Leukozytose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Leukozytose
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Übersteigt die Zahl der im Blut vorkommenden weißen Blutkörperchen den Normalwert, sprechen Ärzte von einer Leukozytose, die für sich genommen in Maßen ungefährlich ist, allerdings ein Vorbote für das Vorliegen anderer, ernsthafterer Erkrankungen sein kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Leukozytose?

Die einzige Möglichkeit, eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen festzustellen, ist der Bluttest. Bei dieser hausärztlichen Routineuntersuchung wird die Beschaffenheit des Blutes untersucht sowie ihre Zusammensetzung aus den wichtigsten Bestandteilen, worunter auch die weißen Blutkörperchen fallen.
© andrey gonchar – stock.adobe.com

Die Bezeichnung der Leukozytose leitet sich von der griechischen Fremdwortsilbe "leukos" ab, was übersetzt so viel bedeutet wie "weiß". Gemeint sind mit der Leukozytose damit die weißen Blutkörperchen.

Das menschliche Blut besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bestandteile, eines davon sind die weißen Blutkörperchen. Da jedes der Blutbestandteile eine eigene Aufgabe zugeteilt bekommen hat, ist es für den Körper wichtig, dass sich die Konzentration der einzelnen Bestandteile in der richten Menge hält.

Bei der Leukozytose ist dies nicht mehr gegeben, da die weißen Blutkörperchen häufiger im Blut vorkommen, als sie eigentlich sollten. Normalerweise liegt die Menge der im Körper eines gesunden Menschen vorkommenden weißen Blutkörperchen bei etwa vier bis elf Mikroliter. Wird die Grenze von elf Litern übersteigen, liegt eine Leukozytose vor. Bei Extremwerten jenseits von 100.000 Mikrolitern liegt ein Fall der sogenannten Hyperleukozytose vor.

Ursachen

Die Ursachen der Leukozytose können unterschiedlich sein, die von ungefährlichen bis hin zu Vorboten lebensbedrohlicher Erkrankungen sein können. Im Regelfall wird die Leukozytose durch eine harmlose Infektion bedingt. Einer der Hauptaufgaben der weißen Blutkörperchen ist nämlich die Immunabwehr.

Registriert das Immunsystem einen krankheitserregenden Fremdkörper, der in den Körper eingedrungen ist, liegt es an den weißen Blutkörperchen als eines der tragenden Elemente der unspezifischen Immunabwehr, die Fremdkörper aufzuspüren und zu vernichten. Insofern überrascht es nicht weiter, wenn die Zahl der weißen Blutkörperchen im Rahmen einer Infektion ansteigt; eine Leukozytose ist in diesem Fall weder gefährlich, noch einer weiteren Untersuchung würdig.

Gerade Betroffene chronischer Entzündungserkrankungen, wie Patienten mit einem Morbus Crohn, einer chronischen Darmentzündung, haben häufiger erhöhte Mengen weißer Blutkörperchen im Blut. Eine Leukozytose kann aber auch durch die Gabe von Medikamenten verursacht werden. Bekannt ist, dass entzündungshemmende Wirkstoffe wie Glucocorticoide den Körper ungewollt zu einer verstärkten Produktion von weißen Blutkörperchen stimulieren können.

Deutlich schwerwiegender ist allerdings, und hier wird die genauere Untersuchung der Leukozytose doch zur Pflicht, die Tatsache, dass zu hohe Konzentrationen weißer Blutkörperchen - wie jede andere Art von Blutanomalien auch - ein mögliches Zeichen einer Leukämie, dem Blutkrebs, sein können.

Diagnose & Verlauf

Anders als es bei Krankheiten im engeren Sinne der Fall ist, fehlt es der Leukozytose an eigenen, charakteristischen Symptomen. Sie verläuft für den Patienten unauffällig, gerade weil sie weder Schmerzen noch sonstige Beschwerden verursacht.

Die einzige Möglichkeit, eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen festzustellen, ist der Bluttest. Bei dieser hausärztlichen Routineuntersuchung wird die Beschaffenheit des Blutes untersucht sowie ihre Zusammensetzung aus den wichtigsten Bestandteilen, worunter auch die weißen Blutkörperchen fallen. Wird eine Leukozytose festgestellt, hängt es von verschiedenen Faktoren ab, ob weitere Untersuchungen veranlasst werden müssen.

