Mundschleimhautentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Mundschleimhautentzündung ist eine in der Mundregion auftretende, als häufig unangenehm empfundene Rötung der Schleimhäute. Sie kann lokal begrenzt sein oder sich auf den gesamten inneren Mundraum ausweiten. Im Folgenden soll näher auf die Definition, Ursachen, Diagnose, Therapie und Vorbeugung einer Mundschleimhautentzündung eingegangen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Mundschleimhautentzündung?

Die Mundschleimhautentzündung (Stomatitis) hat abhängig von dem auslösenden Erreger abweichende Erscheinungsbilder. Meistens bereitet eine Stomatitis nur leichte bis mittlere Beschwerden und bleibt lokal begrenzt.
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Die Mundschleimhautentzündung wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Mundfäule definiert, oder fachlich als aphthöse Stomatitis. Da diese Krankheit sehr häufig durch Virusinfektionen hervorgerufen wird, vor allem durch das Herpes-Virus, ist auch die Bezeichnung „Herpes simplex Typ 1“ oder HSV-1 geläufig.

Mundschleimhautentzündungen zählen zu den Parodontalerkrankungen, also Krankheiten, die die inneren Bereiche des Mundes wie das Zahnfleisch oder eben die Mundschleimhaut angreifen.

Ursachen

Mundschleimhautentzündungen werden häufig als Begleiterscheinungen anderer Krankheiten bemerkt. Die häufigste direkte Ursache von Mundfäule geht von Herpesviren aus.

Man schätzt, dass etwa 95% aller Menschen das Herpes-Virus in sich tragen, wobei es aber so lange passiv bleibt, bis das Immunsystem durch andere Erkrankungen zu geschwächt ist. Dabei ist meistens HSV-1 die Ursache für eine Erkrankung, vereinzelt auch HSV-2.

Herpes ist hochansteckend und betrifft vor allem Kleinkinder, in seltenen Fällen auch Erwachsene. Es kann durch direkten Hautkontakt oder durch Speichel übertragen werden. Die Inkubationszeit von Herpes beträgt maximal 26 Tage, wobei zu beachten ist, dass die Mehrheit aller Befälle mit solchen Viren asymptotisch verläuft, es also nicht zu einem Ausbruch der Mundschleimhautentzündung kommt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Mundschleimhautentzündung (Stomatitis) hat abhängig von dem auslösenden Erreger abweichende Erscheinungsbilder. Meistens bereitet eine Stomatitis nur leichte bis mittlere Beschwerden und bleibt lokal begrenzt. Der komplette Befall der Mundhöhle ist jedoch nicht ausgeschlossen und häufig eine Folge einer geschwächten Körperabwehr. Allgemeine Merkmale beinhalten eine intensive Rötung der Mundschleimhaut.

Typisch sind weiterhin Schwellungen, die in ihrer Ausprägung an Geschwüre erinnern können. Viele der betroffenen Bereiche bereiten Erkrankten leichte bis mittelstarke, teilweise brennende Schmerzen. Infektionen mit Beteiligung des Candida-Hefepilzes lassen markante, weiße Beläge (Mundsoor) entstehen. Einfaches Abschaben mit einer Bürste oder einem Löffel beseitigt die auffälligen Ablagerungen.

Die Oberfläche der Mundschleimhaut zeigt bei einer Stomatitis oft blutige Einrisse. Ein gehemmter Speichelfluss verschärft die Beschwerden zusätzlich und verlangsamt den Heilungsprozess. Mit der Bildung von Bläschen (Aphten) bei Virusbefall geht häufig ein unangenehmer Mundgeruch einher. Diese kreisförmigen, roten Entzündungshöfe besitzen einen Durchmesser von maximal fünf Millimeter.

Gleichzeitig umgibt sie ein weißlicher Belag. Herpesviren können eine Vielzahl kleiner Aphten ausbilden. Der dadurch entstehende Mundgeruch fällt äußerst penetrant auf. Die Mundschleimhautentzündung geht dann in eine Mundfäule über. Bei schwerem Krankheitsverlauf entstehen für Betroffene ernsthafte Probleme bei der Nahrungsaufnahme.

