Zungenkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Zungenkrebs oder Mundhöhlenkarzinom gehört zu den seltenen Tumorarten im Mundbereich. Er ist bösartig und zumeist ein, von den unverhornten Schleimhautschichten der Zunge, ausgehender Krebs, der vermutlich durch Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum, sowie chronische Entzündungen verursacht wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zungenkrebs?

Zungenkrebs ist im Anfangsstadium mit kaum wahrnehmbaren Beschwerden verbunden. Erst allmählich treten Symptome auf, die auf eine Erkrankung hindeuten.
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Bei einer Erkrankung an Zungenkrebs kann der vordere, bewegliche Teil der Zunge ebenso befallen sein wie der feste hintere Zungengrund. Zungenkrebs entsteht im Plattenepithel, das als unverhornte flache Zellschicht die Schleimhäute im Mund, der Kehle und der Nase bedeckt.

Die Tumorbildung ist nicht einheitlich. So kann Zungenkrebs als flacher Tumor auf der Schleimhaut ebenso auftreten wie als wuchernde Gebilde, die deutlich im Mundbereich sichtbar sind. Im Verlauf entwickeln sich Geschwüre der Zunge, der Tumor schränkt die Beweglichkeit der Zunge und damit auch die Sprechfähigkeit ein. Unbehandelt befällt Zungenkrebs auch andere Bereiche der Mundhöhle und bildet Metastasen in den Lymphknoten.

Ursachen

Die genauen Ursachen von Zungenkrebs sind bislang nicht geklärt. Zu den Risikogruppen gehören Männer und Frauen, wobei die Zahl der an Zungenkrebs erkrankten Männer im Alter ab 60 Jahren deutlich erhöht ist.

Als besonderer Risikofaktor gilt die Kombination aus Tabakkonsum und Alkohol. Der Grund könnte in einer dauerhaften Reizung der Mundschleimhaut liegen, die die Entstehung von Zungenkrebs schließlich begünstigt. Chronische Entzündungen der Mundschleimhaut aus anderen Gründen erhöhen das Erkrankungsrisiko für Zungenkrebs ebenfalls.

Menschen, die unter der Knötchenbildung eines Lichen Ruber leiden, gehören ebenso zu den Betroffenen von Zungenkrebs. Auch mangelnde Mundhygiene mit den dadurch verursachten hohen Bakterienzahlen und Entzündungen fördern die Entstehung von Zungenkrebs.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zungenkrebs ist im Anfangsstadium mit kaum wahrnehmbaren Beschwerden verbunden. Erst allmählich treten Symptome auf, die auf eine Erkrankung hindeuten. Die meisten Patienten haben im fortgeschrittenen Stadium das Gefühl, einen Fremdkörper im Mund zu haben.

Schmerzen treten anders als viele Betroffene denken nicht allein an der Zunge auf. Der gesamte Mund- und Halsbereich ist betroffen. Wird etwa Flüssigkeit zu sich genommen, stellen sich anfangs Irritationen ein, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung zunehmen. Das Schlucken ist nur noch unter Schmerzen möglich. Zungenkrebs ist nicht selten mit Mundgeruch verbunden.

Wer sich die Zähne putzt oder zu Mundspülungen greift, kann nur kurzfristig zur Linderung beitragen. Der Mundgeruch kommt immer wieder. Oft schmecken Betroffene auch Blut. Die Zunge verändert sich bei Zungenkrebs. Sie besitzt Geschwüre, Wunden und Flecken. Letzte treten in weißer oder roter Kontur auf. Auch kann es zu Blutungen kommen.

Das Blut wird fälschlicherweise Weise von vielen Betroffenen einem Zahnfleischbluten zugeschrieben. Personen mit einem Verdacht reinigen die Zunge mit Watte und verschaffen sich so einen Überblick. Im fortgeschrittenen Stadium treten Schwierigkeiten beim Sprechen auf. Silben können nicht mehr oder nur unter Schmerzen klar gebildet werden. Auch die Nahrungsmittelzunahme gestaltet sich schwierig. Die Lymphknoten sind häufig vergrößert.

Diagnose & Verlauf

Zu den schmerzfreien Symptomen von Zungenkrebs im Frühstadium gehören rote oder weiße Flecken, die auch durch ausgiebige Mundhygiene nicht verschwinden.

Ein dauerhaft kratziges Gefühl in der Kehle weist auf einen Zungentumor hin, in seltenen Fällen auch Ohrenschmerzen. Häufiger sind wunde oder blutende Stellen auf der Zunge, Taubheitsgefühle oder Schmerzen beim Schlucken.

Zungenkrebs ist zunächst schmerzlos, wird aber mit zunehmender Ausdehnung des Tumors von deutlichen Beeinträchtigungen begleitet. Weit fortgeschritten ist die Entwicklung, wenn sich bereits wuchernde Tumore an der Zunge zeigen, die auch Geschwüre bilden können.

