Zoster oticus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Zoster oticus handelt es sich um eine Zweiterkrankung mit dem Varizella-Zoster-Virus. Dabei zeigen sich die Beschwerden in der Ohrenregion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zoster oticus?

Nach der Erstinfektion mit Windpocken wandern die auslösenden Viren an den Nervenfasern entlang in die Spinalganglien. Dort können sie überdauern und werden erst wieder nach Jahren oder sogar Jahrzehnten erneut aktiviert.
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Zoster oticus stellt eine Sonderform der Gürtelrose (Herpes zoster) dar. Gemeint ist damit eine Infektionserkrankung, in deren Verlauf inaktive Herpesviren in den Ganglien des zentralen Nervensystems (ZNS) wieder aktiv werden. An dem Varizella-Zoster-Virus erkranken ungefähr 90 Prozent der Bevölkerung.

Dabei tritt die Erstinfektion in Form von Windpocken (Varizellen) auf. Gegen die Windpocken besteht dann eine Immunität, die für den Rest des Lebens anhält. Allerdings können rund 20 Prozent aller Patienten später an der Gürtelrose erkranken. Besonders betroffen davon sind Menschen über 40 Jahre. In manchen Fällen geht die Gürtelrose mit Zoster oticus einher. Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es nicht.

Ursachen

Ausgelöst wird Zoster oticus durch den Varizella-Zoster-Virus. Dieser trägt auch die Bezeichnung Humanes-Herpes-3-Virus. Es gehört der Gruppe der Herpes-Viren an. Ausgestattet ist der weltweit vorkommende Krankheitserreger mit einer doppelsträngigen DNS samt Lipidhülle. Von dem Varizella-Zoster-Virus werden in erster Linie Nervenzellen befallen.

Der Keim ist in der Lage, in den Nervenknoten des Wirbelkanals für einen Zeitraum von mehreren Jahren zu überleben. Die Übertragung auf den Menschen findet durch Tröpfcheninfektion statt. Nach der Erstinfektion mit Windpocken wandern die auslösenden Viren an den Nervenfasern entlang in die Spinalganglien. Dort können sie überdauern und werden erst wieder nach Jahren oder sogar Jahrzehnten erneut aktiviert.

Weil es bei der Reaktivierung zur Zerstörung von größeren Spinalganglienbereichen kommt, hat dies akute Schmerzen zur Folge, die auch als Zoster-Schmerzen bekannt sind. Mögliche Gründe für eine Reaktivierung des Virus sind Störungen des Immunsystems, eine Verminderung der Stärke des Abwehrsystems aus Altersgründen oder eine Immunsuppression, bei der im Rahmen einer Transplantation das Immunsystem gezielt herabgesetzt wird.

Ebenso können Erkrankungen des Immunsystems wie AIDS (HIV) ein gestörtes Abwehrsystem nach sich ziehen. Als weitere denkbare Auslöser kommen toxische Substanzen, schwere Infektionen wie die Tollwut, UV-Strahlen oder Röntgenstrahlen in Betracht. Darüber hinaus ist eine Übertragung mit dem Varizella-Zoster-Virus auf Menschen möglich, die bislang noch nicht an Windpocken erkrankt sind.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bemerkbar macht sich Zoster oticus im Anfangsstadium durch Müdigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Als typisches Symptom der Krankheit gilt das Auftreten von Bläschen auf den Ohrläppchen. Sie zeigen sich zudem im äußeren Gehörgang sowie mitunter im inneren Trommelfell.

Manchmal kommen sie auch auf der Zunge, am weichen Gaumen und im Seitenbereich des Halses vor. Die Bläschen erreichen die Größe eines Stecknadelkopfes oder eines Reiskorns. Die wasserklaren gespannten und prallen Bläschen ähneln Perlen. Sie zeigen sich an einer scharf eingegrenzten Hautrötung und treten innerhalb von zwei bis drei Tagen hervor.

Nach einem Zeitraum von zwei bis sieben Tagen nimmt der Bläscheninhalt eine gelbliche eitrige Färbung an, während die Rötung langsam abklingt. Nachdem die Bläschen nach etwa einer Woche ausgetrocknet sind, entsteht eine gelbliche oder bräunliche Kruste. Die Erkrankung dauert ungefähr zwei bis drei Wochen und geht dann wieder zurück. Nicht selten treten Narbenbildungen in Form von hellen oder dunklen Hautflecken zutage.

