Ketoazidose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Ketoazidose

Bei der Ketoazidose handelt es sich um eine Variante der metabolischen Azidose. Sie zeigt sich vor allem im Rahmen von Diabetes mellitus, wenn es zu einem totalen Insulinmangel kommt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ketoazidose?

Zu den typischen Merkmalen einer diabetischen Ketoazidose gehört das Auftreten von hohen Blutzuckerwerten. Dadurch leiden die betroffenen Personen unter Müdigkeit, häufigem Wasserlassen, Appetitlosigkeit und Durst.
© Rawpixel.com – stock.adobe.com

Die Ketoazidose stellt eine Form der metabolischen Azidose dar. In den meisten Fällen tritt sie bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 1 auf. Dabei liegt ein absoluter Mangel an Insulin vor und es besteht eine schwere Stoffwechselentgleisung.

Zu den typischen Merkmalen der diabetischen Ketoazidose (Übersäuerung) zählen eine starke Konzentration von Ketonkörpern innerhalb des Blutes sowie erhöhte Blutzuckerwerte. Da die Ketoazidose einen Notfall darstellt, muss umgehend eine intensivmedizinische Therapie eingeleitet werden.

Ursachen

In der Regel bildet die Ketoazidose eine Übersäuerung des Stoffwechsels (Azidose) aufgrund von Ketonkörpern wie Aceton. Zur Entstehung der Stoffwechselentgleisung kommt es durch das Anhäufen von organischen Säuren wie ß-Hydroxybuttersäure und Acetessigsäure im Blut. Dadurch wird dessen pH-Wert vermindert. Fast immer handelt es sich um eine diabetische Ketoazidose, deren Ursache ein längerer Mangel an Insulin ist.

Der Insulinmangel hat zur Folge, dass die Körperzellen nicht mehr in der Lage sind, Glucose aus dem Blut zu gewinnen. So ermöglicht erst das Insulin die Verlagerung des Transporters Glut 4 in die Membranen der Zellen. Um Glucose in eine Zelle aufnehmen zu können, muss jedoch dieser Transporter vorhanden sein. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem nicht ausreichend gedeckten Energiehaushalt der Körperzellen.

Von den Zellen wird dem Gehirn der Mangel an Energie angezeigt. Dies führt zur Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin sowie von weiteren Insulinantagonisten. Dadurch erfolgt in den Fettgeweben ein verstärkter Fettabbau. Das Fett, das dabei freigesetzt wird, baut die Leber in Ketonkörper um und gibt diese an das Blut ab.

Der Mangel an Insulin hat wiederum zur Folge, dass in der Leber ein verstärkter Fettabbau stattfindet, wodurch sich das Acetyl-Coenzym Acetyl-CoA bildet. Aus diesem geht dann Acetoacetat hervor. Dabei handelt es sich um ein Salz der Acetessigsäure. Das Acetoacetat fungiert im Rahmen des Hungerstoffwechsels als Energielieferant innerhalb des Gewebes.

In den meisten Fällen wird eine Ketoazidose durch die katabole Stoffwechselsituation aufgrund eines Insulinmangelzustands hervorgerufen. Dabei reichern sich organische Säuren im Blut an. Ebenfalls zu den typischen Auslösern zählt eine ausgeprägte Erhöhung der ß-Hydroxybuttersäure im Blut durch starken Alkoholkonsum.

Mediziner sprechen dann von einer alkoholischen Ketoazidose. So wird die Gluconeogenese durch den Alkohol gehemmt. Gleiches gilt für die Oxidation von freien Fettsäuren innerhalb der Leber. Als weitere mögliche Ursachen für eine Ketoazidose kommen das SCOT-Syndrom, bei dem ein angeborener Succinyl-CoA-Acetoacetat-Transferase-Mangel besteht, sowie verschiedene Erbkrankheiten infrage.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den typischen Merkmalen einer diabetischen Ketoazidose gehört das Auftreten von hohen Blutzuckerwerten. Dadurch leiden die betroffenen Personen unter Müdigkeit, häufigem Wasserlassen, Appetitlosigkeit und Durst. Außerdem zeigen sich die Symptome einer Übersäuerung.

Dazu gehören in erster Linie ein Geruch von Aceton in der Atemluft, tiefes Atmen, auch Kussmaul-Atmung genannt, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem kommt es zu Veränderungen des Bewusstseins, Bewusstseinsverlust oder sogar zu einem diabetischen Koma. Des Weiteren droht eine Austrocknung des Körpers.

