Pilzvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Pilzvergiftung oder fachlich auch Myzetismus ist eine Vergiftung durch giftige Pilze. Zumeist kommt es hierbei durch falsche Kenntnis von Waldpilzen zu Verwechslung von Speisepilzen mit Giftpilzen, die im Anschluss verzehrt werden. Dabei treten dann typische Vergiftungserscheinungen, wie starke Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Es sollte bei Verdacht immer schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pilzvergiftung?

Je nach Art des aufgenommenen Toxins kann sich eine Pilzvergiftung innerhalb von wenigen Stunden bis zu zehn Tagen durch sehr unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Am häufigsten kommen Störungen des Verdauungstraktes vor, typisch sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und heftige Bauchschmerzen.
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Wenn man giftige oder gesundheitsschädliche Pilze isst, kann man eine Pilzvergiftung, in der Fachsprache Myzetismus genannt, bekommen. Schuld daran sind Pilzgifte, die schon in kleinsten Mengen schwere Vergiftungserscheinungen auslösen können. Die Haupt-Symptome bei einer Pilzvergiftung sind schwere Übelkeit, Herz-Kreislauf-Probleme und Schwindel. Pilzvergiftungen können tödlich enden, deswegen ist schnelle Erste Hilfe und eine unverzügliche ärztliche Behandlung enorm wichtig.

Ursachen

Wie bekommt man eine Pilzvergiftung? Besonders gefährdet sind Menschen, die Pilze selbst im Wald sammeln. Laien können bekömmliche Speisepilze meistens nicht von giftigen Pilzen unterscheiden. Die Pilzvergiftung wird durch Pilztoxine verursacht, die zum Beispiel in Fliegenpilzen und grünen Knollenblätterpilzen enthalten sind.

Im Wald findet man in etwa 10.000 Pilzarten. Von denen sind allerdings nur 1000 wirklich bekömmlich, die sich aber nur schwer von den giftigen unterscheiden lassen. Man kann sich allerdings auch eine Pilzvergiftung einfangen, indem man rohe, verdorbene oder aufgewärmte Speisepilze isst.

Wie oft und wie viele Menschen durchschnittlich an einer Pilzvergiftung leiden ist nicht bekannt, denn nicht jeder Fall wird in Vergiftungszentralen gemeldet wird und zudem gibt es in Deutschland keine zentrale Meldestelle nur für Pilzvergiftungen. Es heißt aber, dass rund zehn Prozent aller gemeldeten Vergiftung durch Pilze verursacht worden sind.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Art des aufgenommenen Toxins kann sich eine Pilzvergiftung innerhalb von wenigen Stunden bis zu zehn Tagen durch sehr unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Am häufigsten kommen Störungen des Verdauungstraktes vor, typisch sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und heftige Bauchschmerzen. Charakteristisch sind auch Schweißausbrüche, Schwindelattacken, Herzrasen, Atembeschwerden und Gleichgewichtsstörungen, einige Pilzgifte lösen Verwirrtheitszustände und Wahrnehmungsstörungen aus.

Die Mehrzahl der Pilzvergiftungen verläuft vergleichsweise harmlos und heilt nach Überwindung der Magen-Darm-Beschwerden ohne Folgeschäden aus. In Einzelfällen, etwa bei einer Vergiftung durch den hochgiftigen Knollenblätterpilz, kommt es nach einer vorübergehenden Phase der Besserung zu massiven Funktionsseinschränkungen der Leber: Neben einigen unspezifischen Symptomen wie Leistungsabfall, Müdigkeit und Appetitlosigkeit und einem Wiederauftreten der Magen-Darm-Symptomatik deuten eine Gelbfärbung von Haut und Augen (Ikterus) auf eine beginnende Leberzersetzung hin.

