Valaciclovir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Valaciclovir ist einer der am häufigsten verwendeten Wirkstoffe zur Bekämpfung einer Infektion mit Herpes-simplex-Viren und von Gürtelrose. Der Arzneistoff wird in zahlreichen Präparaten verarbeitet, stellt eine Prodrug dar und gilt als Virostatikum.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Valaciclovir?

Zu den häufigsten Typen, gegen die Valaciclovir angewendet wird, zählen u. a. Lippenherpes (Herpes simplex), Gürtelrose und Windpocken (Varicella-Zoster-Virus).
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Bei Valaciclovir handelt es sich um ein Prodrug von Aciclovir, das zur Therapie von Herpesinfektionen und Gürtelrose zum Einsatz kommt. Mit dem Begriff Prodrug werden Stoffe beschrieben, die – wie Valaciclovir – selbst keine unmittelbaren Effekte oder Erfolge herbeiführen, sondern erst innerhalb des Körpers anfangen zu wirken. So wird Valaciclovir im menschlichen Körper zum Wirkstoff Aciclovir umgewandelt, der sodann Herpesviren abtötet.

Die Eigenschaft als Prodrug verschafft Valaciclovir zahlreiche Vorteile. So wird etwa ein schlechter Geschmack vermieden, die Löslichkeit erhöht sowie die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs gesteigert. Außerdem wird Valaciclovir im Vergleich zu ähnlichen Stoffen, die nicht als Prodrug fungieren, schneller resorbiert.

In der Chemie wird der Wirkstoff durch die Summenformel C 13 – H 20 – N 6 – O 4 beschrieben. Valaciclovir weist damit eine morale Masse von 324,34 g/mol auf.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Aus pharmakologischer Sicht handelt es sich bei Valaciclovir nicht nur um ein Virostatikum, sondern auch um ein Prodrug. Der Wirkstoff wird im menschlichen Darm rasch resorbiert, sodass die Bioverfügbarkeit im Vergleich zu ähnlichen Arzneien erheblich verbessert ist. In der Literatur wird von einer Verfügbarkeit von ca. 55 % berichtet, was mehr als fünfmal über dem durchschnittlichen Wert von 10 % liegt.

Nach der Aufnahme vom Körper wird Valaciclovir zur aktiven Form Aciclovir umgewandelt. Dies geschieht durch Verstoffwechselung (Metabolisierung). Aciclovir ist eng mit der Nukleinbase Guanin verwandt, die einen Bestandteil der DNS und RNS darstellt. Hierdurch ist es dem Stoff möglich, in den Stoffwechsel von Zellen einzudringen und diese auszuschalten. Das geschieht dadurch, dass es dem Virus unmöglich gemacht wird, seine DNS zu verbreiten.

Die Besonderheit von Aciclovir besteht darin, dass es lediglich dort wirkt, wo es auch tatsächlich gebraucht wird. Denn der Wirkstoff attackiert nur Zellen, die bereits vom Virus infiziert sind.

Aufgrund des Wirkmechanismus wird Valaciclovir als Virostatikum angesehen, das antivirale Eigenschaften gegenüber verschiedenen Herpesviren aufweist (u. a. simplex und zoster).

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Im Vergleich zu anderen Virostatika, die zur Bekämpfung von Herpes angewendet werden, ist das Anwendungsgebiet von Valaciclovir sehr breit. Denn die Substanz ist gegenüber fast allen Herpesviren wirksam.

Zu den häufigsten Typen, gegen die Valaciclovir angewendet wird, zählen u. a. Lippenherpes (in der Fachswelt: Herpes simplex), Gürtelrose und Windpocken (Varicella-Zoster-Virus), das Pfeiffersche Drüsenfieber, das durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst wird, sowie des Zytomegalie-Virus. Auch ein Genitalherpes kann mit Valaciclovir behandelt werden.

Die jeweils notwendige Dosierung hängt von der jeweiligen Grunderkrankung sowie dem Einzelnen Patienten ab, sodass stets die ärztlichen Anwendungshinweise zu beachten sind. In der Regel ist jedoch eine dreimalige Einnahme von jeweils 1000 mg pro Tag bei einem gesunden Erwachsenen angemessen. Die angemessene Dosis für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren ist geringer.

Valaciclovir wird am häufigsten in Tablettenform verabreicht. Diese werden vom Patienten mit ausreichend Wasser oral eingenommen. Zu den bekanntesten Präparaten, die Valaciclovir enthalten, zählen Valtrex® in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Valaciclomed® und Valdacir®, die lediglich in Österreich vertrieben werden. Daneben existieren zahlreiche Generika.


Risiken & Nebenwirkungen

Nach der Einnahme von Valaciclovir kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Zwingend ist das jedoch nicht der Fall. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühle und ein allgemeines Unwohlsein.

Gelegentlich kann es nach der Einnahme von Valaciclovir auch zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes kommen. Diese machen sich durch Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen oder leichte Krämpfe bemerkbar. Daneben kann es auch zu einem Zustand der Verwirrtheit oder Hautreaktionen wie Juckreizen, Ausschlag oder Rötungen kommen. Zudem ist das Auftreten von Lichtempfindlichkeit möglich. Sehr selten kommt es zu Nierenversagen oder Funktionsstörungen derselbigen.

Valaciclovir darf nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit oder Allergie bekannt ist. Darüber hinaus ist auf Wechselwirkungen zu achten. So wird Valaciclovir aktiv an der Niere über sogenannte organische Anionen Transporter (OAT) sekretiert, weswegen Interdependenzen mit anderen organischen Anionen wie Probenecid denkbar sind.

Auch bei einer Kombination mit nierentoxischen Substanzen ist besondere Vorsicht geboten. Der Arzt ist stets über sämtliche eingenommenen Präparate im Bilde zu halten, um das Risiko von Wechselwirkungen zu minimieren.

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