Allergische Konjunktivitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff allergische Konjunktivitis beschreibt die Entzündung der Bindehaut des Auges. Die Bindehaut (Konjunktiva) ist die Schleimhaut, die dem Augapfel aufliegt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine allergische Konjunktivitis?

Der Begriff allergische Konjunktivitis beschreibt die Entzündung der Bindehaut des Auges.

Die allergische Konjunktivits ist weit verbreitet. Man schätzt, dass circa 20 Prozent der Bevölkerung betroffen ist.

Juckreiz, gerötete Augen, Ausfluss aus der Nase und Niesreiz sind einige der Symptome, die Betroffene der allergischen Konjunktivitis quälen. Der häufigste Auslöser ist eine Pollenallergie. In der Behandlung kommen meist antiallergische Augentropfen zum Einsatz.

Ursachen

Viele Substanzen können zu einer Reizung der Bindehaut führen. Dazu gehören Kosmetika, Tierhaare (Katzenallergie) und Medikamente.

Auch Augentropfen oder -salben und die konservierenden Lösungen für Kontaktlinsen sind als Ursache in Betracht zu ziehen. Am häufigsten zeigt sich die Bindehautentzündung jedoch infolge einer Allergie gegen Pollen. Hier wird auch von einer saisonalen allergischen Konjunktivitis und einer allergischen Rhinokonjunktivitis gesprochen, da die Beschwerden abhängig von der Jahreszeit auftreten.

Meist ist die Nase mitbetroffen. Wenn die Beschwerden ganzjährig, unabhängig von der Jahreszeit bestehen, spricht man von einer perennialen, also ganzjährigen allergischen Bindehautentzündung.

Auf der Zellebene führen folgende Prozesse zu der Entzündung: Das Allergen wird im Tränenfilm gelöst und wandert durch die Schleimhautschichten. Wenn es auf eine Entzündungszelle trifft, schüttet diese Histamin aus. Das ist ein Botenstoff, der dazu führt, dass weitere Entzündungszellen angelockt werden. Das Entzündungsgeschehen schlägt sich am Auge als Rötung, Wassereinlagerungen und Juckreiz nieder.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine allergische Konjunktivitis äußert sich durch typische Symptome, wie Juckreiz und Brennen, rote Augen und verklebte Augen durch austretendes Sekret. Die geröteten Augen sind das deutlichste Anzeichen für die Erkrankung und treten meist auf beiden Seiten auf. Bei einer ausgeprägten Bindehautentzündung können auch die Lider und Teile des Gesichts gerötet sein, immer abhängig vom Allergen.

Begleitend zu diesen Beschwerden tritt meist auch ein Druckgefühl am Auge auf, welches bei Berührung zunimmt. Der Tränenfluss ist verstärkt und es treten vermehrt Schwellungen im Bereich der Bindehaut auf. Betroffene Personen sind lichtscheu und die Augen reagieren empfindlich auf Reize wie Kälte oder Hitze. Begleitend dazu können typische Allergie-Symptome wie Niesen und Schnupfen auftreten. Auch die Atemwege können betroffen sein: Es kommt zu Atembeschwerden, Husten und Auswurf.

Die genannten Symptome können sich auf ein Auge beschränken oder auf beiden Seiten auftreten. Gelegentlich tritt die Entzündung zunächst nur einseitig auf und greift dann auf das andere Auge über. In welcher Intensität die genannten Symptome auftreten, hängt vom Ausmaß der Bindehautentzündung ab. Auch die Ursache der allergischen Konjunktivitis entscheidet darüber, welche Beschwerden auftreten und wie schwerwiegend diese sind.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer allergischen Konjunktivitis lässt sich vornehmlich auf Grundlage der klinischen Symptomatik stellen. Dabei müssen anderen Formen der Bindehautentzündung, trockene Augen und eine Lidrandentzündung ausgeschlossen werden.

