Thrombozytopenie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thrombozytopenie, der Mangel an Thrombozyten im Blut, kann von verschiedenen Ursachen herrühren. Thrombozytopenie tritt oftmals nur in schwacher und nicht behandlungsbedürftiger Form auf, da der Körper den Mangel meist selbst regulieren kann. Die verschiedenen Typen von Thrombozytopenie weisen unterschiedliche Symptome und Therapiemöglichkeiten auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Thrombozytopenie?

Die zu geringen Werte der Blutplättchen verlangsamen den natürlichen Verschluss der Hautgefäße. Während bei Gesunden fünf bis sechs Minuten üblich sind, dauert es bei Betroffenen zwei- bis dreimal länger.
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Die Thrombozytopenie bezeichnet eine zu geringe Menge von Blutplättchen, sogenannten Thrombozyten, im Blut. Während der menschliche Körper normalerweise etwa 150.000 – 450.000 Thrombozyten pro µl Blut aufweist, wird dieser Wert bei einer Thrombozytopenie unterschritten. Es wird unterschieden zwischen angeborener, erworbener und artifiziell bedingter Thrombozytopenie, wobei die angeborene Thrombozytopenie nur selten vorkommt.

Kleine Abweichungen der üblichen Anzahl an Thrombozyten führen meist nicht zu spürbaren Schäden im Körper. Wird die Anzahl der Thrombozyten jedoch weit unterschritten, kann es bei etwa 10.000 Thrombozyten pro µl Blut oder noch weniger zu sichtbaren Schäden und Ausfallerscheinungen kommen.

Ursachen

Die Ursachen von Thrombozytopenie sind verschieden. Eine Ursache kann sein, dass das Knochenmark nicht in der Lage, genug Thrombozyten zu produzieren oder dass das Immunsystem des Körpers die Thrombozyten bekämpft. Eine mögliche Ursache ist auch eine vergrößerte Milz, in der zu viele Thrombozyten herausgefiltert werden.

Da das Spektrum der Ursachen einer Thrombozytopenie sehr groß ist, werden sie generell in 3 Kategorien gegliedert: Bildungsstörungen, beschleunigter Abbau der Thrombozyten und Verteilungsstörungen. Eine Thrombozytopenie ist in vielen Fällen nicht chronisch, sondern tritt nur vorübergehend auf, bis der Körper den Mangel von selbst reguliert hat.

Eine schwere Thrombozytopenie tritt in den meisten Fällen in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen, einer Chemotherapie oder der Einnahme spezieller Medikamente auf und sollte unbedingt ärztlich beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Thrombozytopenie macht sich in der Anfangsphase nicht mit allgemeinen Anzeichen bemerkbar. Selbst bei deutlich erniedrigten Blutwerten zeigen die Patienten zunächst keine Störung des Wohlbefindens. Als typisches Symptom für die Krankheit gilt das Blutungsverhalten bei kleinen Schnitt-, Schürf- oder Kratzwunden.

Die zu geringen Werte der Blutplättchen verlangsamen den natürlichen Verschluss der Hautgefäße. Während bei Gesunden fünf bis sechs Minuten üblich sind, dauert es bei Betroffenen zwei- bis dreimal länger. Ein Teil der Erkrankten neigt öfters zu Nasen- oder Zahnfleischbluten.

Weitere häufige Beschwerden sind kleine, rote Pünktchen und blutige Stellen in der Unterhaut. Andere bekommen auffällig schnell blaue Flecken, die sich schon bei harmlosen Stößen zeigen. Bei Frauen tritt ein spezifisches Beschwerdebild hinzu. Hier ist es die Periode, die teilweise stärker als gewöhnlich verläuft.

Sind die Labordaten der Plättchen auffällig niedrig, kann sich die Blutungsneigung deutlich ausweiten. In diesen seltener vorkommenden Fällen bilden sich blutende Schleimhäute. Bei schwerem Verlauf führen sie zu gefährlichen Magen-Darm- und anderen inneren Blutungen. Die Patienten erkennen das am gefärbten Stuhl oder Urin. Unmittelbar lebensbedrohlich sind Einzelfälle von Gehirnblutungen.

Die verschiedenen Symptome einer Thrombozytopenie breiten sich unterschiedlich rasch aus. Maßgeblich hängt es davon ab, mit welchen Krankheiten des Patienten die Störung einhergeht.