Schmerzen,Taubheitsgefühle und Schluckbeschwerden erhöhen den Leidensdruck bis zur kompletten Nahrungsverweigerung und führen zur weiteren Schwächung eines Patienten. Hinzu kommen Fieber, allgemeines Unwohlsein mit Erbrechen und starker Abgeschlagenheit.

Diagnose & Verlauf

Bei den Fällen, in denen nach der Inkubationszeit zwischen 1 und 26 Tagen tatsächlich eine symptomatische Mundschleimhautentzündung auftritt, sollten folgende Symptome sichtbar werden:

Wie der Name schon sagt, ist das deutlichste Anzeichen einer Mundschleimhautentzündung die rötliche Schwellung eben jener Schleimhaut, die den Innenbereich des Mundes ausmacht. Das kann jedoch auch den tiefen Rachen, den Gaumen und das Zahnfleisch betreffen. Dabei können sich auch Fieberbläschen bilden, im Mund und auch an den Lippen kommt es möglicherweise zu Läsionen und Ulzerationen.

Außerdem schwellen die Lymphknoten in der Halsgegend merklich an, unangenehm machen sich auch ein schlechter Mundgeruch, verstärkter Speichelfluss und ein leichtes Fieber bemerkbar. Aufgrund dieses klinischen Bildes und einiger laborchemischer Untersuchungen wird ein Arzt eine zuverlässige Diagnose auf Mundschleimhautentzündung stellen können.

Komplikationen

Eine Mundschleimhautentzündung führt meist zu Schluck- und Kaubeschwerden und in der Folge zu Appetitlosigkeit und einer eingeschränkten Flüssigkeitsaufnahme. Dadurch kann es unter anderem zu Dehydration und Mangelernährung kommen. Die vielfältigen Symptome wie Fieber, vermehrter Speichelfluss und Lymphknotenschwellungen können unbehandelt schwere Komplikationen nach sich ziehen.

Längerfristig kommt es durch eine Mundschleimhautentzündung zum Zahnfleischschwund. Eine Parodontitis führt zu starkem Mundgeruch und erhöht langfristig das Risiko für schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Es kann außerdem zu Zahnverschiebungen und weiteren Entzündungen kommen, die ihrerseits zu Komplikationen führen.

Neben den körperlichen Folgen führen diese Begleiterscheinung häufig auch zu einer sozialen Ausgrenzung und dadurch zu psychischen Problemen. Insbesondere bei chronisch Erkrankten nimmt das körperlicher und seelische Allgemeinbefinden erheblich ab. Typische Komplikationen bei der Behandlung sind Nebenwirkungen durch Mundspülungen, Schmerzmittel und Anästhetika sowie Blutungen und Narbenbildung nach einem chirurgischen Eingriff.

Hausmittel und Naturheilmittel können die Mundschleimhaut zusätzlich schädigen. Dadurch kann es zu Zahnfleischbluten, Entzündungen des Zahnhalteapparats und weiteren Komplikationen kommen. Aufgrund der Schwere dieser Folgesymptome sollte bei dem Verdacht auf eine Mundschleimhautentzündung umgehend ein Arzt konsultiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter Veränderungen der Schleimhäute in Mund und Rachen, besteht Anlass zur Besorgnis. Halten die Auffälligkeiten unvermindert über mehrere Tage an oder nehmen sie an Intensität zu, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Bei kleinen Entzündungen kann es innerhalb einer kurzen Zeit zu einer Abnahme der Beschwerden oder einer Spontanheilung kommen. In diesen Fällen wird normalerweise kein Arzt benötigt. Treten jedoch größere Beeinträchtigungen auf, sollte durch eine medizinische Behandlung eine schnelle Linderung der Beschwerden eingeleitet werden.

