Pollakisurie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Pollakisurie wird häufig verursacht durch eine Infektion der Harnwege oder einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse beim Mann und kann für die Betroffenen sehr lebenseinschränkend sein. Vor allem, wenn der Nachtschlaf durch den häufig auftretenden Harndrang gestört wird, kann dieses in der Folge auch andere Organsysteme in Mitleidenschaft ziehen und somit in ihrer Funktion beeinträchtigen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pollakisurie?

Bei der Pollakisurie kommt es zu einem häufigen Drang zum Wasserlassen. Der Harnabsatz erfolgt zudem in nur kleinen Mengen.
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Die Pollakisurie ist eine Störung der Blasenfunktion, die sich durch ein häufiges Ausscheiden von kleinen Harnmengen auszeichnet. Im Allgemeinen ist die Gesamtmenge des ausgeschiedenen Urins dabei nicht erhöht und beträgt in etwa 75 % der aufgenommenen Flüssigkeit. Die Pollakisurie ist somit keine eigenständige Erkrankung, sondern tritt als Symptom in Folge diverser Erkrankungen des Harntraktes auf.

Oftmals tritt die Pollakisurie zusammen mit eine Nykturie auf, einer Symptomatik, die das mehrmalige Wasserlassen während der Nacht bezeichnet. Dabei wacht der Patient wegen des nächtlichen Harndrangs mehrmals auf und muss die Toilette aufsuchen. Die Durchschlafstörung kann zum Schlafmangel führen und damit Auslöser für vielerlei andere Probleme sein.

Ursachen

Ist die Pollakisurie verursacht durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme, einer Polydipsie, und einer damit einhergehenden erhöhten Urinproduktion, einer sogenannten Polyurie, so ist abzuklären, was die erhöhte Flüssigkeitsaufnahme verursacht. Gründe können beispielsweise Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus sein, eine Erkrankung, bei welcher dem Körper das im Hypothalamus produzierte Hormon ADH fehlt.

Ist die Gesamtmenge des Urins hingegen normal, so ist die Pollakisurie oftmals verursacht durch eine Infektion der Harnwege. Eine Blasenentzündung (Zystitis) kann ebenso die Ursache sein, wie eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Häufig werden diese Infektionen von Bakterien aus der Analregion verursacht, die in die Harnwege gelangen. Da die Harnwege der Frau im Gegensatz zu den Harnwegen des Mannes kürzer sind, ist der weibliche Harntrakt auch weit häufiger von Infektionen betroffen als der männlichen.

Bei Männern ist eine Pollakisurie oftmals bedingt durch eine Vergrößerung der Prostata, welche durch die vergrösserte Raumforderung die Harnblase einengt und somit ihr Fassungsvermögen reduziert, sowie zu einem erhöhten Abflusswiderstand führt. Auch eine Entzündung der Prostata kann zu einem Anschwellen der Vorsteherdrüse und damit zu einem erschwerten Harndrang führen.

Auch in der Schwangerschaft kommt es häufig zu einer Pollakisurie, da das Anwachsen der Gebärmutter auf die Blase drückt. Des Weiteren kann auch eine Krebserkrankung der Prostata oder der Harnblase Ursache für eine Pollakisurie sein. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Möglichkeit einer psycho-vegetativen Störung, die beispielsweise stressbedingt sein kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei der Pollakisurie kommt es zu einem häufigen Drang zum Wasserlassen. Der Harnabsatz erfolgt zudem in nur kleinen Mengen. Darüber hinaus zeichnet die Erkrankung sich gelegentlich durch Schmerzen beim Urinieren (Algurie) oder einen nächtlichen Harndrang (Nykturie) aus. Ein typisches Symptom ist die Menge des Urins: der Urinstrahl ist in der Regel abgeschwächt oder wird gar tropfenweise abgesetzt, sodass es zu einer höheren Frequenz, aber einer geringen Menge an Harn kommt.

Zwischenzeitlich können Harnabsatzbeschwerden oder eine verzögerte Harnentleerung auftreten. Hierdurch entsteht häufig ein andauernder Harndrang, der mit krampfartigen Schmerzen im Bereich des Schambeins verbunden sein kann. Gelegentlich bemerken Betroffene, dass dem Urin Blut beigemischt ist (Hämaturie). In einigen Fällen kommt es während einer Pollakisurie zudem zu Störungen des Allgemeinbefindens.

Dazu gehören neben Fieber und Abgeschlagenheit auch Bauchschmerzen, Schmerzen an den Flanken oder Blasenschmerzen, die der Symptomatik einer Blasenentzündung ähnlich sind. Die typischen Symptome einer Pollakisurie können weitere Beschwerden auslösen.

