Prostatakrebs (Prostatakarzinom)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Prostatakrebs (Prostatakarzinom)

Bei Prostatakrebs oder Prostatakarzinom handelt es sich um eine Tumorerkrankung der männlichen Vorsteherdrüse. Er zählt zu den häufigsten Krebsarten bei Männern und kann bei früher Erkennung meist gut behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Prostatakrebs?

Schematische Darstellung zur Anatomie einer gesunden Prostata und einer vergrößerten Prostata. Klicken, um zu vergrößern.

Die Prostata, die auch Vorsteherdrüse genannt wird, ist eine zu den Fortpflanzungsorganen des Mannes gehörende Drüse. Sie hat in etwa die Größe einer Walnuss und die Form einer Kastanie und befindet sich unterhalb der Harnblase vor dem Rektum.

Die Prostata besteht größtenteils aus Bindegewebe und Muskeln und produziert einen Teil der Flüssigkeit, die bei der Ejakulation ausgestoßen wird. Prostatakarzinome entstehen zumeist im äußeren Bereich der Drüse und gelten als häufigste Krebsart bei Männern.

Prostatakrebs kommt normalerweise bei älteren Männern ab dem siebzigsten Lebensjahr vor, kann jedoch auch bei jüngeren Männern diagnostiziert werden. Bei Vergrößerungen der Prostata handelt es sich jedoch nicht in jedem Fall um Prostatakrebs – auch gutartige Tumore und harmlose Entzündungen der Prostata sind häufig.

Ursachen

Prostatakrebs entsteht aufgrund einer Kombination verschiedener Risikofaktoren. Ein erheblicher Faktor, der zu dieser Erkrankung führen kann ist Vererbung. Hatte ein Familienmitglied bereits ein Prostatakarzinom, ist die Wahrscheinlichkeit etwa um das Doppelte erhöht, dass man auch selbst an Prostatakrebs erkrankt.

Ein weiterer Risikofaktor für Prostatakrebs ist das Alter. Bei Männern unter fünfzig Jahren tritt ein Prostatakarzinom seltener auf als bei Männern, die die diese Grenze bereits überschritten haben. Auch die Ernährung und der allgemeine Lebenswandel können den Ausbruch von Prostatakrebs auslösen.

Männer, die sich fettreich und ballaststoffarm ernähren, sind eher gefährdet als solche, die viel Gemüse und Obst zu sich nehmen. Dies legt nahe, dass ein hoher Body-Mass-Index einen besonderen Risikofaktor von Prostatakrebs darstellt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In den meisten Fällen treten zunächst keine markanten Symptome auf. Erste Anzeichen werden in der Regel erst dann wahrgenommen, wenn der Tumor in der Prostata (Vorsteherdrüse) eine gewisse Größe erreicht hat. Diese sind jedoch oft wenig charakteristisch.

Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es am häufigsten zu Problemen beim Wasserlassen (Miktionsstörungen), da die Harnröhre durch den Tumor eingeengt wird und der Harnabfluss somit blockiert wird. Üblicherweise fallen darunter ein verzögerter Beginn des Wasserlassens, Harnverhalt (Unfähigkeit zu urinieren) oder vermehrtes Nachtropfen. Oft bleibt nach der Miktion Restharn in der Harnblase.

Damit einher geht ein allgemeiner vermehrter Harndrang, der vor allem nachts auftritt. Es zeigen sich gelegentlich Auffälligkeiten des Harnstrahls. So kann dieser sehr schwach sein oder häufig unterbrochen werden. Außerdem kann es zu Erektionsstörungen, schmerzhaften Ejakulationen und geringen Samenergüssen kommen. Bei Nervenschädigung treten manchmal Schmerzen im Genitalbereich auf.

Einige Betroffene haben Schwierigkeiten bei der Entleerung des Darms. Im Urin oder in der Samenflüssigkeit können sichtbare Blutbeimengungen enthalten sein. Daneben können eine Reihe allgemeiner Symptome einer Krebserkrankung auftreten. Dazu zählen etwa Fieber, Nachtschweiß, Leistungsschwäche, allgemeine Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Gewichtsabnahme oder Blutarmut. Haben sich bereits Metastasen in den Knochen gebildet, kommt es zu starken Schmerzen im unteren Rückenbereich, im Becken oder an den Hüften.

Diagnose & Verlauf

Prostatakrebs wird in vielen Fällen im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung erkannt, da im beginnenden Stadium der Krankheit keine Schmerzen und kaum Beschwerden auftreten. Symptome, die dennoch auf ein Prostatakarzinom hinweisen können sind unter anderem Probleme beim Wasserlassen, Störungen bei der Darmentleerung, unerklärlicher Gewichtsverlust, Blut im Urin, sowie Knochenschmerzen.