Bei einem wiederholten Blutgeschmack im Mund oder einer Eiterbildung besteht eine erhöhte Vorsicht. Es kann zu offenen Wunden kommen, die in schweren Fällen Auslöser für eine Sepsis sind. Keime und andere Krankheitserreger können in den Organismus gelangen und weitere Erkrankungen auslösen oder den allgemeinen Gesundheitszustand weiter verschlechtern.

Bei einer Verweigerung der Nahrungszufuhr, einer erhöhten Körpertemperatur sowie einer Gereiztheit ist ein Arztbesuch anzuraten. Kommt es zu einer ungewollten Gewichtsabnahme, Mundgeruch oder Schmerzen im Mund, sollte ein Arzt konsultiert werden. Aphten oder Bläschen im Mund, Probleme mit vorhandenem Zahnersatz oder Schwellungen sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kann die Zahnreinigung aufgrund der vorhandenen Beschwerden nicht mehr erfolgen, kommt es zu Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, benötigt der Betroffene Hilfe.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung von Mundschleimhautentzündung unterscheidet man zwischen einer medikamentösen und einer nicht-medikamentösen Behandlung, die jedoch beide in der Regel nur auf die Bekämpfung der unangenehmen Symptome ausgerichtet sind. Denn die Erkrankung stellt keine tödliche Gefahr dar und klingt mit der Zeit von selbst ab.

Zur Linderung der Schmerzen im Mundbereich können diverse Schmerzmittel wie Paracetamol oder Anästhetika verschrieben werden. Entschließt man sich zu einer aktiven Bekämpfung der Viren, wird meistens Nukleosid-Analoga eingesetzt, ein Medikament, das die Viren durch die Beschädigung der viralen DNA-Polymerase daran hindert, sich weiter auszubreiten. Ebenfalls reiz- und schmerzlindernd können Mundspülungen sein, hier empfehlen sich Mischungen aus Diphenhydramin und Antazidum.

Es ist bei allen Medikamenten aber unbedingt in der ärztlichen Konsultation zu beraten, welche Medikamente auch für kleine Kinder geeignet sind. Zu den nicht-medikamentösen Behandlungen zählt in erster Linie eine Vermeidung von Dehydration, die man mit der Einnahme von Flüssigkeit sowie möglichst halbfester Nahrung (Brei etc.) erreicht. Darauf muss geachtet werden, weil Kinder aufgrund der Schmerzen beim Essen und Schlucken von sich aus nicht gerne etwas zu sich nehmen.

Ansonsten gelingt dem Körper in der Regel die Abheilung von selbst, nur sollte die von Mundschleimhautentzündung betroffene Person, vor allem wenn es ein Kind ist, aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr zu Hause bleiben.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Mundschleimhautentzündung ist normalerweise gut. Die Stomatitis heilt bei entsprechender Behandlung schnell wieder aus. Meist ist die Erkrankung innerhalb von ein bis zwei Wochen abgeklungen. Folgebeschwerden sind nicht zu erwarten. Die Prognose verbessert sich, wenn an die Behandlung angeschlossen eine professionelle Zahnreinigung stattfindet und die Mundhygiene fortan besonders sorgfältig durchgeführt wird.

Schlechter ist die Prognose bei einer chronischen Mundschleimhautentzündung. Die Patienten müssen längerfristig Medikamente einnehmen und setzen sich damit der Gefahr von ernsten Nebenwirkungen aus. Zudem stellt die Erkrankung selbst eine größere Belastung dar, da viele Speisen und Getränke nicht eingenommen werden dürfen. Dies kann sich negativ auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Patienten auswirken.

Sollten die Beschwerden nicht abklingen, liegt womöglich eine chronische Erkrankung vor. Eine umfassende Untersuchung und Behandlung in einer Fachklinik gibt Aufschluss über die Ursachen und erlaubt eine zielgerichtete Behandlung. Bei einer Stomatitis können bisweilen auch Begleiterscheinungen wie starke Schmerzen, Blutungen oder Infektionen im Bereich des Mundes und des Rachens auftreten, die es zu behandeln gilt. Die Lebenserwartung wird durch eine Mundschleimhautentzündung nicht eingeschränkt.

