Weisheitszähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gebiss eines Erwachsenen besteht, sofern alle Weisheitszähne (Sapiens) vorhanden sind, aus 32 Zähnen, die in vier Zahntypen eingeteilt werden: Schneidezähne, Eckzähne, vordere Backenzähne sowie hintere Backenzähne, die auch als Molaren bezeichnet werden. Da die dritten Molaren erst im Erwachsenenalter durchbrechen, werden sie auch als Weisheitszähne bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Weisheitszähne?

Ursprünglich hatten die Weisheitszähne die Aufgabe, Rohkost, die der Mensch in der Natur fand, zu zermalmen.
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Die Weisheitszähne, auch bezeichnet als Dentes serotini (= spät kommende Zähne), erscheinen zwischen dem 16. und 25. Lebensjahr und sind somit die letzten Zähne, die sich im menschlichen Gebiss entwickeln.

Es gibt auch Fälle, in denen sie später oder gar nicht durchbrechen, denn häufig sind obere und untere Weisheitszähne im Kiefer nicht angelegt. Da sie jeweils an letzter, das heißt, von der Mitte des Gebisses aus an achter Stelle in der Zahnreihe stehen, werden sie auch Achter genannt.

Die oberen Weisheitszähne zeigen von allen Zähnen hinsichtlich der Kronen- und Wurzelform die meisten Unregelmäßigkeiten. Bei den unteren Weisheitszähnen finden sich oft Zahnstellungsanomalien, so dass der Durchbruch häufig mit Komplikationen einhergeht. Bei vielen Menschen stehen die Weisheitszähne außerhalb der Zahnreihe und sind daher nicht selten Ursache für verschiedene Erkrankungen oder Beschwerden.

Anatomie & Aufbau

Der Weisheitszahn besteht, wie alle anderen Zähne des bleibenden Gebisses auch, aus der Zahnkrone (Corona dentis), dem Zahnhals (Cervix dentis) und der Zahnwurzel (Radix dentis). Ein Zahn ist aus mehreren Schichten aufgebaut.

Die äußerste Schicht, der Zahnschmelz (Enamelum) ist die härteste im menschlichen Körper vorkommende Substanz. Er besteht zu 95 Prozent aus einem kristallinen Material namens Hydroxylapatit, dessen Hauptbestandteile Kalzium und Phosphat sind. Gebildet wird der Zahnschmelz von Adamantoblasten, schmelzbildenden Zellen. Für wasserlösliche Stoffe wie zum Beispiel Kalzium, Phosphat und Fluoride ist der Zahnschmelz geringfügig durchlässig.

Das Zahnbein (Dentin), welches die Hauptmasse des Zahnes darstellt, liegt direkt unter dem Zahnschmelz. Zu zwei Dritteln besteht die Hartsubstanz des Dentins, wie auch der Zahnschmelz, aus Phosphat und Kalzium. Das letzte Drittel setzt sich aus Eiweiß und Wasser zusammen, weshalb Dentin weniger hart und dadurch kariesanfälliger ist als Zahnschmelz. Zudem ist Dentin schmerzempfindlich.

Berührungs-, Kälte- und Hitzereize lösen in den Dentinkanälchen Flüssigkeitsbewegungen aus, wodurch die Zellfortsätze (Tomes'schen Fasern) der dentinbildenden Zellen (Odontoblasten) gereizt werden. Mit den Odontoblasten in Verbindung stehende Nervenendigungen leiten diesen Reiz als Schmerzgefühl zum Zentralnervensystem weiter.

Der innere Teil des Zahns wird vom Zahnmark (Pulpa) ausgefüllt, das umgangssprachlich fälschlicherweise auch als Zahnnerv bezeichnet wird. Das Zahnmark ist von Nervenfasern und Blutgefäßen durchzogen und ernährt den Zahn. Im Bereich der Zahnwurzel wird das Dentin vom Wurzelzement eingehüllt, welches an dieser Stelle die äußere Hülle des Zahns bildet und diesen im Kiefer verankert.

Funktionen & Aufgaben

Ursprünglich hatten die Weisheitszähne die Aufgabe, Rohkost, die der Mensch in der Natur fand, zu zermalmen. Die Nahrungsumstellung auf gekochtes Essen und der Eigenanbau von Getreide, Gemüse und Früchten führten über die Jahrtausende zu einem zunehmenden Verkümmern der Weisheitszähne.

Gleichzeitig wurde der menschliche Kiefer kleiner, so dass die sie heute nur noch als Relikte aus vergangen Zeiten gelten. Brechen die Weisheitszähne jedoch vollständig in korrekter Position durch, sind sie nützliche Kauelemente.


Krankheiten

Probleme mit Weisheitszähnen treten meist dann auf, wenn der Platz im Kiefer nicht ausreicht. Ist dieser zu eng können die Zähne nicht weit genug in die Mundhöhle hineinwachsen und bleiben zum Teil oder vollständig im Kiefer stecken.

Durch im Kiefer verbliebene Zähne können Nachbarzähne beschädigt oder verschoben werden. Das kann nicht nur zu ästhetischen Einbußen durch Zahnfehlstellungen führen, es bilden sich auch schlecht zu reinigende und somit karies- und parodontoseanfällige Nischen zwischen den Zähnen.

Die Zahnfleischtaschen, die sich durch nur zum Teil durchgebrochene Weisheitszähne bilden, sind ein regelrechter Bakterienherd, da sich dort Nahrungsreste ansammeln, die sich nur schlecht oder gar nicht entfernen lassen. Dadurch kommt es an diesen Stellen oft zu Zahnfleischentzündungen, die bis hin zu Abszessen oder gar lebensbedrohlichen Phlegmonen führen können.

Quellen

  • Reitemeier, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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