Sauerkirsche

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Sauerkirsche ist eine seit der Antike bekannte Kulturpflanze mit roten Früchten. Die Steinfrüchte enthalten viele Vitamine und Antioxidantien. Sie sind als Frischobst, Brotaufstrich und Kuchenzutat sehr beliebt.

Inhaltsverzeichnis

Das sollten Sie über die Sauerkirsche wissen

Die Sauerkirsche ist eine seit der Antike bekannte Kulturpflanze mit roten Früchten. Die Steinfrüchte enthalten viele Vitamine und Antioxidantien.

Die Sauerkirsche gehört, wie ihr Verwandter, die Vogelkirsche (auch Süßkirsche genannt) der Gattung „Prunus“ (lat. für Pflaumenbaum) an. Dieser Name zeigt bereits, dass dieser Gattung alle bekannten Steinobstgewächse, wie Kirsche, Mandel, Pfirsich, Pflaume und Nektarine, angehören. Die Sauerkirsche ist, genetischen Analysen zufolge, als Mischform (Bastard) aus der Vogelkirsche (Prunus avium) und der Steppenkirsche (Prunus fruticosa) an der Grenze der Osttürkei und des Irans entstanden.

Der Sage nach brachte der römische Feldherr Lukullus diese Pflanze von der Stadt Kerasus, nach der sie benannt ist, nach Italien. Von dort aus verbreitete sie sich über die ganze Nordhalbkugel. In den Tropen wächst die Kirsche nicht, da sie eine Frostperiode als Reifungssignal benötigt. Dies soll verhindern, dass die Blüten bereits im Herbst entstehen und dann erfrieren. Die Sauerkirsche wächst als Baum oder Strauch und kann 4 – 10 Meter hoch werden. Ihr Stamm ist rotbraun, glatt und glänzend und von vielen charakteristischen Korkporen (Lentizellen) übersät. Die Blätter sind eiförmig-elliptisch und am Rand gesägt (Zacken wie bei einer Säge). Sie werden 6 bis 10 cm lang, bis 5 cm breit und sind hellgrün. Die Blüten treten in Gruppen von 2 bis vier Blüten aus und sind nebeneinander in Doldenform angeordnet. Jede Blüte besitzt 5 weiße Kronblätter und darunter ebenso viele Kelchblätter.

An der Basis des Blütenstandes finden sich Nebenblätter, an denen man die Sauerkirsche von der Vogelkirsche unterscheiden kann. Wie fast alle Bäume, ist die Sauerkirsche ein Zwitter und besitzt sowohl Stempel als auch Pollensäcke. Interessant ist, dass sich die Sauerkirsche, im Gegensatz zur Süßkirsche selbst befruchten kann und keine äußeren Bestäuber (Wind, Insekten) benötigt. Sie kann auch Süßkirschenbäume befruchten. Ihre Blütezeit ist von April bis Mai und im Juli sind die charakteristischen roten, oben und unten abgeplatteten Steinfrüchte reif.

Die Sauerkirsche ist eine wichtige Nutzpflanze, von der sehr viele Variationen gezüchtet worden sind. Ideal wächst sie auf sandigem, nährstoffreichem Boden. Die größten Produzenten von Sauerkirschen sind die Türkei, Russland und Polen. Sauerkirschen werden in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. In Belgien existiert sogar ein „kriek lambic“ genanntes Sauerkirschbier.

Bedeutung für die Gesundheit

Die rote Färbung der Kirschfrucht beruht auf ihrem hohen Gehalt an Anthocyanen. Diese Stoffe aus der Klasse der Polyphenole finden sich in allen blauen, roten oder violetten Früchten. Anthocyane haben eine sehr große antioxidative Wirkung, d. h. sie schützen die Zellen vor Sauerstoff.

Sauerstoff hat, wie man am Braunwerden von Äpfeln oder am Rosten von Metall feststellen kann, eine stark zersetzende Wirkung auf viele verschiedene Stoffe. Zellen schützen sich vor aggressiven Sauerstoffatomen, die auch „freie Radikale“ genannt werden, mit antioxidativen Substanzen wie Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Anthocyanen. In verschiedenen Untersuchungen im Labor konnte auch eine entzündungshemmende Wirkung von Anthocyanen und verwandten Pflanzenfarbstoffen festgestellt werden. Sie hemmen das Enzym Cyclooxygenase, das den für Entzündungen wichtigen Botenstoff Prostaglandin erzeugt. Eine verminderte Produktion von Prostaglandin führt zu einer schwächeren Entzündung und weniger Schmerzen. Darüber hinaus kann die regelmäßige Einnahme von Anthocyanen vor Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) schützen und das Wachstum bestimmter Krebsarten vermindern.