Findet keine medizinische Behandlung statt, kann der Tod des Patienten eintreten. Besonders gefährdet für eine Ketoazidose sind Menschen, die unter Diabetes mellitus Typ 1 leiden. Wird zum Beispiel eine Insulin-Injektion vergessen, hat dies rasch einen Insulinmangel zur Folge, was sich durch Beschwerden bemerkbar macht. Ein erhöhtes Risiko besteht zudem bei Infekten, die mit Fieber einhergehen. Kollabiert der Stoffwechsel, drohen ein Koma und das Versagen des Kreislaufs.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Da eine Ketoazidose einen medizinischen Notfall darstellt, muss der Patient sofort ärztlich betreut und in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Dort findet die Diagnose des Arztes statt. Dieser misst den Blutzuckerwert sowie die Ketonkörper innerhalb des Urins. Aus dem Handgelenk wird außerdem eine Blutprobe entnommen, um den pH-Wert sowie die Blutgase zu kontrollieren.

Weiterhin werden Salze im Blut wie Natrium oder Kalium gemessen und nach Anzeichen einer Infektion gesucht. Im schlimmsten Fall nimmt die Ketoazidose einen tödlichen Verlauf. Eine Erholung des Patienten ist jedoch möglich, wenn der Arzt die Symptome zur rechten Zeit erkennt. Ohne eine entsprechende Behandlung sind dauerhafte Schäden am Gehirn, dem Herzen und den Nieren möglich.

Komplikationen

Durch die Ketoazidose kommt es in der Regel zu einem sehr starken Mangel an Insulin. Dieser kann sich sehr negativ auf das Leben des Betroffenen auswirken und führt dabei in der Regel zu schweren Beschwerden und Komplikationen. Die meisten Betroffenen leiden dabei an einem häufigen Wasserlassen, an Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit.

Meistens sinkt dabei auch die Belastbarkeit des Patienten enorm. Durch die Appetitlosigkeit kann es zu Untergewicht und weiterhin auch zu Mangelerscheinungen kommen. Nicht selten leiden die Betroffenen auch an Bauchschmerzen und Übelkeit und müssen häufig erbrechen. Der Alltag des Betroffenen wird durch die Ketoazidose stark eingeschränkt. Im schlimmsten Falle kann zu einem Bewusstseinsverlust oder zu einem Koma kommen.

Der Betroffene leidet an Fieber und einem geschwächten Immunsystem. Dadurch kann es vereinfacht zu Entzündungen und Infektionen am gesamten Körper kommen. Ebenso kann der Betroffene kollabieren und sich dabei bei einem Sturz verletzen. Die Ketoazidose wird in der Regel mit Hilfe von Medikamenten behandelt. Komplikationen treten dann auf, wenn die Behandlung nicht rechtzeitig eingeleitet wird. In der Regel wird die Lebenserwartung bei dieser Krankheit nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Diabetes-Patienten sollten bei Anzeichen einer Ketoazidose den Arzt konsultieren. Symptome wie Appetitlosigkeit und Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit bedürfen in jedem Fall einer Abklärung durch einen Mediziner. Wer Anzeichen wie Bauchschmerzen, Mundgeruch oder Bewusstseinsveränderungen bemerkt, sollte einen Arzt konsultieren. Tritt begleitend dazu starkes Fieber auf, ist ein sofortiger Arztbesuch angezeigt. Die Ketoazidose kann medikamentös behandelt werden, wenn sie früh genug erkannt wird. Deshalb sollte bereits bei ersten Anzeichen einer metabolischen Azidose ein Arzt eingeschaltet werden.

Personen, die an einem Infekt oder an Diabetes mellitus Typ 1 leiden, sind besonders anfällig für die Entstehung einer Ketoazidose. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, sollte genannte Symptome umgehend von einem Arzt abklären lassen, um ernste Komplikationen zu vermeiden. Sollten weitere Symptome hinzukommen oder die genannten Beschwerden plötzlich an Intensität zunehmen, ist medizinischer Rat gefragt. Die richtige Anlaufstelle ist der Allgemeinmediziner oder ein Internist. Bei einem medizinischen Notfall muss der Erkrankte umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Ketoazidose erfolgt im Krankenhaus. Dabei steht das Bekämpfen der Ursache der Stoffwechselentgleisung im Vordergrund. Wichtigste Therapiemaßnahme ist die intravenöse Darreichung von Insulin und Flüssigkeit. Außerdem müssen zeitnah größere Mengen an Kalium verabreicht werden, um einer Hypokaliämie entgegenzuwirken. Liegt ein bakterieller Infekt vor, kann zudem die Gabe von Antibiotika sinnvoll sein.

Im Rahmen einer Ketoazidose-Therapie erfolgen auch intensivmedizinische oder notfallmedizinische Behandlungsmaßnahmen, die dem Erhalt der Vitalfunktionen dienen. Ferner muss eine labortechnische Überwachung des Patienten erfolgen, damit mögliche lebensbedrohliche Veränderungen rechtzeitig erkannt werden.

Ein rasches Eingreifen ist vor allem bei stärkeren Abweichungen vom Kaliumspiegel oder Blutzuckerspiel erforderlich. Im Falle eines stark erhöhten Ketonkörperwerts lässt sich zusätzlich Bikarbonat verabreichen, sofern dies notwendig ist.


