Paukenerguss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit Paukenerguss wird eine Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr im Bereich des Trommelfells bezeichnet. Die Konsistenz der Flüssigkeit reicht von serös (wässrig) bis schleimig oder sogar eitrig. Der Paukenerguss wird meist durch eine verstopfte Eustachi-Röhre verursacht. Diese führt zu einem leichten Unterdruck im Mittelohr, so dass Gewebsflüssigkeit austritt und sich in der Paukenhöhle unterhalb der Gehörknöchelchen ansammelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Paukenerguss?

Ein beginnender Paukenerguss ist meist symptomlos, so dass er in den wenigsten Fällen entdeckt wird. Bei stärkerem Verlauf stellt sich eine Beeinträchtigung des Hörvermögens in Form einer Schallleitungsminderung ein.
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Das Mittelohr wird nach außen vom Trommelfell und nach innen von der Hörschnecke (Cochlea) begrenzt. Im Mittelohr befinden sich im oberen Bereich die Gehörknöchelchen, die die Schwingungen des Trommelfells über das ovale Fenster auf die Cochlea im Innenohr übertragen. Im unteren Bereich erweitert sich das Mittelohr auf Höhe des Trommelfells zur Paukenhöhle, die in die Eustachi-Röhre mündet.

Im Normalfall ist das Mittelohr mit Luft gefüllt, und die Eustachi-Röhre sorgt mit ihrer Verbindung zum Nasen-Rachenraum für den nötigen Druckausgleich, so dass im Außen- und Mittelohr der gleiche Luftdruck herrscht. Falls die Eustachi-Röhre aufgrund einer Erkältung oder anderer Ursachen blockiert ist, kann es zu einem leichten Unterdruck in der Paukenhöhle kommen, der den Austritt von Gewebsflüssigkeit begünstigt, das sich in der Paukenhöhle ansammelt und als Paukenerguss bezeichnet wird.

Da es sich zu Beginn meistens um eine serumähnliche Flüssigkeit handelt, ist die Konsistenz anfangs meist wässrig. Bei länger anhaltendem oder chronischem Verlauf kann sich die Konsistenz deutlich verändern. Die Flüssigkeit wird schleimig und zähe, kann auch Blut enthalten und sich im Falle von bakteriellen Infektionen mit Eiter mischen.

Ursachen

Funktionsstörungen der Eustachi-Röhre führen zu mangelndem Druckausgleich zwischen Mittel- und Außenohr. Häufig entsteht dadurch im Mittelohr ein leichter Unterdruck, der die Absonderung von Gewebsflüssigkeit durch das Schleimhautepithel des Mittelohrs begünstigt. Die Flüssigkeit sammelt sich dann im unteren Teil der Paukenhöhle als Paukenerguss an. Falls die Blockade der Eustachi-Röhre anhält, verändert sich die Konsistenz und Zusammensetzung des Paukenergusses in Richtung schleimig, zähflüssig.

Wegen der fehlenden Durchlüftung der Paukenhöhle stellen sich häufig bakterielle Infektionen ein, die zu einer Mittelohrentzündung führen und das Problem verstärken. Bei Kindern, die zu Mittelohrentzündungen neigen, können auch bakterielle Infektionen den Paukenerguss verursachen und nicht umgekehrt. Eine Blockade der Eustachi-Röhre und der damit verbundenen mangelnden Durchlüftung der Paukenhöhle kann viele Ursachen haben.

Am häufigsten wird die Blockade durch Schnupfen, Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Nasenpolypen oder vergrößerten Gaumenmandeln ausgelöst. Auch bei Kindern mit Down-Syndrom (Trisomie 21) und bei einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann es zu Funktionseinschränkungen der Eustachi-Röhre kommen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein beginnender Paukenerguss ist meist symptomlos, so dass er in den wenigsten Fällen entdeckt wird. Bei stärkerem Verlauf stellt sich eine Beeinträchtigung des Hörvermögens in Form einer Schallleitungsminderung ein. Nicht selten treten auch Schwindelgefühle auf. Hinzu kommt in der Regel ein unangenehmes Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr.

Schmerzen stellen sich meist erst bei Auftreten einer Mittelohrentzündung ein, die bei starker Ausprägung des Paukenergusses zu einem Durchbruch des Trommelfells führen kann. Bei einem Trommelfelldurchbruch kann sich ein Teil der Flüssigkeit in den äußeren Gehörgang ergießen und sichtbar aus dem Ohr nach außen abfließen. Bei chronischem Verlauf des Paukenergusses über mehr als drei Monate, wird die Schleimhaut des Mittelohrs dazu angeregt, ein Zylinderepithel mit sogenannten Becherzellen zu entwickeln. Die Becherzellen sind in das Epithel integriert und produzieren Schleim.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein häufig zur Anwendung kommendes und einfach zu handhabendes Diagnoseverfahren ist die Ohrspiegelung (Otoskopie). Eine Flüssigkeitsansammlung in der Paukenhöhle kann dann meist durch das Trommelfell erkannt werden, weil das Trommelfell als dünne Haut semitransparent ist und Flüssigkeitsansammlungen auf der anderen Seite ein wenig durchscheinen.

