehr prominent. Die sternförmig vom Nabel ausgehenden sichtbaren Venen werden als Caput medusae bezeichnet.

Ein weiterer Umgehungskreislauf läuft durch die Speiseröhre. Hier bilden sich die sogenannten Ösophagusvarizen. Diese können durch aufgenommene Nahrung leicht perforieren. Aufgrund der starken Blutung ist eine solche Perforation lebensbedrohend.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Am Anfang der Diagnose stehen eine ausführliche Anamnese und eine eingehende körperliche Untersuchung. Im Labor werden dann zunächst die Leberwerte im Blut bestimmt. Dazu gehören GOT, GPT, GLDH und y-GT. Des Weiteren werden die Vitamin K-abhängigen Gerinnungsfaktoren (I, II, IV und VII) sowie Protein S, Protein C und Antithrombin III bestimmt.

Erhöhte beziehungsweise erniedrigte Werte weisen auf eine Funktionseinschränkung der Leber hin. Um den Zustand der Lunge und der Leber besser beurteilen zu können, wird eine Röntgenuntersuchung des Brust- und des Bauchraums durchgeführt. Eine Rechtsherzkatheteruntersuchung mit der Messung des pulmonalarteriellen Druckes kann die Diagnose portopulmonale Hypertonie sichern. EKG und Echokardiografie geben Aufschluss über das Ausmaß der Herzbelastung. Differenzialdiagnostisch muss das hepatorenale Syndrom ausgeschlossen werden. Hier steht allerdings eher der arterielle Sauerstoffmangel im Vordergrund.

Komplikationen

Die portopulmonale Hypertension stellt bereits eine schwerwiegende Komplikation der portalen Hypertension dar. Da diese wiederum häufig von einer Leberzirrhose ausgelöst wird, können noch weitere Komplikationen auftreten, die eine portopulmonale Hypertension zwar begleiten, aber nicht von ihr ausgelöst werden. Dazu zählen Bauchwandvarizen, Speiseröhrenvarizen, Krampfadern in anderen Bereichen des Körpers, Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites), Milzvergrößerung sowie die hepatische Enzephalopathie.

Des Weiteren tritt die portopulmonale Hypertension auch als schwerwiegende Komplikation nach einer Lebertransplantation auf. Sie ist von einer Rechtsherzvergrößerung gekennzeichnet, die sich durch die ständige Rechtsherzbelastung bei der portalen Hypertension herausbildet (Cor pulmonale). Aus dieser kann sich eine Herzklappenschädigung entwickeln, die in der Folge zu einer sogenannten Trikuspidalinsuffizienz führt. Eine Trikuspidalinsuffizienz ist eine besondere Form der Herzinsuffizienz.

Sie zeichnet sich durch völlig verschiedenartige Verläufe aus. Allerdings besteht immer die Gefahr einer totalen Überlastung des Herzens, die zu einer schnellen Verschlimmerung der Herzinsuffizienz führen kann. Eine schwere Trikuspidalinsuffizienz macht sich an Herzrhythmusstörungen, Beinödeme sowie Halsvenen- und Leberstauungen bemerkbar.

So entsteht ein Teufelskreis, indem unter anderem eine von der Leberzirrhose hervorgerufene portopulmonale Hypertension über die Ausbildung einer Trikuspidalinsuffizienz die Leber noch mehr schädigt und so zu einem Leberversagen führen kann. In seltenen Fällen können auch plötzliche Todesfälle von sekundären Lungenembolien begünstigt werden. Die Herzrhythmusstörungen können in schweren Fällen außerdem zum plötzlichen Herztod führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Atemnot, Leberschmerzen, Erschöpfung und andere typische Anzeichen einer portopulmonalen Hypertension bedürfen einer ärztlichen Abklärung. Personen, die an einer Leberzirrhose erkrankt sind, sollten den zuständigen Mediziner über die genannten Symptome informieren. Der Arzt kann durch eine Untersuchung der Leber rasch feststellen, ob eine portopulmonale Hypertension vorliegt und die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Durch eine frühzeitige Behandlung können die Aussichten auf eine rasche Genesung erheblich verbessert werden. Deshalb sollten bereits erste Anzeichen einer Hypertension beobachtet und spätestens am nächsten Tag dem Arzt vorgestellt werden, sollten sie bis dahin nicht abgeklungen sein.

Die portopulmonale Hypertension wird von einem Facharzt für Lebererkrankungen behandelt. Meist ist eine stationäre Behandlung notwendig. Wenn die Beschwerden nach einer Lebertransplantation auftreten, besteht akute Lebensgefahr. Der Patient muss umgehend den verantwortlichen Arzt informieren. Weitere Risikogruppen sind chronisch Leberkranke sowie Menschen, die an anderweitigen Erkrankungen der inneren Organe leiden. Auch Menschen mit einer Immunschwäche oder einer Krebserkrankung im Bereich der Leber oder Milz gehören zu den Risikogruppen und sollten bei genannten Symptomen umgehend zu einem Facharzt gehen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der portopulmonalen Hypertension zielt auf die Therapie der Grunderkrankung ab. Eine Leberzirrhose ist irreversibel. Das Fortschreiten der Erkrankung kann bei Abstinenz bezüglich aller lebergiftigen Stoffe aber gestoppt werden. Die Patienten sollten insbesondere Alkohol zwingend meiden. Auch eine ausgewogene Ernährung, eine Reduktion der Eiweißzufuhr und die Substitution von Nährstoffen können die Symptome lindern.