Aussicht & Prognose

Bei ausbleibender oder mangelhafter Behandlung kann die Ketoazidose tödlich enden. Statistisch sterben 5 bis 15 % der Patienten an einem ketoazidotischem Koma. Lebensgefährliche Symptome wie Bewusstlosigkeit, Austrocknung und Atembeschwerden können auftreten. Wird unzureichend therapiert besteht das Risiko einer Hypokaliämie. Ferner kann durch die Ketoazidose auch eine Laktatzidose entstehen. Weitere häufige Todesursachen in Folge einer Ketoazidose sind Herz-Kreislauf-Versagen und Infektionen.

Wird die Ketoazidose jedoch rechtzeitig erkannt, sodass zeitnah behandelt werden kann, sind die Aussichten gut. Eine schnelle Reaktionszeit, idealerweise binnen Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, senkt das Risiko weiterer Verschlechterungen. Die temporäre Atemnot, die bei einer Ketoazidose auftreten kann, wird sich mit erfolgreicher Behandlung vollständig zurückbilden.

Ein seltenes Risiko, das trotz erfolgreicher Behandlung besteht, ist die Bildung eines Hirnödems. Insbesondere die zu schnelle Normalisierung des Blutzuckers gilt als Risikofaktor. Neurologische Folgeschäden infolgedessen sind möglich. Etwa 1 % der Patienten mit Ketoazidose sind von dieser Komplikation betroffen. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche.

Nicht außer Acht gelassen werden sollte jedoch, dass eine Insulinbehandlung weiterhin erforderlich sein wird, um einer weiteren Ketoazidose vorzubeugen. Die Grunderkrankung kann sonst erneut zu einer Ketoazidose führen. Mit der richtigen Weiterbehandlung sind die Aussichten für eine vollständige Genesung sehr gut.

Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu einer Ketoazidose kommt, muss der Blutzuckerwert von Diabetikern gut eingestellt werden. Typ-1-Diabetikern wird empfohlen, immer eine Notfalldosis mit Insulin bei sich zu haben. Im Falle einer Infektion kann es sinnvoll sein, die Insulindosis zu verstärken, was in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen sollte.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei der Ketoazidose meist nur sehr wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte schon früh eine Diagnose und eine anschließende Behandlung eingeleitet werden, um das weitere Auftreten von Beschwerden und Komplikationen zu verhindern. In der Regel kann es bei der Ketoazidose nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass der Betroffene bei dieser Krankheit auf jeden Fall auf die Behandlung durch einen Arzt angewiesen ist.

Die meisten Betroffenen müssen verschiedenen Medikamenten und Antibiotika einnehmen. Hierbei sollten stets die Anweisungen des Arztes beachtet werden, damit die Beschwerden vollständig gelindert werden können. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren, um eine weitere Verschlechterung der Beschwerden zu verhindern.

Dabei können auch verschiedene Ergänzungsmittel zur Nahrung eingenommen werden, um die Heilung zu beschleunigen. Bei der Einnahme von Antibiotika ist zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten. Meistens sind nach der Behandlung der Ketoazidose keine weiteren Maßnahmen einer Nachsorge mehr notwendig. Die Krankheit wirkt sich dabei in der Regel nicht negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus.

Das können Sie selbst tun

Die wichtigste Selbstmaßnahme besteht darin, der Entstehung einer diabetischen Ketoazidose vorzubeugen. Dazu muss der Blutzucker korrekt eingestellt sein und regelmäßig von einem Arzt kontrolliert werden. Auch bei Unwohlsein sollten die Werte gemessen werden, falls notwendig ist ein Facharzt zu konsultieren. Ketonkörper im Urin lassen sich mittels spezieller Messstreifen aus der Apotheke feststellen. Ist bereits eine Ketoazidose entstanden, muss diese auf jeden Fall stationär behandelt werden.

Verschiedene Maßnahmen unterstützen die Behandlung und lindern die einzelnen Symptome. Zunächst muss der Körper mit ausreichend Flüssigkeit und Mineralstoffen versorgt werden. Die Diät sollte in der akuten Krankheitsphase aus salzreichen Speisen, Kräutertees und Wasser bestehen. Um den Blutzucker zu stabilisieren, dürfen in Rücksprache mit dem Arzt süße Speisen verzehrt werden. Der Patient sollte sich außerdem ausruhen und sich für einige Tage krankschreiben lassen. Auf anstrengende körperliche Betätigungen sollte möglichst verzichtet werden.

Erlaubt sind leichte Gymnastikübungen, die den Kreislauf in Schwung bringen und das Immunsystem stärken. Zur Nachsorge gehören auch regelmäßige Arztbesuche. Der Mediziner muss sicherstellen, dass der Blutzucker stabil bleibt und keine weiteren Komplikationen auftreten.

Quellen

  • Hiort, O., Danne, T., Wabitsch, M. (Hrsg.): Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie. Springer, Berlin 2010
  • Lücke, N.: Diabetes mellitus. Compact-Verlag, München 2010
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

Das könnte Sie auch interessieren