Dazu gehören Schmerzen sowie Brennen der Harnröhre, eine gestörte Nachtruhe und nicht erholsamer Schlaf, verbunden mit Tagesmüdigkeit. De Symptomatik wirkt bei vielen Betroffenen zudem auf die Psyche und das Verhalten. Es kommt zu Nervosität und zur Unfähigkeit, das Haus zu verlassen, da stets eine Toilette in erreichbarer Nähe sein muss.

Diagnose & Verlauf

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Harnblase. Klicken, um zu vergrößern.

Zur Abklärung der Ursachen für eine Pollakisurie ist eine gründliche Anamnese des Patienten vonnöten. Alle Vorerkrankungen, wie auch die bestehenden, müssen im Zusammenhang betrachtet werden, um der Ursache der Pollakisurie auf die Spur zu kommen. Von Interesse ist vor allem, ob es Schmerzen beim Wasserlassen gibt, ob der Harnstrahl an Intensität verloren hat oder ob sich Blut im Urin befindet. Allgemeine Symptome, wie körperliche Schwäche, Fieber oder Müdigkeit können auf eine Infektion der Harnwege hinweisen.

Nach der gründlichen Anamnese wird in der Regel eine Urinprobe erbeten und ein Blutbild erstellt. Anschließend ist häufig eine Ultraschalluntersuchung der Blase angezeigt. Des Weiteren kann auch noch eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, sollte der behandelnde Arzt diese als nötig erachten.

Komplikationen

Die Pollakisurie ist oft nur ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung und führt meist nicht allein zu einer Komplikation. Komplikationen in diesem Zusammenhang entwickeln sich in der Regel im Rahmen der entsprechenden Grunderkrankung. So kann die Pollakisurie ein Indikator für Harnwegsinfektionen sein. Des Weiteren kann auch ein Prostata- oder Blasenkrebs dahinterstecken.

Bei einer bestehenden Pollakisurie sollte unbedingt immer ein Arzt konsultiert werden, um die eventuell zugrunde liegende Erkrankung zu diagnostizieren. Ansonsten droht die Verschlechterung der Symptome und der Grundkrankheit. Aber auch bei Stress bedingter Pollakisurie ruft der Stress parallel zur eigentlichen Entleerungsstörung der Blase oft andere gesundheitliche Probleme und weitere Komplikationen hervor.

Der häufige Harndrang wirkt besonders nachts störend und es kommt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Nachtruhe. Dabei leidet er an Schlafmangel, welcher möglicherweise wiederum Ursache verschiedener Erkrankungen sein kann. Der häufige nächtliche Harndrang stellt zunächst auch einen erheblichen Stressfaktor dar.

Wenn die Pollakisurie zusätzlich auch Stress bedingt ist, entwickelt sie sich im Rahmen eines Teufelskreises zu einem chronischen Zustand. Der ständige Schlafmangel verschlechtert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, da Stress und Schlafmangel sich immer negativ auf die allgemeine Gesundheit auswirken. Neben psychischen Erkrankungen stellen sich dann oft langfristig auch organische Schäden ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Andauernder Harndrang, der sich innerhalb kurzer Zeit nach einem erfolgreichen Toilettengang einstellt, ist einem Arzt vorzustellen. Kommt es während des Nachtschlafes zu einem mehrmaligen Bedürfnis des Wasserlassens, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Schlafstörungen, einer inneren Schwäche, Gereiztheit sowie Störungen der Konzentration und Aufmerksamkeit wird ein Arzt benötigt. Eine erhöhte Körpertemperatur, innere Unruhe und ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf sind kontrollieren und abklären zu lassen. Schmerzen im Unterleib oder bei der Fortbewegung, Fieber sowie eine wiederholt auftretende Müdigkeit sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung.

Ein Arztbesuch ist erforderlich, sobald die Beschwerden über mehrere Tage und Wochen unvermindert bestehen bleiben oder eine zunehmende Tendenz zeigen. Können Ruhe- und Erholungsphasen aufgrund des Harndrangs nicht eingehalten werden, wird ein brennendes Gefühl in der Harnröhre wahrgenommen oder kommt es aufgrund der Beschwerden zu Unregelmäßigkeiten bei der Bewältigung des Alltags, benötigt der Betroffene Hilfe.