Diagnose & Verlauf

Je nach Grad der Thrombozytopenie weist der Körper verschiedene Symptome auf. Bei kleinen Abweichungen zeigt der Körper in der Regel keine Blutungsneigungen, in einzelnen Fällen kann es aber zu einer verstärkten Blutung in Zusammenhang mit Verletzungen kommen.

Bei fortgeschrittener Thrombozytopenie treten verstärkt blaue Flecken, sogenannte Mikrotraumen, auf sowie punktförmige Hautblutungen an sensiblen Körperpartien. Eine schwere Thrombozytopenie zeichnet sich vor allem durch häufige Spontanblutungen der Haut und der Schleimhäute aus.

Je nach Art der Thrombozytopenie kann es ohne Therapie zu Blutungen in Gehirn und Darm, venösen und arteriellen Thrombosen oder sogar zu Infarkten und Lungenembolie kommen.

Komplikationen

Im Allgemeinen wirkt sich die Thrombozytopenie sehr negativ auf den Alltag und die Lebensqualität des Betroffenen aus. Die genauen Beschwerden und Komplikationen bei dieser Erkrankung hängen allerdings sehr stark von der Ausprägung der Thrombozytopenie ab. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an blauen Flecken oder auch an Blutergüssen. Diese können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und eventuell auch zu ästhetischen Beschwerden beim Patienten führen.

Weiterhin leiden die Betroffenen häufig an Zahnfleischbluten oder an Nasenbluten und sind dadurch in ihrem Alltag eingeschränkt. Auch Entzündungen oder Schmerzen können dabei auftreten. Weiterhin verstärkt die Thrombozytopenie das Risiko eines Infarktes oder einer Embolie, sodass der Betroffene an diesen Beschwerden auch versterben kann. Allerdings tritt dieser Fall nur sehr selten auf.

Die Behandlung der Thrombozytopenie richtet sich immer nach der Ursache. In der Regel treten dabei keine besonderen Komplikationen auf und die Beschwerden können eingeschränkt werden. Auch Transfusionen können dabei notwendig sein. Der weitere Verlauf hängt allerdings stark von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Ob es dabei aufgrund der Thrombozytopenie zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn wiederholt Nasenbluten auftritt oder sich Hämatome bilden, liegt womöglich eine Thrombozytopenie zugrunde. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Beschwerden scheinbar grundlos auftreten oder weitere Symptome wie Blut im Stuhl, Urin oder Husten hinzukommen. Wenn Blutungen sich nicht stoppen lassen, punktförmige Einblutungen in der Haut auftreten oder ein allgemeines Unwohlsein festgestellt wird, ist ärztlicher Rat nötig. Zu den Risikopatienten zählen Menschen, die eine Bluttransfusion hinter sich haben, am Akuten Atemnotsyndrom oder an einer Erkrankung des Bindegewebes leiden.

Auch Arzneimittel, Infektionen oder medizinische Komplikationen wie eine Sepsis können eine Thrombozytopenie hervorrufen. Jede 20. schwangere Frau leidet im letzten Trimester an einer asymptomatischen Thrombozytopenie, die ebenfalls zügig abgeklärt und behandelt werden muss. Die Thrombozytopenie wird vom Hausarzt oder dem Kardiologen behandelt. Bei schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Sepsis oder Rickettsieninfektionen muss der Notarzt gerufen werden. Weil die Betroffenen an einer Blutarmut leiden, muss schnell reagiert werden, um größere gesundheitliche Komplikationen zu verhindern.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Thrombozytopenie ist abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Eine lediglich akut auftretende Thrombozytopenie bildet sich nach wenigen Wochen von selbst zurück und wird in der Regel nicht therapiert. Eine akute Thrombozytopenie dagegen kann über mehrere Jahre andauern und wird anhand der Ursache, des Blutungsgrades und der Thrombozytenzahl eingestuft und behandelt.

Im Vordergrund der Behandlung einer Thrombozytopenie steht die Blutungsstillung von Haut und Schleimhäuten unter Einsatz von Medikamenten und der Reduktion blutungsfördernder Faktoren sowie die Steigerung der Anzahl der Thrombozyten, damit keine neuen Blutungen auftreten. Weisen die Symptome auf eine häufige Blutungsneigung hin, empfiehlt sich eine stationäre Aufnahme und Beobachtung. Tritt der Verdacht einer inneren Blutung auf oder treten chronische Blutungen auf kann es zu einer Notfallbehandlung kommen.

