Gicht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gicht oder Hyperurikämie ist eine bekannte Stoffwechselerkrankung. Hierbei kommt es zu einem Anstiegt und Konzentration von Harnsäure im Blut, welches in seiner Auswrikung vor allem zu starken Gelenkentzündungen und Gelenkschmerzen führt. Man unterscheidet hauptsächlich in akuter Gichtanfall und chronische Gicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gicht?

Erste Anzeichen können Nierensteine oder ein akuter Gichtanfall sein. Im zweiten Stadium treten in einzelnen Gelenken starke Schmerzen auf.
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Gicht bzw. Hyperurikämie, welches früher auch als Zipperlein bekannt war, ist eine Stoffwechselerkrankung. Typisch für eine Gicht ist vor allem die Ansammlung von Harnsäure im Blut, aus der sich im Laufe der Zeit Harnsäure-Kristalle bilde. Diese lagern sich dann in den Gelenken, Sehnen und Schleimbeuteln ab. Im Zuge dessen, kommt es dann zu starken Schmerzen im Bereich der Gelenke (Gelenkentzündungen), wobei zumeist irreversible Gelenkschäden die Folge sind.

Weiterhin lässt sich die Gicht in zwei Formen unterteilen:

1. Primäre Gicht: Der Körper produziert mehr Harnsäure, als er durch die Niere und Blase wieder ausscheidet. Es kommt zur Ansammlung von Harnsäure im Körper.

2. Sekundäre Gicht: Bei dieser Form sind bereits nachhaltige Schädigungen durch die Harnsäureproduktion und dessen Ansammlung im Körper entstanden. Beispielsweise kann Niereninsuffizienz hierbei für das Absterben von Zellen verantwortlich gemacht werden.

Gicht kommt häufig bei Menschen mit einem hohen Lebensstandard vor. Zumeist sind Männer im reiferen Alter (zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr) davon betroffen.

Ursachen

Die Ursachen für Gicht sind noch nicht restlos geklärt. Man geht aber davon aus, dass genetische Ursachen in den meisten Fällen für eine Gicht auslösend sind. Die erbliche Veranlagung kann hierbei für die Produktion von zu viel Harnsäure sorgen. Ebenso kann auch ein genetischer Defekt die Ursache sein, dass nicht genug Harnstoffe ausgeschieden werden.

Im Zuge dessen, lagern sich die Harnstoff-Kristalle im Blut ab und wandern in die Gelenke, Sehnen und Schleimbeutel der Gelenke. Es kommt zu Gelenkentzündungen, die sehr schmerzhaft sein können. Weitere Ursachen kann eine Stoffwechselstörung sein, bei der Purine, die vor allem in Fleisch und Innereien vorhanden sind, für einer Überproduktion von Harnstoff sorgt.

Besonders Menschen, die viel Fleisch und Alkohol konsumieren, können an Gicht erkranken. Ebenso sind akute Gichtanfälle bei diesen Betroffenen möglich.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Gicht macht sich zunächst oft nur an einem Gelenk bemerkbar. Im ersten Stadium liegt lediglich ein erhöhter Harnsäurespiegel vor, der noch keine eindeutigen Beschwerden hervorruft. Erste Anzeichen können Nierensteine oder ein akuter Gichtanfall sein. Im zweiten Stadium treten in einzelnen Gelenken starke Schmerzen auf.

Meist sind die Fuß- und Zehengelenke betroffen, in etwa acht Prozent der Fälle betreffen die Beschwerden die Gelenke beider Füße. Meist tritt der erste Gichtanfall in der Nacht auf und kann über mehrere Tagen anhalten. Häufig werden am betroffenen Gelenk Entzündungszeichen bemerkt. Die Gelenke nehmen dann eine auffällige Rötung an, sind berührungsempfindlich und überwärmt.

Die Haut über dem betroffenen Gelenk kann sich ablösen oder jucken. Gelegentlich ist ein Gichtanfall mit weiteren Symptomen verbunden. Typischerweise kommt es etwa zu Fieber, Kopfschmerzen oder Herzrasen. Bei einigen Betroffenen kommen Magen-Darm-Beschwerden hinzu. Erkrankte fühlen sich zudem schwach und sind ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt.

Nach mehreren Gichtanfällen nimmt auch die Beweglichkeit der Gelenke ab, verbunden mit weiteren Schmerzen und Schwellungen. Zwischen den Anfällen sind die Betroffenen symptomfrei. Eine chronische Gicht äußert sich dadurch, dass die Symptome dauerhaft bestehen bleiben und im Verlauf an Intensität zunehmen.

Verlauf

Der Verlauf von Gicht kann ohne weitere Komplikationen erfolgen, wenn die Krankheit rechtzeitig vom Arzt erkann wird. Besonders der Harnsäurespiegel sollte im Rahmen einer Diagnose besonders untersucht werden. Kommt es dagegen zu keiner Behandlung, kann sich die Gicht in eine chronische Gicht entwickeln.

Der Verlauf einer unbehandelten Gicht gestaltet sich wie folgt: 1. Akuter Gichtanfall, 2. interkritische Gichtphase, 3. Chronische Gicht.

