Koordination

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Koordination wird das Zusammenwirken von unterschiedlichen Steuerungs-, Wahrnehmungs- und Motorikelementen verstanden. Sie ist wichtig für einen geordneten Bewegungsablauf des Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Koordination?

Als Koordination wird das Zusammenwirken von unterschiedlichen Steuerungs-, Wahrnehmungs- und Motorikelementen verstanden. Sie ist wichtig für einen geordneten Bewegungsablauf des Menschen.

Die Bewegungs- und Trainingswissenschaften stufen die Bewegungskoordination als Prozess und Resultat eines Zusammenwirkens von Motorik-, Steuerungs- und Wahrnehmungselementen ein, die dem zielgerichteten und geordneten Bewegungsablauf des Menschen dienen. So ist die Koordination das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Teilbereichen.

Im Sport gilt die Bewegungskoordination als Zusammenwirken von Nervensystem und Muskulatur. Zusammen mit emotionalen und kognitiven Abläufen gehört die Bewegungskoordination zu den wichtigen Faktoren für die menschliche Bewegungsfähigkeit.

Funktion & Aufgabe

Erklärt wird die menschliche Bewegungskoordination durch kybernetische Regelkreisebenen. Dabei gilt der Mensch als System, von dem äußere Reize aus der Umwelt wahrgenommen und verarbeitet werden.

Auf diese Weise kommt es zur Umsetzung der jeweiligen Bewegung. So ist der Mensch imstande, durch die Innervation seiner Muskeln und Rückmeldungen, seine Bewegungen in die gewünschte Richtung zu lenken.

Die erste Regelkreisebene wird als Phase der Grobkoordination bezeichnet. Dabei findet die Bewegungskoordination als bewusstes Steuern statt. Untergeordnete Abschnitte wie die Basalganglien oder das Kleinhirn sind daran nicht beteiligt.

Da die Ausführung der Bewegungen in der ersten Regelkreisebene grobmotorisch verläuft, lassen sich dabei kaum Korrekturen vornehmen. Nur akustische und optische Reize geben dem Menschen Rückmeldungen, was in erster Linie für Sportler gilt. So weiß zum Beispiel ein Tennisspieler, wie er einen Aufschlag durchführen muss, nimmt jedoch eventuelle Fehlhaltungen nicht wahr, weil er keine interne Rückmeldung erhält.

Bei der zweiten Regelkreisebene handelt es sich um eine Steuerung über subkortikale Zentren. Durch das häufigere Ausführen von bestimmten Bewegungen erhalten diese immer mehr Sicherheit. Dabei werden im Kleinhirn Bewegungsprogramme gebildet.

Weil über den kinästhetischen Analysator Rückmeldungen erfolgen, kann eine Steuerung der Bewegungen stattfinden. Zuständig für diese unbewusste Form von Steuerungen sind supraspinale und subkortikale Zentren. Darüber hinaus kann sich das menschliche Bewusstsein bei dieser Bewegungsausführung auf andere Punkte richten, die wichtig für die Aufmerksamkeit sind.

Die dritte Regelkreisebene ist die Steuerung über spinale und supraspinale Zentren. Sie gilt auch als Phase der Feinkoordination. Durch spinale und subraspinale Zentren, die sich im Hirnstamm und Motorkortex befinden, lässt sich eine Bewegung selbst dann sicher ausführen, wenn Störungen auftreten. Beim Sport erreicht ein Mensch diese Phase allerdings erst nach jahrelangem Training.

Höhere Zentren innerhalb des menschlichen Gehirns liefern Impulse an die tieferliegenden Regionen des zentralen Nervensystems (ZNS). An dieser Stelle erfolgt das Speichern der Bewegung als Efferenzkopie. Der Impuls geht anschließend weiter an das Erfolgsorgan, sodass es zur Durchführen der Bewegung kommt.