Auf Symptome dieser Art werden Betroffene jedoch meist erst dann aufmerksam, wenn der Prostatakrebs bereits Metastasen gebildet hat. Die geläufigste Untersuchung der Prostata ist die digitale, rektale Untersuchung – hierbei tastet der Arzt die Prostata durch die Wand des Mastdarms hindurch ab und beurteilt Größe, Form und Beschaffenheit der Vorsteherdrüse.

Aufschluss über ein Prostatakarzinom kann außerdem der PSA-Test liefern, bei dem auf die Ausschüttung des Eiweißmoleküls des Prostata-spezifischen Antigens geachtet wird. Weitere Diagnoseverfahren sind Gewebeprobenentnahmen, Ultraschalluntersuchungen und Computertomographien.

Komplikationen

Ein zu spät erkannter Prostatakrebs kann bei weiterem Fortschreiten die Blasenfunktion erheblich beeinträchtigen. Mögliche Komplikationen sind eine Überaktivität der Blase mit ständigem Harndrang, gelegentlicher unwillkürlicher Harnverlust oder eine vollständige Inkontinenz. Schädigt der Tumor die Nerven in der Umgebung der Prostata, treten Erektionsstörungen auf.

Im fortgeschrittenen Stadium bildet ein Prostatakarzinom häufig Tochtergeschwülste (Metastasen) in Lymphknoten und Knochen, vor allem im Becken, den Oberschenkeln, Rippen und Rücken. Knochenmetastasen sind sehr schmerzhaft und ziehen in der Folge oftmals Knochenbrüche nach sich. Ein metastasierendes Prostatakarzinom wird in der Regel mit einer Strahlen- oder Chemotherapie behandelt, als mögliche Nebenwirkungen können Entzündungen der Blase und des Enddarms, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Haarausfall und eine erhöhte Infektanfälligkeit auftreten.

Eine Hormontherapie geht oft mit einer Verringerung der Knochendichte, Hitzewallungen und Potenzstörungen einher, langfristig steigt das Risiko für Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei einer vollständigen chirurgischen Entfernung der Prostata kann es als Komplikation zu einer zeitweiligen oder langfristigen Harninkontinenz sowie einer Verengung am Blasenausgang kommen, wodurch das Wasserlassen erschwert wird.

Eine Beschädigung bestimmter Nervenstränge während der Operation verursacht den Verlust der Erektionsfähigkeit. Wird ein Prostatakarzinom nicht behandelt oder setzt die Behandlung zu spät ein, können sich Tochtergeschwülste im Körper ausbreiten und schließlich den Tod des Patienten verursachen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Männer, die Unregelmäßigkeiten oder Veränderungen der Libido verspüren, sollten sich untersuchen lassen. Kommt es zu Auffälligkeiten beim Toilettengang, Besonderheiten beim Wasserlassen oder einem allgemeinen Unwohlsein, wird ein Arzt benötigt. Schwellungen, ein Engegefühl im Unterleib oder Schmerzen weisen auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hin. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald die Beschwerden anhalten oder zunehmen.

Störungen der Erektion, Schmerzen bei der Ejakulation oder ein Kontrollverlust des Harnverhaltens sind untersuchen und behandeln zu lassen. Breiten sich Schmerzen über den Genitalbereich in den Rücken aus, besteht akuter Handlungsbedarf. In diesen Fällen ist die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Da der Prostatakrebs unbehandelt zu einem vorzeitigen Ableben führt, ist bereits bei den ersten Auffälligkeiten ein Kontrollbesuch bei einem Arzt angezeigt. Zudem sollten Männer grundsätzlich an regelmäßigen Untersuchungen der Krebsvorsorge teilnehmen, damit eine Früherkennung der Erkrankung ermöglicht wird.

Eine Abnahme des Körpergewichts, Abgeschlagenheit, Mattigkeit oder schnelle Ermüdung sind Anzeichen einer vorhandenen Erkrankung. Kommt es zu einer Bildung von ungewöhnlichem Nachtschweiß, einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit oder Blutungen, wird ein Arzt benötigt. Ein blasses Hautbild, eine innere Schwäche oder Lustlosigkeit sind weitere Hinweise einer gesundheitlichen Störung. Treten Beschwerden bei der Darmentleerung auf, ist ein Arzt schnellstmöglich zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Prostatakrebs kann auf unterschiedlichste Weise behandelt werden, wobei sich die gewählte Therapie nach dem Stadium der Erkrankung, dem Alter und allgemeinen Gesundheitszustandes des Betroffenen, sowie nach der Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors richtet. Die Behandlung kann aus einer oder mehreren Therapieansätzen bestehen.

