Parotitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ohrspeicheldrüse ist durch den freien Zugang über das Ohr sehr anfällig für verschiedene Erkrankungsformen. Durch die Verbindung zum Mundraum ist meist auch dieser von einer Entzündung betroffen. Die Ursachen einer Ohrspeicheldrüsenentzündung sind ebenso vielgestaltig und sollten stets von einem Facharzt bewertet werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ohrspeicheldrüsenentzündung?

Die Symptome einer Ohrspeicheldrüsenentzündung treten meist plötzlich und stark auf. Außerdem sind die Beschwerden oft einseitig vorhanden. Lediglich bei einer Mumps-Erkrankung kommt es auf beiden Seiten zu Beschwerden.
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Bei einer Erkrankung der Ohrspeicheldrüse, die sogenannte Parotis, handelt es sich meist um eine Entzündung. Aufgrund von Speichelsteinen (Sialolith) kann es zur Verminderungen des Speichelabflusses kommen. Auch hier ist eine Ausbreitung der Entzündung wahrscheinlich. Besonders unangenehm für Betroffene sind die entstehenden Schmerzen bei Schwellungen der Ohrspeicheldrüse. Aufgrund der engen Ummantelung mit einer Bindegewebsschicht, werden häufig Nervenbahnen abgedrückt. Daraus können diverse Funktionsstörungen und starke Schmerzen resultieren.

Ursachen

Für eine Erkrankung der Ohrspeicheldrüse kommen mehrere mögliche Ursachen in Betracht: bakterielle und virale Infektionen, autoimmunologische Erkrankungen, Speichelsteine, Schwellungen der Speicheldrüse, gutartige wie bösartige Tumore.

Ein Erkrankungsbild ist der sogenannte Mumps. Ausgelöst durch das Mumps-Virus. Dabei handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Entzündung. Eine bakterielle Infektion tritt häufig in Verbindung mit anderen Erkrankungen der Ohrspeicheldrüse auf, wie etwa Speichelsteinen. Durch den blockierten Speichelabfluss kommt es zur Belagerung mit Bakterien, die wiederum eine Entzündung selbiger nach sich ziehen. Meist handelt es sich dabei um Staphylokokken oder Streptokokken. Aus einer bakteriellen Infektion kann sich schnell eine chronische Entzündung entwickeln. Daher ist eine zeitnahe und konsequente Behandlung angeraten.

Die Ohrspeicheldrüse kann auch von einer Autoimmunerkrankung betroffen sein. Hierbei handelt es sich um eine chronische Mundtrockenheit die in Verbindung mit anderen Symptomen das sogenannte Sjögren-Syndrom abbilden. Vor allem Männer sind von der Bildung sogenannter Speichelsteine betroffen (Sialithiasis). Ursache hierfür ist oftmals eine veränderte Speichelbildung in Verbindung mit einer Änderung der Speichelzusammensetzung.

Zu schmerzlosen Speicheldrüsenschwellungen kommt es meist in Verbindung mit Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer Schilddrüsenüberfunktion, der Hyperthyreose. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann eine Schwellung der Speicheldrüse nach sich ziehen. Weiterhin kann es zu Geschwüren an der Speicheldrüse kommen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Ohrspeicheldrüsenentzündung treten meist plötzlich und stark auf. Außerdem sind die Beschwerden oft einseitig vorhanden. Lediglich bei einer Mumps-Erkrankung kommt es auf beiden Seiten zu Beschwerden. Auch wenn noch keine Symptome aufgetreten sind, können dennoch bereits Speichelsteine vorhanden sein. Ab wann der Betroffene unter Beschwerden leidet ist hierbei abhängig von der Größe des Steins.

In jedem Fall schwillt die betreffende Stelle an, schmerzt und wird hart. Die Symptome nehmen bei der Einnahme von Mahlzeiten zu, da es hierbei zu einer vermehrten Speichelbildung kommt. Der Speichel drückt wiederum auf das entzündete Gewebe. Durch den bestehenden Entzündungsprozess reagiert der Körper zumeist auch mit Fieber.

Die Haut um die Speicheldrüse wird rot und fühlt sich warm an. Wenn die Entzündung bereits fortgeschritten ist, kann es auch zu Eiterentleerungen in den Mundraum kommen. Wenn es sich bei einer Ohrspeicheldrüsenerkrankung lediglich um einen Speichelstein handelt, kann dies auch ohne Symptome verlaufen. Dennoch schwillt dieser Bereich an.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Für die Diagnosestellung ist eine gründliche Untersuchung der Speicheldrüse nötig. Um zu differenzieren, ob es sich lediglich um einen Speichelstein oder bereits um eine Entzündung handelt, wird der Arzt eine gründliche Anamnese durchführen. Wenn beim Abtasten der Drüse Eiter in den Mundraum austritt, ist dies ein weiterer Beweis für eine vorliegende Entzündung. Der Arzt wird von der Substanz einen Abstrich machen und eine Laboruntersuchung einleiten.