Das häufigste Symptom der allergischen Konjunktivitis ist Juckreiz und eine sogenannte Chemosis. Dies ist eine massive Schwellung der Bindehaut infolge von Einlagerungen von Flüssigkeit. Die Flüssigkeit entsteht, weil die Gefäße der Bindehaut durch die Entzündungsprozesse durchlässiger werden. Das Auge sieht dann glasig aus und kann auffällig aus der Augenhöhle hervortreten.

Die Betroffenen leiden außerdem unter tränende Augen und Niesen. Bei dem sogenannten Frühjahrskatarrh, der häufig bei jungen Männern auftritt, können sich Wucherungen auf der Innenseite des Lides bilden. Auch Auflagerungen auf der Bindehaut können vorkommen.

Komplikationen

Eine allergische Konjunktivitis tritt im Rahmen einer allergischen Reaktion auf. Eine mögliche Folge ist eine sogenannte Superinfektion. Durch die Allergie ist das Immunsystem am Auge geschwächt und so können Krankheitserreger leichter durchdringen und das Auge zusätzlich infizieren. Dies macht eine Behandlung viel schwerer.

Im Verlaufe der Augenentzündung kann es im schlimmsten Falle zu einer Trübung der Hornhaut kommen, was zu einer starken Beeinträchtigung der Sehkraft zur Folge hat. In den seltensten Fällen kommt es auch zur Erblindung des Betroffenen. Durch die Entzündung kann es auch zur Ausbildung von Narbengewebe am Auge kommen, was ebenfalls eine Trübung der Hornhaut zur Folge hat.

Das Narbengewebe kann aber auch die Tränengänge blockieren und somit eine Befeuchtung des Auges verhindern, welches somit austrocknet. Daneben kommt es bei einer allergischen Reaktion auch zu einer Schwellung der Atemwege. Dies führt typischerweise zu einer starken Atemnot und zu Schluckbeschwerden des Betroffenen.

Auch eine Ausbildung eines Quincke-Ödems ist denkbar, wobei sich in den tiefen Hautschichten Flüssigkeit ansammelt und so zu einer noch stärkeren Schwellung kommt. Der schlimmste Fall einer allergischen Reaktion ist der anaphylaktische Schock, bei dem es zum starken Abfall des Blutdrucks kommt. Dies kann ein lebensgefährlicher Zustand sein, da infolgedessen wichtige Organe nicht mehr zu Genüge durchblutet werden und somit versagen können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das mit einer allergischen Konjunktivitis einhergehende Tränen, Jucken und Brennen lässt sich bisweilen mit kühlen Kompressen oder künstlichen Tränen wirkungsvoll lindern. Diese sind rezeptfrei in jeder Drogerie erhältlich und lassen sich über längere Zeit kühl lagern.

In diesem Fall ist kein Arztbesuch erforderlich. Hartnäckige Beschwerden verdecken mitunter eine ernstere Augenerkrankung, die sich zu Beginn mit ähnlichen Symptomen wie dem „roten Auge“ ankündigt. So ist nach spätestens sechs Stunden unveränderlicher Beschwerden eine augenärztliche Untersuchung unumgänglich.

Eine allergische Konjunktivitis ist insbesondere für kleinere Kinder sehr unangenehm. Da diese sich nur schwer vom Augenreiben abhalten lassen, besteht die Gefahr, dass Bakterien eindringen oder die Bindehaut schmerzhaft anschwillt. Von einer allergischen Bindehautentzündung betroffene Kinder sollten daher stets in augenärztliche Behandlung.

Leiden Patienten jeglichen Alters regelmäßig an einer Konjunktivitis, bietet sich ein Allergietest an. Er wird gleichermaßen von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Dermatologen (Hautärzten) wie auch Hausärzten angeboten. Für eine präzise Diagnosestellung ist eine fachärztliche Weiterbildung in Allergologie jedoch unerlässlich.

