Hirnabszess (Gehirnabszess)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Hirnabszess oder Gehirnabszess ist eine Ansammlung von Eiter im Gehirn. Ursache ist meine eine begrenzte und lokal fixierte Infektion im Hirn. Ohne Antibiotikatherapie würde die Todesrate bei Hirnabszess sehr hoch sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hirnabszess?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des Gehirns. Klicken, um zu vergrößern.

Ein Hirnabszess oder auch Gehirnabszess ist eine lokale Infektion des Gehirns, infolge derer eine Eiteransammlung entsteht, die sich zu einem Abszess verkapselt.

Wenn sich bestimmte Stellen des Hirngewebes entzünden, bildet sich im Kern des Entzündungsherdes eine Körperhöhle, die durch eine Einschmelzung des lokalen Gewebes entsteht. Durch die Entzündung bildet sich Eiter, der in dieser neu entstandenen Höhle gesammelt wird. Wenn sich die Eiteransammlung verkapselt, wird ein sogenannter Abszess gebildet.

Ein Hirnabszess tritt nur sehr selten mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000 auf. Am häufigsten treten Hirnabszesse bei Erwachsenen im Alter von 20 bis 30 auf. Kinder sind am häufigsten im Alter von 4 bis 7 betroffen.

Üblicherweise bildet sich nur ein einziger Hirnabszess im Großhirn. Mehrfache Abszessbildungen sowie Abszesse im Kleinhirn finden nur selten statt. In jedem Fall muss ein Hirnabszess medizinisch behandelt werden.

Ursachen

Hirnabszesse entstehen durch Infektionen. In der Regel handelt es sich hierbei um Infektionen bakteriellen Ursprungs. Bei der Hälfte aller Hirnabszesse durch bakterielle Infektionen stammen die Bakterien von Infektionen anderer, in der Nähe liegender, Körperbereiche.

Der Ursprung eines Hirnabszesses können demnach Krankheiten wie Mittelohrentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen sein, die nicht richtig auskuriert wurden. Die andere Hälfte aller Abszesse entsteht häufig durch Infektionen von weiter entfernten Körperbereichen, wenn Bakterien von hier aus über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Auch Verletzungen des Gehirns durch Unfälle oder Operationen können Hirnabszesse nach sich ziehen.

Eine mögliche Ursache, wenn auch nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit, sind auch Pilze oder anderer nicht-bakterielle Erreger. Hierfür müssen aber zeitgleich noch andere Faktoren auftreten, die einen Hirnabszess begünstigen, wie beispielsweise ein bereits zuvor geschwächtes Immunsystem.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome eines Hirnabszesses hängen davon ab, in welchem Bereich des Gehirns sich der Abszess befindet. Außerdem spielt auch die Größe des Abszesses eine große Rolle. Zunächst treten eher unspezifische Symptome auf. So sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einige der hauptsächlichen Beschwerden.

Diese Symptome werden durch den erhöhten Druck erzeugt, welcher vom Abszess selber sowie vom Hirnödem ausgeht. Daher werden sie auch als sogenannte Hirndrucksymptome bezeichnet. Weitere Symptome richten sich nach dem Sitz des Hirnabszesses. Dabei kann es sowohl zu Bewusstseinsstörungen als auch zu sogenannten zerebralen Herdsymptomen kommen. Zu den zerebralen Herdsymptomen zählen unter anderem Sehstörungen, Sprachstörungen, Schluckstörungen oder Lähmungen.

Manchmal wird ein Hirnabszess auch von epileptischen Anfällen und Fieber begleitet. So leiden ungefähr 50 Prozent aller Betroffenen unter Fieber. Ein Hirnabszess ist generell eine lebensbedrohliche Erkrankung. So kann die Abszesskapsel auf Nachbarregionen des Gehirns drücken. Wie gefährlich sich dieser Druck auswirkt, hängt davon ab, welche Körperfunktionen dort gesteuert werden.

