Page-Niere

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Page-Niere löst chronischer, in der Regel hämatombedingter Druck auf den Nierenbereich einen Anstieg des Blutdrucks aus. Die Bildung eines Hämatoms im Nierenbereich ist meist an einen Unfall geknüpft und schränkt auf lange Sicht die Durchblutung und zum Teil die Funktion der Nieren ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Page-Niere?

Die Page-Niere geht im Frühstadium eventuell mit einem leicht ziehenden Schmerz im Nierenbereich einher. Dieser Schmerz hängt mit dem Bluterguss zusammen und kann sich nach geraumer Zeit legen.
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Die Page-Niere ist eine Blutdruckerkrankung, die mit einer Kompression der Nieren und einem Anstieg des Blutdrucks in Zusammenhang steht. Namensgeber des Phänomens ist sein Entdecker I.H. Page. Er beobachtete den Zusammenhang im Jahr 1939 erstmals im Tiermodell. Damals wickelte er die Nieren seiner Versuchstiere in Zellophan. Dieser äußerlich ausgeübte Druck auf den Nierenbereich löste bei den Tieren Bluthochdruck aus. Zur ersten Beobachtung am Menschen kam es rund 15 Jahre darauf.

Zu dieser Zeit entwickelten Patienten Bluthochdruck aufgrund von Einblutungen unter der Nierenkapsel. Insgesamt wurden bislang rund 100 Fälle der Page-Niere beschrieben. Das Phänomen ist also eher selten. Männer mit einem mittleren Alter von etwa 40 Jahren waren am häufigsten betroffen. Die Veränderungen des Blutdrucks resultierten im Durchschnitt in einen messbaren Blutdruck von 177/95 mmHg. In den Venen der Nieren lag außerdem erhöhtes Serumsrenin vor.

Ursachen

Am häufigsten geht einer Page-Niere ein Bluterguss in der Nähe der Nierenkapsel voraus. Ein solches Hämatom im Nierenbereich kann durch medizinische Maßnahmen oder Unfälle bedingt sein. Seltener tritt ein Bluterguss in diesem Bereich auch spontan auf. Denkbar wäre das beispielsweise bei Patienten, deren Gerinnung gestört ist. Äußerst selten wurde Urin im umliegenden Gewebe als Ursache der Page-Niere beobachtet.

Auch zystische und andere Raumforderungen nahe der Nieren waren in Einzelfällen für den Druck auf die Nieren verantwortlich. Wenn dauerhaft Druck auf die Nieren ausgeübt wird, kommt es zu einer verminderten Durchblutung. Diese Erscheinung ist in Zusammenhang mit einem Hämatom auch als ischämischen Phänomen bekannt.

Die Ischämie aktiviert das Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und in Folge dessen steigt der Blutdruck an. Die Ursachen für eine Einblutung auf die Nieren können verschiedener Art sein. In der Frühphase der Krankheitsdokumentation handelte es sich bei den Betroffenen meist um Sportler. Auslöser für die Nierenverletzung war damit meist ein Sportunfall.

Mittlerweile haben sich die Sicherheitsmaßnahmen innerhalb des Extremsports aber verstärkt. Sportunfälle sind deshalb nicht mehr die häufigste Ursache für eine Page-Niere. Stattdessen zählen Nierenbiopsien und Verkehrsunfälle heute zu den wichtigsten Auslösern des Phänomens.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Page-Niere geht im Frühstadium eventuell mit einem leicht ziehenden Schmerz im Nierenbereich einher. Dieser Schmerz hängt mit dem Bluterguss zusammen und kann sich nach geraumer Zeit legen. Durch den resultierenden Bluthochdruck können sich morgendliche Kopfschmerzen, Übelkeit, Nasenbluten und Schwindel einstellen.

Auch Luftnot, Sehstörungen, Abgeschlagenheit und Schlaflosigkeit stehen eventuell mit einer arteriellen Hypertonie aufgrund der Page-Niere in Zusammenhang. Oft verspürt der Patient außerdem vermehrten Harndrang. Unter Umständen bleibt die Page-Niere aber auch symptomlos oder löst nur äußerst unspezifische Symptome aus.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Anamnese kann dem Arzt zusammen mit der Ermittlung des Blutdrucks ein erster Hinweis auf eine mögliche Page-Niere sein. Um die Diagnose zu sichern, sind bildgebende Verfahren unerlässlich. Insbesondere die Computertomographie stellt den Retroperitonealraum der Nieren anschaulich dar und macht Einblutungen erkenntlich.