Komplikationen

Ohne eine fachgerechte Behandlung der Gicht drohen den betroffenen Personen unterschiedliche Folgeerscheinungen. Als typische Komplikationen der Gicht gelten Deformationen der Gelenke sowie Weichteilknoten. Tritt ein akuter Gichtanfall auf, hat dies meist starke Schmerzen zur Folge. Außerdem kann es durch die Entzündungsreaktion zu Fieber kommen.

In der Regel verheilt der Gichtanfall ohne zusätzliche Auswirkungen. Allerdings sind weitere Anfälle keine Seltenheit. Erfolgt keine fachgerechte Behandlung, in deren Rahmen der Harnsäurespiegel des Körpers abgesenkt wird, zeigen sich die Gichtanfälle in immer kürzeren Zeitabständen. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass Gelenke und Knochen auf Dauer geschädigt werden.

Infolgedessen leidet der Patient fortwährend unter geschwollenen, schmerzenden und unbeweglichen Gelenken. Außerdem zeigt sich das betroffene Gelenk gerötet und überwärmt. Im Falle einer chronischen Gicht können Kristallablagerungen an unterschiedlichen Körperregionen entstehen, die sich auf dem Röntgenbild erkennen lassen. Mediziner bezeichnen diese Ablagerungen als Gichttophi. Sie kommen jedoch nur selten vor.

Eine weitere negative Auswirkung der Gicht ist der Anstieg des Harnsäurespiegels, der mitunter zu einer Beeinträchtigung der Nieren führt. Dazu gehört die Bildung von Nierensteinen, die aus Harnsäureablagerungen hervorgehen. Durch sie droht wiederum die Gefahr von schmerzhaften Nierenkoliken. Ferner begünstigen sie Nierenentzündungen und Harnwegsinfektionen. Manchmal steigen die Harnsäuremengen in der Niere so extrem an, dass ein akutes Versagen des Organs eintritt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Menschen, die über ein ungewöhnlich helles oder weißes Hautbild verfügen, sollten sicherheitshalber einen Arzt konsultieren. Kommt es zu Schwellungen der Gelenke, Schmerzen der Knochen sowie Bewegungseinschränkungen, wird ein Arzt benötigt. Vor der Einnahme eines Schmerzmedikamentes ist grundsätzlich zur Vermeidung weiterer Erkrankungen die Rücksprache mit einem Mediziner nötig.

Breiten sich die Schmerzen aus oder nehmen die Schwellungen an Umfang zu, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Sind im weiteren Krankheitsverlauf mehrere Gelenke betroffen, ist die Veränderung ebenfalls einem Arzt vorzustellen. Kommt es durch die motorischen Einschränkungen zu einer einseitigen Belastung des Körpers oder einer Fehlhaltung, wird ein Arzt benötigt. Bei Rötungen der Haut, einer erhöhten Körpertemperatur sowie heißen Gelenken, besteht Anlass zur Sorge. Ein Arztbesuch ist erforderlich, damit eine Behandlung eingeleitet werden kann.

Kommt es wiederholt zu Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen, ist ein Arzt zu kontaktieren. Bei innerer Unruhe, Reizbarkeit sowie einem erhöhten Stresserleben ist die Konsultation eines Arztes notwendig. Können die alltäglichen Verpflichtungen im Beruf oder Privatleben nicht mehr wie gewohnt wahrgenommen werden, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Treten psychische Probleme auf wird ebenfalls ein Arzt benötigt. Bei emotionalen oder seelischen Beeinträchtigungen sowie Verhaltensauffälligkeiten sollte Hilfe in Anspruch genommen werden.

Behandlung & Therapie

Eine Gicht Erkrankung sollte unbedingt ärztlich untersucht und behandelt werden, da sonst lebensgefährliche Komplikationen bzw. Nierenversagen einsetzen können. Die Therapie bei Gicht konzentriert sich hauptsächlich darauf, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken. Weiterhin sollen die unangenehmen Begleitsymptome gelindert werden.

Vor allem die Gelenkschmerzen, Schwellungen und Gliederschmerzen stehen im Blickpunkt einer Gicht-Therapie. Ausserdem soll mit einer medizinischen Behandlung eine chronische Gichterkrankung vorgebeugt werden. An Medikamenten kommen folgende Arztneimittel in Betracht: Entzündungshemmende Antirheumatika bei schwerem Gichtverlauf, Kortisolhaltige Glukokortikoide als Schmerzmittel und Entzündungshemmer oder/und Colchicin bei akuten Gichtanfällen, um Gelekschmerzen zu lindern. Colchicin senkt jedoch nicht den Harnsäurespiegel und ist somit nur zur Symptomlinderung gedacht.

In der Eigenbehandlung bieten sich kalte Umschläge der betroffenen Gelenke an. Ebenso sollten diese Extremitäten ruhig gehalten werden. Zusätzlich bietet sich an, viel Flüssigkeit zu trinken, um die Hanrstoffkonzentration zu senken. Auf Alkohol und fette Fleischspeisen sollte auf jeden Fall verzichtet werden.