Wenn der Paukenerguss beispielsweise auch Blut enthält, schimmert das Trommelfell leicht bläulich. Eine weitere Diagnosemöglichkeit besteht in der Tympanometrie mit deren Hilfe die Beweglichkeit und Elastizität des Trommelfells gemessen wird. Inwieweit durch den Paukenerguss eine vorübergehende oder permanente Hörminderung eingetreten ist, kann mittels Audiometrie festgestellt werden.

Komplikationen

Von Komplikationen bei einem Paukenerguss sind in erster Linie Kinder betroffen. Zwar heilt ein akuter Erguss in den meisten Fällen von selbst wieder ab, doch droht die Gefahr von unangenehmen Folgeerscheinungen, wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig bemerkt und entsprechend behandelt wird.

Zu den häufigsten negativen Auswirkungen des Paukenergusses zählt die Schwerhörigkeit. Sie gilt als besonders problematisch, weil sie von den betroffenen Kindern oft gar nicht bemerkt wird. Dies kann wiederum Störungen in der Entwicklung des Kindes zur Folge haben. Mitunter werden die Betroffenen sogar fälschlicherweise als geistig zurückgeblieben eingestuft.

Um Hörschäden durch einen Paukenerguss zu verhindern, empfiehlt sich das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen. Besteht der Verdacht, dass das Kind schwer hört, sollte eine Untersuchung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt erfolgen. Nimmt der Paukenerguss einen chronischen Verlauf, sind weitere Komplikationen möglich. So treten häufig Vernarbungen der Mittelohrschleimhaut oder eine Mittelohrentzündung (Otitis media) auf.

Außerdem besteht durch den Erguss das Risiko von Beeinträchtigungen der Gehörknöchelchen. Werden diese sogar zerstört, ist ihr Ersatz durch ein Implantat nötig. Des Weiteren können sich Cholesteatome bilden, deren Entfernung operativ stattfinden muss.

Manche Patienten leiden zudem unter schwerwiegenden Auswirkungen eines Paukenergusses wie eine Mastoiditis (Warzenfortsatzentzündung) oder eine Meningitis (Hirnhautentzündung). Auch bei Erwachsenen können sich die Folgeerscheinungen eines Paukenergusses bemerkbar machen. Dabei handelt es sich zumeist um Beschwerden wie Schwindel, Druckgefühle und Kopfschmerzen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Hörminderung, ein Druckgefühl im Ohr und andere Anzeichen eines Paukenergusses auftreten, sollte umgehend der Arzt konsultiert werden. Auch Schmerzen und Schwindel im Ohr sind deutliche Warnzeichen, die abgeklärt werden müssen. Betroffene Personen konsultieren am besten den Hausarzt oder einen Ohrenarzt. Der Mediziner kann die Diagnose anhand einer körperlichen Untersuchung stellen und den Erguss mittels Medikamenten oder einer Tubensprengung behandeln. Personen, die an einer Sinusitis, Rhinitis oder einer Stoffwechselerkrankung leiden, sind besonders gefährdet.

Auch Menschen mit Down-Syndrom, einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder Adenoiden gehören zu den Risikogruppen und müssen genannte Anzeichen sofort von einem Facharzt abklären lassen. Neben dem Ohrenarzt kann ein Internist oder der Allgemeinarzt konsultiert werden. Kinder sollten dem Kinderarzt vorgestellt werden, wenn Ohrenschmerzen oder Hörbeschwerden auftreten. Tritt der Paukenerguss im Zusammenhang mit einem chirurgischen Eingriff auf (z.B. nachdem eine Eustachi-Röhre gelegt wurde), muss der zuständige Arzt informiert werden. Die Behandlung erfolgt in der Regel stationär, wobei der Paukenerguss meist durch einen Routineeingriff behoben werden kann.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Paukenergusses hängt von den verursachenden Faktoren ab. In der Regel sind Krankheiten, die einen Paukenerguss verursacht haben, gut therapierbar. Falls die Flüssigkeitsansammlung früh genug diagnostiziert wurde, reicht es in der Regel aus, für die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Eustachi-Röhre zu sorgen. Wenn der Druckausgleich wieder funktioniert, besteht eine gute Chance, dass sich der Paukenerguss selbständig wieder zurückbildet und dass sich das Hörvermögen wieder regeneriert, vorausgesetzt, das Trommelfell wurde nicht beschädigt.

In einfachen Fällen reichen Nasensprays zum Abschwellen der Nasenschleimhaut und Inhalationen aus. In hartnäckigeren Fällen werden Medikamente zur Verflüssigung des Paukenergusses und eventuell Antibiotika zur Behandlung der bakteriellen Infektion gegeben. In schweren Fällen kann eine Parazentese, ein Schnitt in das Trommelfell, angezeigt sein, um das Sekret absaugen zu können.

