Jugularisvenenthrombose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Jugularisvenenthrombose ist die Bildung eines Blutgerinnsels in den Halsvenen oder Drosselvenen. Die Bildung eines Thrombus muss nicht mit Gerinnungsstörungen assoziiert sein, sondern kann auf maligne Erkrankungen verweisen oder das Anzeichen einer bakteriellen Infektion sein. Die Gabe von Heparin hält den Thrombus von weiterem Wachstum ab.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Jugularisvenenthrombose?

Bei asymptomatischen Patienten wird die Jugularvenenthrombose meist als Zufallsbefund im Rahmen sonografischer Untersuchungen entdeckt. Die Sonografie ist zur Diagnose stets das Mittel der Wahl.
© Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Thrombosen sind Gefäßerkrankungen. Ein Blutgerinnsel oder Thrombus bildet sich dabei in den Blutgefäßen. Thrombosen können alle Gefäße des Körpers betreffen. Am häufigsten sind Venen von der Thrombusbildung betroffen. Die Rede ist in diesem Fall auch von einer Venenthrombose oder Phlebothrombose.

Die Jugularisvenenthrombose betrifft die Jugularisvenen, die auch als Vena jugularis interna, externa und anterior bekannt sind. Diese Gefäße sind im Kopf-Hals-Bereich lokalisiert und treten durch den hinteren Anteil des Foramen jugulare aus der Struktur der Schädelhöhle aus. Bei der Jugularvenenthrombose liegt in der Regel ein einseitig thrombotischer Verschluss der großen Halsvenen vor. Am häufigsten ist die Vena jugularis interna betroffen.

Die Verschlusserkrankung tritt an den Jugularisvenen vergleichsweise selten auf und ist durch klinisch extrem variablen Verlauf gekennzeichnet. Früher bestand bei dem Phänomen ein hohes Risiko für die Sepsis. In der heutigen Zeit ist ein septischer Verlauf eher die Ausnahme. Bakterielle Entzündungen sind seit der Einführung des Antibiotikums eine nicht mehr allzu verbreitete Ursache für Jugularisvenenthrombosen.

Ursachen

Die Thrombose der Jugularisvenen kann einer Komplikation von therapeutischen Eingriffen entsprechen und tritt so zum Beispiel oft mit der Setzung eines zentralen Venenkatheters oder umfangreichen Eingriffen im Halsbereich ein. Darüber hinaus können Raumforderungen wie Tumore die Vene unter Umständen verlegen und damit die Bildung eines Thrombus begünstigen.

Zervikale Entzündungsprozesse durch Halsphlegmone, im Rahmen eines Peritonsillarabszesses oder infolge einer Mastoiditis können ebenfalls Jugularvenenthrombosen hervorrufen. Seltener ist die Thrombose die Folge von intravenösem Drogenmissbrauch mit Injektionen in die Halsvenen. Weitaus verbreiteter sind Ursachen wie ein stumpfes Halstrauma oder allgemeine Gerinnungsstörungen. Die Jugularvenenthrombose kann außerdem als sekundäre Erscheinung im Rahmen von Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bronchialkrebs, Magenkrebs oder Eierstockkrebs auftreten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das klinische Bild der Jugularisvenenthrombose ist variabel. Manche Patienten entwickeln einen hochfieberhaften Verlauf. Sie klagen einseitig über schmerzende Schwellungen des Halses, die sie zu einer Schonhaltung bewegen. Diese Schonhaltung kann sekundär zu Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule führen.

In manchen Fällen ruft die Thrombose außerdem Schluck- und Stimmstörung hervor, indem sie auf die Stimmbänder, die Luftröhre oder die Speiseröhre drückt. Einige Patienten sind im Bereich des Gefäßstranges druckempfindlich. Eine auf die Thrombose folgende Sepsis kann im Rahmen von bakteriell infektiösen Thromben vorkommen, aber ist in der heutigen Zeit eher selten.

Unspezifische Krankheitszeichen wie Halsschwellung, Kopfschmerzen oder vergrößerte Halslymphknoten sind häufigere Begleitsymptome. Unter Umständen ist im Verlauf der betroffenen Vene ein derb konsistenter Strang ertastbar. In manchen Fällen ist das sogenannte Queckenstedt-Zeichen positiv. In Ausnahmefällen bereiten Jugularisvenenthrombose keinerlei Beschwerden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei asymptomatischen Patienten wird die Jugularvenenthrombose meist als Zufallsbefund im Rahmen sonografischer Untersuchungen entdeckt. Die Sonografie ist zur Diagnose stets das Mittel der Wahl. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT können ebenfalls eine verlässliche Diagnose zulassen, aber belasten den Patienten mit Kontrastmittel.

Daher ist der Sonografie bei Verdacht auf eine Thrombose der Halsvenen der Vortritt zu lassen. Laborchemisch können die Patienten einen Anstieg der D-Dimere zeigen. Bei Infekten liegen erhöhte Infekt-Parameter wie das C-reaktive Protein oder eine Leukozytose vor. Abzugrenzen die die Thrombose von einer Entartung der Lymphknoten.