Der sogenannte Zoster-Schmerz zeigt sich während der Erkrankung innerhalb des Ohrs, im Nacken oder in der seitlichen Gesichtsregion. Etwa zwei Drittel aller Patienten leiden zudem unter einer Fazialisparese auf einer Gesichtsseite. Dabei hängen die Mundwinkel herab, das Augenlid lässt sich nicht komplett verschließen und das Runzeln der Stirn ist nicht möglich.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Um Zoster oticus diagnostizieren zu können, achtet der Arzt auf die Symptome des Patienten. Als typische Anzeichen gelten die Rötungen sowie die Bläschenbildung am Ohr. Lediglich in Problemfällen bedarf es dann weiterer Untersuchungen. Außerdem ist es möglich, den auslösenden Erreger nachzuweisen.

Dieser Vorgang erfolgt per Polymerase-Kettenreaktion aus dem Inhalt der Bläschen oder von betroffenem Gewebe. Des Weiteren ist ein Nachweis von spezifischen Antikörpern des Erregers möglich, was jedoch nicht als besonders aussagekräftig gilt, weil die Viren ohnehin schon im Körper vorhanden sind.

In den meisten Fällen nimmt Zoster oticus einen positiven Verlauf. So läuft die Heilung bei zwei Dritteln aller Patienten ohne Probleme ab. Zu Rückfällen kommt es nur sehr selten. Bei Menschen über 60 Jahren kann die Erkrankung allerdings längere Zeit anhalten. Als ungünstig gilt der Krankheitsverlauf, wenn Personen mit Immunschwäche von Zoster oticus befallen werden.

Komplikationen

Zoster oticus kann im Verlauf verschiedene Komplikationen hervorrufen. Zu den typischen Folgebeschwerden zählen Kopf- und Gliederschmerzen. Bei den meisten Patienten treten außerdem Bläschen an den Ohrläppchen auf, die sich entzünden können. Streuen die Bläschen bis ins innere Trommelfell, kann es zu Hörbeschwerden und vorübergehender Taubheit kommen. Wenn die Bläschen auf der Zunge oder am Gaumen auftreten, ruft dies Probleme bei der Nahrungsaufnahme hervor.

Daraus kann eine Mangelernährung mit ihren typischen Komplikationen und Folgen resultieren. Werden die Bläschen aufgekratzt, kann dies zur Entstehung von Narben führen. Begleitend zu diesen Beschwerden tritt der sogenannte Zoster-Schmerz auf.

Dieser charakteristische Schmerz im Gesichts- und Nackenbereich nimmt im Verlauf der Erkrankung zu und geht mit Gesichtsfeldausfällen wie herabhängenden Mundwinkeln einher. Bei der Behandlung von Zoster oticus sind größere Komplikationen unwahrscheinlich. Probleme können auftreten, wenn der Betroffene allergisch auf bewährte Mittel wie Valaciclovir oder Brivudin reagiert.

Zudem können Neben- und Wechselwirkungen auftreten, zum Beispiel kommt es in Einzelfällen zu depressiven Verstimmungen oder körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen und Magen-Darm-Problemen. Schwere Komplikationen erfordern eine Behandlung im Krankenhaus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter einer unerklärbaren Müdigkeit, einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder Mattigkeit, besteht Anlass zur Besorgnis. Halten diese Unregelmäßigkeiten über mehrere Tage unvermindert an oder nehmen sie an Intensität zu, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Gliederschmerzen, einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie einer diffusen Abgeschlagenheit ist die Rücksprache mit einem Arzt anzuraten. Veränderungen des Hautbildes und insbesondere eine Bläschenbildung im Gesicht sind Anzeichen einer Erkrankung.

Da es sich bei der Zoster oticus um eine Viruserkrankung handelt, können sich die Krankheitserreger in einem unbehandelten Zustand ungehindert im Organismus vermehren und eine Zunahme der Beschwerden auslösen. Kommt es zu einer Bildung von Bläschen im Bereich des Ohres oder im Mund, empfiehlt sich die Konsultation eines Arztes.

Je eher eine medizinische Versorgung eingeleitet werden kann, desto besser gestaltet sich der Heilungsweg und Komplikationen können vermieden werden. Bei Beschwerden im Bereich des Gesichtes oder des Nackens besteht Handlungsbedarf. Kommt es zu Schmerzen oder Sehstörungen, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Eine innere Schwäche, emotionale Veränderungen aufgrund des optischen Makels und eine Rötung der Haut sollten untersucht und behandelt werden. In vielen Fällen kommt es innerhalb weniger Stunden zu einer raschen Veränderung des Hautbildes. 

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Zoster oticus erfolgt antiviral. Dabei ist es wichtig, spätestens 72 Stunden nach dem Ausbruch der Hautsymptome mit der Behandlung zu beginnen. Verabreicht wird in der Regel Aciclovir, das sich in Form von Tabletten oder als Infusion verabreichen lässt. Weitere bewährte Mittel sind Valaciclovir, Famciclovir und Brivudin, die ebenfalls zu den Virostatika zählen.

