Aortenaneurysma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Aortenaneurysma birgt viele Risiken. Verschiedene Verhaltensmaßnahmen können bereits im Vorfeld dazu beitragen, ein Aortenaneurysma zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aortenaneurysma?

Infogramm zur Anatomie und Lage eines Aneurysmas im Gehirn und seiner operativen Therapie. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Als Aortenaneurysma wird eine Gefäßerweiterung (Aneurysma) bezeichnet, die an der Hauptschlagader (Aorta) auftritt. Meist zeigt ein Aortenaneurysma eine sack- oder spindelartige Ausformung.

In der Medizin wird unterschieden zwischen dem Aortenaneurysma, das in Höhe des Bauches auftritt und dem Aortenaneurysma, das sich auf Ebene des Brustkorbs entwickelt. Nach statistischen Angaben ist am häufigsten die Bauchaorta von einem Aortenaneurysma betroffen.

Ein Aortenaneurysma zeigt sich vergleichsweise häufig bei Menschen in höherem Lebensalter. Schätzungen zufolge sind ca. 1-2% der deutschen Bundesbürger (häufig unwissentlich) betroffen. Nicht immer geht ein Aortenaneurysma aber mit spürbaren Symptomen (Schmerzen) einher; ein solches symptomfreies Aortenaneurysma wird auch als asymptomatisches Aortenaneurysma bezeichnet.

Mit zunehmender Größe eines Aortenaneurysmas steigt auch das Risiko, dass sich am Aortenaneurysma ein Riss einstellt; ist dies der Fall, liegt ein sogenanntes rupturiertes Aortenaneurysma vor.

Ursachen

Eine Ursache dafür, dass vor allem ältere Menschen von einem Aortenaneurysma betroffen sind, ist die abnehmende Elastizität der Gefäßwände im Alter. Da die Hauptschlagader einem vergleichsweise hohen Blutdruck ausgesetzt ist, reagieren die wenig elastischen Gefäßwände mit der Ausbildung eines Aortenaneurysmas.

Begünstigt wird ein Aortenaneurysma außerdem durch verschiedene Risikofaktoren, wie vor allem einer Verkalkung der Gefäße (auch als Arteriosklerose bezeichnet). Auch vorliegender Bluthochdruck ist ein Faktor, der ursächlich an einem Aortenaneurysma beteiligt sein kann. Vor allem bei Männern wird darüber hinaus eine erbliche Komponente angenommen: Männer, in deren Familie die Erkrankung vermehrt festzustellen ist, tragen ein höheres Risiko, selbst ein Aortenaneurysma auszubilden.

Selten kann ein Aortenaneurysma hervorgerufen werden durch Entzündungen der Gefäßwände; solche entzündlichen Prozesse können etwa Folgen von Tuberkulose oder Syphilis sein. Auch Gendefekte können in Einzelfällen ein Aortenaneurysma begünstigen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Regel führt ein Aortenaneurysma zu vielen verschiedenen Beschwerden. Diese hängen dabei stark von der betroffenen Region ab, sodass eine allgemeine Voraussage über die Symptome nicht möglich ist. Sollte das Aortenaneurysma in der Brust auftreten, so kommt es in den meisten Fällen zu einem starken Husten und weiterhin auch zu einer Heiserkeit.

In schwerwiegenden Fällen werden diese Beschwerden auch von einer Atemnot begleitet, sodass die Betroffenen auch das Bewusstsein verlieren können. Ebenso kann es zu Schluckbeschwerden oder zu Störungen der Durchblutung kommen. In vielen Fällen leiden die Patienten dabei auch an Schmerzen in der Brust. Ein Aortenaneurysma im Bauch führt dabei in der Regel zu einem starken Harndrang und weiterhin auch zu starken Rückenschmerzen.