So lassen sich die für die Entzündung verantwortlichen Bakterien ermitteln. Eine weitere Untersuchung des Mundraumes ist ebenso indiziert, da sich hier Hinweise für die Ursache der Erkrankung ergeben könnten. Ebenso ist eine Blutuntersuchung möglich. Um zwischen Speichelstein, Abszess oder Tumor differenzieren zu können, wird der Arzt eine Ultraschalluntersuchung anordnen. Auch der Einsatz eines MRT, CT oder einer Endoskopie sind mögliche Untersuchungsmethoden. Ein weiteres bildgebendes Verfahren ist die Sialographie. Dabei spritz der Arzt ein Kontrastmittel. Im anschließenden Röntgenbild lassen sich die Gangsysteme der Speicheldrüse darstellen. So können Erkenntnisse über Größe und Lage von Speichelsteinen gewonnen werden.

Komplikationen

In der Regel leiden die Patienten aufgrund der Parotitis an einer starken Schwellung. Diese kann dabei auch an beiden Seiten des Kopfes auftreten und verringert die Lebensqualität enorm. Weiterhin kommt es auch zu Fieber und zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Die Patienten fühlen sich dabei schwach und abgeschlagen und leiden dabei auch an den Beschwerden eines grippalen Infektes.

Weiterhin kommt es zu einer Rötung und zu einer Erwärmung der Haut und der Speicheldrüse durch die Parotitis. Im Mundraum kann sich Eiter entleeren, falls die Krankheit nicht behandelt wird. In den meisten Fällen führt die Parotitis nicht zu besonderen Komplikationen. Auch eine direkte Behandlung ist nicht in jedem Fall notwendig, sodass die Parotitis in einigen Fällen vollständige ohne Symptome verlaufen kann.

Die Behandlung der Parotitis erfolgt mit Hilfe von Antibiotika und führt in der Regel relativ schnell zu einem Erfolg. Dabei treten auch keine Komplikationen auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird von der Parotitis nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schmerzen an und in den Ohren sollten von einem Arzt untersucht werden. Die Einnahme eines Schmerzmedikaments ist ohne die Rücksprache mit einem Mediziner nicht zu empfehlen. Es kann zu Komplikationen und Folgeerkrankungen kommen, die eine weitere Schwächung der Gesundheit zur Folge haben. Ein vermindertes Hörvermögen ist besorgniserregend und muss einem Arzt vorgestellt werden. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um einseitige oder beidseitige Unregelmäßigkeiten handelt. Die Bildung von Eiter ist ein alarmierendes Zeichen.

Wird ein unangenehmer Geschmack im Mund wahrgenommen oder zeigt sich eine Ausbreitung der Entzündung, muss ein Arzt aufgesucht werden. Es kann bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf zu einer Sepsis kommen, damit besteht für den Betroffenen Lebensgefahr. Wird eine Zunahme der Beschwerden bei einer erhöhten Speichelbildung wahrgenommen, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Nach dem Essen oder in anderen stimulierenden Situationen findet eine Anregung des Speichelflusses statt. Dadurch werden die entzündeten Bereiche gereizt. Eine innere Unruhe, Unwohlsein, Störungen der Konzentration sowie eine erhöhte Körpertemperatur sind weitere Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird und eine medizinische Versorgung stattfinden kann. Schwellungen im Bereich der Ohren weisen ebenfalls auf eine Erkrankung hin, die abgeklärt werden muss.

Behandlung & Therapie

Die Therapie richtet sich immer nach dem Auslöser der Entzündung. Generell ist es vorteilhaft, den Speichelfluss anzuregen und die Drüsen so durchzuspülen. Hierbei helfen saure Lutschpastillen und Bonbons sowie Flüssigkeiten wie Zitronensaft. Bei bakteriellem Befall wird ein Antibiotikum verordnet. Bei einem viralen Befall kann mit schmerz- und entzündungshemmenden Arzneimitteln geholfen werden.

Auch in diesem Fall ist auf gründliche Mundhygiene und Durchspülen der Drüse zu achten. Abszesse und Tumore können nur durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Speichelsteine hingegen lassen sich durch eine sogenannte Gangschlitzung und Massagen lösen, wenn sie sich im Ausgangsbereich befinden. Tieferliegende Steine mit einer maximalen Größe von acht Millimetern oder jene, die nicht zu ertasten sind, kann der Arzt durch eine gezielte Beschallung behandeln. Im günstigsten Fall zerbrechen diese und werden über den Speichel nach außen transportiert. Größere Steine sollten ebenfalls operativ entfernt werden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Parotitis ist in den meisten Fällen günstig. Bei einer schwachen Ausprägung der Erkrankung kann der Betroffene selbstständig eine Genesung initiieren. In diesen Fällen muss der Speichelfluss angeregt werden. Dies kann durch die Aufnahme von Lebensmitteln eigenständig erfolgen. Der erhöhte Speichelfluss hilft bei der Linderung der Beschwerden und kann eine Spontanheilung erwirken. Grundsätzlich sollte auch bei leichten Beschwerden die Zusammenarbeit mit einem Arzt gesucht werden, um das Stadion der Ohrspeicheldrüsenerkrankung festzustellen und bei etwaigen Veränderungen unverzüglich reagieren zu können.

Bei ausgeprägteren Beschwerden kommt es zu der Gabe von Medikamenten. Die verabreichten Wirkstoffe helfen dabei die Krankheitserreger abzutöten. Im Anschluss werden sie über den Blutkreislauf des Organismus abtransportiert und ausgeschieden. Innerhalb kurzer Zeit kommt es bereits zu einer Linderung der Beschwerden und nach wenigen Tagen oder Wochen wird eine Beschwerdefreiheit dokumentiert.

Bei einem sehr ungünstigen Krankheitsverlauf bleiben die verabreichten Medikamente wirkungslos. Haben sich die Krankheitserreger bereits stark ausgebreitet oder handelt es sich um ein Risikopatienten, kann die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs bestehen. Eine Operation ist bei dieser Erkrankung mit wenigen Handgriffen verbunden, sodass mögliche Komplikationen sehr gering sind. Nach dem Wundheilungsprozess wird der Betroffene im Normalfall auch bei dieser Vorgehensweise innerhalb weniger Wochen als beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen.

Vorbeugung

Das größte Risiko einer Entzündung der Speicheldrüse besteht durch die Bildung von Speichelsteinen. Dem kann leicht vorgebeugt werden, indem auf eine ausreichende Trinkmenge und eine gründliche Mundhygiene geachtet wird. Um die Speicheldrüsen zu reinigen, empfiehlt es sich den Speichelfluss mittels zuckerfreier Bonbons anzuregen. So können auch bereits vorhandene kleine Steine ausgespült werden.

Nachsorge

Bei der Parotitis stehen dem Betroffenen in der Regel nur wenige und auch nur eingeschränkte Möglichkeiten und Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund muss bei dieser Krankheit schon sehr früh ein Arzt aufgesucht werden, um das Auftreten von anderen Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Es kann sich bei der Parotitis auch nicht eine Selbstheilung einstellen, sodass der Betroffene dabei immer auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen ist.

Die meisten Betroffenen sind bei der Erkrankung auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Dabei werden häufig auch Antibiotika eingenommen, wobei der Betroffene darauf achten sollte, diese nicht zusammen mit Alkohol einzunehmen. Ebenso ist im Allgemeinen auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme der Arzneimittel zu achten, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern.

Dabei sind auch regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr wichtig, da auch ein operativer Eingriff notwendig sein kann. Nach einem solchen Eingriff ist die betroffene Stelle besonders gut zu schützen, damit es nicht zu Infektionen oder zu Entzündungen kommt. Die Parotitis verringert dabei in der Regel nicht die Lebenserwartung des Betroffenen. Andere Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge stehen dem Patienten dabei nicht zur Verfügung.

Das können Sie selbst tun

Die medikamentöse Behandlung der Parotitis kann mit einigen Hausmitteln positiv unterstützt werden. So sollten Patienten während der Therapie auf weiche Kost und ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten. Diese Art der Ernährung entlastet die Speicheldrüsen und bietet eine gute Prävention vor Speicheltrockenheit.

Schmerzlinderung können zum Beispiel kühlende Umschläge bringen. Bei intensiveren Schmerzen kann auf Schmerzmittel, sogenannte "Rheumamittel" (beispielsweise: Wirkstoff Diclofenac)zurückgegriffen werden. Der Verzehr von sauren Bonbons oder sauren Getränken (beispielsweise Zitronensaft) soll die Absonderung von Speichel beschleunigen. Den gleichen Effekt hat auch eine Massage der betroffenen Ohrspeicheldrüse. Auf diese Weise wird die Bildung von Speichelsteinen verhindert. Bereits bestehende, kleinere Speichelsteine können auf diese Weise ebenfalls sekretiert werden. Ärzte empfehlen auch das Kauen von zuckerfreien Kaugummis zur Therapieunterstützung.

Nach jeder Mahlzeit sollten Patienten die Zähne intensiv reinigen um eine ausreichende Mundhygiene sicherzustellen. Darüber hinaus sollten Patienten auch Mundwasser nutzen um auch mit der Zahnbürste schwer erreichbare Stellen im Mundraum zu säubern. Patienten mit akuter Parotitis wird geraten, dem Körper ausreichend Ruhe zu gönnen. Auch eine Bestrahlung mit dem Rotlicht bringt eine Verbesserung mit sich.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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