Kraft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kraft oder ein gute Kraftfähigkeit spielt in vielen Sportarten und bei zahlreichen Alltagaktivitäten eine wichtige Rolle. Manche Erkrankungen können sie erheblich einschränken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kraft?

Kraft oder ein gute Kraftfähigkeit spielt in vielen Sportarten und bei zahlreichen Alltagaktivitäten eine wichtige Rolle.

In der Sportwissenschaft wird die Leistungsfähigkeit in 5 motorische Grundeigenschaften eingeteilt. Neben Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit ist Kraft eine davon. Sie kann in verschiedene Beanspruchungsformen unterteilt werden.

Der Begriff Maximalkraft ist eine davon und beschreibt die Fähigkeit des muskulären Systems die maximal mögliche Kraft gegen einen unüberwindlichen Widerstand aufzubringen. Die Größe der Kraft ist vom Muskelquerschnitt abhängig. Der Begriff Schnellkraft definiert die Fähigkeit in möglichst kurzer Zeit einen größtmöglichen Bewegungsimpuls zu generieren. Diese Eigenschaft wird stark von der Faserzusammensetzung der Muskulatur bestimmt. Mit Reaktivkraft ist die Fähigkeit des motorischen Systems gemeint, die potentielle Energie für die Ausführung von Bewegungen zu nutzen, die bei dem sogenannten Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus entsteht.

Alle Eigenschaften funktionieren nur optimal wenn das Nerv-Muskel- Zusammenspiel und die Stoffwechselsysteme intakt sind und genügend Energie bereitgestellt wird.

Kraft entsteht im Muskel durch eine Kontraktion, die entweder eine Bewegung zur Folge hat oder zu einer Spannungserhöhung im Muskel führt. Dementsprechend kann sie in eine dynamische und eine statische Form eingeteilt werden. Die dynamisch konzentrische Kontraktionsform ist dadurch gekennzeichnet, dass sich der Muskel während der Kontraktion verkürzt. Bei der dynamisch exzentrischen Form entfernen sich Ursprung und Ansatz während der muskulären Arbeit. Bei der außerdem möglichen isometrischen Form verändert sich die Länge nicht.

Funktion & Aufgabe

Die Kraft, die sich durch die Summation aller Kontraktionen in den Muskelzellen ergibt, wird entweder zur Stabilisation, für lokale Bewegungen oder die Fortbewegung des gesamten Körpers benutzt, wie etwa beim Gehen oder Laufen. Widerstände, wie sie beim Heben von Lasten oder beim Wegdrücken von Gewichten entstehen, erhöhen den Kraftaufwand. Im Alltag tritt häufig die Situation auf, dass der Körperkern stabilisiert wird, während die Extremitäten sich bewegen. Diese sinnvolle funktionelle Aufgabenverteilung ermöglicht die Dynamik des Körpers.

Kraft wird bei vielen alltäglichen, handwerklichen und sportlichen Aktivitäten benötigt. In klassischen Berufen mit schwerer körperlicher Arbeit, wie etwa Maurer, Gerüstbauer, Dachdecker oder Schmied sie haben, werden immer wieder hohe Kraftanforderungen verlangt. Die spezifischen Krafteigenschaften der Menschen, die in diesem Bereich tätig sind, werden mit der Zeit deutlich verbessert.

In vielen Sportarten spielen gute Kraftfähigkeiten eine wichtige Rolle, entweder als ein Baustein neben anderen motorischen Grundeigenschaften, oder als Hauptaspekt. Gewichtheber und andere Kraftsportler brauchen gute Maximalkraftwerte und Stabilisationsfähigkeiten, während in dynamischen Sportdisziplinen eher die anderen Kraftkomponenten gefordert sind, vor allem die Schnellkraft.

Die Reaktivkraft hat in allen Sportarten eine hohe Bedeutung, die mit Ausholbewegungen einhergehen. Der Bewegungsstart kann durch die Ausnutzung der kinetischen Energie, die in den elastischen Elementen des Bewegungssystems durch die Vordehnung gespeichert wurde, viel effektiver gestaltet werden. Das ist bei allen Sportarten der Fall, die mit Ausholbewegungen einhergehen, wie zum Beispiel Handball und Volleyball, den Rückschlagspielen Tennis, Squash und Badminton und den leichtathletischen Wurfdisziplinen Diskus-, Hammer und Speerwerfen. Im Rahmen der Entwicklung des Fitnessbereichs ist Krafttraining in mittlerweile zu einer eigenen sportlichen Disziplin geworden, die viele Menschen im Studio, im Verein oder zu Hause betreiben.