Die Anthocyane der Kirsche sind, im Gegensatz zu anderen Polyphenolen, auch in hoher Konzentration nicht giftig. Sauerkirschen enthalten von Natur aus das Hormon Melatonin, das beim Menschen im Gehirn produziert wird und dort den Wach- und Schlafrhythmus reguliert. Ein- und Durchschlafprobleme können daher durch den Verzehr von Kirschen oder Kirschsaft verbessert werden. Auch gegen Muskelkater und bei Störungen des Fettstoffwechsels wurde Kirschsaft schon mit Erfolg eingesetzt. Aber auch ohne akute Gesundheitsprobleme lohnt sich der Verzehr von Prunus cerasus, da sie eine große Menge an Vitaminen und Mineralstoffen enthält.

Inhaltsstoffe & Nährwerte

Eine Portion von 100 g Sauerkirschen besteht aus 12.2 g Kohlenhydraten (Zucker), 0.3 g Fett, 1 g Protein und 86,5 g Wasser. An Vitaminen enthält jede Frucht nennenswerte Mengen an Vitamin A, das für die Augenfunktion wichtig ist sowie an den Vitaminen B1, B2, B3, B5, B6, B9. Dazu kommen das Antioxidans Vitamin C und das Vitamin K, das für die Funktion von Blut und Knochen unerlässlich ist. Weiterhin finden sich wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Phosphor im Fruchtfleisch. Der Brennwert einer Portion von 100g Sauerkirschen beträgt 50 kcal bzw. 209 kJ.

Unverträglichkeiten & Allergien

Laut einer amerikanischen Statistik sind etwa 6-8% aller Kinder und 3-4% der Erwachsenen allergisch gegen Sauerkirschen, was keine Allergie gegen Süßkirschen beinhalten muss. Die Symptome reichen von Hals- und Nasenreizung über rote Augen bis zu Durchfall und Übelkeit. Die Gründe dafür sind teilweise unklar, da bislang kein wirksames Allergen (allergieauslösendes Molekül) in der Sauerkirsche gefunden wurde.

Jedoch kann es beim Vorliegen anderer Allergien zu einer Kreuzreaktion kommen. Das bedeutet, dass bestimmte Bestandteile der Sauerkirsche dem allergieauslösenden Stoff ähneln. Das Immunsystem der Betroffenen spricht dann eventuell auch bei Konsum von Sauerkirschen an. Belegt sind Kreuzreaktionen bei Menschen, die gegen Birkenpollen allergisch sind. Auch bei einer Nussallergie können Sauerkirschen mitbetroffen sein. Allerdings helfen Sauerkirschen auch wegen ihrer entzündungslindernden Wirkung vielen Allergikern, ihre Beschwerden zu verbessern.


Einkaufs- & Küchentipps

Sauerkirschen sind eine saisonale Frucht, die nicht in Gewächshäusern angebaut werden kann. Daher sind Sauerkirschen auch nur ab ihrem Reifemonat Juli bis etwa in den Frühherbst hinein verfügbar. Wer die Möglichkeit hat, sollte Sauerkirschen selbst pflücken.

Gerade Kinder mögen die Aufgabe, die wunderschönen Früchte vom Baum zu pflücken, gerne auch direkt in den Mund. Trotz ihres appetitlichen Äußeren sollten Kirschen, wie alle Früchte, vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Denn der sorglose Umgang mit Obst hat in den Kindergärten zu einem neuerlichen Auftreten von, eigentlich ausgerottet geglaubten, Parasiten, wie Würmern, geführt. Da Kirschen einen großen Wasseranteil und keine harte Schale besitzen, trocknen sie bei längerer Lagerung aus und können nur konserviert lange Zeit aufbewahrt werden.

Zubereitungstipps

Kirschen können frisch gegessen werden und eignen sich hervorragend für die Zubereitung vieler bekannter Kuchensorten wie Schwarzwälder Kirschtorte, Donauwellen und Kirsch-Streusel-Kuchen. Um Kirschen haltbar zu machen, kann man sie in Wasser einlegen und im Backofen sterilisieren, in Alkohol einlegen oder bei -18 °C einfrieren. Kirschen können natürlich auch zu Marmelade, Konfitüre oder Gelee weiterverarbeitet und so haltbar gemacht werden. Im Netz finden sich dazu viele Rezepte und Anregungen.

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