Knochenmarkinsuffizienz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Je nach Patient können einem Knochenmarkschwund verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Einige Formen der Knochenmarkinsuffizienz sind mithilfe geeigneter Therapieschritte heilbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Knochenmarkinsuffizienz?

Liegt der Knochenmarkinsuffizienz eine angeborene Blutarmut zugrunde, treten charakteristische Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Atemnot und Herz-Kreislauf-Beschwerden auf.
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Im Rahmen einer Knochenmarkinsuffizienz sind bei einem Betroffenen diejenigen Zellen im Knochenmark gestört bzw. deutlich reduziert, die für die Bildung von Blut verantwortlich sind.

Entsprechende Knochenmarkzellen können unterteilt werden in rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Je nach Form, die ein Knochenmarkschwund beim Einzelnen aufweist, sind die genannten, blutbildenden Knochenmarkzellen jeweils in verschiedenem Ausmaß von einem Abbau betroffen.

Knochenmarkschwund, der als Symptom einer sogenannten aplastischen Anämie (einer Form von Blutarmut) auftritt, betrifft beispielsweise die Gesamtheit aller blutbildenden Zellen des Knochenmarks - bei entsprechenden Patienten fehlen diese Knochenmarkzellen vollständig.

Eine Knochenmarkinsuffizienz im Rahmen einer solchen Anämie drückt sich beim Betroffenen beispielsweise durch mögliche Symptome aus wie Hautblässe, einer allgemeinen Schwäche, Atemnot und/oder Herzrasen. Sind lediglich die Blutplättchen von einem Knochenmarkschwund betroffen, so kann sich die Insuffizienz etwa durch Hämatome (Hauteinblutungen) zeigen.

Ursachen

In vergleichsweise seltenen Fällen kann eine Knochenmarkinsuffizienz ein Symptom bereits angeborener Anämieformen sein. Meist wird der Knochenmarkschwund aber im Lauf des Lebens erworben:

So kann etwa der Kontakt mit Giftstoffen wie Benzol einen Schwund der blutbildenden Knochenmarkzellen hervorrufen. Auch verschiedene Infektionen durch Krankheitserreger wie Viren und Bakterien sind eine mögliche Ursache von Knochenmarkinsuffizienz.

Ein weiterer ursächlicher Faktor von Knochenmarkschwund ist die Einwirkung radioaktiver Strahlung auf den menschlichen Körper; eine entsprechende Strahlung kann beispielsweise im Rahmen von Strahlentherapien oder Unfällen unter Beteiligung von Radioaktivität freigesetzt werden.

Neben Knochenmarktumoren, die eine Knochenmarkinsuffizienz begünstigen können, bergen schließlich auch verschiedene Medikamentengaben das Risiko, Knochenmarkschwund zu fördern - zu den entsprechenden Medikamenten zählen beispielsweise Wirkstoffe, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Liegt der Knochenmarkinsuffizienz eine angeborene Blutarmut zugrunde, treten charakteristische Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Atemnot und Herz-Kreislauf-Beschwerden auf. Typisch sind auch Symptome wie Herzrasen, wiederkehrender Schwindel und Konzentrationsstörungen. Die Betroffenen fühlen sich im Allgemeinen sehr unwohl und sind in ihrer Leistungsfähigkeit mitunter sehr stark eingeschränkt.

Äußerlich zeigt sich die Erkrankung an Hautblässe und Augenrändern, auch ein Gewichtsverlust kann auftreten. Bei der nicht angeborenen Form treten vergleichbare Anzeichen auf. Parallel dazu entwickeln sich Geschwüre auf der Haut. Die blauen Flecken entstehen oft bereits bei leichtem Druck und bleiben anschließend über einen längeren Zeitraum bestehen.

Die genannten Symptome können auf verschiedene Leiden hindeuten. Ein eindeutiges Symptom ist die Anämie, welche meist begleitend zum Grundleiden auftritt. Wird die Funktionsstörung des Knochenmarks fachkundig behandelt, klingen die Beschwerden meist wieder ab. Eine selbstständige Heilung ist bei der Erkrankung unwahrscheinlich.