Des Weiteren ist auch eine Ausweitung der Entzündung auch auf andere Hirnbereiche möglich. Ein besonders lebensbedrohlicher Zustand liegt vor, wenn es zu Entzündungen im Raum zwischen der harten Hirnhaut und der Knochenhaut des Schädels kommt. Das ist allerdings nur selten der Fall.

Insgesamt ist die Sterblichkeit bei Hirnabszess heute zwar auf fünf bis zehn Prozent zurückgegangen. In schweren Fällen sind aber auch nach einer erfolgreichen Behandlung noch Spätschäden wie epileptische Anfälle und andere neurologische Probleme möglich.

Diagnose & Verlauf

Ein Hirnabszess entwickelt sich je nach Ursache und körperlicher Verfassung unterschiedlich schnell. Die Inkubationszeit kann daher nur wenige Wochen bei Unfällen bis zu mehreren Monaten oder sogar Jahren betragen.

Ein Hirnabszess kann eine Reihe unterschiedlicher Symptome auslösen. Durch den Druck, den ein Hirnabszess auf die umliegenden Hirnregionen ausübt, zeigt sich ein Hirnabszess am häufigsten durch massive Kopfschmerzen, die häufig auch mit Übelkeit, Erbrechen und Fieber einhergehen. Je nachdem, wo der Hirnabszess liegt, kann er außerdem auch epileptische Anfälle auslösen, hin und wieder auch Sprach-, Seh- und Bewegungsstörungen.

Häufig entwickelt sich nach einen Hirnabszess durch die vermehrte Flüssigkeitsansammlung in der unmittelbaren Umgebung ebenfalls ein sogenanntes Ödem. Wenn ein Hirnabszess vermutet wird, wird in der Regel zuerst eine labormedizinische Blutuntersuchung durchgeführt, um mögliche Anzeichen zu prüfen, die auf einen Hirnabszess deuten. Zu diesen gehören erhöhte Entzündungswerte mit Antikörpern gegen die Erreger, denen die Entzündung zugrunde liegt, und die im Blut ermittelt werden können.

Wenn der Verdacht auf einen Hirnabszess sich erhärtet, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Mit Computertomographien oder Magnetresonanztomographien (MRT) können Hirnabszesse sichtbar gemacht und somit bestätigt werden.

Komplikationen

Ein Hirnabszess stellt einen sehr schwerwiegenden gesundheitlichen Zustand dar, bei welchem es ohne Behandlung zum Tode kommt. Aus diesem Grund muss ein Hirnabszess immer von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Durch diese Krankheit kommt es zu einer Einschränkung der Körperfunktionen. Welche Regionen und Funktionen betroffen sind, hängt allerdings von der Ausprägung der Infektion ab.

In den meisten Fällen leiden die Betroffenen allerdings an Kopfschmerzen und Erbrechen. Weiterhin kommt es zu einer Übelkeit und nicht selten zu Migräneanfällen. Ohne Behandlung treten Sensibilitätsstörungen und Lähmungen auf, wobei es auch zu epileptischen Anfällen kommen kann. Auch die Sehkraft des Patienten wird durch den Hirnabszess verringert und es kommt zu Bewegungsstörungen und zu Koordinationsstörungen.

Ebenso ist das Handeln und Denken des Patienten eingeschränkt und es kommt zu einer allgemeinen Versiertheit. Die Lebensqualität nimmt extrem ab und der Patient ist durch die Krankheit auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Ohne Behandlung kommt es zu einer drastischen Verringerung der Lebenserwartung. Das Nervensystem wird dabei irreversibel geschädigt. Die Behandlung selbst erfolgt ohne Komplikationen mit Hilfe von Antibiotika. Bei einer frühzeitigen Behandlung können Folgeschäden vermieden werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn immer wieder massive Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten, liegt womöglich ein Hirnabszess vor. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden länger als eine Woche bestehen bleiben und auf keine bestimmte Ursache zurückzuführen sind. Sollten sich die Symptome rasch verstärken und sich zu einer ausgeprägten Migräne entwickeln, ist ärztlicher Rat gefragt. Auch das plötzliche Auftreten epileptischer Anfälle oder Sprach-, Seh- und Bewegungsstörungen deutet auf ein ernstes Leiden hin, das abgeklärt werden muss.

