Papillenstenose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Papillenstenose ist im Bereich der Medizin eine Verengung der Papilla duodeni major, auch Papilla duodeni Vateri, zu verstehen. Die Papilla ist eine Schleimhautfalte innerhalb des Zwölffingerdarms, in die die beiden Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase gemeinsam münden. Eine Verengung der Papille kann verschiedenste Ursachen haben und behindert den Abfluss der Verdauungsenzyme, die von der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse beigestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Papillenstenose?

Bei Verdacht auf Vorliegen einer Papillenstenose kann anhand eingehender Anamnese vorgeklärt werden, ob jemals Gallensteine vorhanden waren oder ob es Probleme mit der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase gab.
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Etwa in der Mitte des circa 25 Zentimeter langen Zwölffingerdarms, der direkt an den Magen anschließt, befindet sich eine charakteristische Schleimhautauffaltung. In die Schleimhautfalte münden gemeinsam der große Gallengang (Ductus choledochus) und der Bauchspeichelgang (Ductus pancreaticus).

Aus der Papilla duodeni Vateri tröpfeln die Verdauungsenzyme, die von der Leber und der Bauchspeicheldrüse sezerniert werden, in den vorbeistreichenden Speisebrei. Wenn die gemeinsame Einmündung teilweise verlegt oder verengt ist, liegt eine Papillenstenose vor.

Bei einer gravierenden Verengung oder totalen Blockade entsteht ein Rückstau der Enzyme in Gallenblase und Bauchspeicheldrüse und der Speisebrei im Darm wird nicht oder unzureichend mit den notwendigen Enzymen versorgt, die unter anderem dem Fett- und Proteinabbau sowie der Aufspaltung der Kohlenhydrate dienen.

Ursachen

Die Ursachen, die zu einer Papillenstenose führen, können in krankhaften Vorgängen in oder an der Papille selbst liegen, an den beiden Zuführungsgängen oder beispielsweise an festen Konkrementen, die die Papilla Vateri verlegen. Eine Entzündung der Gallenwege oder des Zuführungsgangs des Pankreas mit entsprechender Verengung kann durch eine bakterielle Infektion verursacht werden.

Die pathogenen Bakterien stammen entweder aus dem Blutkreislauf oder sie werden beispielsweise einer ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) aus dem Darm in einen der beiden Zuführungsgänge verfrachtet. Die ERCP bietet die Möglichkeit, auf endoskopischem Wege die Papille und die beiden Zuführungsgänge zu inspizieren und Veränderungen oder sogar die Entfernung von Gallensteinen vorzunehmen.

Eine Entzündung kann auch durch Gallensteine und Rückstau der Enzyme begünstigt werden. In seltenen Fällen treten bakterielle Entzündungen als Verursacher in Erscheinung, die meist mit einer Autoimmunkrankheit sozialisiert sind. In sehr seltenen Fällen können sich nach Operationen oder nach einer ERCP narbige Verwachsungen ausbilden, die zur Papillenstenose führen. Andere Möglichkeiten einer Abflussstörung kann durch Raumverdrängung sich im Bereich der Papille oder der beiden Zuführungsgängen entwickelnder Tumoren entstehen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Papillenstenose kündigt sich je nach Schweregrad mit Schmerzen im Oberbauch an. Die zunächst relativ unspezifischen Bauchschmerzen werden konkreter und stärker, wenn die Papillenstenose bestehen bleibt und sich aufgrund des Rückstaus der Enzyme und Verdauungssäfte eine Cholestase oder eine Pankreatitis oder beides ausbildet.

Bei der von der Papillenstenose verursachten Cholestase handelt es sich um eine extrahepatische Cholestase, die von Übelkeit und Erbrechen begleitet wird und wegen einer beginnenden Hyperbilirubinämie Anzeichen einer Gelbsucht (Ikterus) zeigt. Als erstes fällt die Gelbfärbung der Augen auf und eine bräunliche Verfärbung des Urin.

Eine Pankreatitis macht sich ebenfalls mit Schmerzen im Oberbauch bemerkbar, die häufig in den Bereich der unteren Brustwirbelsäule ausstrahlen und ein wenig mit einem Hexenschuss vergleichbar sind. In schweren Fällen können ebenfalls Symptome eines Ikterus auftreten und sich schwerwiegende Probleme einstellen.

Falls die Papillenstenose auf „mechanische“ Gründe wie schmerzlose Verwachsungen oder schmerzlose benigne Tumoren beruht, stellen sich mit zunehmendem Schweregrad der Stenose die gleichen Symptome ein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei Verdacht auf Vorliegen einer Papillenstenose kann anhand eingehender Anamnese vorgeklärt werden, ob jemals Gallensteine vorhanden waren oder ob es Probleme mit der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase gab. Vielfach lässt eine hochauflösende Sonographie Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Papille und auf eine eventuell vorhandene Stenose zu.

Falls weiterhin Unklarheit besteht, kann eine Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP), Klarheit schaffen. Das ERCP schafft auf endoskopischem Weg direkten Einblick in die Papille und die beiden zuführenden Gänge, den Ductus choledochus und den Ductus pancreaticus. Zu rein diagnostischen Zwecken wird die ERCP allmählich von der MRCP, der Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie, verdrängt, weil es sich um ein nichtinvasives Verfahren handelt, das mit keinerlei Verletzungs- oder Infektionsrisiken behaftet ist.

Allerdings handelt es sich natürlicherweise um ein rein bildgebendes, diagnostisches Verfahren, das für keinerlei notwendige Eingriffe geeignet ist. Der Verlauf der durch die Papillenstenose verursachten Krankheitsbeschwerden hängt vom Verlauf der Stenose ab. Falls die Stenose persistiert, wird die Entwicklung einer Pankreatitis und einer Cholestase mit allen damit verbundenen Problemen provoziert.

Komplikationen

Die Papillenstenose wirkt sich sehr negativ auf die gesamte Lebensqualität des Betroffenen aus und kann diese deutlich verringern. In der Regel leiden die Betroffenen dabei an starken Bauchschmerzen, die allerdings ohne einen besonderen und sichtbaren Grund auftreten. Weiterhin kommt es dabei zu Erbrechen und auch zu einer dauerhaften Übelkeit. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es auch zu einer Gelbsucht und damit auch zu Schädigungen an den Nieren.

Die Augen des Betroffenen färben sich dabei auch gelb. Die Schmerzen im Bauch können sich auch in die anderen Regionen des Betroffenen ausbreiten und damit vor allem in der Nacht zu Schlafbeschwerden führen. Die Patienten wirken aufgrund der Papillenstenose gereizt und leiden nicht selten an Depressionen. Durch die dauerhaften Bauchschmerzen kommt es nicht selten auch zu einem Appetitverlust, sodass die Betroffenen dabei auch an Gewicht verlieren.

Die Behandlung der Papillenstenose erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. In einigen Fällen kann es allerdings auch zu einer Selbstheilung kommen. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. In der Regel wird dabei auch die Lebenserwartung des Patienten nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen im Bereich des Magens sind einem Arzt vorzustellen. Kommt es zu einer inneren Schwäche, einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie einer geringeren Belastbarkeit des Betroffenen, wird ein Arzt benötigt. Übelkeit, Erbrechen oder eine Gelbfärbung von Haut sowie Augen sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung und müssen abgeklärt werden. Führen vorhandene Schmerzen zu Problemen bei der Fortbewegung oder der Alltagsbewältigung, wird ein Arzt benötigt.

Bis zur Rücksprache mit dem Mediziner ist auf die Einnahme von Schmerzmedikamenten aufgrund möglicher Komplikationen zu verzichten. Ein kontinuierliches Stresserleben, eine verminderte Lebensfreude sowie eine reduzierte Lebensqualität sind mit einem Arzt zu besprechen. Kommt es zu Störungen des Verdauungstraktes, einer Geräuschentwicklung im Magen-Darm-Bereich, einem Appetitverlust sowie einer Abnahme des Körpergewichts, ist ein Arzt zu konsultieren.

Breiten sich Unregelmäßigkeiten im Oberkörper weiter aus oder stellen sich Rückenprobleme ein, sind dies Warnhinweise des Organismus. Es liegt womöglich eine behandlungsbedürftige Erkrankung vor. Störungen beim Wasserlassen, Verfärbungen oder eine ungewöhnliche Geruchsentwicklung des Urins sind weitere Hinweise, die mit einem Arzt besprechen werden sollten. Liegen depressive Verstimmungen vor oder zeigt sich ein Rückzugsverhalten, wird ein Arzt benötigt. Viele Patienten einer Papillenstenose klagen über ein Krankheitsgefühl, ein Unwohlsein oder eine allgemeine Unzufriedenheit über ihr Leben.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Papillenstenose hängt von der Verursachung ab. Erstes Ziel einer Therapie besteht darin, den Grund für die Verursachung der Stenose zu identifizieren und zu beheben. In vielen Fällen kann das die Bekämpfung einer Entzündung sein, um entstandene Schwellungen im Bereich der Papille oder der zuführenden Gänge zurückzuführen, so dass sich die Stenose quasi von selbst auflöst.

In den meisten Fällen kommt die Durchführung eines ERCP in Frage, in dessen Verlauf nicht nur die genaue Diagnose getroffen wird, sondern unmittelbar Eingriffe vorgenommen werden können wie die Entfernung von Gallensteinen oder die Weitung der Papille oder des Gallen- oder Pankreasganges. Darüber hinaus können Stents oder Drainagen angelegt werden und auch mittels eines Papillotoms und eines Schneidedrahts erforderliche Schnitte ausgeführt werden.

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Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Papillenstenose ist grundsätzlich als günstig zu dokumentieren. Sobald eine ärztliche Versorgung in Anspruch genommen wird, werden Arzneien verabreicht, die innerhalb kurzer Zeit bereits eine Linderung der Beschwerden erwirken. Eine Genesung kann nach einigen Tagen oder Wochen erreicht werden. Ohne die Zusammenarbeit mit Medizinern ist mit einer Zunahme von Beschwerden zu rechnen. Die Krankheitserreger können sich im Organismus weiter ausbreiten und an anderen Stellen zu Schmerzen oder Funktionsstörungen führen. Zudem ist das Risiko von Folgeerkrankungen erhöht.

Je nach Intensität der vorhandenen gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten können operative Eingriff in Erwägung gezogen werden. Dank des medizinischen Fortschritts sind die Komplikationen bei diesem Vorgehen gering. Im Normalfall kann der Patient auch bei dieser Behandlungsmethode nach wenigen Wochen als beschwerdefrei entlassen werden. Im weiteren Verlauf sollten in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen stattfinden, um bei möglichen Veränderungen oder Auffälligkeiten unverzüglich reagieren zu können. Langfristige Beeinträchtigungen oder dauerhafte gesundheitliche Beschwerden können bei einer guten medizinischen Betreuung sowie einem gesunden Lebenswandel vermieden werden.

Kommt es im Verlauf des Lebens zu einer erneuten Ausbildung einer Papillenstenose, bleibt die Prognoseaussicht unverändert. Bei einem frühzeitigen Therapiebeginn werden die besten Erfolge erzielt. Insbesondere bei Risikopatienten wie Kindern oder älteren Menschen sollte jedoch bei einer erneuten Entwicklung der Unregelmäßigkeiten schnellstmöglich reagiert werden.

Vorbeugung

Direkt vorbeugende Maßnahmen, die eine Papillenstenose verhindern könnten, sind nicht existent. Als generell vorbeugend kann eine Lebensweise gelten, die neben Stresssituationen auch für Entspannungsphasen sorgt. Ebenso ist eine Ernährungsweise, die zum Teil aus natürlich belassenen Lebensmitteln besteht, von Vorteil. Personen, in deren Familien mehrere Fälle einer Papillenstenose bekannt sind, tragen ein etwas erhöhtes Risiko. Auftretende diffuse Schmerzen im Oberbauch sollten dann ein wenig sorgfältig abgeklärt werden.

Nachsorge

Bei einer Papillenstenose sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen deutlich eingeschränkt oder stehen dem Betroffenen gar nicht zur Verfügung. Daher sollte der Patient schon bei den ersten Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen zu verhindern. Eine Selbstheilung kann in diesem Fall nicht eintreten.

Unbehandelt kann der Betroffene jedoch an einer Papillenstenose versterben. Die Betroffenen sind dabei in den meisten Fällen auf einen operativen Eingriff angewiesen, welcher die Beschwerden dauerhaft lindern kann. Dieser sollte idealerweise schon direkt nach der Diagnose geschehen. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene ausruhen und seinen Körper schonen.

Dabei ist von stressigen Tätigkeiten oder von Anstrengungen abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Ebenso muss die Ernährung in den meisten Fällen stark angepasst werden, sodass auf fettige Mahlzeiten zu verzichten ist. Die Lebenserwartung des Betroffenen hängt bei dieser Krankheit sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und auch von der Ausprägung der Papillenstenose ab, sodass eine allgemeine Voraussage nicht getroffen werden kann. Sie ist unter Umständen allerdings auch verringert.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Papillenstenose ist in jedem Fall eine ärztliche Behandlung vonnöten. Begleitend dazu können eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, um die typischen Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.

Zunächst sollten die Betroffenen ihre Ernährung umstellen. Eine Schonkost bietet sich ebenso an wie eine individuell an die Symptome angepasste Diät. Die Patienten sollten sich hierfür mit einem Ernährungsberater absprechen. Daneben muss der Magen-Darm-Trakt geschont werden. Kaffee und Alkohol gilt es zu meiden. Da eine Papillenstenose auch die Gallenblase betrifft, kann es zu schweren Gallensteinleiden kommen, die am besten durch regelmäßige Flüssigkeitszufuhr behandelt werden. Die Patienten sollten in erster Linie die Vorgaben des Arztes einhalten.

Die Papillenstenose bedarf immer einer medizinischen Therapie, diese kann aber durch einige Selbsthilfe-Maßnahmen unterstützt werden. Da die Verengung unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann, müssen die Maßnahmen zunächst mit dem Arzt besprochen werden. Der Mediziner kann oftmals weitere Tipps für eine Therapie geben und den Patienten auch bei der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe unterstützen. Dadurch kann die Papillenstenose zuverlässig behandelt werden, ohne dass weitere Beschwerden, Komplikationen oder Langzeitfolgen zu erwarten sind.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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