Enzyme

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im menschlichen Körper sind tausende von Enzymen aktiv. Jedes einzelne davon hat seine spezielle Aufgabe, und ohne sie könnte unser Körper nicht funktionieren. Das heißt: Enzyme sind lebenswichtig, fehlende Enzyme machen krank.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Enzyme?

Eine Blutuntersuchung der Enzymwerte dient dem Arzt zur weiteren Diagnose von verschiedenen Krankheiten.

Allgemein gesagt sind Enzyme chemische Wirkstoffe, die im menschlichen Organismus sämtliche Stoffwechselvorgänge ermöglichen. Sie sind in der Lage, andere Substanzen auf-, ab- oder umzubauen.

Von der Struktur her handelt es sich um Proteine, also Eiweiß. Früher waren sie unter der Bezeichnung „Ferment“ bekannt, und der Begriff „fermentiertes Lebensmittel“ ist nach wie vor geläufig. Bei diesen Lebensmitteln, wie etwa frischem Sauerkraut oder Kefir, werden durch die darin wirksamen Enzyme Stoffwechselvorgänge angeregt, die das Produkt besser verdaulich machen.

So wird auch gleich eine der Aufgaben der Enzyme klar: Sie werden zwingend für eine gute Verdauung gebraucht. Man unterscheidet Enzyme, die der menschliche Körper selbst herstellen kann (Verdauungsenzyme und Stoffwechselenzyme) und solche, die mit der Nahrung aufgenommen werden (Nahrungsenzyme). Die Namen der meisten Enzyme enden auf der Silbe „-ase“ (z. B. Amylase), einige Ausnahmen auf der Silbe „-in“ (z.B. Bromelain).

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Enzyme sind für die Gesundheit von zentraler Bedeutung. Sie helfen dem Körper, die einzelnen Nahrungsbestandteile zu zerlegen, also zu verdauen, und die Nährstoffe in den Organismus aufzunehmen. Dabei haben bestimmte Gruppen von Enzymen ganz spezifische Aufgaben.

Die Kohlenhydratverdauung etwa beginnt bereits im Mund mit Hilfe der Amylasen, die Fettverdauung wird durch Lipasen ermöglicht, und Proteine werden durch Proteasen gespalten. Je nach Nahrungsbestandteil werden die hierzu benötigten Verdauungsenzyme während des Verdauungsvorganges im Mund, Magen, Darm oder durch Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit zugeführt.

Zusätzliche Enzyme, nämlich die Nahrungsenzyme, werden über die Nahrung aufgenommen. Sie kommen in jedem Lebensmittel vor, allerdings in unterschiedlicher Art, Menge und Zusammensetzung. Eine möglichst abwechslungsreiche Kost ist also sinnvoll, um stets möglichst gut mit allen Enzymen versorgt zu sein. Dabei ist eine Ernährungsweise mit einem gewissen Anteil an frischen, rohen oder nur sehr schonend zubereiteten Lebensmitteln (Gemüse, Salat, Früchte) wichtig, denn Enzyme sind sowohl relativ kälte- wie hitzeempfindlich.

Die vom Körper selbst produzierten Stoffwechselenzyme sorgen dafür, dass die anderen Wirkstoffe der Nahrung ihre Wirkung überhaupt entfalten können – also Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Hormone. Hergestellt werden Enzyme an allen Orten im Körper, also in den Organen, im Blut, in den Knochen und den Zellen. Die Funktionsfähigkeit von Nieren, Lunge, Herz, Gehirn und allen anderen Organen wird durch diese Enzyme mit gesteuert. Sie werden in sehr großer Menge benötigt. Ist der Organismus im Gleichgewicht, werden genügend Enzyme hergestellt.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Werden bestimmte Enzyme von Körper nicht (mehr) hergestellt oder kommt es zu einer mangelnden Verwertung, können schnell gesundheitliche Probleme entstehen.

Nährstoffe können nicht mehr oder nicht ausreichend resorbiert, also über den Darm aufgenommen, werden. Sie fehlen schließlich im Gesamtstoffwechsel. Die wohl bekannteste und relativ verbreitete Enzymstörung ist die Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). Hier kann der Milchzucker aufgrund eines Mangels an dem Enzym Laktase nicht mehr optimal verdaut werden und verursacht Durchfälle und Blähungen. Durch Zuführung des Enzyms während der Nahrungsaufnahme können die Beschwerden vermieden werden. Es gibt auch angeborene Enzymstörungen, etwa die Stoffwechselstörung Phenylketonurie (PKU), die schwere Gehirnstörungen verursachen kann.

Auch in der Medizin spielen Enzyme eine Rolle. Gut erprobt sind Enzympräparate vor allem bei Verdauungsstörungen und bei rheumatischen Erkrankungen. Studien belegen die Wirksamkeit von Enzymen im Rahmen der Krebstherapie, um die Nebenwirkungen der Strahlentherapie zu mildern. Anders herum gibt es auch Medikamente, die die Wirkung von Enzymen hemmen oder fördern und dadurch eine Heilwirkung erzielen sollen. Wegen der schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung werden Enzyme schon seit Jahren bei Sportverletzungen und Arthrose als begleitende Maßnahme genutzt.

Nicht zuletzt sollen Enzyme auch helfen, das Wunschgewicht zu erzielen oder zu halten. Entsprechende Nahrungsergänzungen sollen die körpereigene stoffwechsel- und verdauungsfördernde Wirkung der Enzyme nochmals steigern und Pfunde purzeln lassen.


Quellen

  • Bisswanger, H.: Enzyme. Struktur, Kinetik und Anwendungen. Wiley-VHC, Weinheim 2015
  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

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