Aussicht & Prognose

Die Gicht ist zwar nicht heilbar, spricht aber sehr gut auf medikamentöse Behandlung an. Disziplinierte Patienten, die sich an eine purinarme Diät halten, können die Prognose positiv beeinflussen.

Der erste Anfall klingt meist nach ein bis zwei Wochen von alleine ab. Viele der Betroffenen sind danach für lange Zeit schmerzfrei, dennoch empfiehlt es sich, umgehend mit der Einnahme harnsäuresenkender Medikamente zu beginnen. Damit kann das Auftreten weiterer Attacken verhindert werden.

Urikopathiepatienten haben ein signifikant erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus. Der Verzicht auf Fleisch, Alkohol und ein Übermaß an Zucker verringert die Bedrohung durch diese Folgekrankheiten. Männliche Patienten profitieren besonders von der Umstellung ihrer Ernährungsgewohnheiten.

Unbehandelt verläuft die Krankheit in Schüben, die immer häufiger werden und schließlich in einen chronischen Zustand übergehen. Die Gelenkoberflächen werden zerstört, es kommt zu einer irreversiblen Verdickung und Deformierung der Gelenke. Typische Folgen chronischer Gicht sind auch sogenannte Tophi. Das sind schmerzlose Uratablagerungen direkt unter der Haut. Sie befinden sich meist an der Ohrmuschel und in Gelenknähe.

Im ungünstigsten Fall führt die Arthritis urica zu einer Schädigung der Niere, die sich in Nierenentzündungen bis hin zum akuten Nierenversagen äußern kann.


Vorbeugung

Eine Gicht kann man relativ gut vorbeugen. Dazu gehört der Verzicht auf eine fette und fleischreiche Ernährung. Ebenso sollte keine Alkohol getrunken werden, da dies zu einem Anstieg der Harnsäurekonzentration führen kann. Trinken sie viel, um den Harnstoff zu verdünnen und schneller herauszuspülen.

Nachsorge

Im Rahmen der Gicht-Nachsorge wird regelmäßig der Harnsäurespiegel kontrolliert, um die medikamentöse Einstellung zu prüfen. Je nach Untersuchungsergebnis kann die Medikation angepasst oder beibehalten werden. Gegebenenfalls werden zudem auch Diät, körperliche Bewegung und andere Bausteine der Therapie überprüft.

Die Verlaufskontrollen finden anfangs mehrmals pro Jahr statt und können bei einem positiven Krankheitsverlauf reduziert werden. Wenn die Beschwerden nicht zurückgehen oder sogar stärker werden, ist eine Dauertherapie angezeigt. Der Purinstoffwechsel muss reguliert werden, um die typischen Symptome zu lindern und langfristig eine Genesung zu erzielen.

Nach einem akuten Gichtanfall muss der Patient sich schonen und die betroffene Stelle weiterhin kühlen. Während der Nachsorge werden die Ursachen der Erkrankung ermittelt, um eine optimal angepasste Therapie zu ermöglichen. Gleichfalls müssen mögliche Auslöse wie Alkohol oder purinreiche Kost vermieden werden, da diese die Beschwerden in den meisten Fällen verstärken.

Nach einer Operation, wie sie bei arthritisch destruierten Gelenken vonnöten ist, gelten wiederum Schonung und Ruhe. Der Patient muss sich nach ein bis zwei Wochen einer Verlaufskontrolle unterziehen und für den medizinischen Check-up in regelmäßigen Abständen den zuständigen Internisten und je nach Symptombild weitere Fachärzte aufsuchen.

Das können Sie selbst tun

Mit einer Gicht sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner wird je nach Ursache geeignete Arzneimittel und schulmedizinische Maßnahmen verordnen. Um die initiale Behandlung zu unterstützen, können Betroffene einige Selbsthilfe-Maßnahmen ergreifen.

Bei einem akuten Anfall gilt es, die entzündeten Gelenke mit Umschlägen oder Auflagen zu kühlen. Die betroffenen Glieder sollten hochgelegt und möglichst wenig bewegt werden. Begleitend dazu sollte viel Wasser oder Tee getrunken werden, damit die Kristalle rasch ausgeschieden werden. Auf Alkohol sollte verzichtet werden. Ebenso auf purinreiche Lebensmittel wie Innereien, Braten, Meeresfrüchte, hefehaltige Lebensmittel, Spinat und Blumenkohl.

Ein wirksames Hausmittel gegen Gicht sind Kirschen. Das Obst enthält entzündungshemmende Stoffe, welche gleichzeitig die Harnsäure im Blut neutralisieren und die Schmerzen lindern. Auch sonstige Lebensmittel, die bei Ausscheidung von Harnsäure helfen (etwa Sellerie oder Radieschen), dürfen während einer Gicht-Attacke vermehrt verzehrt werden.

Davon ab sollten Betroffene die Ursachen der Gicht angehen. Wer unter Übergewicht leidet, sollte einen Gewichtsverlust anstreben, während alkoholkranke Menschen therapeutische Hilfe suchen sollten. Liegt eine Nierenerkrankung oder Diabetes Typ 2 vor, ist unter Umständen eine langfristige Therapie mit fachlicher Unterstützung notwendig.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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