Eine Behandlungsmethode von Prostatakrebs ist unter anderem die Strahlentherapie, wobei es zwei verschiedene Arten dieser Therapie gibt. Einerseits kann der Patient von außen bestrahlt werden und andererseits kann eine Bestrahlung durch Strahlenquellenimplantate zum Einsatz kommen, bei der dem Betroffenen kleine Strahlenquellen implantiert werden, die direkt auf das Gewebe der Prostata wirken.

Weitere Methoden, die im Zuge der Behandlung von Prostatakrebs zum Einsatz kommen, sind Hormontherapien, bei denen dem Körper Testosteron entzogen wird, Operationen, bei denen das Karzinom im Frühstadium komplett entfernt werden kann, Immuntherapien und Chemotherapien. Der Behandlungserfolg ist dabei umso wahrscheinlicher, wenn der Prostatakrebs früh entdeckt wurde.


Vorbeugung

Prostatakrebs ist eine Erkrankung, der man nur bedingt vorbeugen kann. Wichtig ist jedoch, dass man ein gesundes Leben mit viel Bewegung und gesunder Ernährung führt. Man sollte zudem auf ein normales Körpergewicht achten und gegensteuern, wenn der Body-Mass-Index höher als 30 ist. Darüber hinaus sollten Männer spätestens ab dem 50. Lebensjahr zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Männer, die bereits Fälle von Prostatakrebs in der Familie hatten, sollten sogar schon früher mit den Vorsorgeuntersuchungen beginnen, um den Prostatakrebs bereits im Frühstadium diagnostizieren zu lassen.

Nachsorge

Ist die Behandlung der Erkrankung durch Prostatakrebs beendet, ist es im Anschluss für den Patienten zumeist nicht möglich, den normalen Alltag zu gestalten und zu leben. Körperliche und psychische Beeinträchtigungen belasten den Patienten häufig sehr. Daher erfolgt nach Abschluss der Behandlung des Prostatakrebses des Patienten die Nachsorge.

Sie beginnt etwa ein viertel Jahr nach Behandlungsabschluss. Der Patient sollte sich turnusmäßig durch den behandelnden Facharzt für Urologie untersuchen lassen. Nur so ist das erneute Auftreten der Krebserkrankung rechtzeitig zu erkennen, um frühzeitig durch geeignete Behandlung zu intervenieren. Während der Nachsorgeuntersuchungen ist die Bestimmung des PSA-Wertes von hoher Wichtigkeit.

Ist dieser Wert unbedenklich, sind weitere Untersuchungen verzichtbar. Zudem ist es im Rahmen der Nachsorge notwendig die Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen der Behandlung zu erkennen und zu behandeln. Hier können beispielsweise die Gefahr einer Thrombose bestehen oder langfristig Defekte beim Wasserlassen auftreten.

Des Weiteren werden durch die Nachsorge psychische, körperliche und soziale Probleme aufgefangen und behandelt. Die Nachsorgebehandlungen haben das Ziel, den Patienten so gut wie möglich auf dem Weg zurück in das normale Leben zu begleiten und zu unterstützen. Gegebenenfalls befindet sich der Patient im berufstätigen Alter, für den die optimale Erwerbsfähigkeit wieder hergestellt werden sollte.

Das können Sie selbst tun

Prostatakrebs ist eine schwerwiegende Erkrankung, die von einem Ärzteteam behandelt werden muss. Dennoch können die Betroffenen einige Maßnahmen ergreifen, um die Krankheitszeichen abzumildern und die Genesung zu fördern.

Zuerst gelten Schonung und Ruhe. Während oder nach der Behandlung ist der Körper stark geschwächt und darf nicht durch Stress, Sport oder anstrengende körperliche Arbeit belastet werden. Eine passende Diät und die Einhaltung der vorgeschlagenen Hygienemaßnahmen unterstützen die Heilung zusätzlich und verhindern etwaige Komplikationen wie chronische Abgeschlagenheit, Blutungen oder Wundheilstörungen.

Patienten sollten darüber hinaus gemeinsam mit dem zuständigen Arzt die Medikamente durchgehen, die aktuell eingenommen werden. Bestimmte Präparate wirken entwässernd oder beeinflussen die Blasenmuskulatur und müssen deshalb gemieden werden. Wer regelmäßig Diuretika, Antidepressiva, Antiallergika, Parkinson-Medikamente oder krampflösende Mittel einnimmt, sollte den Mediziner darüber informieren. Der Arzt kann die Risiken abklären und mögliche Alternativen aufzeigen.

In Rücksprache mit dem Arzt können zudem verschiedene homöopathische Mittel probiert werden. Dazu zählen unter anderem Kürbissamen, Brennnesselwurzel und Sägezahnpalme sowie verschiedene Extrakte und Salben aus Heilkräutern. Sollten nach der Einnahme dieser Präparate Nebenwirkungen auftreten, muss der Hausarzt informiert werden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

Das könnte Sie auch interessieren