Kreuzallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Biss in den Apfel oder in die Aprikose beginnt es plötzlich im Mund zu jucken. Nach dem Schokoladenkuchen macht sich Atemnot bemerkbar. Diese Anzeichen weisen auf eine Kreuzallergie hin. Doch was genau hat es damit aus sich?

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kreuzallergie?

Schnupfen, Rötungen der Augen oder Halsschmerzen unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme, sind Hinweise für das Vorliegen einer Unverträglichkeit.
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Eine Kreuzallergie tritt stets dann auf, wenn bereits eine andere Allergie vorliegt. Die Symptome der Kreuzallergie können denen der Pollenallergie gleichen.

Niesanfälle, tränende Augen, juckende Hautausschläge und Atemnot. Da das Allergen beim Essen jedoch in den Körper gelangt und nicht wie die Pollen nur über die Luft aufgenommen wird, kann eine Kreuzallergie auch zur Gefahr werden. Durch das Anschwellen des Mundraums oder der Luftröhre kann Ersticken drohen.

Im schlimmsten Falle kann bei einer Kreuzallergie ein anaphylaktischer Schock auftreten. Dieser Schockzustand ist lebensbedrohlich und erfordert eine notmedizinische Versorgung.

Ursachen

Die Ursache für Kreuzallergien sind eindeutig: Der Patient besitzt eine Allergie und reagiert nun auf weitere Stoffe. Eine Kreuzallergie hat sich entwickelt. Der Grund: Durch die Ähnlichkeit in den Strukturen bestimmter Allergene reagiert der Patient plötzlich auch auf bislang gut verträgliche Lebensmittel.

Eine Kreuzallergie zeigt sich sehr häufig bei Pollenallergikern. So reagiert fast die Hälfte der Birkenpollenallergiker auch auf Steinobst, Soja, Sellerie und Nüsse. Allergiker gegen Gräserpollen können eine Kreuzallergie gegen Erdnüsse, Kartoffeln, Getreide, Soja und Tomaten entwickeln. Auch bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben kann leicht eine Kreuzallergie entstehen. Plötzlich vertragen die Betroffenen keine Meerestiere mehr.

Manchmal reicht es, wenn bei einer Kreuzallergie die bedrohlichen Nahrungsmittel lediglich in der Pollenflugzeit von Speisetisch gestrichen werden. Manchmal hilft aber auch nur ein konsequenter und jahrzehntelanger Verzicht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Kreuzallergie kann sich in unterschiedlichen Symptomen äußern. Sie hängen zum einen vom Hauptallergen ab, zum anderen vom Weg, auf dem der allergieauslösende Stoff mit dem Patienten in Berührung kommt. Hierbei kommen vor allem der Kontakt mit der Haut, der Kontakt mit der Schleimhaut von Mund, Nase und Rachen, mit den Atemwegen und dem Magen-Darm-Trakt in Frage.

Die Symptome der Kreuzallergie sind in diesem Zusammenhang nicht immer dieselben wie bei der hauptsächlichen Allergie. Während die Birkenpollenallergie zu den Allergien gehört, die die Schleimreize reizen und Juckreiz der Augen sowie Fließschnupfen auslösen, ist die Kreuzallergie zu Äpfeln oder Nüssen an Kribbeln und Schwellungen im Mund- und Rachenbereich zu erkennen.

Symptome im Bereich der Schleimhäute können die Augen, die Nase, den Rachen und die Atemwege generell betreffen. Die allergische Konjunktivitis (Bindehautentzündung) der Augen äußert sich mit Juckreiz, Rötung und Schwellung. Die Schleimhäute der Nase reagieren mit Sekretion und es kommt zu Niesanfällen. Auch ein allergischer Husten ist möglich. Komplikation, die bei nahezu allen Kreuzallergien auftreten kann ist der anaphylaktische Schock mit Luftnot und Bewusstseinsverlust.