Diese können zu Einschränkungen in der Bewegung und damit auch zu Einschränkungen im Alltag des Betroffenen führen. Die Rückenschmerzen breiten sich häufig auch in die Beine aus. Weiterhin kann es durch das Aortenaneurysma im Bauch zu Durchfall oder zu Verstopfung kommen. In der Regel handelt es sich dabei nicht um die einzigen Symptome. Weitere Beschwerden können auch von der Ausprägung der Krankheit abhängen, sodass dabei keine universelle Voraussage möglich ist.

Diagnose & Verlauf

Häufig wird ein Aortenaneurysma durch Zufall im Rahmen von Routineuntersuchungen diagnostiziert. Ein diagnostisches Verfahren, durch das beispielsweise ein Aortenaneurysma im Bereich des Bauches entdeckt werden kann, ist das Ultraschall-Verfahren.

Dieses Verfahren ermöglicht eine bildliche Darstellung von Strukturen im Körperinneren. Auch mithilfe der MRT (Magnetresonanztomografie) oder der CT (Computertomografie) ist ein Aortenaneurysma feststellbar. Ist ein Aortenaneurysma im Bauchraum stark ausgeprägt, kann es bei schlanken Menschen häufig auch durch den Arzt ertastet werden.

Ein Aortenaneurysma birgt in seinem Verlauf die Gefahr einer Ruptur (eines Risses). Tritt eine solche Komplikation auf, kann das rupturierte Aortenaneurysma tödlich verlaufen.

Komplikationen

Komplikationen, die durch ein unbehandeltes Aortenaneurysma verursacht werden, hängen von der Lage und vom Schweregrad das Aneurysmas ab. Die weitaus bedrohlichste Komplikation ist die Ruptur der Aorta mit einer unmittelbar erfolgenden Einblutung in den Brust- oder Bauchraum. Das Risiko für derartige unmittelbar lebensbedrohliche Komplikationen steigt mit zunehmender Größe des Aneurysmas.

Wenn beispielsweise die Ausbuchtung in der Bauchaorta einen Durchmesser von 5 bis 5,5 Zentimeter überschreitet, steigt das Risiko einer Aortenruptur steil an. Da die Symptome eines Aortenaneurysmas, das weniger als 4 bis 4,5 Zentimeter Durchmesser aufweist, von unspezifisch bis nicht spürbar reichen, werden Behandlungen meist erst bei größeren Aneurysmen durchgeführt. Es empfehlen sich entweder offene Operationen oder endovaskuläre Therapien.

Beide Eingriffsarten bergen gewisse unterschiedliche Komplikationsrisiken. Vor allem besteht auch das Risiko einer Spätkomplikation. Beispielsweise kann es in sehr seltenen Fällen innerhalb von circa drei Jahren zu Infektionen kommen. Im Falle der Anwendung einer der endovaskulären Therapien besteht ein geringes Risiko.

Dies kann sich darin äußern, dass es an den Übergängen vom künstlichen Aortenstent zum natürlichen Gewebe allmählich zu Undichtigkeiten kommt, die möglicherweise einen nochmaligen Eingriff erforderlich machen. In sehr seltenen Fällen wurde als weitere Komplikation die Bildung aortoenterische Fisteln beobachtet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Von einem Aortenaneurysma - wie Aussackungen der Hauptkörperschlagader (Aorta) bezeichnet werden – sind ältere Menschen häufiger betroffen als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene. Meist ist den Betroffenen nicht bewusst, dass sich an ihrer Aorta ein Aneurysma gebildet hat, weil es nicht immer Symptome verursacht oder die unspezifischen Symptome fehlinterpretiert wurden. Häufig werden die Aneurysmen zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Es gibt keine allgemeingültigen Antworten auf die Frage, ob oder ab wann ein Aortenaneurysma behandelt werden muss.