Verhaltensänderungen, psychische Belastungszustände, Tagesmüdigkeit sowie eine Abnahme des Wohlbefindens sind mit einem Arzt zu besprechen. Können Freizeitaktivitäten oder berufliche Tätigkeiten nicht mehr wie gewohnt und den Anforderungen entsprechend ausgeführt werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Einnässen oder plötzliches nächtliches Erwachen lösen ein Stresserleben aus, das zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Die Unterstützung eines Arztes sollte daher rechtzeitig in Anspruch genommen werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Pollakisurie ist differenziert zu betrachten und abhängig von der Ursache. Sollte es keine diagnostischen Hinweise auf eine organische Ursache, so ist einer psychosomatischen Behandlung anzuraten. Oftmals wird dabei vom Patienten verlangt, ein Tagebuch über die Toilettengänge zu führen. Unter Umständen kann ein Blasentraining dem Betroffenen helfen, die Pollakisurie in den Griff zu bekommen. Sollte sich herausstellen, dass die Pollakisurie stressbedingt ist, kann auch das Erlernen von einfachen Entspannungstechniken zu einer Linderung der Symptomatik führen.

Ist eine Infektion der Harnwege die Ursache der Pollakisurie, so wird üblicherweise ein Antibiotikum verabreicht. Vor allem ist in diesem Fall auf eine ausreichend große Trinkmenge zu achten, bis sich die Beschwerden wieder bessern. Auch eine Wärmflasche kann oftmals hilfreich sein und Linderung bewirken.

Bei einer Krebserkrankung der Harnblase oder der Prostata als Ursache für die Pollakisurie, ist es von vielerlei Faktoren abhängig, ob der Tumor chirurgisch entfernt werden sollte oder ob eine Chemotherapie allein ausreichend ist. Abschließend kann dies nur der behandelnde Onkologe beurteilen. Bei gutartigen Prostatavergrößerungen, die im Zusammenhang stehen mit hormonellen Veränderungen, stehen heutzutage diverse Medikamente zur Verfügung, um das Organ wieder zu schrumpfen, was in der Folge zu einer Abnahme der Symptome führt.


Vorbeugung

Um einer Pollakisurie vorzubeugen ist Männern ab 40 Jahren anzuraten, regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung der Prostata durchführen zu lassen, da die Vergrößerung des Organs die häufigste Ursache der Pollakisurie beim Mann ist. Frauen sollten bei den geringsten Anzeichen einer Entzündung der Harnwege einen Termin mit ihrem Urologen oder ihrem Frauenarzt vereinbaren, um eine Ausweitung der möglichen Infektion so schnell wie möglich zu unterbinden.

Nachsorge

Betroffenen stehen bei der Pollakisurie in den meisten Fällen nur wenige und auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist in erster Linie eine schnelle Diagnose und eine anschließende Behandlung sehr wichtig, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Je früher die Krankheit dabei erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf.

Daher sollte der Patient schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Schaden an den inneren Organen, welcher zum Tod führen kann. Die Betroffenen sollten bei der Pollakisurie besonders viel Flüssigkeit zu sich nehmen.

Dabei wirkt sich im Allgemeinen auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung und sportlichen Aktivitäten positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Bei der Einnahme von Medikamenten sollte immer die richtige Dosierung und auch die regelmäßige Einnahme der Arzneimittel beachtet werden.

Werden Antibiotika eingenommen, sollten diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden. In einigen Fällen wird die Pollakisurie mit Hilfe einer Chemotherapie behandelt. Dabei sind die Betroffenen nicht selten auf die Pflege und die Unterstützung durch die eigene Familie angewiesen, welche vor allem Depressionen lindern kann.

Das können Sie selbst tun

Wer häufig wenig Urin ausscheidet, sollte zunächst einen Arzt aufsuchen. Meist liegt den Beschwerden eine leichte Blasenentzündung oder eine andere harmlose Ursache zugrunde, es kann jedoch auch eine ernste Erkrankung wie zum Beispiel Prostatakrebs vorliegen.

Liegt keine organische Ursache vor, kann die Blase durch Beckenbodentraining trainiert werden. Betroffene können versuchen, den Harndrang bewusst zu unterdrücken und die Blase so an eine größere Füllmenge zu gewöhnen. Weniger trinken empfiehlt sich nicht, denn der Körper benötigt mindestens zwei bis drei Liter Wasser pro Tag, um gesund zu bleiben. Sinnvoller ist es, den Intimbereich stets gut zu wärmen. Dies gelingt beispielsweise, indem man sich nicht auf kalte Flächen setzt und geeignete Unterwäsche trägt.

Bei chronischen Beschwerden sollten die Maßnahmen zunächst mit dem Urologen oder Frauenarzt besprochen werden. Wenn der häufige Harndrang die Lebensqualität stark einschränkt, sollte die Pollakisurie medikamentös behandelt werden. Begleitend dazu bieten sich natürliche Mittel an. Kürbiskerne etwa, lindern die Beschwerden gezielt und verbessern dadurch das Wohlbefinden. Wenn gleichzeitig ein gesunder und aktiver Lebensstil geführt wird, sollten die Beschwerden rasch wieder abklingen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

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