Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Paare in Deutschland wünschen sich sehnlichst ein Kind, jedoch bleibt etwa 15 Prozent der Paare dieser Wunsch verwehrt, denn entweder Mann oder Frau sind unfruchtbar beziehungsweise zeugungsunfähig. Während man bei der Frau von der Unfruchtbarkeit spricht, heißt dies beim Mann Zeugungsunfähigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zeugungsunfähigkeit?

Infogramm zur Unfruchtbarkeit bei Männern mit den Merkmalen des Spermas. Klicken, um zu vergrößern.

Als zeugungsunfähig wird ein Mann immer dann bezeichnet, wenn es Paaren nach einem Jahr mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht gelingt, Nachwuchs zu zeugen.

Nur ein Arzt kann dann allerdings herausfinden, ob dies am Mann oder der Frau liegt. Statistiken belegen, dass in 40 Prozent der Fälle die Ursachen beim Mann zu suchen sind. In nur 20 Prozent der Fälle wiederum liegt die Ursache bei beiden Partnern.

Ursachen

Die Zeugungsunfähigkeit beim Mann kann zahlreiche Ursachen haben und beginnt bei Stress über zu viel Alkohol und Rauchen bis hin zu Drogenmissbrauch. Auch bestimmte Medikamente und ein übermäßiger Kaffeekonsum können zu Zeugungsunfähigkeit führen.

Dies sind übrigens Ursachen, welche beide Geschlechter gleichermaßen betreffen können. Darüber hinaus gibt es aber auch etliche Gründe, die nur den Mann betreffen. Hierzu zählen beispielsweise eine Verlegung der Samenwege. In diesem Fall produzieren die Hoden zwar ausreichend Samen, doch ist deren Weg durch den Samenleiter versperrt.

Andere Männer wiederum produzieren einfach nicht genügend gut bewegliche Spermien (im Normalfall sollte ein Milliliter Samenflüssigkeit etwa 20 Millionen Samenzellen enthalten). Auch ein Hodenhochstand im Kindesalter kann eine spätere Zeugungsunfähigkeit beim Mann bewirken.

Auch einige Erkrankungen können diese Zeugungsunfähigkeit beim Mann auslösen. Hier besonders zu nennen sind die Nebenhoden- oder die Harnröhrenentzündung. Eine Infektion mit Chlamydien kann ebenso Zeugungsunfähigkeit beim Mann auslösen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Manchmal liegen der Unfruchtbarkeit beim Mann körperliche Krankheiten zugrunde, die sich im Symptomen wie Schmerzen zeigen. Häufig verursacht Unfruchtbarkeit aber keine körperlich direkt fassbaren Symptome wie Schmerzen. Vielmehr sind es indirekte Anzeichen, die darauf hindeuten, dass möglicherweise eine Zeugungsunfähigkeit vorliegt. So sollte sich ein Paar nach einem Jahr ungeschütztem Verkehr ohne Eintritt einer Schwangerschaft auf Probleme bei der Fruchtbarkeit hin von einem Facharzt untersuchen lassen.

Beschwerden, die mit Unfruchtbarkeit verbunden sind, sind häufig auch seelischer Natur. Wenn ein Kinderwunsch sich nicht erfüllen will, entwickeln viele Betroffene depressive Verstimmungen bishin zu suizidalen Gedanken. Soziale Isolation ist ein häufig beschriebenes Symptom auf der psychischen Ebene.

Betroffene versuchen häufig, soziale Kontakte zu vermeiden, weil sie belastende Situationen wie Fragen zur Familienplanung oder Konfrontation mit den Schwangerschaften anderer vermeiden möchten. Gerade bei langer erfolgloser Therapie der Unfruchtbarkeit ist eine psychologische Begleitung häufig sinnvoll, um seelische Erkrankungen zu vermeiden oder zu durchbrechen.