Allergene, die mit der Nahrung in den Mund kommen, lösen dort Kribbeln und Schwellungen aus und können im weiteren Verdauungsverlauf mit Magen-Darm-Beschwerden deutlich werden. Allergene, die bei der Berührung auf die Haut reagieren, sind Kontaktallergene. Hier bildet die Haut juckende, teilweise nässende Quaddeln aus.

Diagnose & Verlauf

Der Verdacht auf eine Kreuzallergie muss vom Arzt bestätigt werden. Sind allergische Symptome aufgetreten, wird der Allergologe das Blut untersuchen, um etwaige Allergene aufzuspüren. In einem Gespräch wird er mit dem Patienten das weitere Vorgehen besprechen.

Außerdem wird der Arzt über all jene Allergene informieren, die ebenfalls eine Kreuzallergie auslösen können. Falls nur eine Allergie gegen Pollen vorliegt und noch keine Kreuzallergie aufgetreten ist, sollten dennoch aus Vorsichtsgründen jene Hochrisikoallergene gemieden oder zumindest deren Verzehr eingeschränkt werden.

Dazu sollten auch die Zutaten von Fertigprodukten genau gelesen werden. Denn bei einer Kreuzallergie genügen bereits geringste Spuren, um eine allergische Reaktion auszulösen.

Komplikationen

Da die allergische Reaktion bei einer Kreuzallergie im Grunde genommen gleich verläuft wie bei einer gewöhnlichen Allergie, kann die Kreuzallergie zu ebenso schweren Folgen wie jede andere Allergie führen. Kreuzallergien können je nach Ausprägung zu unterschiedlichen Symptomen führen. Besteht die Kreuzallergie zum Beispiel neben einer Pollen-Allergie in Form einer Lebensmittelallergie, ist bei der Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln mit Beschwerden im Mund- und Rachenbereich, aber auch im Magen-Darm-Trakt zu rechnen.

Schwere Beschwerden einer Kreuzallergie können sehr gefährlich werden. Wie auch bei der allgemeinen Allergie kann es bei der Kreuzallergie zu schweren Komplikationen, wie zum Beispiel in Form eines allergischen Schocks, kommen. Der allergische Schock als lebensbedrohliche Komplikation kann zu einer Beeinträchtigung des Blutkreislaufes und im Extremfall auch zum Herzstillstand, führen. Da es sich bei einem allergischen Schock um einen Notfall handelt, muss dieser von einem Arzt mit Medikamenten oder einer Wiederbelebung bei Herzstillstand behandelt werden.

Eine weitere Komplikation stellt die Atemnot dar, die sowohl bei der Ursprungs-Allergie als auch bei der Kreuzallergie auftreten kann. Durch die allergische Reaktion können die Schleimhäute am Kehlkopf, in der Luftröhre sowie in den Bronchien anschwellen. Durch eine Verengung des inneren Querschnitts wird der Luftstrom behindert, sodass es zur Atemnot kommt. Wenn der Kontakt mit dem jeweiligen Allergen vermieden werden kann, kann das Auftreten von möglichen Komplikationen minimiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Betroffene, die unter einer allergischen Reaktion leiden, sollten sich grundsätzlich von einem Arzt ausführlich über mögliche Kreuzallergien informieren lassen. Sobald über medizinische Tests das Vorhandensein einer Allergie bestätigt wurde, ist eine umfangreiche Auskunftseinholung über Querverbindungen zu anderen allergischen Auslösern erforderlich. Kommt es dennoch bei dem Verzehr von Lebensmitteln zu tränenden Augen, einer juckenden Haut oder Verfärbungen des Hautbildes, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Schnupfen, Rötungen der Augen oder Halsschmerzen unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme, sind weitere Hinweise für das Vorliegen einer Unverträglichkeit.