Handelt es sich um eine geringe Erhöhung der weißen Blutkörperchen, wird der behandelnde Arzt dies zum Anlass nehmen, beim nächsten Arztbesuch erneut einen Bluttest vorzunehmen, um festzustellen, ob die leichte Leukozytose nur vorübergehender Natur war und sich das Blutbild wieder normalisiert hat.

Dasselbe gilt auch dann, wenn der behandelnde Arzt eine Infektion festgestellt und damit einen ersten Verdacht hat, was die Leukozytose verursacht haben könnte. Bei der bereits genannten Hyperleukozytose, also dem Fall einer extrem erhöhten Leukozytose, werden weitere Ansätze notwendig, um die Ursache der Leukozytose zu finden.

Komplikationen

Eine Leukozytose muss in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit, die im schlimmsten Fall zum Tode führen kann. In der Regel muss allerdings auch die Grunderkrankung behandelt werden, die für die Leukozytose verantwortlich ist. Die weiteren Komplikationen und Beschwerden dieser Erkrankung hängen allerdings sehr stark von der Ausprägung der Krankheit und von ihrer Ursache ab.

Eine allgemeine Voraussage über den weiteren Verlauf ist aus diesem Grund nicht möglich. In schwerwiegenden Fällen leiden die Betroffenen dabei an Leukämie und sind in ihrem Alltag extrem eingeschränkt. Eventuell sind die Patienten damit auch auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen. Auch die Lebensqualität der Betroffenen wird durch die Leukozytose erheblich verringert.

In vielen Fällen ist eine Behandlung der Grunderkrankung allerdings nicht möglich, sodass nur die Beschwerden eingeschränkt werden können. Die Patienten sind dabei auf eine lebenslange Therapie angewiesen, die ihren Alltag erleichtern soll. Eventuell kommt es dabei auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen. Bei einer langwierigen Erkrankung kann es auch zu Folgeschäden kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Mit allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber muss noch nicht zwingend zum Arzt gegangen werden. Sollten die Beschwerden allerdings länger als üblich bestehen bleiben oder im Verlauf sogar stärker werden, ist ärztlicher Rat gefragt. Besteht bereits ein konkreter Verdacht auf eine Leukozytose, muss die nächstgelegene Arztpraxis aufgesucht werden. Schwere Infektionen und Symptome einer Tuberkulose weisen auf eine fortgeschrittene Erkrankung hin, die umgehend behandelt werden sollte.

Bleibt die Leukozytose weiterhin unbehandelt, kann dies zu Komplikationen und im Ernstfall zum Tod des Patienten führen. Aus diesem Grund sollten die beschriebenen Warnzeichen ernst genommen werden, auch wenn noch kein konkreter Verdacht auf eine Leukozytose besteht. Die Betroffenen ziehen am besten sofort den Hausarzt hinzu, der die Diagnose stellen und weitere Maßnahmen einleiten kann. Je nach Befund und Symptombild wird der Mediziner weitere Fachärzte zur Therapie hinzuziehen. Typischerweise wird eine Leukozytose von Internisten, Dermatologen, Kardiologen und Hämatologen behandelt. Kinder müssen bei genannten Symptomen einem Kinderarzt vorgestellt werden.

Behandlung & Therapie

Gerade weil die Leukozytose keine Erkrankung im eigentlichen Sinn ist, ist eine (leichte) Erhöhung der weißen Blutkörperchenkonzentration im Blut keine Indikation für eine Behandlung. Entscheidend ist, je nach Schwere der Leukozytose, die eigentliche Ursache festzustellen.

Diese sind in der Regel Infektionen oder eine Nebenwirkung aufgrund der Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten oder einfach nur Stress. Aber nichtsdestotrotz müssen je nach Dauer und Schwere der Leukozytose ernsthaftere Erkrankungen wie die Leukämie als mögliche Ursache ausgeschlossen werden.