Nach dem Ende der Bewegung wird eine Rückmeldung an die tieferen ZNS-Zentren abgegeben. Dies hat einen Vergleich der Bewegung mit der Efferenzkopie zur Folge. Auf diese Weise erhält der Mensch während der Bewegung einen SOLL-IST-Wert-Vergleich.

Vom jeweiligen Lebensbereich hängt es ab, welche Aufgaben die Bewegungskoordination zu erfüllen hat. So wird zwischen alltäglicher, sportlicher und beruflicher Motorik unterschieden. Je komplexer die Anforderungen ausfallen, desto komplizierter wird das Zusammenspiel der einzelnen Elemente.

Alltagsbewegungen wie Laufen, Treppensteigen oder Einpacken von Gegenständen gelten als verhältnismäßig einfache Bewegungsformen, die sich rasch beherrschen lassen. Dagegen müssen berufsspezifische Bewegungen erst einmal erlernt werden.

Besonders hoch sind die Anforderungen an die Bewegungskoordination im sportlichen Bereich. So ist es dort oft erforderlich, die sportlichen Bewegungen mit dynamischen Anforderungen zu verbinden.

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Krankheiten & Beschwerden

Die Bewegungskoordination des Menschen kann durch Störungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Mediziner bezeichnen diese als Ataxien. Dabei erleiden bestimmte Teile des Nervensystems Funktionseinbußen. Besonders betroffen davon ist das Kleinhirn. Ebenso können aber auch Schädigungen der peripheren Nerven oder des Rückenmarks für eine Ataxie verantwortlich sein.

Es gibt unterschiedliche Formen von Ataxien, deren Bezeichnung von der Körperstelle abhängt, an denen sie auftreten. Dazu gehören die Standataxie, die Rumpfataxie, die Zeigeataxie sowie die Gangataxie.

Bei einer Standataxie können die betroffenen Personen ohne Hilfe nicht stehen oder gehen. Im Falle einer Rumpfataxie ist gerades Sitzen oder Stehen ohne eine Stütze nicht mehr möglich. Eine Gangataxie macht sich durch einen unsicheren und breitbeinigen Gang bemerkbar. Von einer Zeigeataxie ist die Rede, wenn die Patienten ihre Bewegungen nicht mehr koordinieren können. Dadurch treten feinmotorische Probleme auf, indem die Betroffenen daneben zeigen oder wackelige Bewegungen ausführen. Zeigt sich eine Ataxie nur an einer Körperseite, wird dies als Hemiataxie bezeichnet.

Als Folge einer Ataxie treten nicht selten noch weitere Beschwerden auf. Dazu gehören Sprachstörungen, Schluckbeschwerden und unkoordinierte Augenbewegungen. Häufig leiden die Patienten unter Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Muskelkrämpfen und Inkontinenz.

Ausgelöst wird eine Ataxie durch Erkrankungen, bei denen es zu einem Funktionsverlust von bestimmten Teilen des zentralen Nervensystems kommt. In erster Linie handelt es sich dabei um Schädigungen des Kleinhirns. Dieses ist für die Koordination von Informationen, die aus dem Gleichgewichtsorgan, den Sinnesorganen oder dem Rückenmark stammen, zuständig. Im Kleinhirn werden diese Informationen in motorische Bewegungen übersetzt.

Häufige Krankheitsursachen sind Tumore im Kleinhirnbereich, Durchblutungsstörungen, Hirnblutungen oder ein Schlaganfall. Aber auch eine Entzündung des Nervensystems wie bei der Multiplen Sklerose, die das Kleinhirn oder das Rückenmark schädigt, löst mitunter eine Ataxie aus.

Weitere denkbare Ursachen sind Infektionskrankheiten wie Masern oder die übermäßige Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder Antiepileptika. Mitunter haben Ataxien auch einen genetischen Auslöser.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Wonisch, M. et al.: Kompendium der Sportmedizin. Physiologie, Innere Medizin und Pädiatrie. Springer, Berlin 2017

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