Bei der Diagnose von Zungenkrebs nimmt der Arzt zunächst für den vorderen Teil der Zunge eine Sichtdiagnose vor. Der Zungengrund wird mit Spiegeln untersucht. Gewebeproben verdächtiger Stellen dienen beim Zungenkrebs zur Grunddiagnose, auf die dann im bildgebenden Verfahren die genaue Größenbestimmung folgt.

Komplikationen

Da es sich beim Zungenkrebs um eine Tumorerkrankung handelt, kann diese im schlimmsten Falle zum Tod des Betroffenen führen. Dieser Fall tritt dabei vor allem dann auf, wenn der Krebs erst sehr spät erkannt wird und sich schon Metastasen ausgebildet haben. In der Regel leiden die Betroffenen an einem sehr unangenehmen Fremdkörpergefühl im Mundbereich und auf der Zunge.

Dadurch kommt es zu Schluckbeschwerden, sodass die Betroffenen an einer gewöhnlichen Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit stark gehindert sind. Dabei kann es auch zu Mangelerscheinungen oder zu einer Dehydration kommen. Weiterhin leiden die Patienten beim Zungenkrebs auch an Halsschmerzen, welche nicht mit Hilfe von Medikamenten gelindert werden können.

Auch Sprachstörungen und eine starke Schwellung der Lymphknoten kann dabei auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Die meisten Patienten leiden ebenso an starken Ohrenschmerzen und im weiteren Verlauf der Erkrankung an einer blutenden Zunge. Der Zungenkrebs kann durch einen operativen Eingriff behandelt werden.

Die nachfolgende Chemotherapie ist in den meisten Fällen mit etlichen Nebenwirkungen verbunden. Da ein Teil des Gewebes entfernt wird, ist der Betroffene beim Essen oder beim Sprechen deutlich eingeschränkt. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird allerdings die Lebenserwartung des Betroffenen nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei anhaltenden Schmerzen im Mund, besteht bereits Anlass zur Besorgnis. In den meisten Fällen sind diese gesundheitlichen Beeinträchtigungen harmlos und bilden sich zurück. Wiederholte Entzündungen, Verfärbungen oder Schwellungen deuten auf eine vorliegende Erkrankung hin. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine Klärung der Ursache stattfinden kann. Kommt es zu Störungen der Sensibilität, einer Überempfindlichkeit gegenüber einwirkenden Reizen wie Wärme oder Kälte sowie Beeinträchtigungen der Bewegungsmöglichkeiten der Zunge, ist ein Arzt zu konsultieren.

Ein allgemeines Unwohlsein, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit und eine erhöhte Müdigkeit sind weitere Anzeichen einer vorliegenden gesundheitlichen Störung. Zeigt sich eine kontinuierliche Zunahme der gesundheitlichen Beschwerden, ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Appetitverlust, Apathie sowie eine Gewichtsabnahme sind ebenfalls Hinweise für eine Erkrankung. Kommt es zu Stimmungsschwankungen, Verhaltensauffälligkeiten und einem ungewöhnlichen Mundgeruch, besteht Handlungsbedarf.

Insbesondere Raucher oder Menschen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, gehören zur Risikogruppe für verschiedene Krankheiten. Sie sollten ihre Gesundheit in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen, damit bei Unregelmäßigkeiten schnellstmöglich reagiert werden kann. Darüber hinaus sollten alle Menschen in wiederkehrenden Abständen an den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, um eine Früherkennung einer Krebserkrankung oder anderer gesundheitlicher Störungen zu ermöglichen. Blutungen des Zahnfleisches oder Schwellungen der Lymphe sind als Warnsignal des Organismus zu deuten und sollten ärztlich untersucht werden.

Behandlung & Therapie

Bei einer frühen Diagnose von Zungenkrebs erfolgt die Behandlung mit chirurgischen Mitteln. Der Tumor und das ihn umgebende Gewebe werden entfernt. Nicht immer ist eine zusätzliche Behandlung durch Strahlen- oder Chemotherapie erforderlich.

Hat der Zungenkrebs sich bereits weiter ausgedehnt, werden die Metastasen in den Lymphknoten neben der Entfernung des Tumors in der Zunge bestrahlt. Die körperlichen Beeinträchtigungen des betroffenen Patienten sind im Frühstadium zumeist gering. Die Sprachfähigkeit bei Zungenkrebs am vorderen Bereich der Zunge ist kaum oder gar nicht betroffen.

Nach Abheilung der Operationswunde bestehen keine Einschränkungen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Zungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium erfordert hingegen Maßnahmen, bei denen große Teile der Zunge entfernt werden müssen. Neben der schmerzhaften Wundheilung ist die Sprachfähigkeit dann deutlich und irreversibel eingeschränkt.