Ohne Therapie werden die Krankheitszeichen stärker und rufen Komplikationen wie Ohnmacht oder Bettlägerigkeit hervor. Die Blutungen auf der Haut können zuverlässig behandelt werden. Bei schweren Erkrankungen bleiben allerdings Narben oder Sensibilitätsstörungen zurück. Wurden durch die Insuffizienz bereits innere Organe geschädigt, kann es noch nach Jahren zu Spätfolgen kommen.

Diagnose & Verlauf

Eine Verdachtsdiagnose Knochenmarkinsuffizienz kann zunächst aufgrund des Auftretens beschriebener Symptome bei einem Betroffenen gestellt werden. Weitere Hinweise kann ein diagnostizierender Mediziner in der Regel aus der Krankengeschichte eines Patienten ableiten.

Um das Vorliegen einer Knochenmarkinsuffizienz zu bestätigen, erfolgen schließlich häufig mikroskopische Untersuchungen anhand der Blutprobe eines Betroffenen. Auch Knochenmarkausstriche können unter mikroskopischer Betrachtung zu einer Sicherung der Diagnose Knochenmarkschwund beitragen.

Welchen Verlauf eine Knochenmarkinsuffizienz beim jeweiligen Betroffenen nimmt, hängt vor allem von der Ursache der Erkrankung ab; ist ein Knochenmarkschwund beispielsweise durch Grunderkrankungen wie Anämien bedingt, so tritt eine selbstständige Heilung vergleichsweise selten auf. Positiv begünstigt werden kann der Verlauf einer Knochenmarkinsuffizienz häufig durch eine frühzeitige und fachkundige Bekämpfung zugrunde liegender Faktoren.

Komplikationen

Bei der Knochenmarkinsuffizienz kommt es in den meisten Fällen zu verschiedenen Beschwerden. Die Betroffenen leiden dabei an sehr stark ausgeprägter Blutarmut. Diese kann zu einer allgemeinen Schwäche und Blässe führen und dabei die Belastbarkeit des Betroffenen erheblich verringern. Ebenso kommt es nicht selten zu Herzrasen und damit verbunden zu Atembeschwerden oder Panikattacken.

Nicht selten fallen die Betroffenen in Ohnmacht und können sich dabei bei einem Sturz eventuell verletzen. Die Lebensqualität wird durch die Knochenmarkinsuffizienz erheblich eingeschränkt. Meistens ist auch die Ausführung verschiedener Sportarten oder Tätigkeiten nicht mehr möglich. Es kommt auch zu Blutungen auf der Haut, die sporadisch auftreten und damit den Alltag des Patienten erschweren können.

Bei der Behandlung der Knochenmarkinsuffizienz kommt es meistens nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden. Allerdings kann die ursächliche Grunderkrankung nicht in jedem Fall geheilt werden, sodass in einigen Fällen nur die Symptome behandelt werden können. Nicht selten muss auch eine psychologische Behandlung stattfinden, wenn es zu Depressionen oder zu anderen psychischen Beschwerden kommt. Ob es zu einer Verringerung der Lebenserwartung kommt, kann nicht allgemein vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Verdacht einer vorhandenen Blutarmut sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu einem blassen Hautbild, der vermehrten Bildung von Blutergüssen, kalten Fingern oder Füßen und einem erhöhten Schlafbedürfnis, besteht Anlass zur Besorgnis. Abgeschlagenheit, schnelle Ermüdbarkeit und ein Verlust des gewohnten Leistungsniveaus sind untersuchen und behandeln zu lassen. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald die Beschwerden über mehrere Wochen anhalten oder an Intensität zunehmen. Kommt es zu einer Ausbildung weiterer Symptome, ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen.