In der Regel sind die Aussackungen erst ab einer Größe von 4 bis 4,5 Zentimeter behandlungsbedürftig. Bei derart großen und noch größeren Aneurysmen besteht die Gefahr, dass sich durch den pulsierenden Blutdruck ein Riss (Ruptur) in der Aortenwand bildet. Das führt zu einer unmittelbar lebensbedrohlichen innerlichen Blutung, die nur schwer gestoppt werden kann. Das Risiko, an einem Aortenaneurysma zu erkranken, erhöht sich stark bei Personen, deren Arterien arteriosklerotische Veränderungen in den Gefäßwänden aufweisen.

Falls sich deutliche Symptome wie chronischer Husten, Heiserkeit, Atemnot und Durchblutungsstörungen auftreten, empfiehlt sich beispielsweise eine Untersuchung der Aorta per Ultraschall. Die gleiche Empfehlung gilt bei Beschwerden wie häufiger Harndrang, unspezifische Rückenschmerzen, Verstopfung und Durchfall, die auch im Wechsel stattfinden können. Die Ultraschalluntersuchungen können auch beim Hausarzt stattfinden, sofern er über ein geeignetes Ultraschallgerät verfügt.

Behandlung & Therapie

Auf welche Weise ein Aortenaneurysma angemessen medizinisch behandelt wird, hängt unter anderem davon ab, welche Ausprägung ein Aortenaneurysma zeigt. Bei einem symptomfreien Aortenaneurysma, dessen Durchmesser geringer ist als ca. vier Zentimeter, kann zunächst ein regelmäßiges ärztliches Beobachten ausreichend sein; je nach Einzelfall erfolgt eine solche Kontrolle beispielsweise ein- oder zweimal jährlich mithilfe des Ultraschalls.

Um zu gewährleisten, dass der Blutdruck konstant bleibt und nicht ansteigt, kann bei einem Aortenaneurysma im Einzelfall außerdem eine medikamentöse Gabe von Betablockern sinnvoll sein.

Behandelt werden sollte ein Aortenaneurysma nach Angaben von Fachleuten dann, wenn es einen Durchmesser von ca. fünf Zentimetern überschreitet. Welche Maßnahme hierfür sinnvoll ist, hängt unter anderem ab von der Lage, die das Aortenaneurysma aufweist, und von der Konstitution eines Patienten.

Eine Möglichkeit, einem Aortenaneurysma zu begegnen, ist beispielsweise das Legen eines sogenannten Stents, also einer schmalen Röhre, die dem Aortenaneurysma von innen Halt verleiht. Alternativ kann ein Aortenaneurysma im Rahmen einer Operation entfernt und durch eine Gefäßprothese ersetzt werden.

Aussicht & Prognose

Ein Aortenaneurysma wird häufig zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Stellt der Arzt fest, dass das Aneurysma operiert werden muss, so birgt diese Operation ein entsprechendes Risiko. Kommt es zu einer Verletzung des Aneurysmas unter der OP, können in seltenen Fällen lebensbedrohliche Blutungen auftreten mit schlimmstenfalls tödlichem Ausgang. Eine gelungene Operation eines Aneurysmas dagegen bietet Betroffenen die Möglichkeit eines weitestgehend normalen Lebens ohne medizinische Einschränkungen.

Bleibt ein Aneurysma unerkannt und kommt es zu einer Ruptur, handelt es sich um einen medizinischen Notfall mit eher ungünstiger Prognose. Selbst bei sofortiger medizinischer Intervention versterben viele Patienten aufgrund des starken Blutverlusts an Kreislaufversagen. Reißt ein solches Aortenaneurysma innerlich und wird dies überhaupt nicht erkannt, ist ein rasches Versterben des Betroffenen sehr wahrscheinlich. Die Prognose in einem solchen Fall ist entsprechend äußerst ungünstig. Lässt die Situation, in der es zum Platzen des Aortenaneurysmas kommt, eine schnelle Operation zu, besteht heute jedoch auch eine realistische Aussicht, die Ruptur zu überleben.