Behandlung & Therapie

Vorrangiges Behandlungsziel bei einer Bindehautentzündung ist die Desensibilisierung der Bindehaut. Dies erreicht man mit adstringierenden Augentropfen. Sie verändern die Eiweißbestandteile der Bindehaut.

Auch der Einsatz von Antihistaminika ist möglich. Sie hemmen Entzündungszellen daran, Histamin auszuschütten, was die Beschwerden auslöst. Antihistaminika sind als Bestandteil von Tabletten, Saft oder Augentropfen im Apothekenhandel erhältlich.

Augentropfen weisen gegenüber den übrigen Präparaten den entscheidenden Vorteil auf, dass sie direkt am Entzündungsgeschehen wirken und die Wirkung bereits nach wenigen Minuten eintritt und meist bis zu 12 Stunden anhält. Sie sind auch als Einzeldosen im Handel erhältlich und enthalten dann in der Regel keine Konservierungsmittel.

Antiallergische Augentropfen sollten ohne Kontaktlinse angewendet werden, da es sonst zu einer weiteren Reizung der Bindehaut kommen kann. Antiallergische Augentropfen werden, falls nicht anderes verordnet, zwei- bis viermal täglich auf die Augen gegeben.

In jedes Auge wird ein Tropfen gegeben. Die Dauer der Behandlung mit antiallergischen Augentropfen sollte bei Selbstmedikation auf zwei Wochen beschränkt werden. Bei entsprechender Verordnung durch den Arzt ist eine monatelange Anwendung möglich. Als Nebenwirkung können Rötung und Brennen auftreten. Bei Überempfindlichkeit sind antiallergische Augentropfen kontrainduziert.

Eine weitere mögliche Medikamentengruppe sind Mastzellstabilisatoren. Dies sind Präparate, die direkt die Mastzellen (Entzündungszellen) daran hindern, Histamin auszuschütten. Mastzellstabilisatoren können als Augentropfen oder ebenfalls oral verabreicht werden.

Bei größerem Leidensdruck kann ein kurzfristig angewandtes Kortison auch Erleichterung bringen. Jedoch sollte der Einsatz von Präparaten, die Kortison enthalten, sehr vorsichtig erfolgen. Bei längerer Anwendung können sie zu Katarakt (Eintrübung der Linse) und Glaukom (Erhöhung des Augeninnendrucks) führen.

Gelegentlich ist die Konjunktivitis auf mangelnde Hygiene zurückzuführen. Dann sind es die Bakteriengifte, die die Entzündung hervorrufen. Bei dieser Art der Konjunktivitis sollte der Einsatz von Antibiotika in Erwägung gezogen werden.

Aussicht & Prognose

Bei dieser Krankheit kommt es vor allem zu starken Beschwerden an den Augen. Die Betroffenen leiden dabei vor allem an juckenden und roten Augen. Durch das Kratzen und Reiben der Augen wird der Juckreiz in der Regel allerdings nur noch weiter verstärkt. Ohne Behandlung kommt es dabei auch zu einer Bindehautentzündung. Die Patienten leiden an starken Schmerzen direkt an den Augen. Die Augen selbst können tränen und sind in vielen Fällen auch empfindlich gegen Licht.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so kann es durch diese Beschwerde auch zu einem Sehverlust oder zu Sehbeschwerden kommen. Ebenso kommt es nicht selten zu einem starken Niesen. Auch das Auge selbst tritt meistens aus der Augenhöhle hervor und kann dabei ungewöhnlich aussehen. Vor allem bei Kindern kann diese Beschwerde zu Mobbing oder zu Hänseleien führen. Die Lebensqualität des Patienten wird dadurch all diese Symptome eingeschränkt.