Ein Hirnabszess tritt häufig in Verbindung mit einer Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung auf, die nicht ordentlich auskuriert wurde. Auch Infektionen in anderen Körperregionen sowie Verletzungen des Gehirns durch chirurgische Eingriffe oder Unfälle können einen Abszess im Gehirn hervorrufen. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, sollte mit genannten Symptomen umgehend einen Mediziner konsultieren. Schwangere, ältere Menschen und Kinder sollten mit anhaltenden Kopfschmerzen und Übelkeit grundsätzlich bei einem Arzt vorstellig werden. Neben dem Hausarzt können Betroffene auch mit einem Neurologen oder einem Facharzt für innere Medizin sprechen.

Behandlung & Therapie

Ein Hirnabszess muss in der Regel operativ entfernt werden, richtet sich im Einzelfall aber nach verschiedenen Faktoren wie der Ursache, der Lage, der Größe und der Anzahl des Abszesses oder der Abszesse und der Verfassung des Patienten.

In den oberen Schichten des Gehirns liegende Hirnabszesse werden in der Regel schnellstmöglich durch einen operativen Eingriff entfernt. Bei Hirnabszessen in tieferen und schwer zugänglichen Bereichen erfolgen vor einer Operation in der Regel einige vorbereitende Maßnahmen. Meist werden Abszesse in einem ersten Eingriff über ein Bohrloch punktiert, der angesammelte Eiter abgelassen und die Abszesshöhle gespült. Die verbleibende Kapsel wird dann bei einem zweiten Eingriff entfernt.

Therapiebegleitend werden außerdem die Erreger sowie die ursächlichen Infektionen mitbehandelt, um eine erneute Abszessbildung zu verhindern. Wenn eine Operation aus verschiedenen Gründen unmöglich ist oder sich mehrere sehr kleine Abszesse gebildet haben, kann sich auch für eine rein auf Antibiotika basierende Behandlungsmethode entschieden werden. Durch den medizinischen Fortschritt verlaufen die wenigsten Hirnabszesse tödlich.

Die meisten Patienten erholen sich nach einer erfolgreichen Entfernung des Abszesses vollständig ohne bleibende Schäden. In einigen Fällen kommt es aufgrund der Abszesse jedoch zu einer irreparablen Schädigung des Nervensystems. Besonders häufig entstehen hier Epilepsien. In manchen Fällen treten Hirnabszesse außerdem immer wieder erneut auf.

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Aussicht & Prognose

Bei der Inanspruchnahme einer medizinische Versorgung ist die Prognose eines Hirnabszesses günstig. Durch die Gabe von Medikamenten kommt es zu einer Rückbildung der Eiterproduktion sowie einem Abtransport des angesammelten Eiters. Der Abszess wird meist in einem operativen Eingriff oder durch andere Techniken vollständig entfernt und die Beschwerden bilden sich schrittweise vollständig zurück. Treten keine weiteren Komplikationen auf und liegen keine weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor, kann der Patient im Normalfall innerhalb weniger Wochen beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen werden.

Da eine Operation stets mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist, besteht dennoch das Risiko einer Verletzung von gesundem Gewebe bei der Abtrennung des Abszesses. Es können dadurch je nach dem Ort der Verletzungen allgemeine sowie spezifische Funktionsstörungen auftreten oder irreparable Schädigungen des Gehirns verursacht werden.