Der Schnitt in das Trommelfell kann so angelegt sein, dass es wieder zusammenwächst, ohne bleibende Hörschäden zu hinterlassen. In wenigen Fällen, in denen der Druckausgleich durch die Eustachi-Röhre nicht herstellbar ist, wird ein sogenanntes Paukenröhrchen eingesetzt, das für den permanenten Druckausgleich zwischen Mittelohr und Außendruck sorgt. Das Paukenröhrchen verbleibt für maximal zwölf Monate im Ohr und wird dann wieder entfernt.


Aussicht & Prognose

Ein Paukenerguss kann unterschiedliche Verläufe nehmen. Die Prognose orientiert sich unter anderem am Alter des Patienten und am Zeitpunkt der Diagnose. Bei Kindern entwickeln sich Paukenergüsse mitunter zu einer chronischen Erkrankung. Grundsätzlich kann der Paukenerguss durch eine Behebung der Ursachen behandelt werden. Lediglich in Einzelfällen bleiben dauerhafte Schäden in den Gehörgängen zurück, etwa Schäden an der Schleimhaut oder an den Gehörknöchelchen.

Bei Erwachsenen klingen Paukenergüsse in der Regel vollständig ab. Langfristige Folgen sind selten. Bei einigen Patienten kann das Hörvermögen eingeschränkt sein. Ein Paukenerguss ist zunächst mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden. Nach der Behandlung sollten die Symptome abgeklungen sein. Einschränkungen in der Lebensqualität sind für den Patienten nicht zu erwarten. Die Lebenserwartung wird durch einen Paukenerguss ebenfalls nicht reduziert. Die Prognose wird unter Einbeziehung des Krankheitsverlaufs, des Allgemeinzustandes des Patienten und einiger anderer Faktoren gestellt.

Zuständig ist der Ohren- oder Hausarzt. Bei chronischen Erkrankungen muss die Prognose regelmäßig erneuert werden. Im Allgemeinen ist die Prognose bei einem Paukenerguss gut und der Patient kann nach der Behandlung ein beschwerdefreies Leben führen.

Vorbeugung

Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Ausbildung eines Paukenergusses bestehen vor allem darin, für einen funktionierenden Druckausgleich durch die Eustachi-Röhre zu sorgen. Vor allem bei Erkältungen sollte darauf geachtet werden, dass baldmöglichst wieder ein Druckausgleich hergestellt werden kann.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einem Paukenerguss in den meisten Fällen nur wenige und in der Regel auch nur eingeschränkte Möglichkeiten und Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte der Betroffene in aller erster Linie schnell und vor allem frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Da es nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann, ist der Patient dabei immer auf eine medizinische Untersuchung durch einen Arzt angewiesen.

In der Regel kann der Paukenerguss relativ gut durch einfache Mittel behandelt werden. Dabei sollte der Betroffene Nasenspray verwenden, um die Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen kann auch die Einnahme von Antibiotika notwendig sein, um die Beschwerden einzuschränken. Dabei sollte der Betroffene immer auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung achten.

Bei Fragen oder bei starken Nebenwirkungen ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren. Antibiotika sollten dabei nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da ihre Wirkung sonst deutlich verringert wird. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge stehen dem Betroffenen bei dieser Krankheit in der Regel nicht zur Verfügung. Die Lebenserwartung des Betroffenen ist nicht verringert.

Das können Sie selbst tun

Ein Paukenerguss kann starke Schmerzen bereiten. Diese werden im Regelfall besser, wenn eine gute Belüftung des Ohres gewährleistet ist. Insofern ist es ratsam, bei einem akuten Paukenerguss abschwellende Nasentropfen und abschwellende Nasensprays zu verwenden. Diese halten die Verbindung zwischen Nasen und Ohr offen. Somit kann der Paukenerguss schneller abheilen und die Druckschmerzen auf dem Ohr lassen nach. Gerade im Liegen können die durch einen Paukenerguss verursachten Schmerzen sehr stark sein. Deswegen sind abschwellende Sprays oder Tropfen besonders vor dem Schlafengehen ratsam.

Schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol können ebenfalls im akuten Infekt helfen, die Schmerzen abklingen zu lassen. Sowohl Schmerzmedikamente als auch Nasentropfen sind in moderaten Dosierungen frei verkäuflich und sollten, gerade wenn man zu wiederholten Paukenergüssen neigt, immer im Haus vorrätig sein. Da ein Paukenerguss meist unkompliziert abheilt und oft auch viral bedingt ist, kann man bei gutem Allgemeinbefinden auch unter Schonung den Heilungsverlauf zunächst abwarten.

Bewährte Hausmittel wie Zwiebelsäckchen können ebenfalls die Schmerzen lindern. Gerade bei Kindern sollten Eltern jedoch sorgfältig beobachten, ob die Schmerzen im Verlauf des Infekts stärker werden oder hohes oder wiederholtes Fieber auftritt. Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass der Infekt bakteriell bedingt ist. Je nach individueller Konstitution ist in diesem Fall Selbsthilfe nicht möglich. Der Körper braucht dann ein Antibiotikum, welches ein Facharzt nach entsprechender Untersuchung verordnen wird.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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