In den meisten Fällen kann die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Auch Augentropfen werden dabei eingesetzt. Die Lebenserwartung des Patienten wird nicht eingeschränkt. In eignen Fällen kann es auch nach der Behandlung noch zu einem Katarakt oder zu einem Glaukom kommen.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung sollten Personen, die häufiger unter einer Bindehautentzündung leiden, zu allergiegetesteten Kosmetika greifen und nicht an die Augen zu fassen. Die Hände sollten regelmäßig gewaschen werden, um eine bakterielle Entzündung zu verhindern.

Nachsorge

Die allergische Konjunktivitis kann immer wieder aufflackern, wenn ein Allergen nicht konsequent gemieden werden kann. Die Nachsorge bezieht sich deshalb nicht nur auf die Symptome, die bei dieser Form der Bindehautentzündung aufgetreten sind. Sie bezieht sich auch auf Maßnahmen, mit denen ein Allergen bestmöglich gemieden werden kann.

Zudem ist die Nachsorge beim Augenarzt nach schweren Fällen der allergischen Konjunktivitis empfehlenswert. Er wird auch über Maßnahmen der individuellen Nachsorge aufklären. Auch Hausarzt und Ansprechpartner sind professionelle Ansprechpartner. Gerötete und trockene Augen sind Kennzeichen des Reizzustandes der allergischen Konjunktivitis. Die empfindliche Bindehaut des Auges ist daher im Rahmen der Nachsorge vor weiteren Reizungen zu schützen.

Das gilt für scharfe Reinigungsprodukte im Gesicht ebenso wie für Schminke wie Kajal, Wimperntusche und Lidschatten oder Schweißtropfen, die beim Sport ins Auge rinnen können. Feuchtigkeitstropfen für das Augen können in Absprache mit dem Augenarzt angewandt werden, um die Augen gezielt zu befeuchten und weiteren Reizungen konsequent vorzubeugen.

Die Nachsorge der allergischen Bindehautentzündung in Bezug auf Pollenvermeidung umfasst das Waschen der Haare vor dem Schlafengehen während der Pollensaison, die Verwendung von Pollenfiltern im Auto und das Kühlen der Augen, anstatt sie bei Juckreiz mit den Fingern zu reiben und dadurch zu reizen. Spaziergänge bei Pollenflug sind in den Abendstunden in der Regel allergenärmer.

Das können Sie selbst tun

Die allergische Konjunktivitis ist eine Bindehautentzündung der Augen, die in der Regel eine gute Prognose hat und bei der die Betroffenen im Alltag eine Menge tun können, um den klassischen Beschwerden vorzubeugen oder diese zu lindern.

Voraussetzung hierfür ist unter anderem die Bereitschaft des Patienten, das auslösende Allergen zu meiden, soweit dies möglich ist. Dies gilt für den Pollenfilter im Auto und das nächtliche Haarewaschen bei der Pollenallergie ebenso wie für den Verzicht auf Kosmetika, bei denen der Betroffene auf bestimme Inhaltsstoffe allergisch reagiert. All dies kann dazu dienen, die allergische Konjunktivitis in ihrem Ausmaß bereits im Vorfeld etwas zu begrenzen.

Beim Ausbruch der Bindehautentzündung gibt es ebenfalls einiges, wie der Betroffene zur schnellen Abheilung beitragen kann. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass sich der Patient trotz des mitunter starken Juckreizes beherrscht und nicht ständig mit den Fäusten die Augen reibt.

Hilfe bringt das Benetzen der gereizten Augenpartie mit kaltem Wasser oder das Auflegen einer kühlen Kompresse. In Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Augenarzt können auch spezielle Lösungen angewandt werden, die die Augen mit Feuchtigeit versorgen. Sie sind ideal gegen die Trockenheit der gereizten Augen und nehmen in vielen Fällen auch das Gefühl, ein Sandkorn im Augen zu haben.

Quellen

  • Burk, A., Burk, R.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grevers, G. et al.: Taschenatlas Allergologie. Thieme, Stuttgart 2008
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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