Tierhaarallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Tierhaarallergie oder Allergie gegen Haustiere ist eine allergische Reaktion und Überempfindlichkeitsstörung auf Haare, Schuppen, Kot und Urin von Haustieren. Aber auch Schweiß, Federn, Talg und Speichel können eine Tierhaarallergie auslösen. Die wohl häufigste Form dieser Allergie gegen Haustiere bezieht sich auf Katzen. Allergische Reaktionen auf Kaninchen, Hunde und Vögel sind bedeutend seltener.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Tierhaarallergie?

Der Pricktest ist ein Allergietest, um z.B. allergische Reaktion gegenüber Pollen oder Tierhaaren zu prüfen. Hierbei werden mögliche allergische Substanzen auf die Haut aufgetropft und diese anschließend mit einer Lanzette leicht angestochen. Nach 20 Minuten werden die Hautrötung und die Quaddelgröße beurteilt.

Als Tierhaarallergie werden allergische Reaktionen des Menschen auf den Kontakt mit Haaren oder Federn einer bestimmten Tierart bezeichnet.

Die Reaktion kann entweder nur für eine oder wenige Tierarten auftreten. Bekannt sind allerdings auch multiple Allergien gegen viele verschiedene Tierarten, die zusammengefasst als Tierhaarallergie bezeichnet werden.

Die Symptome gleichen sich an die typischen allergischen Erscheinungen an und sorgen beispielsweise für Fließschnupfen und starkes Niesen. Rund 40% aller Allergiker leiden unter anderem an einer Tierhaarallergie.

Ursachen

Die Tierhaarallergie ist im engeren Sinne keine echte Allergie gegen die Haare des jeweiligen Tiers, sondern gegen Allergene, die unter anderem auch in Speichel, Urin oder den Hautschuppen der Tierart vorkommen.

Die allergische Reaktion wird am häufigsten dadurch ausgelöst, dass der Allergiker in die Nähe des Tiers kommt und die Allergene auf diese Weise einatmet. Ein Tierstall kann beispielsweise leer sein, und doch reichen die Fäkalien in unausgemisteten Boxen bereits, um allergische Symptome auszulösen. Oftmals genügen auch Staubpartikel oder Haare, die in der Luft schweben und eingeatmet werden.

Wie bei jeder anderen Allergie dringen die Allergene meist über die Nasenschleimhäute in den Körper ein und werden vom Körper unnötigerweise als gefährlich eingestuft. Das menschliche Immunsystem startet deswegen eine starke Abwehr gegen das Allergen, wodurch sich die Symptome ergeben. Eine Tierhaarallergie kann entweder bereits seit der Geburt vorhanden sein, sie kann sich aber auch spontan und scheinbar ohne erkennbare Ursache entwickeln.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Tierhaarallergie kann je nach Patient oder Allergen vollkommen unterschiedliche Symptome hervorrufen. Am verbreitetsten sind Krankheitsanzeichen, die denen einer Erkältung ähnlich sind. Nach Kontakt mit Tierhaaren kommt es häufig zu einem Kratzen im Hals, bei betroffenen Patienten schwellen auch oft die Schleimhäute an.

Das führt zu einer laufenden oder verstopften Nase. Viele Allergiker müssen zudem heftig und häufig niesen. Die Augen röten sich, können stark jucken und tränen. Zahlreiche Allergiker klagen nach Kontakt mit einem Tier, auf das sie allergisch reagieren, über einen trockenen Reizhusten. In schwereren Fällen können auch Atemnot oder Asthma bronchiale auftreten. Betroffene klagen dann über Probleme beim Ausatmen.

Je nach Veranlagung und der Art des Kontaktes mit dem allergieauslösenden Tier werden auch Symptome an der Haut beobachtet. Dann treten Rötungen, Schwellungen oder gar großflächige Ekzeme auf. Symptome an der Haut kommen vor allem dann häufig vor, wenn die Tierhaare länger in Kontakt mit der Haut gelangen und wenn die Haut bereits verletzt oder erkrankt ist. Auch kleine Kratzer auf der Haut, die ein Tier verursacht hat, können die genannten Symptome der Haut auslösen. Je nach Schwere der Symptome sind im weiteren Verlauf auch Konzentrationsstörungen oder Probleme beim Einschlafen als Auswirkungen einer Tierhaarallergie möglich.