Für eine medizinische Behandlung ist ein Arzt aufzusuchen. Die plötzliche und rasante Entstehung von Pusteln und Pappeln auf der Haut weist auf Unregelmäßigkeiten hin, die untersucht werden sollten. Kommt es zu einem Engegefühl im Hals oder Atemnot, ist schnellstmöglich ein Arzt zu konsultieren. Bei Aussetzern der Atmung, einem Erstickungsgefühl oder dem Verlust der Atemtätigkeit muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Menschen, die aufgrund der verringerten Atemmöglichkeit unter einer starken Angst oder einer Panikattacke leiden, benötigen unverzüglich einen Arzt. Erlebt der Betroffene einen anaphylaktischen Schock, befindet er sich in Lebensgefahr. Ein Notarzt ist zu rufen und Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen von anwesenden Personen sofort eingeleitet werden, damit das Überleben gesichert wird.

Behandlung & Therapie

Bleibt eine Kreuzallergie und die damit verbundene Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie unbehandelt, droht eine Verschlimmerung der Symptome. Eine schrittweise Verschiebung von tränenden Augen und Niesanfällen über Atemnot, Hautreaktionen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch findet statt.

Tritt der gefürchtete anaphylaktische Schock ein, kann eine Kreuzallergie im unbehandelten Falle sogar zum Tode führen. Die Behandlung einer Kreuzallergie beginnt beim Herausfinden der ursprünglichen Allergie. Wird diese Allergie bekämpft, verschwindet oftmals auch die Kreuzallergie. Bleibt eine Allergie unbehandelt, drohen weitere Allergien und Kreuzallergien. Das Leben der Betroffenen schränkt sich immer weiter ein.

An erster Stelle sollten die Allergene gemieden werden. Dazu gehören alle Lebensmittel, die mit der Kreuzallergie in Verbindung stehen. Medikamente kommen zum Einsatz, um die Symptome zu mildern. Akupunktur, Eigenbluttherapie, der Genuss von Schwarzkümmelöl, Brennnesseltee oder homöopathischen Globuli hat schon zu mancher Heilung geführt. Doch nicht bei allen Patienten helfen diese alternativen Behandlungsformen.

Schulmedizinisch wird eine Desensibilisierung empfohlen. Hier werden dem Patienten kleinste Mengen des Allergens unter die Haut gespritzt. Ist die Pollenallergie behandelt, bessert sich oft auch die Kreuzallergie gegen die Nahrungsmittel.


Aussicht & Prognose

Es existieren Erfahrungsberichte von Betroffenen, bei denen sich Allergien und damit auch Kreuzallergien verwachsen haben, bei denen sie plötzlich verschwunden waren. Der Regelfall ist dies nicht. Die beste Prognose, durch eine Kreuzallergie keine gesundheitlichen Schäden zu erleiden, haben diejenigen, denen es gelingt, das Allergen konsequent zu meiden. Wenn dies möglich ist, tritt in der Regel auch keine weitere allergische Reaktion ein, die als gesundheitsgefährdend zu betrachten wäre.

Da die konsequente Meidung eines Allergens nicht immer möglich ist, hat auch die Desensibilisierung bei vielen Betroffenen eine gute Prognose. Wer hier alle Termine wahrnimmt, bei denen abgeschwächte Erreger zur zunehmenden Desensibilisierung injiziert werden, hat gute Chancen, keine oder zumindest nur noch abgeschwächte allergische Reaktionen zu erleiden.

Wenn auch dies nicht möglich ist, müssen Betroffene mit Medikamenten leben, die bei Bedarf verabreicht werden, um die allergischen Reaktionen bedingt durch die Kreuzallergie zu unterbrechen. Die heutigen Medikamente sind dabei sehr sicher und so gut verträglich, dass auch Kinder damit meist gut behandelt werden können. Bei einer Medikamenteneinnahme wie vom Arzt verordnet ist deswegen auch hier die Prognose gut, dass die Kreuzallergie unter Kontrolle gebracht werden kann.

Vorbeugung

Eine Kreuzallergie lässt sich nicht immer verhindern. Wichtig ist jedoch, dass man die Allergieauslöser meidet. Schimmelpilze in den Innenräumen sollten beseitigt werden. Auch Tabakrauch wirkt sich schädlich auf den Körper auf. Eine Mutter sollte ihr Kind mindestens sechs Monate lang ausschließlich stillen, um das Allergierisiko zu senken.