Maligne Lymphknoten gleichen vor allem in axialen Schichtaufnahmen auf den ersten Blick einem thrombotischen Venenverschluss und müssen bei entsprechendem Befund klar ausgeschlossen werden. Die Prognose der Patienten hängt von der primären Ursache der Thrombose ab.

Komplikationen

Durch die Jugularisvenenthrombose kann es zu verschiedenen Beschwerden und Einschränkungen im Alltag des Betroffenen kommen. In den meisten Fällen leiden die Patienten allerdings an einem starken Fieber und an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Hinzu kommt nicht selten eine Abgeschlagenheit und die Belastbarkeit des Betroffenen wird durch die Jugularisvenenthrombose deutlich verringert und eingeschränkt.

Weiterhin kommt es zu starken Schwellungen am Halsbereich. Der Hals wirkt verspannt und es kommt in diesen Regionen zu Schmerzen. Nicht selten breiten sich die Schmerzen vom Halsbereich auch in andere Regionen des Körpers aus und können auch dort zu Beschwerden führen. Somit kommt es zu Kopfschmerzen und im Falle von Ruheschmerzen auch weiterhin zu Schlafstörungen.

Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Symptome der Jugularisvenenthrombose erheblich eingeschränkt und verringert. Ebenso können Halsschmerzen auftreten. Die Behandlung der Jugularisvenenthrombose kann mit Hilfe von Medikamenten erfolgen und führt in der Regel zu einem positiven Krankheitsverlauf. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Auch die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit in den meisten Fällen nicht verringert. Der Betroffene ist eventuell auf die Einnahme von Blutverdünnern angewiesen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schwellungen am Hals sind Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, die ärztlich untersucht werden sollten. Halten die Beschwerden an oder nehmen sie an Intensität zu, sollte schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Veränderungen am Hals geschenkt werden, wenn keine Erkältungserkrankungen vorliegen. Können Unregelmäßigkeiten äußerlich ertastet werden, sollten sie einem Arzt vorgestellt werden. Da die Jugularisvenenthrombose unbehandelt zu einem vorzeitigen Ableben des Betroffenen führen kann, ist rechtzeitig eine medizinische Untersuchung zur Abklärung der Ursache notwendig.

Verspannungen im Halswirbelbereich, die ohne eine körperliche Fehlhaltung einsetzen, gelten als ungewöhnlich. Empfohlen wird, sie von einem Arzt begutachten zu lassen. Setzen Schmerzen im Halsbereich ein oder kommt es zu einer Schonhaltung des Kopfes sowie des Halses, sind dies Warnhinweise, denen nachgegangen werden sollte. Bei Störungen der Sprachgebung, Beeinträchtigungen der Atmung oder Besonderheiten beim Schluckvorgang ist ein Arztbesuch anzuraten.

Wird die Nahrungsaufnahme aufgrund von Schluckbeschwerden verweigert oder kommt es zu einer verminderten Flüssigkeitszufuhr, kann sich im weiteren Verlauf eine Unterversorgung des Organismus einstellen. Ein Arztbesuch ist erforderlich, sobald sich ein Gefühl der inneren Trockenheit einstellt oder es zu einer starken Gewichtsabnahme kommt. Andernfalls droht mit einer Dehydration ein lebensgefährlicher Zustand. Lymphschwellungen, ein dumpfes Gefühl beim Hören oder Kopfschmerzen sollten ebenfalls von einem Arzt umfassend untersucht werden.

Behandlung & Therapie

Grundsätzlich erfolgt die Behandlung einer Jugularisvenenthrombose immer in Abhängigkeit von der Grunderkrankung oder Ursache der Thrombusbildung. Die kausal therapeutische Gabe von Heparin ist bei übersteigerter Blutgerinnung immer angezeigt. Um bei einer bakteriell infektiösen Ursache Komplikationen wie die Sepsis auszuschließen, werden abhängig vom jeweiligen Erreger bestimmte Antibiotika verabreicht.

Intraluminale Lysetherapien werden in der Regel nicht durchgeführt, da gerade bei ihnen das Risiko für eine Sepsis ansteigt. Bei drohender oder bereits eingesetzter Sepsis gilt diesem Phänomen das Hauptaugenmerk der Behandlung. So kann mit der Sepsis im Extremfall eine operativ invasive Ligatur oder sogar eine Teil- oder Vollresektion der betroffenen Vene erforderlich werden. Bei ursächlichen Gerinnungsstörungen ist die Behandlung der Thrombose mit der Gabe von gerinnungshemmenden Heparinpräparaten meist wesentlich einfacher.

Sobald das Wachstum des Thrombus gestoppt wird, kann der Körper mit den Aufräum-Arbeiten beginnen und das Gerinnsel abbauen. Eine künstlich eingeleitete Thrombolyse findet seit der jüngsten Zeit meist nicht mehr statt, um Thromben im Bereich der Venen aufzulösen. Der Grund dafür ist die Blutungsgefahr, die bei Thrombolysen innerhalb der Venen entsteht.