Bei der Frage nach der Prognose eines Aortenaneurysmas kommt auch der Vorsorge eine wichtige Rolle zu. Da Aneurysmen häufig erblich bedingt sind, bieten spezielle Untersuchungen zur Früherkennung die Chance, das Aneurysma aufzuspüren und in einer geplanten Operation zu entfernen. Hierbei bestehen eher günstige Aussichten auf Heilung.


Vorbeugung

Um einem Aortenaneurysma vorzubeugen, sind zunächst regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll. So kann das Risiko eingeschränkt werden, dass ein Aortenaneurysma bei dessen Entdeckung bereits einen Durchmesser angenommen hat, der lebensgefährlich sein kann.

Um ein Aortenaneurysma oder dessen Vergrößerung zu verhindern, kann es außerdem dienlich sein, entsprechende Risikofaktoren zu bekämpfen bzw. nicht entstehen zu lassen; zu den Risikofaktoren, die ein Aortenaneurysma begünstigen können, zählen beispielsweise Arteriosklerose und Bluthochdruck sowie falsche Ernährung und Bewegungsmangel.

Nachsorge

Die Möglichkeiten zur Nachsorge erweisen sich bei einem Aortenaneurysma in den meisten Fällen als relativ schwierig. In erster Linie muss dabei die Erkrankung selbst behandelt werden, um weitere Komplikationen zu verhindern und die Lebenserwartung des Betroffenen nicht zu verringern. Sollte das Aortenaneurysma nicht frühzeitig entdeckt und behandelt werden, kann es im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen oder zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung kommen.

Daher wirkt sich eine frühe Diagnose mit einer rechtzeitigen Behandlung sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Da das Aortenaneurysma meist mit Hilfe von Medikamenten behandelt wird, muss der Betroffene auf jeden Fall auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Dabei sind mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu beachten, wobei auch ein Arzt konsultiert werden kann.

In einigen Fällen ist allerdings auch ein operativer Eingriff notwendig, um das Aortenaneurysma vollständig zu behandeln. Nach einem solchen Eingriff sollten sich Betroffene ausruhen und den Körper schonen. Anstrengende Tätigkeiten oder stressige Aktivitäten sind dabei zu vermeiden. Auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung wirkt sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus.

Das können Sie selbst tun

Platzt ein Aortenaneurysma, kommt es binnen kürzester Zeit zu einer lebensbedrohlichen Situation. Nur durch sofortige intensivmedizinische Therapie ist die Möglichkeit des Überlebens gegeben. Insofern besteht im akuten Notfall, bedingt durch eine Ruptur des Aneurysmas, keinerlei Möglichkeit der Selbsthilfe.

Das sofortige Absetzen des Notrufs ist das einzige, was man selbst in dem Fall konkret tun kann. Deswegen kommt im Bereich der Selbsthilfe im Alltag bei einem Aortenaneurysma der Selbstbeobachtung und der Früherkennung eine wichtige Bedeutung zu.

So weiß man zum Beispiel, dass Aneurysmen in manchen Familien gehäuft auftreten. Eine erbliche Komponente ist also anzunehmen. Wer weiß, dass Fälle von Aneurysmen in der eigenen Familie vorgekommen sind, sollte sich unbedingt untersuchen lassen. Frühzeitig entdeckt, besteht die Möglichkeit unter engmaschiger Kontrolle abzuwarten oder zeitnah zu operieren.

Ist ein Aneurysma einmal entdeckt, ist entsprechend wichtig, dass Betroffene sich dieser Gefahr im Alltag bewusst sind. So müssen sie nicht nur die notwendigen Kontrollen unbedingt wahrnehmen. Sie müssen weiterhin darauf achten, bei unklaren Beschwerden wie Herzrasen, jeder Form von Kreislaufbeschwerden oder diffusen Schmerzen im Bauchraum schnell einen Arzt aufzusuchen und die Problematik des Aneurysmas eigeninitiativ anzusprechen. Alle Personen aus dem näheren Umfeld sollten ebenso Bescheid wissen, damit sie im Notfall gleich reagieren.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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