Vorbeugung

Man kann einer Mundschleimhautentzündung nicht effektiv vorbeugen, weil das verursachende Herpes-Virus zu ansteckend ist. Impfungen gibt es bisher nicht. Man kann nur dafür sorgen, dass sich die Fäule von den Betroffenen, bei denen die Krankheit symptomatisch auftritt, nicht weiter übertragen wird. Das wird dadurch erreicht, indem die von Mundschleimhautenzündung betroffene Person von anderen Menschen, vor allem Kindern, ferngehalten wird.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Patienten bei einer Mundschleimhautentzündung nur sehr wenige und eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss diese Krankheit in aller erster Linie sehr schnell und vor allem sehr frühzeitig behandelt werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu anderen Komplikationen und zu Beschwerden kommt.

Eine Selbstheilung kann in der Regel nicht eintreten, sodass Betroffene stets auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen sind. Im Allgemeinen sollte ein sehr hoher Hygienestandard beachtet werden, um eine erneute Mundschleimhautentzündung zu verhindern. Dabei sollte der Betroffene den Mundraum auch mit einer Mundspülung reinigen. Die Beschwerden selbst können relativ einfach mit Hilfe von Medikamenten wieder gelindert werden.

Dabei sollte der Betroffene auf eine regelmäßige Einnahme und ebenso auf die richtige Dosierung achten, um die Beschwerden einzuschränken. Vor allem bei Kindern müssen die Eltern die Einnahme kontrollieren. Die Patienten sollten idealerweise Bettruhe einhalten und nicht mit anderen Menschen in Kontakt treten, um andere Menschen nicht zu infizieren. In der Regel sind keine weiteren Maßnahmen einer Nachsorge notwendig. Die Mundschleimhautentzündung verringert nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Mundschleimhautentzündungen gehen meist mit anderen Erkrankungen einher, häufigste Auslöser sind Herpesviren. Da Herpeserreger hoch ansteckend sind, besteht eine der wichtigsten Selbsthilfe Maßnahmen darin, einer Verbreitung der Infektion vorzubeugen.

Wer an einer Mundschleimhautentzündung erkrankt ist, sollte strikt darauf achten, dass er weder Gläser, Tassen, Teller noch anderes Geschirr oder Besteck teilt. Die Reinigung solcher Gebrauchsgegenstände sollte am besten in der Spülmaschine bei wenigstens 60 Grad Celsius erfolgen. Damit es nicht zu Sekundärinfektionen kommt, ist außerdem größter Wert auf eine angemessene Mundhygiene zulegen. Die Zähne, das Zahnfleisch und die Zunge sollten nach jeder Mahlzeit vorsichtig mit einer weichen Bürste gereinigt werden. Hilfreich kann außerdem ein desinfizierendes, schmerzlinderndes Mundwasser sein.

Geht die Schleimhautentzündung mit starken Schmerzen einher,können freiverkäufliche Schmerzmittel aus der Apotheke eingenommen werden. Treten beim Essen und Trinken schwere Beschwerden auf, kommt es oftmals vor, dass die Patienten zu wenig trinken und dehydrieren. Betroffene sollten deshalb darauf achten, dass sie trotz Schmerzen zumindest ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Mangelerscheinungen aufgrund der geringen Nahrungsaufnahme kann durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vorgebeugt werden. Multivitaminpräparate unterstützen in dieser Situation auch das in der Regel ohnehin bereits angegriffene Immunsystem.

Sofern möglich sollten sich die Patienten einige Tage Bettruhe gönnen. Das ist insbesondere dann angezeigt, wenn die Mundschleimhautentzündung mit einer Erkältung oder einem anderen grippalen Infekt einhergeht.

Quellen

  • Bork, K., Burkdorf, W., Hoede, N.: Mundschleimhaut- und Lippenkrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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