Das dynamische Krafttraining lässt sich in verschiedene Arten einteilen, die je nach der persönlichen Zielsetzung oder den Bedürfnissen der jeweiligen Sportart zur Anwendung kommen. Die Einteilung erfolgt nach der geforderten Intensität der Kraftanforderung, die anhand des Maximalkraftwertes gemessen wird. Trainiert wird in Serien mit Wiederholungszahlen und Pausen zwischen den einzelnen Sätzen. Je höher die geforderte Intensität ist, desto kleiner ist die Wiederholungszahl und desto länger die Pausenzeit.

Mit Kraftausdauertraining wird die Fähigkeit verbessert, längere Zeit Bewegungen mit mittleren Gewichten oder Widerständen auszuführen, während es im Hypertrophie- und Maximalkrafttraining eher um den Kraftaufbau geht. Das Training der neuromuskulären Koordination ist die Beanspruchungsform mit der höchsten Intensität.

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Krankheiten & Beschwerden

Alle Erkrankungen, die mit einem Verlust oder der Reduzierung der Kraftfähigkeiten einhergehen, beeinträchtigen die Aktivitäten, für die Kraft benötigt wird. Die Muskelatrophie ist eine Abbauerscheinung der Muskulatur, die nach längeren Inaktivitätsphasen auftritt. Dieser Prozess kann nach einer längeren Ruhigstellung eines Körperteils, etwa im Gips, lokal auftreten. Er kann aber auch die gesamte Skelettmuskulatur betreffen, als Folge von längerer Immobilität durch schwere Erkrankungen oder Verletzungen.

Die Intensität des Abbau bestimmt die Dauer des Wiederaufbaus der Muskulatur. Generell lässt sich allerdings sagen, dass ein Muskelabbau sehr schnell vonstatten geht, der Aufbau jedoch deutlich länger dauert.

Alle neurologischen Probleme, die zu einer inkompletten oder kompletten schlaffen Lähmung von Muskeln führen, verursachen eine erhebliche Reduzierung oder einen totalen Verlust der Kraftfähigkeiten des betroffnen Muskels. Zu diesen Erkrankungen gehören die peripheren Läsionen, die durch Verletzungen, Druckschädigungen oder durch Erkrankungen der Nerven hervorgerufen werden. Unfälle, Stich- oder Schnittverletzungen können direkte lokale Nervenschäden hervorrufen, während zu feste Gipsverbände oder Bandscheibenvorfälle zu einer indirekten Schädigung durch Druck führen.

Am häufigsten sind Nerven der Extremitäten von solchen Prozessen betroffen, da sie relativ oberflächlich verlaufen. Typische Beispiel sind am Arm die Läsionen des Nervus radialis mit dem Erscheinungsbild der Fallhand oder des Nervus medianus mit der Schwurhand. Am Bein tritt am häufigsten die Verletzung dse Nervus peronäus mit einer Lähmung der Fußheber auf.

Eine schwerwiegende Verletzung mit massiven Folgen ist die meist traumatische Durchtrennung des Rückenmarks mit einer kompletten oder inkompletten Querschnittslähmung. Alle Muskeln, die von den Nerven versorgt werden, die unterhalb des Querschnitts liegen, können, je nach Schweregrad, keine oder nur noch wenig Kraft entwickeln. Alltägliche Verrichtungen wie Gehen oder Handaktivitäten können dadurch massiv eingeschränkt oder gar unmöglich sein.

Ein Formenkreis von seltenen Erkrankungen, die zu einem fortschreitenden Verlust der Muskelfunktion und der Kraftfähigkeit führen, sind die Muskeldystrophien und die amyotrophe Lateralsklerose. Dies sind systemische Leiden, die einen mehr oder weniger raschen Abbau der Kraft der gesamten Skelettmuskulatur zur Folge haben. Bei schnellen Verläufen ist die Lebensqualität und die gesellschaftliche Partizipation sehr rasch beeinträchtigt. Die Lebenserwartung kann durch diese Erkrankungen deutlich reduziert sein.

Quellen

  • Biel, A., Kolster, B. (Hrsg.): Trail Guide - Bewegung und Biomechanik. KVM - Der Medizinverlag, Berlin 2016
  • Froböse, I. et al.: Bewegung und Training. Urban & Fischer, München 2002
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004

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