Bei schweren Leberzirrhosen kann eine Lebertransplantation erforderlich sein. Die ursächliche Therapie wird durch eine medikamentöse symptomorientierte Therapie unterstützt. Dazu werden gefäßweitende Substanzen wie Prostaglandinanaloga, ET-1-Rezeptorantagonisten und Kalziumantagonisten verabreicht. Gegebenenfalls kann auch eine Gabe von ß-Blockern angezeigt sein.


Vorbeugung

Der portopulmonalen Hypertension lässt sich nicht direkt vorbeugen. Sie kann nur verhindert werden, wenn die Grunderkrankung möglichst früh erkannt und behandelt wird. Im besten Fall sollte natürlich die Grunderkrankung selber verhindert werden. Da der Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer Leberzirrhose Alkoholmissbrauch ist, kann ein Verzicht auf Alkohol einer Zirrhose in den meisten Fällen vorbeugen.

Nachsorge

Portopulmonale Hypertension lässt sich in der Nachsorge-Phase durch eine bewusste Abstinenz therapieren. Auf diese Weise kann ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden, mitunter sogar gänzlich eingedämmt werden. Der Verzicht auf Alkohol sorgt für ein besseres Wohlbefinden. Für die Betroffenen empfiehlt sich eine abwechslungsreiche, vitaminreiche Ernährung.

Unter anderem hilft eine reduzierte Eiweißzufuhr dabei, die Symptome zu lindern. Durch gesunde Ersatzprodukte mit Nährstoffen bekommt der Körper dennoch genügend Vitalstoffe. Als Ergänzung und zum Anschluss an die eigentliche Therapie empfehlen die Ärzte häufig gefäßerweiternde Substanzen.

Damit dient die Nachsorge gleichzeitig als Vorsorgemaßnahme. Der Erkrankung lässt sich allerdings nur bedingt vorbeugen. Durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten reduziert sich das Risiko erheblich. Die Hauptursache für die Beschwerden lässt sich also stark beeinflussen. Durch die Zufuhr von ausreichend Vitaminen verbessern sich gleichzeitig die Abwehrkräfte, die Lebensqualität steigt.

Bewegung ist ebenfalls hilfreich, allerdings sollten sich die Betroffenen nicht überschätzen und eine Überanstrengung vermeiden. Stress durch viel Arbeit oder zwischenmenschliche Krisen kann ebenfalls einen negativen Einfluss haben. Deshalb ist es wichtig, solche Faktoren durch Entspannungstechniken zu verringern und möglichst entspannt zu bleiben.

Das können Sie selbst tun

Erkrankte einer portopulmonalen Hypertension sollten den Konsum von Alkohol vollständig unterlassen. Die Zufuhr von Lebensmitteln ist insbesondere in Restaurants vor dem Verzehr auf die Inhaltsstoffe zu kontrollieren. Bereits kleine Mengen von Alkohol können zu Komplikationen und einer Zunahme von Beschwerden führen. Suchterkrankten wird angeraten, sich schnellstmöglich einem Entzug zu stellen. Nur so kann der Krankheitsfortschritt gebremst werden.

Das Immunsystem muss neben der medizinischen Versorgung eigenverantwortlich unterstützt werden. Eine vitaminreiche Kost und ausgewogene Ernährung sind wichtig. Im Umgang mit der Erkrankung benötigt der Organismus ausreichend Abwehrkräfte. Diese können neben einer gesunden Nahrungsmittelzufuhr durch die Zufuhr von ausreichendem Sauerstoff sowie Bewegung mobilisiert werden. Bei allen körperlichen Betätigungen sind die körpereigenen Grenzen zu beachten und Überanstrengungen zu vermeiden.

Schädlich sind ebenfalls Situationen, in denen der Betroffene einem emotionalem Stresserleben ausgesetzt ist. Diese tragen zu einer Erhöhung des Blutdrucks bei und verschlechtern den allgemeinen gesundheitlichen Zustand. Zwischenmenschliche Konflikte sind daher nach Möglichkeit schnell zu lösen oder sollten umgangen werden. Ein stabiles und sicheres soziales Umfeld ist bei der Bewältigung aller Widrigkeiten der Erkrankung wichtig. Zum Abbau von aufgebauten Stressoren helfen gezielt Mentaltrainings sowie verschiedene Techniken der Entspannung. Diese können eigenverantwortlich nach den Bedürfnissen des Patienten angewendet werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006

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