Bedingt durch eine Störung der Blutgerinnung sind innere Blutungen möglich, je nach Schwere der Vergiftung zeigt die Blutuntersuchung einen mehr oder weniger starken Anstieg der harnpflichtigen Substanzen sowie der Leberenzyme an. Eine Vergiftung mit einigen Arten von Schleierlingen kann sich nach bis zu 14 Tagen mit Übelkeit, Erbrechen, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und Schüttelfrost äußern – auf eine massive Nierenschädigung weisen im weiteren Verlauf starker Durst und verstärkter Harndrang hin.

Krankheitsverlauf

Was passiert, wenn man eine Pilzvergiftung hat? Je nachdem, welche Pilzgifte und was für eine Menge man davon gegessen hat, kann es entweder innerhalb von Minuten zu schlimmen Symptomen bis hin zum Tode kommen oder es dauert mehrere Tage, bis Symptome sicht- und spürbar werden.

Die Symptome einer Pilzvergiftung sind vielfältig, häufig leiden Betroffene an Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Wahrnehmungsstörungen, Luftnot und Schweißausbrüche.

Diese Symptome können recht schnell innerhalb von einer halben Stunde oder auch erst nach einigen Tagen auftreten. Abzugrenzen von einer Pilzvergiftung sind natürlich Nahrungsmittel-Allergien oder Nahrungsmitte-Unverträglichkeiten.

Komplikationen

Eine durch unsachgemäße Zubereitung oder den Verzehr schwach giftiger Pilze verursachte Pilzvergiftung ähnelt in ihrer Symptomatik einer Magen-Darm-Verstimmung und heilt in der Regel innerhalb weniger Tage ohne Komplikationen aus. Da im Anfangsstadium der Verlauf noch nicht absehbar ist, sollte dennoch immer ein Arzt hinzugezogen werden, wenn nach dem Genuss von Pilzen Unwohlsein auftritt.

Lebensgefährlich kann eine Pilzvergiftung werden, wenn giftige Knollenblätterpilze verspeist wurden: Komplikationen wie Leberversagen, Nierenversagen und innere Blutungen treten nach einer ersten Besserung erst Tage später auf, selbst schnelles ärztliches Eingreifen führt nicht in allen Fällen zum Erfolg. Überlebende leiden häufig an einer ausgeprägten Nierenschwäche und sind oftmals lebenslang auf Dialyse angewiesen, nach einem Versagen der Leber kann eine Lebertransplantation nötig sein.

Auch das Gift mancher Schleierlinge kann eine lebensbedrohliche Nierenschädigung verursachen, die nur durch dauerhafte Dialyse oder eine Nierentransplantation therapiert werden kann. Einige Pilze, wie etwa Fliegenpilz oder Pantherpilz, entfalten eine starke Giftwirkung auf das Nervensystem.

Nach psychischen Ausfallerscheinungen wie Sprachstörungen, Halluzinationen und allgemeiner Unruhe kommt es ohne ärztliche Behandlung zu einem tödlichen Atemstillstand. Als weitere Komplikationen einer Pilzvergiftung sind Herzrasen, Bluthochdruck, starkes Schwitzen, Kreislaufbeschwerden und Atemnot zu nennen – bei manchen Pilzarten werden diese Symptome durch den gleichzeitigen Genuss von Alkohol verstärkt oder erst ausgelöst.

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Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Pilzvergiftung sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Im schlimmsten Fall führt die Pilzvergiftung zum Tod oder zu anderen schwerwiegenden Komplikationen, die die inneren Organe deutlich schädigen können. In Notfällen sollte ein Notarzt gerufen oder direkt das Krankenhaus aufgesucht werden. Je früher die Pilzvergiftung diagnostiziert und behandelt wird, desto wahrscheinlicher sind ein positiver Krankheitsverlauf und eine vollständige Heilung.