Diagnose & Verlauf

Eine eindeutige Diagnose kann in der Regel nur der Urologe stellen. Da die Zeugungsunfähigkeit beim Mann keine körperlichen Beschwerden mit sich bringt, wird diese spätestens mit dem Kinderwunsch ersichtlich. Spätestens dann setzen sich die meisten Männer auch erst mit dem Thema Unfruchtbarkeit auseinander.

Möglich kann es aber auch sein, dass der Mann eine plötzliche Größenveränderung der Hoden oder aber eine starke Gewichtszu- oder -abnahme bemerkt. In diesem Fall sollte ein Arzt konsultiert werden, denn diese Symptome können durchaus auf eine Zeugungsunfähigkeit hinweisen.

Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten genau untersuchen und insbesondere auf Kinderkrankheiten, wie z.B. Mumps, achten. Auch die Lebensgewohnheiten des Mannes werden genau betrachtet; immerhin sind starke Raucher weitaus häufiger unfruchtbar als Nichtraucher.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher sowohl Hoden als auch Nebenhoden und Prostata abgetastet werden. Ebenso wird die Qualität der Spermien untersucht.

Komplikationen

Eine Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann wirkt sich in erster Linie sehr negativ auf den Alltag und auch auf den psychischen Zustand des Patienten aus. Die meisten Betroffenen leiden dabei an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl und in vielen Fällen auch an Minderwertigkeitskomplexen. Die Betroffenen schämen sich dabei für die Beschwerden und gehen aus diesem Grund häufig nicht zu einem Arzt.

In der Regel kommt es bei der Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann allerdings nicht zu einer Selbstheilung. Ebenso kann die Erkrankung möglicherweise zu Spannungen und Komplikationen in der Beziehung führen. Der weitere Verlauf der Erkrankung hängt allerdings sehr stark von der genauen Ursache ab, sodass hierbei keine allgemeine Voraussage möglich ist. Auch die Behandlung und ihr Erfolg sind sehr stark von der Grunderkrankung abhängig.

In den meisten Fällen kann die Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann nicht vollständig behandelt werden. Die Betroffenen sind dann auf andere Möglichkeiten angewiesen, um dem Kinderwunsch nachzugehen. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Eine gesunde Lebensweise kann diese Krankheit vorbeugen. Bei genetischen Defekten ist das Vorbeugen der Erkrankung nicht möglich.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, da es bei diesen Beschwerden nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann. Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung. In vielen Fällen handelt es sich bei der Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann um eine Komplikation einer anderen Krankheit, sodass in erster Linie die Grunderkrankung behandelt werden sollte.

Ein Arzt ist bei dieser Krankheit dann zu kontaktieren, wenn der Betroffene zeugungsunfähig ist und damit einem Kinderwunsch nicht nachkommen kann. In vielen Fällen kann eine Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann auch zu psychischen Verstimmungen oder zu einer Depression führen, sodass auch dabei eine Behandlung und Untersuchung durch einen Arzt durchgeführt werden sollte. Die Krankheit selbst wird dabei meist durch einen Urologen erkannt und behandelt. Ob es dabei eine vollständige Heilung geben kann, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Zeugungsunfähigkeit beim Mann richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Viele Paare verzichten bewusst gegen eine Therapie und entscheiden sich dazu, entweder kinderlos zu bleiben oder aber ein Kind zu adoptieren.

Ist jedoch der Wunsch nach dem eigenen Kind zu groß, sollte über die vielen Therapiemöglichkeiten nachgedacht werden. Eventuell ist die Zeugungsunfähigkeit beim Mann auch nicht körperlich bedingt sondern durch seelische Hintergründe verursacht. In diesem Fall kann eventuell schon eine Beratung beim Psychologen helfen. Bei hormonellen Störungen wiederum eignet sich eine Hormontherapie sehr gut.

Bei körperlichen Fehlstellungen, etwa bei verklebten Samenleitern, kann eine einfache Operation schnell helfen. Zu guter Letzt sollte auch die künstliche Befruchtung der Ehefrau nicht unerwähnt bleiben - eine Möglichkeit, für die sich ebenfalls viele Paare entscheiden. Allerdings ist das Risiko für Mehrlingsgeburten hier durchaus gegeben.