Je nachdem, wie stark die Ischämie ist und wie früh sie erkannt wird, unterscheidet sich der Krankheitsverlauf. In der Regel verlieren die Nieren im Krankheitsverlauf Kalium. Anhaltender Druck kann zusätzliche Entzündungen begünstigen und im Verlauf zuweilen chronisches Nierenversagen auslösen. In anderen Fällen kommt es nie zu einer vollständigen Ischämie und auch Nierenversagen steht nicht zu erwarten.

Komplikationen

Aufgrund der Page-Niere leiden die Betroffenen an starken Nierenbeschwerden und weiterhin auch an Beschwerden der Durchblutung. In erster Linie ist diese Krankheit allerdings mit sehr starken Schmerzen in den Nieren verbunden. Diese Schmerzen breiten sich dabei nicht selten auch in den Rücken oder sogar in den gesamten Körper aus und können dadurch die Lebensqualität des Betroffenen erheblich verringern und einschränken.

Nicht selten kommt es dadurch auch zu einer Gereiztheit des Betroffenen oder zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen. Weitere unangenehme Begleiterscheinungen sind Übelkeit, Kopfschmerzen und nicht selten auch an Nasenblutungen. Auch Schwindelgefühle und Erbrechen können durch die Page-Niere auftreten und den Alltag weiterhin erschweren. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so führt die Page-Niere auch zu Sehstörungen oder zu einer Schlaflosigkeit.

Die Betroffenen selbst wirken dabei sehr abgeschlagen und leiden auch an Luftnot. Auch ein erhöhter Harndrang kann krankheitsbedingt auftreten. Bei der Behandlung der Page-Niere kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Nur in schwerwiegenden Fällen ist dabei eine Transplantation der Niere notwendig. Ob es dabei zu einer Verringerung der Lebenserwartung des Patienten kommt, kann in der Regel nicht universell vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Nierenschmerzen, Schwellungen und andere Anzeichen einer Page-Niere auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Beschwerden im Bereich der Nieren, die sich auf keine bestimmte Ursache zurückführen lassen, müssen ärztlich abgeklärt werden. Ein Arztbesuch ist außerdem notwendig, wenn Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems oder des Magen-Darm-Traktes auftreten, da beides Folge einer fortgeschrittenen Page-Niere sein kann. Der Hausarzt kann anhand der Anamnese eine erste Verdachtsdiagnose stellen und den Patienten an einen Facharzt für Nierenerkrankungen verweisen.

Menschen, die eine Verletzung der Nieren oder des Harntraktes erlitten haben, erkranken besonders häufig an einer Page-Niere. Auch Patienten mit Nierenzysten oder Nierenhämatomen gehören zu den Risikogruppen und sollten genannte Symptome ärztlich abklären lassen. Die Page-Niere wird von einem Allgemeinarzt oder einem Nephrologen diagnostiziert und behandelt. Je nach Symptombild können weitere Fachärzte für innere Erkrankungen hinzugezogen werden. Die Therapie der Page-Niere muss engmaschig ärztlich überwacht werden, da das Risiko für Komplikationen sowie Neben- und Wechselwirkungen durch verordnete Medikamente besteht.

Behandlung & Therapie

Insbesondere wenn die ursächliche Einblutung in den Bereich der Nieren unweit zurückliegt, entscheidet sich der Arzt bei der Page-Niere für eine konservative Therapie. Konservativen Methoden wird ebenso der Vorzug überlassen, wenn die Einblutung nur äußerst begrenzte Bereiche betrifft. Die Gabe von ACE-Hemmern gehört zur Standardtherapie. Dasselbe gilt für die Versorgung mit AT1-Antagonisten. Über diese AT1-Antagonisten soll die Aktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems herunterregelt werden.

Zusätzlich wird bei einer konservativen Therapieform die Bilanzierung der Flüssigkeit eingeleitet. Wenn größere Bereiche der Nieren von einem Hämatom betroffen sind, wendet der Arzt zur Behandlung der Page-Niere in der Regel operative Maßnahmen an.

Dasselbe gilt auch für länger zurück gelegene Hämatombildungen oder Begleitsymptome wie eine eingeschränkte Funktion der Nieren. Eine perkutane oder endoskopische Drainage der Blutergüsse kann in einem solchen Fall die druckausübende Flüssigkeit abfließen lassen. In Extremfällen wird die betroffene Niere operativ entfernt.


Aussicht & Prognose

Eine Page-Niere verspricht eine relativ gute Prognose. Wird das Leiden frühzeitig behandelt, lassen sich Entzündungen und andere medizinische Komplikationen vermeiden. Die Erkrankung kann über Jahre stagnieren und keine Beschwerden hervorrufen. In anderen Fällen kommt es zu einem Nierenversagen, welches potenziell lebensbedrohlich ist.

Für den Patienten hat eine Page-Niere gesundheitliche Folgen wie etwa eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit und chronische Schmerzen. Weiterhin treten bei einer Page-Niere Durchblutungsstörungen und psychische Beschwerden wie Gereiztheit und Verstimmungen auf. Die Begleiterscheinungen der Nierenerkrankung können die Lebensqualität des Patienten stark einschränken. Die Aussicht auf ein beschwerdefreies Leben ist dennoch gegeben, insofern das Leiden noch nicht weit fortgeschritten ist und umfassend behandelt wird. Die Lebenserwartung ist bei einem positiven Verlauf nicht reduziert.

Die Prognose einer Page-Niere stellt der Facharzt für Nieren- und Hochdruck-Erkrankungen. Zuständig ist in der Regel der Nephrologe. Die Prognose kann sich rasch verändern, wenn der Patient nicht optimal auf die Therapie reagiert oder aufgrund der genannten Begleiterscheinungen gesundheitlich stark eingeschränkt ist. Deshalb ist eine konstante Behandlung notwendig, bei welcher die Prognose immer wieder angepasst wird. Eine konservative Therapie ist in einem Großteil der Fälle erfolgversprechend. Die Prognose muss außerdem in einem Fachzentrum für Nephrologie erfolgen.

Vorbeugung

Wie weiter oben erklärt, sind Page-Nieren insbesondere eine Gefahr für Extremsportler. Daher sollten Sportler gewissenhaft auf einen ausreichenden Schutz des Nierenbereichs achten. Das Wissen über das Phänomen der Page-Niere ist selbst eine Vorbeugemaßnahme. Bei unerklärlichem Blutdruckanstieg nach Unfällen oder Biopsien wird der Patient mit diesem Wissen unter Umständen hellhörig. Das kann eine frühe Diagnose und somit einen günstigen Verlauf der Krankheit zur Folge haben.

Das können Sie selbst tun

Eine Page-Niere kann durch eine Umstellung der Ernährung oder durch den Wechsel der Medikamente gelindert werden. Personen, die an dem Nieren-Bluthochdruck leiden, sollten zunächst den Arzt konsultieren. Der Mediziner wird ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten verordnen und die Beschwerden dadurch bereits reduzieren. Der Patient kann unterstützend auf Nebenwirkungen achten und den Arzt über etwaige Beschwerden informieren.

Sollte es plötzlich zu starken Nierenschmerzen kommen, wird der ärztliche Notdienst kontaktiert. Gelegentlich muss bei einer Page-Niere eine operative Entfernung der ursächlichen Hämatome erfolgen. Nach einem chirurgischen Eingriff gelten Schonung und Bettruhe. Der Patient sollte sich strikt an die ärztlichen Vorgaben halten und die Nieren keiner weiteren Belastung aussetzen. So muss auch die Ernährung umgestellt werden. Besonders reizende oder schwer zu verdauende Lebensmittel sollten vermieden werden. Auch Alkohol und Kaffee dürfen in den ersten Tagen nach einer Operation nicht konsumiert werden. Raucher sollten zunächst den Zigarettenkonsum einstellen, bis sich der Blutdruck normalisiert hat.

Sollten trotz aller Maßnahmen Komplikationen auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Die Page-Niere kann nach einer Operation weiterhin bestehen bleiben und muss dann durch eine weitere Medikamentengabe gelindert werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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