Der Arzt ist in der Regel dann aufzusuchen, wenn der Betroffene nach dem Verzehr von Pilzen starke Schmerzen im Bauch verspürt und Verdauungsbeschwerden aufweist. Dabei kann es auch zu Atembeschwerden oder zu Herzrasen kommen, einige Betroffene verlieren das Bewusstsein. Ebenso können Schweißausbrüche oder Panikattacken auf eine Pilzvergiftung hindeuten und sollten von einem Arzt untersucht werden, falls diese Beschwerden nach dem Verzehr von Pilzen auftreten. Ebenso treten häufig grippeähnliche Symptome auf, die auf die Erkrankung hindeuten können. In vielen Fällen leiden die Patienten auch an Erbrechen oder Durchfall. Sollten die Magenbeschwerden nicht von alleine wieder verschwinden, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Die Pilzvergiftung kann vom Allgemeinarzt oder in einem Krankenhaus behandelt werden. In den meisten Fällen kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Behandlung & Therapie

Wie wird eine Pilzvergiftung vom Arzt behandelt? Neben den eben beschriebenen Vergiftungserscheinungen können auch Nieren- und Leberschädigungen auftreten, die dann lebensbedrohlich werden. Es ist deswegen wichtig, dem behandelnden Arzt zu erzählen, dass man Pilze gegessen hat, um die Symptome zum Beispiel von einer Lebensmittelvergiftung abgrenzen zu können.

Ideal wäre, wenn man noch Reste des Pilzes oder Erbrochenes hat, damit die Ärzte schneller feststellen können, um welche Art von Pilzvergiftung es sich handelt. Eine Behandlung mit Hausmitteln ist absolut nicht empfehlenswert! Behandelt werden je nach Schwere der Vergiftung nur die Beschwerden.

Bei schweren Vergiftungen wird der Magen ausgespült oder ausgepumpt und Aktivkohle verabreicht, um das Pilzgift aus dem Körper zu entfernen. Je nachdem, welches Pilztoxin die Beschwerden hervorgerufen hat, gibt es auch Gegengifte.

Beim Pilzsammeln sollte deswegen auf bestimmte Dinge geachtet werden. Es sollten nur Pilze mitgenommen werden, die man auch wirklich kennt. Im Zweifel sollten Pilze lieber stehengelassen werden. Hilfreich dabei sind Pilz-Bestimmungsbücher oder die Beratung durch einen ausgebildeten Pilzberater. Die gesammelten Pilze sollten in einem luftigen Gefäß transportiert werden und nicht zum Beispiel in Plastiktüten.

Wenn man unerfahren ist, sollte man nur Pilze aus der Familie der Röhrlinge sammeln. Diese Haben einen sogenannten Schwamm oder Hut und sind in der Regel ungiftig. Beim Kochen sollte darauf geachtet werden, dass die Pilze nicht länger als 15 bis 20 Minuten gegart werden.

Aussicht & Prognose

Eine echte Pilzvergiftung kann innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen. Je giftiger der Pilz, desto schlechter ist die Prognose. Eine schnelle ärztliche Behandlung ist unumgänglich, um schwere körperliche Schäden zu verhindern.

Sekundäre Pilzvergiftungen sind unangenehm, aber für den Körper weitaus weniger gefährlich. Die meisten sekundären Pilzvergiftungen heilen folgenlos aus. Die Beschwerden können mehrere Tage anhalten und die betroffene Person sehr schwächen.

Je später die Symptome einer Vergiftung einsetzen, desto länger kann das Gift im Körper wirken. Die Gefahr von dauerhaften Organschäden steigt. Bei Schäden an inneren Organen muss zwingend eine ambulante Nachbehandlung erfolgen. Gleiches gilt, wenn der Patient durch die Pilzvergiftung völlig kraftlos ist. Regelmäßige Nachkontrollen verringern die Gefahr bleibender Funktionseinschränkungen an inneren Organen.

Um den Behandlungserfolg zu unterstützen, ist eine Nahrungskarenz angeraten. Das Verdauungssystem soll möglichst lange geschont und entlastet werden. Ein Kostaufbau sollte langsam erfolgen, am besten mit leicht verdaulicher Schonkost. Milchprodukte sind dabei zu vermeiden. Führte die Pilzvergiftung zu Durchfall, dann muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden.