Diese Wirkstoffe bekämpfen das Wachstum sowie die Vermehrung von Herpes-Viren, indem sie gegen den Aufbau der Virus-DNA vorgehen. Bereits nach Stunden werden Hautsymptome und Schmerzen erfolgreich zurückgedrängt. Zur Therapie der Schmerzen erhält der Patient Schmerzmittel, Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Antidepressiva. Besonders im Falle einer Zoster-Neuralgie gelten trizyklische Antidepressiva als sinnvoll. Bei schweren Komplikationen ist eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich.


Vorbeugung

Als sinnvollste Vorbeugemaßnahme gegen Zoster oticus gilt eine Impfung gegen Windpocken. Brechen die Windpocken nicht aus, kann es auch später nicht zu Zoster oticus kommen. Die Windpocken-Impfung gehört zu den Standardimpfverfahren bei Kindern und Jugendlichen.

Nachsorge

Zur Nachsorge eines Zoster oticus gehört, was bereits zum Thema Selbsthilfe gesagt wurde: Den Patienten hilft ein gesunder Lifestyle, um das Immunsystem zu unterstützen, damit es einem erneuten Ausbruch der Infektion entgegenwirken kann. Das ist wichtig, weil sich die Varizella-Zoster Viren im Körper eingenistet haben und auch nach einem erfolgreich bekämpften Ausbruch noch immer latent im Körper sitzen.

Wird das Immunsystem nun schwächer – sei es durch weitere schwere Erkrankungen wie beispielsweise Krebs, durch zunehmendes Alter, durch Therapien, die das Immunsystem unterdrücken oder durch Infektionen wie grippale Infekte oder Magen-Darm-Erkrankungen, dann haben es die Zoster-Viren leicht, erneut auszubrechen. Daher ist den Patienten anzuraten, ihren Alkoholgenuss einzuschränken und auf Nikotin ganz zu verzichten.

Eine ausgewogene, frische Kost ist für die Immunabwehr unverzichtbar sowie körperliche Bewegung an der frischen Luft, bei der Herz und Kreislauf trainiert werden. Bei Nährstoffmängeln hilft die Gabe entsprechender Nahrungsergänzungsmittel. Die Patienten sollten sich hier mit ihrem Hausarzt beraten. In Deutschland stehen seit einiger Zeit Impfstoffe gegen Gürtelrose zur Verfügung. Diese schützen auch vor einem Zoster oticus-Ausbruch, da sowohl die Gürtelrose als auch der Zoster oticus durch die gleichen Herpesviren ausgelöst wird. Die meisten Krankenkassen erstatten diese Impfung, insbesondere dann, wenn die Patienten über fünfzig Jahre alt sind.

Das können Sie selbst tun

Zu größeren Komplikationen kommt es beim Zoster oticus in den meisten Fällen nur, wenn das Immunsystem sehr schwach ist. Deshalb ist es für die betroffenen Patienten besonders wichtig, für ein stabiles Immunsystem zu sorgen. Dies gilt insbesondere für Menschen über sechzig Jahre.

Das Immunsystem wird positiv stimuliert, indem die Patienten auf Genussgifte wie Alkohol und Nikotin verzichten, sich aber dafür ausgewogen ernähren, auf ausgedehnte Ruhezeiten achten und sich so viel wie möglich an der frischen Luft bewegen. Es empfiehlt sich weiterhin, täglich eineinhalb bis zwei Liter stilles Wasser zu trinken, da es die Ausscheidungsorgane bei ihrer Arbeit unterstützt und hilft, Schadstoffe auszuleiten.

Während der Akutphase eines Zoster oticus können die schmerzhaften Bläschen des Zoster oticus dazu führen, dass es den Patienten schwerfällt, zu essen. Gerade aber bei immunschwachen Patienten kann dies schnell zu einer Mangelernährung führen. Für sie ist es besonders wichtig, auf eine frische, ausgewogene Ernährung zu achten. Sollte es diesen Patienten unmöglich sein, drei bis fünf Mal am Tag Nahrung zu sich zu nehmen, sollten sie ihren Arzt darüber verständigen. Möglicherweise wird er versuchen, eventuelle Mangelzustände mit Nahrungsergänzungsmitteln oder künstlicher Ernährung auszugleichen.

Während der Krankheitsphase kann es beim Patienten zu depressiven Stimmungen kommen. In diesem Fall wird der Arzt ein Antidepressivum verschreiben. Auch eine psychotherapeutische Krisenintervention ist denkbar.

Quellen

  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Modrow, S., Falke, D.: Molekulare Virologie. Springer Spektrum, Berlin 2010
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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