Krankheitsverlauf

Wenn die Tierhaarallergie bereits seit der Geburt besteht oder schon bekannt ist, stellen sich die Symptome rasch nach dem ersten Kontakt mit einem Allergen ein. Bei Betreten eines Tierstalls oder beim Streicheln eines Haustiers fängt der Allergiker an, starken Schnupfen zu entwickeln, zu niesen und möglicherweise auch Hautrötungen zu entwickeln.

Wenn sich die Allergie erst einstellt, was bei Kindern häufig passiert, kann der Patient zunächst einige Zeit beschwerdefrei mit dem Tier umgehen. Die Symptome treten spontan und plötzlich auf, der direkte Kontakt zum Tier verstärkt sie. Der Allergietest wird ein positives Ergebnis hervorbringen, auch wenn er noch vor kurzer Zeit negativ war. Nach dem ersten Auftreten der Symptome wird sich die Tierhaarallergie künftig immer dann bemerkbar machen, wenn der Patient in die Nähe des Allergens oder das Trägertier kommt. In schweren Fällen können sich mit der Zeit auch heftigere Symptome wie Atemnot oder Asthma einstellen.

Komplikationen

In aller Regel ist bei einer Tierhaarallergie nicht mit ernsthaften Komplikationen zu rechnen. Sofern der Patient sich seines Leidens bewusst ist, die allergieauslösenden Stoffe meidet und zudem gelernt hat, wie er bei einem akuten Anfall zu reagieren hat, besteht keine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit oder gar das Leben des Betroffenen. Nichtsdestotrotz kann sich eine Tierhaarallergie, auch wenn sie behandelt wird, im Zeitablauf verschlimmern.

In diesen Fällen verstärken sich die Symptome wie Schnupfen und Hautrötungen, es kann dann außerdem zusätzlich zu Atemnot, Übelkeit und Erbrechen kommen. Mit schweren Komplikationen ist aber allenfalls dann zu rechnen, wenn der Patienten nicht weiß, dass er auf ein bestimmtes Haustier allergisch reagiert und unerwartet einen schweren Anfall erleidet.

In diesen Fällen kann es neben den typischen Begleiterscheinungen auch zu einer Panikattacke kommen, die mit Atemnot und Herzrasen einhergeht. Im schlimmsten Fall erleidet der Betroffene einen Schock, der einen lebensgefährlichen Kreislaufzusammenbruch nach sich ziehen kann. In diesem Fall besteht Lebensgefahr für den Patienten.

Neben körperlichen Beschwerden geht eine Tierhaarallergie zudem regelmäßig mit psychosozialen Problemen einher. Viele Menschen belastet die Trennung von einem Haustier sehr, bei einer engen emotionalen Bindung kann die Trennung sogar zu therapiebedürftigen Depressionen führen. Darüber hinaus kommt es oftmals zu seelisch belastenden Auseinandersetzungen innerhalb der Familie, wenn ein Tier wegen einer Allergie nicht mehr im gemeinsamen Wohn- und Lebensbereich geduldet wird oder gar abgegeben werden soll.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ständiges Niesen, triefende Nase und juckende Haut in der Nähe von haarenden Tieren sind ein Signal, welches der betroffene Mensch ärztlich untersuchen lassen sollte. Meistens handelt es sich nicht um eine gefährliche Einschränkung, in der die Atmung des Patienten empfindlich beeinträchtigt werden kann, wenn er mit dem Allergen in Kontakt kommt. Allerdings bedeutet die Diagnose Tierhaarallergie auch, dass die Krankheitssymptome nur dann besser werden können, wenn ab sofort auf den Kontakt mit Tieren verzichtet wird. Ausnahme sind Tierarten oder -rassen, die für Tierhaarallergiker bedenkenlos sind, da sie keine Haare haben oder Haare besitzen, welche keine Allergiesymptome hervorrufen.

Obwohl die meisten Betroffenen selbst schon ahnen werden, dass sie an einer Tierhaarallergie leiden, ist eine gesicherte Diagnose aus zwei Gründen wichtig. Zunächst kann der Arzt ausschließen, dass es sich um eine andere Erkrankung handelt und das Auftreten im Zusammenhang mit dem Kontakt mit Tieren Zufall war. Weiterhin wird der Arzt bei Verdacht auf eine Tierhaarallergie auch auf andere potenzielle allergene Stoffe testen, da Allergien oft gemeinsam mit anderen auftreten. Als Betroffener bekommt man so die Sicherheit, dass man nicht versehentlich Kontakt mit einem weiteren Allergen hat, von dem man bislang noch nichts wusste.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung einer jeden Allergie gehört es, den Kontakt mit dem Allergen möglichst zu meiden. Bei einer leichten Tierhaarallergie ist die Haustierhaltung noch nicht ausgeschlossen - eine tägliche Reinigung der Teppiche, Teppichböden oder textilen Haustierausrüstung ist erforderlich, um den Wohnraum allergenfrei zu halten. Eine andere Person sollte das Tier regelmäßig bürsten oder artgerecht seinen Lebensraum säubern, damit Hautschuppen oder Fäkalien die Tierhaarallergie nicht noch zusätzlich verschlimmern können.