Wird die medizinische Hilfe durch den Patienten verweigert, steigt unmittelbar die Wahrscheinlichkeit eines frühzeitigen Ablebens. Die Eiteransammlung breitet sich im Gehirn weiter aus und der Abszess kann im weiteren Entwicklungsverlauf seinen Umfang deutlich erweitern. Neben einer Sepsis droht dem Betroffenen das Platzen der umliegenden Gefäße. Damit besteht Lebensgefahr. Der Betroffene kann in ein Koma fallen oder erleidet irreparable Funktionsstörungen. Durch die modernen medizinischen Möglichkeiten ist die Überlebensrate bei einem Hirnabszess auf über 95% gestiegen.

Vorbeugung

Um Hirnabszesse zu vermeiden, sollten Infektionen besonders in der Umgebung des Gehirns aber auch in allen anderen Körperarealen behandelt und vollständig auskuriert werden, um eine Übertragung der Erreger auf das Gehirn zu vermeiden. Die Einnahme von Antibiotika bis zum Ende der Behandlung ist dafür unerlässlich. In jedem Fall ist es ratsam auf einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. Je besser die Verfassung eines Körpers ist, desto besser kann er sich im Falle einer Erkrankung auch erholen.

Nachsorge

Nach der operativen Entfernung eines Hirnabszesses orientiert sich der weitere Verlauf danach, wo und wie groß der Abszess war. Wenn die Abszesskapsel komplett entfernt wurde, müssen keine Schäden zurückbleiben. Für die Gesundung der Patienten ist es wichtig, dass das Nervensystem nicht geschädigt wurde. Es treten jedoch oft Epilepsien im Anschluss an eine OP auf. Zudem besteht die Gefahr, dass es erneut zu einem Hirnabszess kommt.

Die Nachsorge im Anschluss an die Behandlung soll sicherstellen, dass Infektionen vermieden werden, denn diese würden das Risiko eines Rückfalls erhöhen. Die Patienten können entsprechend der ärztlichen Empfehlungen daran mitarbeiten, die Übertragung von Erregern einzudämmen. Dazu gehört es, Infektionserkrankungen gezielt zu therapieren. Zu den gefährlichen bakteriellen Erkrankungen gehören beispielsweise Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs.

Bei einer Therapie mit Antibiotika sollten die Betroffenen diese Medikamente konsequent einnehmen und sich dabei an die medizinische Anweisung halten. Ein frühzeitiger Abbruch ist nicht empfehlenswert, denn die Bakterien müssen komplett bekämpft werden. Mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil, zu dem eine vitaminreiche Ernährung gehört, steigern die Betroffenen ebenfalls ihre Abwehrkräfte. Auch Bewegung hilft dem Körper dabei, Entzündungen besser zu bewältigen und sich zu erholen.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Hirnabszess handelt es sich um eine Ansammlung von Eiter im Gehirn. Betroffene Personen können bei diesem Krankheitsbild nur begrenzte Möglichkeiten ergreifen, die eine Besserung herbeiführen. Der frühzeitige Gang zum Arzt ist sehr wichtig und bedeutsam, denn nur so kann eine reibungslose und vollständige Genesung gewährleistet werden.

Nach erfolgter medikamentöser und ärztlicher Behandlung, ist eine strikte Bettruhe sehr wichtig. Die Stärkung des Immunsystems im nachträglichen Heilunsgverlauf sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden, denn nur so kann ein Hirnabszess ohne jegliche Komplikationen abheilen. Zusätzlich können betroffene Personen auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Dadurch wird der gesamte Körper gestärkt und kann sich im Falle einer erneuten Infektion deutlich besser und schneller erholen. Somit können im Vorfeld nur bedingt Maßnahmen ergriffen werden, die bei einem bestehenden Hirnabszess zu einer Besserung führen.

Nachträglich ist die Stärkung des Immunsystems sehr wichtig. So können betroffene Personen gefährliche Komplikationen vermeiden, sodass mit einem deutlich angenehmeren Krankheitsverlauf zu rechnen ist. Zusätzlich ist eine genaue und frühzeitige Diagnose sehr wichtig, damit eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden kann.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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