Müllersche Mischtumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Müllersche Mischtumor ist ein bösartiger Tumor der Frau. Er tritt überwiegend im Bereich der Gebärmutter auf. Auch Erkrankung der Eileiter, der Eierstöcke und des Gekröses werden in der Fachliteratur beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Müllersche Mischtumor?

Bei Verdacht auf einen Tumor im Bereich der Geschlechtsorgane führt der behandelnde Arzt zunächst eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durch. Liefert diese noch keinen Aufschluss, so können zudem eine Computertomografie und eine Magnetresonanztomografie durchgeführt werden.
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Der Müller-Mischtumor bezeichnet bösartige mesodermale Mischtumoren, die sich im Bereich der Eierstöcke beziehungsweise im Bereich der Eierstöcke befinden. Die Bezeichnung Müller-Mischtumor ist obsolet. Heute werden diese Tumore als Karzinosarkom beziehungsweise einfach als Mischtumor bezeichnet.

Der Name Karzinosarkom stammt daher, dass die Tumore sowohl Karzinomanteile als auch Sarkomanteile enthalten. Karzinome sind Neoplasien, die ihren Ursprung im Epithelgewebe haben. Sarkome sind mesodermaler Herkunft. Das bedeutet, dass sie den Zellen des sogenannten mesenchymalen Stützgewebes entstammen.

Ursachen

Die Müllerschen Mischtumore stellen 25 bis 60 Prozent aller Sarkome des Uterus dar. Allerdings sind nur knapp drei Prozent aller bösartigen Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane Sarkome. Insgesamt ist die Erkrankung sehr selten. Bis zum Jahre 2005 wurden gerade einmal 50 Fälle des Tumors beschrieben. Die meisten Frauen, die einen Müllerschen Mischtumor ausbilden, sind älter als 65 Jahre.

Die Tumore entstehen aus den Zellen des Müller-Gangs. Dieser befindet sich in der Gebärmutterschleimhaut. Warum die Zellen des Müller-Gangs entarten, ist jedoch unklar. Fest steht, dass beim Müllerschen Mischtumor rasch die Blut- und Lymphgefäße betroffen sind. Somit findet schon in sehr frühen Stadien eine Metastasierung statt. Bereits in den Stadien I und II findet man bei diesem Tumor in bis zu 35 Prozent der Fälle Lymphknotenmetastasen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Häufig bleibt der Tumor lange Zeit asymptomatisch. Wenn es zu Beschwerden kommt, ähneln diese denen von gutartigen Myomen. Häufig bemerken die betroffenen Frauen eine abnormale Blutung aus der Gebärmutter. Eine Regelblutung kann in dem Alter, in dem der Müllersche Mischtumor auftritt, normalerweise ausgeschlossen werden. Bei Frauen, die ihre Menstruation noch haben, kann sich der Tumor durch Menstruationsschmerzen und eine verstärkte Regelblutung bemerkbar machen. Zudem kann es zu Schmerzen im Unterbauch kommen.

Auch eine rasche Vergrößerung der Gebärmutter ist ein Hinweis auf einen bösartigen Prozess. Vielleicht bemerken die Patientinnen, dass sie trotz gewohnter Ernährung innerhalb kurzer Zeit an Gewicht zunehmen. Eventuell ist sogar eine Schwellung im Bauchbereich sichtbar. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien kommt es durch die Verdrängung von Bauchorganen oder durch die Metastasierung in andere Organe auch zu abdominalen und gastrointestinalen Beschwerden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei Verdacht auf einen Tumor im Bereich der Geschlechtsorgane führt der behandelnde Arzt zunächst eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durch. Liefert diese noch keinen Aufschluss, so können zudem eine Computertomografie und eine Magnetresonanztomografie durchgeführt werden.

Wird bei diesen Untersuchungen ein Tumor entdeckt, kann mittels fraktionierter Kürettage festgestellt werden, ob es sich dabei um einen Müllerschen Mischtumor handelt oder nicht. Bei einer fraktionierten Kürettage wird mit einer scharfen Kürette Gewebe aus der Gebärmutter entnommen. Um eine Zellvermischung zwischen Zellen des Gebärmutterhalses und des Gebärmutterkörpers zu vermeiden, wird der Zervixkanal vor der Kürettage ausgeschabt. Anschließend wird das bei der Kürettage gewonnene Gewebe histologisch untersucht.

Komplikationen

Da es sich bei dieser Erkrankung um eine Krebserkrankung handelt, kann in der Regel kein allgemeiner Verlauf gegeben werden. Dieser hängt dabei sehr stark von der Ausprägung und der Ausbreitung des Tumors ab. Eventuell wird aufgrund des Tumors auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an relativ starken Menstruationsschmerzen.

Diese dauern auch länger als gewöhnlich an und werden auch von relativ starken Blutungen begleitet. Viele Frauen leiden dabei auch Depressionen oder an Stimmungsschwankungen, sodass es auch zu Komplikationen mit dem Partner kommen kann. Weiterhin nehmen die Betroffenen in kurzer Zeit an Gewicht zu und leiden auch an Schwellungen im Gesicht. Sollte es nicht zu einer Behandlung dieses Tumors kommen, so kann sich dieser auch in die anderen Regionen des Körpers ausbreiten.

Auch Beschwerden im Unterbauch oder im Magen können dann auftreten. Die Behandlung dieses Tumors ist nicht mit Komplikationen verbunden. Mit Hilfe eines operativen Eingriffs wird dieser entfernt. Die restlichen Bestandteile können dann mit Hilfe einer Bestrahlung oder Chemotherapie entfernt werden. Dabei kann es eventuell zu Nebenwirkungen kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Müllersche Mischtumor tritt ausschließlich bei Frauen auf. Da sie zur Risikogruppe gehören und die Erkrankung einen tödlichen Verlauf haben kann, sollten sie bei körperlichen oder gesundheitlichen Veränderungen eine erhöhte Wachsamkeit walten lassen. Je eher ein Arzt konsultiert wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Frauen sind gut beraten, wenn sie grundsätzlich an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei einem Arzt teilnehmen. Auffälligkeiten werden bei diesen Untersuchungen wahrgenommen, was zu einer Früherkennung und damit zu einer schnellen Behandlung des Tumors führt.

Unregelmäßigkeiten und Unstimmigkeiten der monatlichen Regelblutung einer geschlechtsreifen Frau sind Anzeichen einer vorhandenen Störung. Sie müssen untersucht und behandelt werden, wenn sie über eine längere Zeit anhalten oder an Intensität zunehmen. Kommt es zu einer verstärkten Blutung oder treten Zwischenblutungen auf, ist ein Arztbesuch notwendig. Bei Krämpfen, Schmerzen im Unterleib oder Störungen während des Geschlechtsverkehrs, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Schwellungen im Unterleib, ein Engegefühl oder Veränderungen des Hautbildes sind zur Klärung der Ursache einem Arzt vorzustellen. Eine ungewollte Zunahme des Gewichts ohne Veränderung der Nahrungsmittelzufuhr gilt als Warnsignal des Organismus. Kommt es zu einem allgemeinen Unwohlsein, einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit oder einem Krankheitsgefühl, wird ein Arzt benötigt. Bei Störungen der Verdauung oder Unregelmäßigkeiten beim Toilettengang ist eine Abklärung der Beschwerden notwendig.

Behandlung & Therapie

Der Müllersche Mischtumor wird unmittelbar nach der Diagnosestellung operiert. Bei der Operation wird die Bauchhöhle sorgfältig untersucht. Dann wird eine sogenannte Spülzytologie entnommen. Anschließend werden Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter komplett entfernt. Das große Netz (Omentum majus) und die Lymphknoten im Bauchraum werden ebenfalls entfernt. Strahlentherapie und Chemotherapie sind bei dieser Tumorart nur wenig wirksam.

Eine Strahlentherapie wirkt sich zwar nicht positiv auf das Überleben aus, sie kann aber örtliche Rezidive scheinbar verringern. Die Chemotherapie verbessert die Überlebenschancen überhaupt nicht. Falls der Tumor metastasiert hat oder auch bei Rezidiven kann sie lediglich die Überlebenszeit verlängern. Zur chemotherapeutischen Behandlung des Müllerschen Mischtumors kommen Wirkstoffe wie Carboplatin, Doxorubicin, Docetaxel, Paclitaxel oder Gemcitabin zum Einsatz.

Die Prognose des Müllerschen Mischtumors ist generell jedoch eher als schlecht einzuschätzen. Sie ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen spielt eine Rolle, wie hoch der Sarkomanteil des Tumors ist. Zum anderen sind das Tumorstadium und der Ort, an dem sich der Tumor befindet, relevant. Im Stadium I liegt die 5-Jahre-Überlebensrate bei unter 50 Prozent. In fortgeschritteneren Stadien liegt die Rate nur noch bei 25 bis 30 Prozent. Die Prognose verschlechtert sich zudem bei tiefen Infiltrationen der Gebärmuttermuskulatur, bei Lymphknotenmetastasen im Beckenbereich und beim Einwachsen des Tumors in umliegende Blutgefäße.


Aussicht & Prognose

Die Prognose ist bei einem Müllerschen Tumor in aller Regel schlecht, hängt aber von mehreren Faktoren ab. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist abhängig vom prozentualen Anteil des Sarkomgewebes. Sie ist umso geringer, je höher dieser Anteil ist. Entscheidend ist insgesamt, ob es den Fachärzten gelingt, das gesamte Tumorgewebe im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs zu entfernen. Verbleiben nach der Operation lediglich wenige residuelle (übriggebliebene) Tumorzellen im Körper, ist die Prognose ganz gut.

Für den Erfolg des operativen Eingriffs und damit die Prognose spielt allerdings auch das Tumorstadium eine Rolle. So beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem Müllerschen Mischtumor im Stadium I zwischen 40 und 50 Prozent. Mit Fortschreiten der Erkrankung fällt diese auf 25 bis 30 Prozent. Daneben ist für die Prognose bedeutend, wie weit bzw. tief das Tumorgewebe das Myometrium (mittlere Schicht der Gebärmutterwand), die umliegenden Blutgefäße und den Gebärmutterhals (Cervix uteri) infiltriert hat. Denn mit Einwachsen des Tumors in diese Strukturen verschlechtert sich die Prognose. Darüber hinaus wirken sich Metastasen (Absiedelungen) in den Lymphknoten im Beckenraum (sogenannte pelvine Lymphknoten) negativ auf die Prognose aus. Unbehandelt führt ein Müllerscher Mischtumor in jedem Fall zum Tod.

Vorbeugung

Da bisher nicht bekannt ist, warum die Zellen in der Gebärmutter entarten, kann dem Tumor auch nicht vorgebeugt werden. Da die Überlebenschancen mit dem Fortschreiten des Tumors sinken, ist eine Früherkennung und eine schnelle Entfernung des Tumors sehr wichtig. Bei Früherkennungsuntersuchungen lassen sich Krebsvorstufen schon zeitig erkennen. In Deutschland sind jährliche Vorsorgeuntersuchungen für Frauen ab dem 20. Lebensjahr kostenlos. Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird ein Zellabstrich von der Gebärmutter gemacht.

Dieser sogenannte „Pap-Test“ dient dazu, Zellveränderungen an der Gebärmutter schnell zu erkennen. Dies sollte möglichst noch vor der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses erfolgen. Diese Regelung zur Krebsfrüherkennung gilt nur für gesunde Frauen. Bei Beschwerden sollten die Frauen nicht bis zum nächsten Termin zur Früherkennung warten, sondern direkt einen Arzt aufsuchen.

Solche Alarmsymptome sind beispielsweise Schmierblutungen und Blutungen außerhalb der Menstruation beziehungsweise nach der Menopause, Schmerzen im Unterleib oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Auch wenn andere Erkrankungen der Gebärmutter, wie zum Beispiel Myome, bekannt sind, sollten häufigere Untersuchungen durch den Frauenarzt durchgeführt werden.

Nachsorge

Die durchschnittliche Zeit bis zum Wiederauftreten des Tumors liegt bei dem Müllerschen Mischtumor bei weniger als zwei Jahren. In den folgenden drei Jahren nach der Therapie wird deshalb alle drei Monate eine Kontrolle empfohlen. Dabei wird, unter Beachtung der Vorgeschichte der Krankheit, die Vagina untersucht. Ebenso wird das kleine Becken abgetastet, da jeder vierte wieder auftretende Tumor sich dort manifestiert.

Wenn Medikamente verordnet wurden, müssen die gegebenenfalls starken Neben- und Wechselwirkungen bei diesen Klinikbesuchen mit Ärzten besprochen werden. Für den Patienten selbst ist es zu empfehlen, sportlichen Tätigkeiten nachzugehen. Dadurch ist es möglich, Schmerzen zu verringern und die Stimmung aufzuhellen. Weiterhin wirkt sich gemäßigter Sport positiv auf die Prognose aus. Dadurch wird die Leistung des Herz-Kreislaufsystems und das Immunsystem gestärkt.

Sportliche Aktivitäten können schon im Ausklang der Therapie begonnen und danach fortgesetzt werden. Weiterhin ist eine Diät zu empfehlen, welche zusammen mit einem Arzt oder Ernährungsmediziner erarbeitet werden sollte. Die Ernährungsumstellung sollte dann, gemäß der Empfehlung der behandelnden Ärzte, durchgesetzt werden.

Dadurch können die Beschwerden einer Chemotherapie gelindert, aber auch die Prognose verbessert werden. Weil dieser aggressive Tumor mit einer schlechten Prognose einhergeht, ist eine psychologische Betreuung der Betroffenen zu empfehlen. Diese kann von Psychologen unterstützt oder in einer Selbsthilfegruppe erfolgen.

Das können Sie selbst tun

Patienten, bei denen ein Müllerscher Mischtumor festgestellt wurde, bedürfen einer umgehenden ärztlichen Behandlung. Die medizinische Therapie kann unter anderem durch sportliche Maßnahmen unterstützt werden. Regelmäßige Bewegung hilft bereits während der Erst-Therapie dabei, die Schmerzen zu reduzieren und die Stimmung zu verbessern.

Auch nach Abschluss der Behandlung verbessert moderater Sport die Prognose, indem er die Leistung von Herz-Kreislauf-System und Immunsystem stärkt. Eine angepasste Diät unterstützt die Therapie zusätzlich. Krebspatienten sollten mit dem zuständigen Arzt oder einem Ernährungsmediziner eine geeignete Diät erstellen und diese konsequent umsetzen. Dadurch können vor allem während der Chemotherapie Beschwerden reduziert und die Prognose insgesamt verbessert werden. Begleitend dazu ist immer auch eine therapeutische Beratung angezeigt. Da es sich bei dem Müllerschen Mischtumor um einen bösartigen Tumor handelt, leiden viele Betroffene unter Ängsten und Panikattacken. Diese gilt es in Zusammenarbeit mit einem Psychologen oder im Rahmen einer Selbsthilfegruppe aufzuarbeiten.

Daneben sind regelmäßige Besuche im Krankenhaus notwendig, insbesondere bei ungewöhnlichen Symptomen oder Neben- und Wechselwirkungen durch die verordneten Medikamente. Zuletzt sollten sich Tumorpatienten schonen und vor allem in den ersten Wochen der Therapie körperlich oder geistig anstrengende Tätigkeiten vermeiden.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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