Auch die Nahrungsaufnahme kann problematisch werden und zu starkem Gewichtsverlust führen. Taubheitsgefühle als Folge der Strahlentherapie sind zu erwarten. Bei inoperablen Tumoren oder weit fortgeschrittenem Zungenkrebs erfolgt die Behandlung mit einer Chemotherapie, die die weitere Wucherung verhindern und Metastasen bekämpfen soll.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Zungenkrebs bestehen in einem Ausschluss der Risikofaktoren und gründlicher Mundhygiene. Die Kombination von Alkohol und Tabak sollte vermieden werden. Eine gründliche Zahnreinigung und der regelmäßige Zahnarztbesuch zur Diagnose und Behandlung von Entzündungen der Mundschleimhaut dienen ebenfalls der Vorbeugung.

Die Ergänzung der täglichen Zahnpflege durch einen speziellen Zungenreiniger ist empfehlenswert. Bei ungeklärten Veränderungen an oder auf der Zunge ist die Diagnose eines Facharztes erforderlich, der Vorerkrankungen behandeln und den Verdacht auf Zungenkrebs ausschließen kann.

Nachsorge

Eine wesentliche Aufgabe der Nachsorge von Zungenkrebs ist die frühzeitige Diagnose eines Rezidivs. Dabei handelt es ich um das Wiederauftreten eines Karzinoms nach erfolgter Behandlung. Deshalb finden in der Nachsorge regelmäßige Untersuchungen statt: alle drei Monate in den ersten zwei Jahren und alle sechs Monate in den nachfolgenden drei Jahren.

Zusätzlich sollte der Patient kontinuierlich auf Veränderungen im Mundbereich achten und bei Auffälligkeiten umgehend einen Arzt konsultieren. Um einem Rezidiv vorzubeugen, sollte auf das Rauchen und einen übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden. Zudem ist eine sorgfältige Mundhygiene für die Prävention unerlässlich.

Nach der Krebsbehandlung hilft eine Rehabilitation dem Patienten, sich zu erholen und eine Rückkehr ins gewohnte Leben zu ermöglichen. Besondere Maßnahmen der Nachsorge sind notwendig, wenn bei der Operation größere Gewebeteile aus der Zunge entfernt werden mussten. Auch wenn durch plastische Rekonstruktion die Funktion einer geschädigten Zunge zumeist wieder hergestellt werden kann, ergeben sich häufig Probleme beim Sprechen oder Schlucken.

Diese Patienten sollten die Hilfe von Logopäden in Anspruch nehmen. Zudem können unter Umständen kosmetische Beeinträchtigungen im Mundbereich die Psyche der Patienten belasten. Damit kann eine psychologische Betreuung erforderlich werden. Auch Angehörige können eine wertvolle Hilfe für die mentale Gesundung leisten.

Das können Sie selbst tun

Manche Heiler preisen für Krebskranke alternative Behandlungsoptionen und Selbsthilfetechniken an. Diese müssen nicht grundlegend verkehrt sein. Eine alternative Behandlung in Eigenverantwortung ist jedoch sehr risikoreich. Ihre Inanspruchnahme durch den Erkrankten sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dieser wird mit dem Patienten abwägen, ob eine ergänzende Behandlung sinnvoll ist.

Der Erkrankte kann darüber hinaus Maßnahmen ergreifen, die die ärztliche Behandlung unterstützen und seine Lebensqualität während der Behandlung erhöhen. Bei Zungenkrebs gehört dazu der Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie Sorgfalt bei der Mundhygiene. Die Ernährung sollte ausgewogen sein: reich an Ballaststoffen, Gemüse sowie Omega-3-Fetten. Kommt es während der Chemo- oder Strahlentherapie zu Appetitlosigkeit, so sollte an appetitreichen Tagen ruhigen Gewissens großzügig geschlemmt werden. Wenn die Nahrungsaufnahme infolge der Operation beschränkt ist, kann hochkalorische Flüssignahrung aus der Apotheke Abhilfe schaffen. So können Gewichtsverlust und Schwäche gelindert werden. Viel Ruhe und schonende Bewegung können das Allgemeinbefinden verbessern.

Viele Patienten leiden psychisch unter der Bedrohlichkeit der Krebserkrankung. Der Patient kann sein seelisches Wohlbefinden verbessern, indem er sich einem Psychiater oder Klinikpsychologen anvertraut. Der soziale und emotionale Rückhalt durch Familie und Freunde ist ebenfalls hilfreich. Viele Patienten empfinden außerdem das Praktizieren einer Entspannungstechnik oder Meditation als positiv für das seelische und körperliche Wohlbefinden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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