Bei schweren chronischen Symptomen erfolgt die Transfusion von Thrombozyten, die dem Blutkreislauf hinzugefügt werden. Als mögliche Therapie kommt zudem die Entfernung der Milz in Frage, wobei die Entnahme von Organen aber immer mehr abgelehnt wird, aufgrund langfristiger Risiken und Infektionsanfälligkeiten. Eine andere Möglichkeit ist die Verabreichung spezieller Antikörper oder synthetischer Peptide, die die Bildung von Thrombozyten anregen.


Vorbeugung

Derzeit gibt es keine bekannten vorbeugenden Maßnahmen für eine Thrombozytopenie. In schweren Fällen von Thrombozytopenie kann eine Früherkennung und frühzeitige Behandlung der Symptome jedoch helfenden Mangel an Thrombozyten möglichst schnell zu regulieren.

Bei häufiger als normal auftretenden Spontanblutungen wie Nasenbluten und Zahnfleischbluten oder punktförmigen kleinen Hautblutungen am Körper sollte ein Arzt aufgesucht werden. Besonders in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, der Einnahme von Heparin zur Hemmung der Blutgerinnung und während einer Chemotherapie steigt die Möglichkeit einer Thrombozytopenie.

Nachsorge

Betroffenen stehen bei der Thrombozytopenie in den meisten Fällen nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung, da es sich um eine seltene Erkrankung handelt. Sollte die Krankheit schon seit Geburt an vorliegen, kann sie in der Regel nicht vollständig geheilt werden. Daher sollte der Betroffene im Fall eines Kinderwunsches eine genetische Untersuchung und Beratung durchführen lassen, um das erneute Auftreten der Erkrankung zu verhindern.

Es kann in der Regel keine selbstständige Heilung eintreten. Die meisten Betroffenen sind auf einen operativen Eingriff angewiesen. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Patient auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen, wobei eine strikte Bettruhe einzuhalten ist und stressige oder körperliche Aktivitäten zu vermeiden sind.

In vielen Fällen ist auch die Unterstützung und die Hilfe der eigenen Familie auch notwendig, damit es nicht zu Depressionen oder zu psychischen Verstimmungen kommt. Ob es durch die Thrombozytopenie zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden. Häufig ist der Kontakt zu anderen Betroffenen der Erkrankung sinnvoll, da es dadurch zu einem Austausch an Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Eine ausgewogene Ernährung hilft die Zahl der Thrombozyten merkbar zu erhöhen. Frisches Gemüse und Obst regen die eigene Produktion von neuen Blutblättchen an. Positiv wirken sich dabei besonders Lebensmittel wie Orangen, Tomaten, Kiwis und grünes Gemüse aus. Im Gegensatz dazu beeinträchtigen verarbeitete Lebensmittel, wie Zucker und Mehl sowie Kekse und Limonade die wichtige Gerinnungsfunktion des Körpers.

Hochwertige Omega-3-Fettsäuren können die Produktion der Blutplättchen anregen. Es empfiehlt sich deshalb besonders der vermehrte Verzehr von fettreichen Fischen wie Lachs oder Makrele, Rapsöl oder Leinöl, sowie der Verzehr von Eiern und Nüssen. Um die Thrombozyten zu erhöhen, sollten Betroffene zudem auf ihren Getränkekonsum achten. Dabei wird empfohlen besonders auf Alkohol zu verzichten und koffeinhaltige Getränke zu meiden. Stattdessen regt lauwarmes Wasser eine Nährstoffaufnahme im Körper an. Infolge dessen wird eine höhere Menge der Blutzellen produziert. Auch grüner Tee, weißer Ginseng und Olivenblätter wirken sich positiv auf die Produktion von Blutplättchen aus.

Neben der ausgewogenen Ernährung kann Sport die Produktion der Thrombozyten anregen. Bewegung stärkt das Immunsystem sowie den Kreislauf. Das hilft dem Körper die notwendigen Blutblättchen leichter zu erzeugen. Wichtig ist aber, die Sportart sorgfältig auszuwählen. Denn Patienten neigen zum starken Bluten. Aus diesem Grund sind Kontaktsportarten zu vermeiden. Besser ist schonendes Ausdauertraining.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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