Noradrenalin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Noradrenalin, auch unter dem Namen Norepinephrin bekannt, ist ein Hormon und Neurotransmitter mit der Summenformel C8H11NO3. Es ist Bestandteil des vegetativen Nervensystems und hat anregende, belebende Wirkung, weshalb es vielfältigen Einsatz als Medikament findet. Sowohl eine Über- als auch eine Unterproduktion von Noradrenalin können weitreichende Auswirkungen auf den Organismus mit sich bringen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Noradrenalin?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des endokrinen Systems (Hormonsystem). Klicken, um zu vergrößern.

Noradrenalin ist ein wichtiges Hormon des menschlichen Organismus, also ein biochemischer Botenstoff, der regulierend oder anregend auf bestimmte Organe wirkt. Gleichzeitig ist Noradrenalin auch ein Neurotransmitter, also als neuronaler Botenstoff an der Übertragung von Erregungen an den Synapsen der Nervenzellen beteiligt.

Dies geschieht durch die Fortleitung von elektrischen Impulsen, sogenannten Aktionspotentialen. Noradrenalin ist Bestandteil des vegetativen Nervensystems und somit an zahlreichen lebenswichtigen Funktionen wie dem Blutdruck, der Atmung und dem Stoffwechsel beteiligt. Es wird der Stoffklasse der Katecholamine zugeordnet. Diese Klasse der Aminosäurederivate wird aus den Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin gebildet.

Weitere wichtige Hormone dieser Stoffklasse sind Adrenalin und Dopamin. Dopamin stellt dabei die Vorstufe von Noradrenalin dar. Von Adrenalin unterscheidet sich Noradrenalin lediglich durch das Fehlen einer Methylgruppe an der Aminogruppe. Daher wird Noradrenalin auch als demethyliertes Adrenalin bezeichnet. Stereochemisch betrachtet kommt Noradrenalin natürlicherweise als L-minus-Noradrenalin vor.

Produktion, Bildung & Herstellung

Die Bildung von Noradrenalin als Hormon findet hauptsächlich im Mark der Nebenniere, einer paarigen Hormondrüse, statt. Hier finden sich noradrenogene Neuronen und chromaffine Zellen, deren Funktion die Synthese des Noradrenalins ist.

In seiner Funktion als Neurotransmitter wird Noradrenalin in erster Linie von speziellen Neuronen ausgeschüttet. Diese Nervenzellen befinden sich im sympathischen Nervensystem sowie in bestimmten Bereichen des Gehirns, beispielsweise dem Locus caeruleus. Vorstufen des Noradrenalins sind die Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin.

Bei der Synthese von Noradrenalin werden Vitamin C, Vitamin B6, Magnesium und Kupfer benötigt, die unter anderem als Elektronendonatoren und Kofaktoren dienen. Die unmittelbare Vorstufe des Noradrenalins ist das Dopamin. Dieses wird durch das Enzym Dopamin-beta-Hydroxylase oxidiert, gibt also ein Elektron ab, wodurch Noradrenalin entsteht.

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

Das Hormon Noradrenalin ist dem sympathischen Nervensystem zuzuordnen, welches einen Teil des vegetativen Nervensystems ausmacht. Grundlegende Funktion des sympathischen Nervensystems ist eine Leistungssteigerung des Organismus bei Gefahr, Anstrengung oder Stress.

Außerhalb von gefährdenden Situationen kommt Noradrenalin eine wichtige Funktion bei der Steigerung von Aufmerksamkeit, Motivation und geistiger Leistungsfähigkeit zu. Die Wirkungsweise des sympathischen Nervensystems wird auch als ergotrop bezeichnet. Dies bedeutet, dass die nach außen gerichtete Handlungskraft des Körpers gesteigert wird. Durch die plötzliche Ausschüttung von Noradrenalin in das Blut wird somit eine sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion stimuliert.

Durch Stimulation von Alpha-1-Rezeptoren und Beta-1-Rezeptoren des Herzmuskels erhöht sich der Blutdruck, wodurch die Konzentration des Hormons im Blut rapide ansteigt. Seiner Eigenschaft als Neurotransmitter folgend, aktiviert Noradrenalin bestimmte Rezeptoren, die als Adrenozeptoren bezeichnet werden. Diese befinden sich an den Arteriolen. Dies sind kleine Arterien, welche in Kapillaren übergehen, und die durch diese Aktivierung verengt werden.

Als Folge dessen werden die Muskeln stark durchblutet, so dass sich Reaktionsgeschwindigkeit und Leistungsfähigkeit erhöhen. Aufgrund seiner blutdrucksteigernden Wirkung wird Adrenalin daher als Notfallmedikation in der Trauma- und Schocktherapie eingesetzt. Auch die verengende Wirkung auf Arteriolen und Kapillaren wird medizinisch genutzt. So wird Noradrenalin in lokale Anästhetika beigemischt, um die Blutung zu minimieren und zu verhindertn, dass das Medikament in den Blutkreislauf gelangt.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Dauerhafte Belastung mit Stress kann zu einer krankhaft erhöhten Ausschüttung von Noradrenalin führen. Eine der von Noradrenalin ausgelösten Nebenwirkungen kann eine Unterdrückung des Immunsystems sein. Bei dauerhaft erhöhtem Spiegel können daher Entzündungen begünstigt werden, da das Immunsystem geschwächt wird.

Eine langfristige Überproduktion von Noradrenalin ist allerdings für den Organismus nicht aufrechtzuerhalten, weshalb es als Reaktion auf eine Überproduktion schließlich zu einem Noradrenalin-Mangel kommen kann. Dieser wird als eine häufige Ursache für Depression angesehen, daher findet sich Noradrenalin als Bestandteil in vielen Antidepressiva. Weitere mögliche Nebenwirkungen einer erhöhten Produktion von Noradrenalin können Organschäden und Nekrosen sein, denn durch die Verengung der Arteriolen werden Organe und Gewerbe schlechter durchblutet.

Aus diesem Grund kann es bei erhöhter Konzentration auch zu einer Herzinsuffizienz kommen. Ein krankhaft erhöhter Noradrenalin-Spiegel im Blut kann daneben auch einen Hinweis auf verschiedene Tumore der Nebenniere oder des Hirns sein. Bei der Bestimmunt der Konzentration im Blut ist es wichtig, dass die Kanüle mindestens dreißig Minuten vor der Blutentnahme gestochen wird, da bereits das Einstechen selbst den Noradrenalin-Spiegel in die Höhe treibt.

Eine zu niedrige Noradrenalin-Konzentration dagegen findet sich, außer bei Depressionen, hauptsächlich bei Krankheiten der Nebennieren, insbesondere einer Funktionsstörung.


Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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