Liegt bereits eine Allergie vor, sollten bestimmte Nahrungsmittel mit Vorsicht genossen werden. Dazu gehören Nüsse (Allergie gegen Haselpollen), Steinfrüchte, Karotten, Sellerie (Allergie gegen Birkenpollen), Gewürze (Allergie gegen Beifuß) und Tomate, Kiwi, Melone (Allergie gegen Gräserpollen).

Nachsorge

Die Frage der Nachsorge richtet sich nach dem Erfolg der Ersttherapie. Grundsätzlich besteht die Chance, mit Hilfe einer Hyposensibilisierung eine Heilung zu erreichen. Gelingt dieses, wird keine Nachsorge notwendig. Das Wiederauftreten der Kreuzallergie ist ausgeschlossen. In allen anderen Fällen bleibt die Erkrankung bestehen.

Die Nachsorge zielt darauf ab, einen akuten Kontakt mit Allergenen zu vermeiden und den Patienten für seinen Alltag zu schulen. Dieses geschieht in einem Gespräch. Planmäßige Nachuntersuchungen, wie man sie etwa von Tumorerkrankungen kennt, sind nicht vorgesehen. Dem Betroffenen kommt daher ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu. Im Rahmen der Speisenzubereitung sind bestimmte Lebensmittel zu meiden beziehungsweise so zuzubereiten, dass keine Unverträglichkeit entsteht.

Eine Ernährungsberatung verspricht eine langfristige Beschwerdefreiheit. Auch die Verhinderung von Komplikationen stellt ein Standbein der Nachsorge dar. Es kann immer wieder passieren, dass durch Unachtsamkeit eine allergische Reaktion entsteht. In diesem Fall muss der Patient wissen, wie er sich zu verhalten hat. Er wird hierüber im Rahmen der Erstdiagnose unterrichtet. Standardmäßig sollten Betroffene einen Allergiepass und eine Notfalltasche mit Medikamenten bei sich haben. Diese Maßnahmen werden aber von Ärzten nur angeregt. Die Umsetzung fällt den Erkrankten selbst zu.

Das können Sie selbst tun

Wenn eine Kreuzallergie vorliegt, gibt es einige hilfreiche Tipps, mit deren Hilfe sich Allergiker den Alltag erleichtern können. Bei allergischen Reaktionen auf Obst oder Gemüse, kann die Zubereitung helfen. Anstelle von rohen Äpfeln oder Kirschen können gegarte Alternativen wie Apfel- oder Kirschkuchen oder auch Apfelkompott verträglicher sein. Auch Möhren sind gegart verträglicher. Oft machen auch einzelne Sorten bereits den Unterschied.

Für Allergiker kann auch der weitgehende Verzicht auf Alkohol sehr hilfreich sein, da Alkohol die allergische Reaktion verstärken kann. Ähnliches gilt für Stress. Wichtig ist daher, im Alltag mögliche Stresssituationen und Belastungen zu vermeiden. In Sachen Ernährung ist eine individuelle Ernährungsberatung empfehlenswert, um mögliche Alternativen für Lebensmittel zu finden.

Grundsätzlich helfen Medikamente, die diversen Symptome einer Allergie zu lindern. Das können Tabletten, Sprays zum Inhalieren, Cremes bzw. Salben oder Injektionen sein. Außerdem ist eine ausgewogene Ernährung wichtig sowie das Vermeiden des Allergens. Bei starken allergischen Reaktionen sollten Betroffene und das Umfeld informiert sein, wie im Falle einer allergischen Reaktion etwa mit schweren Kreislaufproblemen zu verfahren ist. Dazu gehören ein Allergiepass und ein Allergie-Notfall-Set mit entsprechenden Medikamenten. Körperliche Bewegung und eine gesunde Lebensweise können die Allergien lindern und die Symptome schwächen.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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