Bei rechtzeitiger Behandlung und absoluter Schonung ist mit einer vollständigen Ausheilung zu rechnen.

Nachsorge

Das Ziel der Nachsorge besteht grundsätzlich darin, das Wiederauftreten einer Erkrankung zu verhindern und dadurch lebensbedrohliche Folgen abzuwenden. So kennt man es etwa von Tumorerkrankungen. Arzt und Patient vereinbaren dafür regelmäßige Kontrolltermine. Diese Vorbeugungsmaßnahmen fallen nach einer ersten Pilzvergiftung allerdings in den alleinigen Zuständigkeitsbereich des Erkrankten.

Dieser verzichtet auf das Sammeln und den Konsum unbekannter Pilzarten. Dadurch besteht ein hinreichender Schutz gegen eine Neuerkrankung. Weiterhin kann die Nachsorge auf eine Dauerbehandlung zielen. Sie wird immer dann notwendig, wenn eine Erkrankung gar nicht oder über Monate beziehungsweise Jahre hinweg nicht abklingt. Diese Szenarien stellen aber im Allgemeinen eine Ausnahme dar.

Eine früh behandelte Pilzvergiftung bringt in der Regel kein Erfordernis einer Nachsorge mit sich. Der Patient kann sein Leben ohne Einschränkungen weiterführen. Ein medizinischer Grund für Weiterbehandlungen besteht angesichts der Beschwerdefreiheit nicht. Demgegenüber bleiben selten Folgeschäden zurück. Diese betreffen vor allem die Leber und Nieren.

Daraus ergeben sich regelmäßig weitere Behandlungen und Untersuchungen. Sie dienen der Früherkennung von Komplikationen. Unter Umständen kann sogar eine Transplantation notwendig werden. Neben bildgebenden Verfahren greifen Ärzte zu Blutuntersuchungen. Der Rhythmus der Nachsorge richtet sich nach dem individuellen Beschwerdestand.

Das können Sie selbst tun

Eine Pilzvergiftung ist ein medizinischer Notfall, der in der Regel sofortiges ärztliches Eingreifen erfordert. Vom Verzehr der Pilze bis zum Auftreten der ersten Symptome kann jedoch eine gewisse Zeitspanne vergehen. Auch genießbare Pilze können zu Beschwerden führen, wenn diese bei der Zubereitung bereits verdorben waren.

Für die Selbsthilfe ist es wichtig, so früh als möglich medizinische Maßnahmen einzuleiten, wenn auch nur der geringste Verdacht auf eine Pilzvergiftung besteht. Noch bevor ein Arzt oder das nächste Krankenhaus aufgesucht wird, kann ein Anruf beim Giftnotruf sinnvoll sein. Denn dort stehen Toxikologen, als ausgebildete Experten für Vergiftungserscheinungen, Rede und Antwort.

Falls der Arzt oder das Krankenhaus aufgesucht wird, empfiehlt es sich, Reste der Pilzmahlzeit dorthin mitzunehmen. Denn anhand der Pilzbestandteile ist meist schnell erkennbar, ob es sich um echte Giftpilze oder um eine verdorbene Pilzmahlzeit handelt. Im Falle des sehr giftigen Knollenblätterpilzes kann sogar eine symptomfreie Zeit von mehreren Stunden auftreten, in diesem wichtigen Zeitfenster werden jedoch bereits Nerven und Organe nachhaltig und irreversibel geschädigt. Auch nach dem Abklingen der Symptome ist es also dennoch ratsam, unbedingt den Arzt oder Notarzt hinzuzuziehen. Spätestens beim Auftreten manifester Symptome wie Bewusstseinstrübung, Pulsbeschleunigung, Schweißausbrüche, Erbrechen, Durchfall oder Magendarmkrämpfe sollte umgehend ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Toxikologen raten darüber hinaus, bei Verdacht auf Pilzvergiftungen kein Erbrechen zu provozieren.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Reichl, F.-X.: Taschenatlas der Toxikologie. Thieme, Stuttgart 2009

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