Gaumen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Gaumen ist die obere Wand innerhalb der Mundhöhle. Er ist der Widerpart zur Zunge. Dadurch spielt er eine große Rolle beim Essen und Sprechen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Gaumen?

Die Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte ist die häufigste Fehlbildung, die beim Menschen vorkommt. Bereits im Embryonalstadium der Schwangerschaft entwickelt sich dieser Bereich des Mundes nicht richtig, was zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen führt.
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Der Gaumen ist eine zu einem großen Teil unbewegliche und zu einem kleinen Teil bewegliche Platte, die die Nasenhöhle und die Mundhöhle voneinander trennt. Zu ihm gehören neben diversen Muskeln auch die Gaumensegel und das Gaumenzäpfchen.

Beim Sprechen, Essen und Trinken spielt dieser Körperteil eine wichtige Rolle. So werden mit seiner Hilfe Laute gebildet, die durch ihren Namen auf den Entstehungsort verweisen. Ist es ein palataler Laut, entsteht er am harten Gaumen. „Velar“ weist auf den weichen Gaumen hin und der Zusatz „uvular“ auf das Zäpfchen.

Beim Musikunterricht lässt sich die Funktion des Gaumens für die Sprache genau erkunden, denn die Stimmbildung findet auch im Mund statt. Eine besondere Aufmerksamkeit, wie das Sprechen und das Singen funktioniert, hilft dabei, deutlicher zu sprechen. So entwickelt sich ebenfalls eine Sensibilität und ein Bewusstsein für die eigene Stimme und Sprache.

Anatomie & Aufbau

Der Gaumen trennt Mund- und Nasenhöhle voneinander. Er besteht aus zwei Teilen.

Der erste Teil wird aus vier Knochenplatten gebildet und wird als harter Gaumen (Palatum durum) bezeichnet. Als vordere Front entsteht er aus dem beiden Platten des Oberkiefers und den beiden Gaumenbeinen. Sie sind über Nähte miteinander verbunden, deren Mittelnaht auch im Erwachsenenalter noch sichtbar ist. Sie wird als Gaumennaht (Raphe palati) bezeichnet.

So genannte Gaumenstaffeln sind Querverbindungen zwischen den einzelnen Teilen. Sie sind erspürbar. Die Mundschleimhaut überzieht dieses Gerüst. Diese besitzt viele Drüsen und enthält ein großes Venengeflecht, was für eine gute Durchblutung sorgt. An den Zähnen geht die Mundschleimhaut in das Zahnfleisch über.

Der harte Gaumen reicht weit in die Mundhöhle bis zu den Weisheitszähnen hinein und geht dann in den zweiten, weichen Gaumenteil über. Dieser beinhaltet die Gaumensegel (Velum palatinum) und das Gaumenzäpfchen, das sich zwischen den beiden Segeln befindet. Dieser Teil wird durch eine Bindegewebeplatte gebildet und ist beweglich. Er grenzt an den Rachen an und schließt ihn zum Teil zur Nasenhöhle ab.

Funktion & Aufgaben

Der Gaumen erfüllt seine Funktion neben der Trennung von Mund- und Nasenhöhle beim Essen, Trinken und Sprechen. Beim Essen dient der harte Teil als Widerpart zum Kiefer sowie zum Gebiss und damit hilft er bei der Zerkleinerung der Nahrungsmittel. Der harte Gaumen ermöglicht es, beim Sprechen gewisse Laute zu bilden, indem er mit der Zunge und den Lippen zusammen arbeitet.

Der weiche Teil trennt den Mundraum vom Nasen- und Rachenraum. Gerade beim Schlucken erfüllt er damit eine wichtige Funktion. Das Gaumensegel sorgt in diesem Fall dafür, dass das Essen in die Speiseröhre gelangt, denn beim Schlucken wird es nach oben gezogen und versperrt so den Weg zur Luftröhre und zur Nasenhöhle.

Sprechen bedeutet, den Luftstrom aus der Lunge über die Kehle in der Mundhöhle mithilfe der Zähne, der Zunge, dem Gaumen und den Lippen zu Lauten zu formen. Beim Sprechen ist das Gaumensegel ebenfalls von Bedeutung, denn es reguliert den Luftstrom aus der Lunge. Ist es gehoben, so ist die Lautbildung möglich. Lediglich bei nasalen Lauten senkt es sich und sorgt so für einen oralen Verschluss. Der Nasenraum ist in diesem Fall geöffnet. Er wird zu einem Resonanzraum, in dem stimmhafte Nasale wie das „m“ oder das „n“ gebildet werden können.


Krankheiten & Beschwerden

Die Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte ist dabei die häufigste Fehlbildung, die beim Menschen vorkommt. Bereits im Embryonalstadium der Schwangerschaft entwickelt sich dieser Bereich des Mundes nicht richtig, was zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen führt.

Vorbeugende Maßnahmen können bereits getroffen werden, wenn der Wunsch nach einem Kind entsteht. Durch die Einnahme von Folsäure sowie der Aufgabe des Rauchens und des Alkoholgenusses reduziert sich die Gefahr, dass es zu einer solchen Fehlbildung kommt. Auch die rechtzeitige Impfung gegen Röteln verhindert, während der Schwangerschaft an dieser Krankheit erkranken zu können und das ungeborene Kind auf diese Weise zu gefährden.

Die Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte kennt unterschiedliche Ausformungen. Eine leichte Form ist die Lippenspalte, die operativ einfach behoben werden kann und durch eine nachfolgende Sprachtherapie die entsprechenden Laute trainiert. Bei schwereren Formen muss sofort nach der Geburt operiert werden, da das Kind sonst nicht ernährt werden kann und stirbt.

Eine Mundschleimhautentzündung (Stomatitis) kann auf den Gaumen übergreifen, wenn sie nicht behandelt wird. Sie ist meist schmerzhaft, aber harmlos. Sie begleitet Halsschmerzen oder eine Entzündung des Zahnfleisches.

Auch wenn die Zahnprothese nicht richtig sitzt, kann sie am Gaumen eine Entzündung durch die Reizung der Mundschleimhaut auslösen. Es hilft, auf die Mundhygiene zu achten und beruhigende pflanzliche Medikamente einzunehmen. Ist die Zahnprothese der Auslöser, hilft der Besuch beim Zahnarzt.

Mundkrebs befällt auch den Gaumen. Risikofaktoren sind Alkohol, Rauchen, schlechte Mundhygiene, schlechte Ernährung (vor allem der Mangel an Vitaminen und Spurenelementen) und Giftstoffe. Er tritt vermehrt ab dem 50. Lebensjahr auf und betrifft dabei vor allem Männer. Mundkrebs äußert sich zu Beginn über Schmerzen im Mundbereich, Sprechprobleme und Mundgeruch. Behandelt werden kann er durch Chemotherapie, gerade wenn er im Bereich des harten Gaumens auftritt.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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