Kälteempfindlichkeit, Taubheitsgefühle auf der Haut oder andere Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen sind Hinweise, denen nachgegangen werden sollte. In ausführlichen ärztlichen Untersuchungen wird die Ursache ermittelt, damit eine angemessene Behandlung eingeleitet werden kann. Leidet der Betroffene unter Herzrasen, Auffälligkeiten des Herz-Rhythmus, Schwindel oder einer inneren Schwäche, benötigt er medizinische Versorgung. In schweren Fällen droht ein Zusammenbruch des Kreislaufs und damit ein lebensbedrohlicher Zustand. Bei Bewusstseinsstörungen sowie einem Verlust des Bewusstseins besteht schnellstmöglich Handlungsbedarf.

Ein Arzt ist zu konsultieren oder ein Rettungsdienst muss alarmiert werden. Probleme der Atmung, Atemnot oder Aussetzer der Atmung weisen auf gesundheitliche Störungen hin, zudem findet eine Unterversorgung des Organismus statt. Ein Arztbesuch ist vonnöten, um dem Eintreten von akuten Zuständen rechtzeitig vorzubeugen.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung einer Knochenmarkinsuffizienz sind Maßnahmen zur Symptombekämpfung von Interventionen zur Bekämpfung entsprechender Ursachen der Erkrankung zu unterscheiden. Die symptomatische Therapie einer Knochenmarkinsuffizienz zielt beispielsweise auf eine Förderung der Blutbildung beim Betroffenen.

Je nach Patient und Form der Knochenmarkinsuffizienz kann die Blutbildung etwa durch den Einsatz sogenannter anaboler Steroide stimuliert werden; hierbei handelt es sich in der Regel um künstlich hergestellte Präparate auf der Basis von Testosteron (einem männlichen Geschlechtshormon). Auch Wachstumsfaktoren, die mithilfe gentechnischer Verfahren herzustellen sind, können bei Knochenmarkschwund die Blutbildung anregen.

Liegt einer Knochenmarkinsuffizienz eine schwere Anämie zugrunde oder zeigt der betroffene Patient eine starke Blutungsneigung, so können sich genannte Maßnahmen als medizinisch nicht sinnvoll erweisen; alternativ ist hier beispielsweise eine Übertragung von Blutprodukten aus Spenderblut möglich. Eine medizinische Maßnahme zur Ursachenbekämpfung stellt beispielsweise die Knochenmarktransplantation dar; können erfolgreich intakte Knochenmarkzellen eines passenden Spenders auf den Patienten übertragen werden, kann dies bei einigen Formen der Knochenmarkinsuffizienz eine Heilung herbeiführen.

Weitere Formen der Ursachenbekämpfung von Knochenmarkschwund richten sich auf die jeweiligen Faktoren, die beim Einzelnen zur Reduktion der blutbildenden Knochenmarkzellen geführt haben bzw. führen.

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Aussicht & Prognose

Dank der heutigen medizinischen Möglichkeiten, ist die Prognose bei einer Knochenmarkinsuffizienz bei den meisten Patienten günstig. Ärzten und Medizinern stehen verschiedene Möglichkeiten einer Therapie zur Verfügung, die zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen. Die endgültige Prognose richtet sich dennoch nach der Ursache der Erkrankung. In einer Vielzahl der Fälle ist eine Langzeittherapie notwendig. Nicht immer wird trotz aller Bemühungen eine vollständige Heilung des Patienten erreicht. Dennoch können verschiedene Beschwerden erfolgreich behandelt werden. Ohne eine medizinische Versorgung, ist die Prognose für den Betroffenen ungünstig. Es können unterschiedliche Komplikationen auftreten, die in schweren Fällen zu einem vorzeitigen Ableben führen.

In die Stellung einer Gesamtprognose müssen Folgeerkrankungen mit einkalkuliert werden. Es kann zu emotionalen Problemen kommen, die häufig langwierig sind und das Wohlbefinden sowie die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen. Da die Behandlung sowie die einzelnen Beschwerden dem Patienten viel abverlangen, ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer psychischen Erkrankung zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden erhöht.

Besteht als einzige Möglichkeit einer Therapie eine Transplantation des Knochenmarks, sind ebenfalls die entsprechenden Risiken und Nebenwirkungen mit zu beachten. Es wird ein Spender benötigt, damit eine Linderung der vorhandenen Symptome erzielt werden kann. Andernfalls verschlechtert sich die Prognose erheblich.

Vorbeugung

Einer bereits angeborenen Form der Knochenmarkinsuffizienz kann in der Regel nicht vorgebeugt werden. Regelmäßige, ärztliche Kontrolluntersuchungen können dazu beitragen, Erkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren, die eine Knochenmarkinsuffizienz begünstigen können. Eine entsprechende, frühzeitige Behandlung möglicher Grunderkrankungen kann so das Risiko einer auftretenden beziehungsweise sich verschlimmernden Knochenmarkinsuffizienz reduzieren.

Nachsorge

Bei einer Knochenmarkinsuffizienz stehen Betroffenen keine besondere Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. In der Regel muss bei dieser Krankheit schon sehr früh ein Arzt kontaktiert werden, damit es zu keinen weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden mehr kommen kann. Allerdings sind die Maßnahmen der Nachsorge in einigen Fällen sogar vollständig eingeschränkt, sodass im Vordergrund die frühzeitige Erkennung der Krankheit steht.

In den meisten Fällen sind die Patienten bei dieser Krankheit auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Dabei ist immer auf eine richtige Dosierung mit der regelmäßigen Einnahme zu achten. Bei Unklarheiten oder bei Nebenwirkungen sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden. Regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sind sehr wichtig, um weitere Schäden an den inneren Organen festzustellen und schon früh zu behandeln.

Häufig sind die Patienten der Knochenmarkinsuffizienz auch auf die Hilfe und die Unterstützung der eigenen Familie in ihrem Alltag angewiesen. Eventuell kommt es durch die Krankheit zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen. Der weitere Verlauf ist dabei sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose der Krankheit abhängig, sodass dabei kein allgemeiner Verlauf gegeben werden kann.

Das können Sie selbst tun

Die Patienten mit Knochenmarkinsuffizienz leiden sowohl körperlich als auch psychisch unter den krankheitstypischen Beschwerden und wünschen sich oft Möglichkeiten, um die alltägliche Lebensqualität in Eigenverantwortung zu verbessern. Jedoch steht eine ärztliche Therapie an erster Stelle, da die Krankheit teilweise mit schwerwiegenden Komplikationen einhergeht. Deshalb sind alle Maßnahmen zur Selbsthilfe prinzipiell mit dem Facharzt zu besprechen.

Während der Knochenmarkinsuffizienz leiden die Patienten unter Schwäche, leichter Ermüdbarkeit und einem allgemeinen Rückgang der Belastbarkeit. Daraus ergibt sich, dass die Betroffenen Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer Erwerbsarbeit sowie von alltäglichen Erledigungen bekommen. Die Patienten sollten sich jedoch die gebotene Ruhe gönnen und sich keinesfalls überlasten. Denn plötzliche Bewusstlosigkeit durch Schwäche erhöht die Unfallgefahr.

Betroffene richten ihren Alltag vorübergehend nach der medizinischen Behandlung aus und nehmen die notwendigen Arzt- und Behandlungstermine wahr. Bedingt durch die herabgesetzte Leistungsfähigkeit unterlassen die Patienten die Ausübung von Sport und anstrengenden Aktivitäten. Eine nahestehende Person unterstützt die Patienten im Alltag, sodass diese sich nicht überlasten. Falls die Betroffenen durch die Beschwerden und die damit verbunden psychischen Belastungen depressive Verstimmungen entwickeln, suchen sie umgehend einen Psychotherapeuten auf, der sie beim Umgang mit der Krankheit unterstützt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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