Bis auf die Behandlung der Grunderkrankung gibt es für die Leukozytose selbst keine Behandlung.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit: MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Leukozytose orientiert sich an unterschiedlichen Faktoren. Bei verschiedenen Arten der Leukozytose bestehen bessere Heilungsaussichten als bei anderen. Akute Leukämie ist in vielen Fällen behandelbar. Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird, ist die Prognose gut. Generell sind die Überlebensaussichten in den letzten Jahren stark angestiegen. Moderne Therapien verbessern die Heilungschancen und lindern die Beschwerden. Dadurch können selbst schwer kranke Patienten eine gewisse Lebensqualität bewahren. Heutzutage lässt sich auch bei schwer kranken Menschen die Überlebenszeit verlängern.

Auch das Stadium der Erkrankung spielt eine Rolle. Hat sich bereits eine Leukämie entwickelt, sind die Aussichten auf eine Genesung schlechter. Entscheidend ist, wie gut die Therapie wirkt. Ebenso spielen Alter und Allgemeinzustand des Patienten eine Rolle. Bei einer unbehandelten akuten Leukämie liegt der Überlebenszeitraum durchschnittlich bei drei Monaten. Mit Behandlung überleben 95 von 100 Kindern und 70 von 100 Erwachsenen fünf Jahre.

Schlechter ist die Prognose bei der akuten myeloischen Leukämie, die in der Hälfte der Fälle tödlich verläuft. Bei einem Rückfall wird oftmals eine aggressivere Therapie gewählt. Durch die anstrengenden Verfahren kann sich die Lebenserwartung der Patienten insgesamt verschlechtern. Patienten können die Therapie aktiv unterstützen, indem sie ihren Lebensstil umstellen und außerdem auf ungewöhnliche Symptome achten, die auf eine Leukämie hindeuten könnten.

Vorbeugung

Die Leukozytose lässt sich, soweit dies überhaupt möglich ist, durch die Vermeidung der Grunderkrankung als ihre Ursache vorbeugen. Oft ist dies nicht möglich, wenn beispielsweise eine heillose Entzündungserkrankung chronischer Art vorliegt oder der Betroffene vorübergehend entzündungshemmende Mittel wegen einer anderweitigen Erkrankung einnehmen muss.

Nachsorge

Je nach Grad der Ausprägung einer Leukozytose richtet sich die Intensivität der Nachsorge. Betroffene sind bei dieser Störung auf eine lebenslange Behandlung angewiesen, um die Beschwerden zu lindern und weitere Komplikationen zu vermeiden. Dabei wirken sich eine frühe Diagnose und Behandlung sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Betroffene sollten besonders Acht geben auf einen gesunden Lebenstil. Dieser richtet sich auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.

Das können Sie selbst tun

Eine Leukozytose muss nicht unbedingt behandelt werden. Wenn ein erhöhter Anteil an weißen Blutkörperchen festgestellt wurde, besteht die wichtigste Maßnahme darin, das Blut regelmäßig untersuchen zu lassen. Auf diese Weise kann bei einer Zunahme der Leukozytose schnell reagiert werden, etwa durch eine Umstellung der Medikation oder durch entsprechende Selbsthilfe-Maßnahmen.

Manchmal genügt es Stress im alltäglichen Leben und im Beruf zu reduzieren. Eine Umstellung der Ernährung kann ebenfalls dabei helfen, leicht erhöhte Werte wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Ebenso Sport oder ein Besuch in der Sauna, denn alle Maßnahmen, die Stress reduzieren, regulieren den Anteil der weißen und roten Blutkörperchen im Blut auf natürliche Weise.

Sollte die Leukozytose über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, ist ein Arztbesuch erforderlich. Womöglich liegt den Beschwerden eine ernste Ursache zugrunde, die im Rahmen einer ausgedehnten Untersuchung ermittelt werden muss.

Ist eine Leukämie ursächlich, muss umgehend die Behandlung eingeleitet werden. Da Blutkrebs eine schwerwiegende Erkrankung ist, sollte der Betroffene begleitend zur Behandlung auch therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Es ist angezeigt, die Therapie durch die vom Arzt vorgeschlagenen Maßnahmen zu unterstützen, um die Chance auf eine Genesung zu verbessern.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren