Palmarflexion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bezeichnung Palmarflexion wird am menschlichen Körper ausschließlich für eine Bewegung der Hand benutzt. Sie ist an vielen alltäglichen und sportlichen Bewegungsabläufen beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Palmarflexion?

Die Palmarflexion ist eine Beugung, die in Richtung der Handfläche verläuft. Die Handfläche nähert sich dabei dem Unterarm an.

Die Palmarflexion ist wie ihre Gegenbewegung, die Dorsalextension, eine Bewegung, die im Handgelenk stattfindet. Der ansonsten in anderen Gelenken häufig gebrauchte Begriff 'Flexion' ('Beugung') bekommt in diesem Fall eine Richtungsangabe als Zusatz.

Palmar ist abgeleitet von der anatomischen Bezeichnung 'Palma manus' ('Handfläche'). Die Palmarflexion ist dementsprechend eine Beugung, die in Richtung der Handfläche verläuft. Die Handfläche nähert sich dabei dem Unterarm an. Die Bewegung findet im Handgelenk statt, indem sich die proximale Handwurzelreihe als konvexer Gelenkpartner in der Pfanne der Speiche um eine gedachte Bewegungsachse dreht, die quer durch das Gelenk läuft.

Die Bewegungsamplituden der Palmarflexion und der Dorsalextension sind in etwa gleich groß, aber von der Position der Finger abhängig. Sind die Mittel- und Endgelenke gestreckt, erreicht die Palmarflexion normalerweise 85°. Bei einer Beugung sind es etwa 20° - 30° weniger. Dies hängt damit zusammen, dass die Fingerstrecker, deren Sehnen am Hand- und an den Fingerrücken entlang laufen, durch die Flexion ihre Verlängerungsmöglichkeit fast ausgereizt haben und die Weiterbewegung limitieren.

Funktion & Aufgabe

Auch bei den zahlreichen Aktivitäten im Alltag und im Sport, bei denen die Palmarflexion beteiligt ist, spielt die Fingerstellung eine wichtige Rolle. Die Kraftentwicklung, die nur alleine durch die Palmarflexion entsteht, ist bei gebeugten Fingern deutlich geringer als bei gestreckten.

Bei den Schlagsportarten wie Tennis, Squash und Badminton sind aus diesem Grund die Schlägerhaltung und die technische Ausführung wichtig. Bei Vorhand- und Schmetterschlägen wird bei richtiger Ausführung die Kraft aus der Kombination von Palmarflexion und Supination (Auswärtsdrehung) oder Pronation (Einwärtsdrehung) generiert.

Bei Schmetterschlägen oder Angaben im Volleyball sind die Fingergelenke gestreckt und die volle Kraftentfaltung wird über das explosive Abklappen der Hand erreicht. Das ist die Hauptkomponente der Beschleunigung des Balles, andere Bewegungen haben nur eine Zusatzfunktion.

Der gleiche Umstand lässt sich ebenfalls an Alltagsaktivitäten darstellen. besonders beim Ergreifen, Festhalten und Transportieren von Gegenständen. Immer wenn relativ viel Kraft benötigt wird, um etwas festzuhalten, wird die sogenannte Funktionsstellung der Hand benutzt.

Während die Finger fest um den Gegenstand geschlossen sind, wird das Handgelenk in eine leichte Dorsalextension eingestellt, da somit der Wirkungsgrad der Fingerflexoren kräftiger ist.

Anders sieht es aus, wenn leichte Gegenstände, beispielsweise beim Essen, aufgenommen und zum Mund geführt werden. Hier wird die Palmarflexion als wichtige Komponente benutzt, weil sie die Hand näher an den Gegenstand und den Mund heran bringt.

Die Funktionsstellung der Hand mit der leichten Dorsalextension kann durch bewusste Prozesse durchbrochen werden. Eine typische Aktivität, bei der dies geschieht, ist der Aufwärtshaken beim Boxen. Der Schwung, der aus dem Schulter- und Ellenbogengelenk kommt, wird über das, in der Palmarflexion fixierte, Handgelenk ohne großen Kraftverlust auf den Gegner übertragen.

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Krankheiten & Beschwerden

Zu den Verletzungen, die die Palmarflexion negativ beeinflussen können, zählen alle Brüche in diesem Bereich. Die distale Radiusfraktur ist die bedeutsamste und betrifft alle Bewegungen des Handgelenkes. In der Regel wird dieses Trauma operativ oder konservativ versorgt, was in beiden Fällen mit einer vorübergehenden Ruhigstellung einhergeht. In der Folge stellen sich Bewegungseinschränkungen und Muskelatrophien ein, die die Handfunktion deutlich beeinträchtigen. Zwar sind die negativen Auswirkungen auf die Dorsalextension größer, aber auch die Funktionen der Palmarflexion sind betroffen.

Sehnenscheidenentzündungen sind ein typisches Überlastungssyndrom, das häufig Menschen betrifft, die über längere Zeit monotone Bewegungen oder Haltearbeit der Unterarmmuskulatur leisten. Betroffen sind die Fingerstrecker und -beuger, die mit ihren langen Sehnen vom Unterarm über das Handgelenk bis zu den Endgliedern der Finger ziehen. Das Leitsymptom sind akute Schmerzen beim Gebrauch und der Dehnung der befallenen Muskeln mit einem reaktiven Schonverhalten. Sind die Extensoren der Finger betroffen, wird dadurch neben der Fingerflexion auch die Palmarflexion beeinträchtigt.

Die aktive Palmarflexion kann gemindert sein oder komplett ausfallen, wenn die versorgenden Nervenstrukturen geschädigt sind. In dem Fall ist dies der Nervus medianus. Verletzungen im Bereich des Oberarms oder in der Nähe des Ellenbogens können zu einer solchen Nervenläsion führen. Umgekehrt zeichnet sich die sogenannte Fallhand, die infolge einer Schädigung des [[Nervus radialis[[ entsteht, dadurch aus, dass die Hand nicht aktiv aus der Palmarflexion herausgebracht werden kann.

Alle anderen neurologischen Erkrankungen und Traumata, bei denen eine schlaffe Lähmung der Arm- und Handmuskeln auftreten kann, betrifft auch die Palmarflexoren. Zu diesen Leiden gehören die Verletzungen des Rückenmarks in Höhe der Halswirbelsäule ebenso wie die Polyneuropathie.

Ein Schlaganfall hat häufig genau die umgekehrten Konsequenzen. Das spastische Muster der Hand, das sich häufig entwickelt, hat die Kombination der Palmarflexion, der Pronation und der Flexion aller Fingergelenke als Komponenten. Bei starkem Hypertonus sind die betroffenen Menschen nicht in der Lage die Hand zu öffnen und den Arm zu strecken und zu heben. Es entstehen massive, irreversible Kontrakturen.

Eine Autoimmunerkrankung, die im Anfangsstadium bevorzugt die Hand und die Finger befällt, ist die chronische Polyarthritis (Rheuma). Diese progrediente Erkrankung greift direkt die Gelenke an, die zunehmend zerstört werden. Die folgenden Ab- und Umbauprozesse führen zu Beeinträchtigungen aller Bewegungen der Hand und der Finger. Dabei können in den Gelenken sowohl Überbeweglichkeiten als auch Versteifungen entstehen.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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