Aussicht & Prognose

Die Jugularisvenenthrombose hat ohne eine medizinische Behandlung einen ungünstigen Verlauf. Bei dieser Störung kommt es zu der Bildung von Blutgerinnseln im Bereich des Halses sowie des Kopfes. Nimmt der Betroffene keine ärztliche Betreuung sowie medizinische Versorgung in Anspruch, ist mit einem Wachstum des Thrombus zu rechnen. Dadurch nehmen vorhandene Beschwerden allmählich an Intensität zu und im Lauf der Zeit treten neue Unregelmäßigkeiten auf, die zu einer Abnahme des Wohlbefindens führen. Neben Kopfschmerzen, Schluckstörungen und Schwellungen kommt es zu einer allgemeinen Abnahme der Lebensqualität. Die Erfüllung der alltäglichen Verpflichtungen wird zunehmend schwerer und Komplikationen können auftreten.

Bei der Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung wird der Thrombus in einen Eingriff entfernt. Dieser ist mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Verläuft der Eingriff ohne weitere Komplikationen, erfolgt eine Regulierung des Blutkreislaufes sowie eine Linderung der gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Bei vielen Patienten kann bereits kurze Zeit nach der Entfernung des Thrombus eine Beschwerdefreiheit dokumentiert werden.

Trotz einer erlangten Genesung besteht bei dieser Erkrankung die Möglichkeit eines erneuten Auftretens. Eine Wiedererkrankung im Verlauf des Lebens ist jederzeit möglich. Die Prognose ist bei einer erneuten Jugularisvenenthrombose unverändert. Je eher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto besser und schneller kann eine Linderung von Beschwerden erfolgen.

Vorbeugung

Vor allem Patienten mit erhöhter Blutgerinnung durch zu dickes Blut können der Bildung von Thromben durch die dauerhafte Einnahme bestimmter Medikamente vorbeugen. Blutverdünnende Medikamente auf Basis von Acetylsalicylsäure oder ASS kommen hierzu mitunter zum Einsatz.

Außerdem gibt es verschieden Hausmittel zur Blutverdünnung, so zum Beispiel Ingwer, Nüsse, Avocado und Granatapfel. Die Einnahme von Hausmitteln ersetzt in keinem Fall die ärztliche Beratung oder die medizinisch medikamentöse Versorgung, sondern sollte bei entsprechender Indikation höchstens in Kombination zur Medikamenteneinnahme angewandt werden.

Nachsorge

Die Maßnahmen der direkten Nachsorge sind bei einer Jugularisvenenthrombose in den meisten Fällen stark eingeschränkt. Dabei sollte der Betroffene idealerweise schon früh einen Mediziner kontaktieren, damit keine weiteren Komplikationen oder Beschwerden beim Betroffenen auftreten, da es bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann. Je früher dabei ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Jugularisvenenthrombose.

Die Behandlung dieser Krankheit erfolgt in den meisten Fällen durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten. Der Betroffene sollte dabei auf jeden Fall auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung der Medikamente achten, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte immer zuerst ein Arzt konsultiert werden. Ebenso sind regelmäßige Untersuchungen von einem Arzt bei dieser Krankheit sehr wichtig.

Bei starken Blutungen oder Verletzungen sollte ein Arzt konsultiert werden. In vielen Fällen sind die Patienten bei dieser Krankheit auf die Hilfe und auch auf die Unterstützung durch die eigene Familie oder Freunde angewiesen. Dabei sind auch liebevolle und intensive Gespräche sinnvoll, da dadurch auch psychische Beschwerden oder Depressionen verhindert werden können.

Das können Sie selbst tun

In den meisten Fällen stehen dem Patienten bei einer Jugularisvenenthrombose keine Möglichkeiten der Selbsthilfe zur Verfügung. Bei dieser Erkrankung ist auf jeden Fall eine medizinische Behandlung notwendig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen kommt.

Da der Betroffene bei dieser Krankheit häufig auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen ist, sollten hierbei mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden. Es empfiehlt sich, den Arzt über andere eingenommene Medikamente zu informieren, um diese Wechselwirkungen zu vermeiden. Ebenso ist auf den Konsum von Alkohol bei der Einnahme von Antibiotika strikt zu verzichten.

Um die Ausbildung von Thromben im Allgemeinen zu vermeiden, sollte der Betroffene bei bekannten Vorerkrankungen blutverdünnende Medikamente einnehmen. Dabei stehen dem Betroffenen auch verschiedene Lebensmittel zur Verfügung, wie zum Beispiel Avocado, Ingwer, Nüsse oder Granatapfel. Dennoch sind die Betroffenen auf die Einnahme von Heparin angewiesen, um die Blutgerinnung zu hemmen. Häufig hilft auch der Kontakt zu anderen Betroffenen, da es dabei zu einem Informationsaustausch kommt, welcher den Alltag des Patienten erleichtern kann. Sollte es zu psychischen Beschwerden kommen, so sind Gespräche mit den eigenen Freunden oder den Verwandten sehr hilfreich.

Quellen

  • Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003

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