In schweren Fällen muss das Tier abgegeben werden - beispielsweise dann, wenn die akribische Reinigung des Wohnraums keine Besserung des Zustandes gebracht hat. Vor allem Katzen müssen sofort abgegeben werden, wenn sich allergische Reaktionen zeigen, denn die mit ihnen verbundenen Allergene lassen sich durch eine übliche Reinigung nicht beseitigen. Andere Personen müssen von der Tierhaarallergie benachrichtigt werden und dürfen keine Kleidung tragen, an denen gefährliche Tierhaare hängen.

Nachsorge

Bei der Tierhaarallergie ist grundsätzlich keine spezielle Nachsorge erforderlich. Dies begründet sich dadurch, dass die allergischen Symptome abklingen, sobald die verursachende Quelle nicht mehr in der Reichweite des Patienten ist. Es ist grundsätzlich nicht möglich, die Tierhaarallergie auszuheilen. Je nach Schwere der allergischen Reaktionen kann eine leichte Allergie mit Antiallergika behandelt und unterdrückt werden, auch wenn das auslösende Tier im Umfeld des Patienten bleibt.

Meist ist hier jedoch die Nachsorge insoweit gegeben, dass eine stetige Bestandsaufnahme der antiallergischen Therapie und der verwendeten Mittel sowie deren Dosierung erfolgt. Ein Allergologe kann die Untersuchungen und die Dosierung der verwendeten Medikamente beurteilen und anpassen. Bei einer schweren Allergie gegen Tierhaare ist es unerlässlich, dass der Patient nicht weiter mit dem Auslöser in Kontakt kommt.

Wenn kein Kontakt mit den Tierhaaren mehr besteht, klingen die Symptome innerhalb kurzer Zeit vollständig wieder ab. Nach einer Akutbehandlung ist in aller Regel nicht damit zu rechnen, dass eine spezielle Nachsorge für den Patienten erforderlich wird. Hier ist in eigener Verantwortung darauf zu achten, dass der Kontakt mit dem Auslöser nicht erneut stattfindet, da die Krankheitssymptome sofort in voller Ausprägung wieder auftreten würden.


Das können Sie selbst tun

Im Alltag sind Symptome einer Tierhaarallergie am besten zu vermeiden, wenn das entsprechende Allergen gemieden wird. Nicht immer ist das jedoch möglich, denn Kontakte zu verschiedenen Tieren können sich auch unerwartet ergeben. Im Bereich der Selbsthilfe können Betroffene von einer Tierhaarallergie aber dennoch einiges tun, um ihre individuellen Symptome abzumildern.

So gibt es beispielsweise in der Apotheke rezeptfrei erhältliche Antihistaminika in Form von Säften oder Tabletten, die bei bestimmungsgemäßer Anwendung in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen auch gut verträglich sind. Solche Produkte können auch vor einem erwarteten Kontakt mit Tierhaaren eingenommen werden, um die typischen Symptome der Allergie nicht aufkommen zu lassen. Für den Alltag hilfreich ist oftmals auch die so genannte Desensibilisierungstherapie. Der Facharzt kann hier beraten, ob eine solche Therapie für die individuellen Beschwerden geeignet ist.

Da es sich bei einer Allergie um eine teils schwere Reaktion des Immungsystems handelt, bestehen keine Möglichkeiten, im Falle eines allergischen Schocks diesen ohne ärztliche Hilfe zu behandeln. Gerade weil ein allergischer Schock auch die Atemwege anschwillen lassen kann, müssen Betroffene ihre Symptomatik gut einschätzen können. Auch Freunde und Angehörige sollten hier informiert sein, um im Akutfall im Alltag schnell handeln zu können. Ein schwerer allergischer Schock ist immer ein medizinischer Notfall, der schneller ärztlicher Hilfe bedarf.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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