Vorbeugung

Einer Zeugungsunfähigkeit kann der Mann einzig durch eine gesunde Lebensweise vorbeugen. Der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten kann hier ebenso helfen wie ausreichend Bewegung und Sport. Fettleibigkeit sollte ganz vermieden werden, denn dann werden auch die Spermien träge. Stress sollte weitestgehend vermieden werden.

Entzündliche Erkrankungen müssen schnellstmöglich behandelt werden. Hier ist es auch Aufgabe der Eltern, auf ihren männlichen Nachwuchs zu achten. Besonders wichtig sind hier auch die Schutzimpfungen gegen Mumps, Röteln und Masern.

Nachsorge

Liegt eine Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit beim Mann vor, kann dies für eine Partnerschaft belastend werden. Wenn bereits diverse Behandlungsoptionen durchgeführt wurden und der Erfolg ausblieb, gibt es für die Nachsorge einige Punkte, die beachtet werden müssen. Gerade der psychologische und mentale Aspekt darf bei einem unerfüllten Kinderwunsch nicht außer Acht gelassen werden, da dieses Thema den betroffenen Mann und die Beziehung zu seiner Partnerin sehr stark belasten kann.

Es entstehen Schuldgefühle, man stellt sich selbst in Frage und all dies kann deprimierend und beschwerlich werden oder sogar zu einer Depression führen. Da macht es Sinn, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen und mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten über die eigenen Probleme zu sprechen, um wieder positiver denken zu können und positiver in die Zukunft zu schauen. Vielen Paaren hilft es zu zweit eine Therapie zu machen, um gemeinsam Lösungen für das weitere Vorgehen zu finden.

Auch alternative Behandlungsmethoden können weiterhelfen, gerade wenn die Schulmedizin nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Es gibt verschiedene Optionen, die ein Mann oder das Paar gemeinsam versuchen kann, wie die TCM, Akupunktur, Massagen, Meditation oder autogenes Training. Der Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Männern oder Paaren kann bei der Verarbeitung seiner eigenen Unfruchtbarkeit und Infertilität ebenso sehr hilfreich sein und dabei helfen, alternative Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem zu finden.

Das können Sie selbst tun

Nach der Diagnose Unfruchtbarkeit und Zeugungsunfähigkeit empfiehlt sich zunächst eine Beratung bei einem Therapeuten oder bei dem Verein profamilia. Die Ursachen für die Unfruchtbarkeit müssen ermittelt werden, damit geeignete Maßnahmen ergriffen werden können.

In manchen Fällen kann die Fruchtbarkeit durch Selbsthilfe-Maßnahmen gefördert werden. Beispielsweise empfiehlt sich eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. Sport und eine ausgewogene Diät verbessern die Spermienqualität. Eine Unfruchtbarkeit bedeutet nicht zwingend eine Kinderlosigkeit. Heutzutage gibt es unter anderem die Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren oder einen Spender zu involvieren. Beides muss mit dem Urologen und gegebenenfalls mit weiteren Institutionen besprochen werden.

Wird eine körperliche Ursache festgestellt, orientiert sich die Behandlung an der Diagnose. Die weitere Behandlung erfolgt in Rücksprache mit einem erfahrenen Andrologen und einem spezialisierten Kinderwunschzentrum. Weitere mögliche Maßnahmen umfassen eine Vakuumpumpe, ein Penisimplantat oder eine psychotherapeutische Behandlung, wenn seelische Ursachen vermutet werden. Begleitend dazu ist eine medikamentöse Behandlung möglich, um beispielsweise einen Hormonmangel auszugleichen. Diese Maßnahmen verbessern die Fertilität und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung der Eizelle. Die genauen Maßnahmen orientieren sich an Ursache und Schwere der Unfruchtbarkeit und sind mit einem Facharzt abzusprechen.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014

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