Hyperaktivität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Symptome Hyperaktivität

Hyperaktivität kann verschiedene Ursachen haben. Diese werden meist in die Wahl einer geeigneten Behandlung einbezogen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hyperaktivität?

Häufig wird eine Hyperaktivität bei Kindern begleitet durch Konzentrationsstörungen; dies ist beispielsweise der Fall beim Vorliegen der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Der Begriff der Hyperaktivität leitet sich ab von den griechischen bzw. lateinischen Worten für übermäßig und handeln. Damit bezeichnet die Hyperaktivität ein überaktives Verhalten von Menschen, das sie meist nicht ausreichend kontrollieren können.

Häufig sind von der Hyperaktivität Kinder (Jungen häufiger als Mädchen) betroffen. In der Medizin wird die Hyperaktivität als Symptom definiert, das mit verschiedenen psychischen oder auch körperlichen Erkrankungen einhergehen kann. Dabei ist nicht jedes Kind, das über einen ausgeprägten Bewegungsdrang verfügt, automatisch hyperaktiv; Hyperaktivität im engeren Sinne ist eine medizinische Diagnose.

Häufig wird eine Hyperaktivität bei Kindern begleitet durch Konzentrationsstörungen; dies ist beispielsweise der Fall beim Vorliegen der sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Obwohl hyperaktive Kinder unter anderem leicht ablenkbar sind und sich beispielsweise in der Schule oft unruhig verhalten, ist ihre Intelligenz meist nicht geringer als die von Kindern, die nicht an Hyperaktivität leiden.

Ursachen

Nicht immer können die Ursachen einer vorliegenden Hyperaktivität eindeutig bestimmt werden. Hervorgerufen werden kann Hyperaktivität beispielsweise durch psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen oder Autismus (eine Entwicklungsstörung, die sich unter anderem durch eingeschränktes zwischenmenschliches Kommunizieren und stereotype Verhaltensweisen äußert).

Auch körperliche Erkrankungen können bei Betroffenen zu Hyperaktivität führen. Zu diesen Erkrankungen zählen etwa die Hyperthyreose oder das sogenannte Angelman-Syndrom - während es sich bei einer Hyperthyreose um eine Überfunktion der Schilddrüse handelt, geht das Angelmann-Syndrom auf eine angeborene Genmutation zurück.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Hyperaktivität ist nicht immer einfach zu stellen, da die Grenzen zwischen aktivem und im medizinischen Sinn hyperaktivem Kind oft fließend sind. Fachleute stellen eine entsprechende Diagnose unter anderem auf der Ebene von Verhaltensbeobachtungen und Schilderungen der Bezugspersonen sowie aufgrund von Ergebnissen verschiedener psychologischer Testverfahren.

Besteht der Verdacht auf vorliegende körperliche Erkrankungen als Ursache von Hyperaktivität, so kann dies durch medizinische Testverfahren geprüft werden. Abgegrenzt werden muss Hyperaktivität dabei von einem lediglich hohen Bewegungsdrang, wie er beispielsweise verursacht wird durch Beschwerden wie das Restless-Legs-Syndrom (eine neurologische Erkrankung).

Hyperaktivität kann sich bei Betroffenen bereits im Baby- bzw. Kleinkindalter äußern; so neigen hyperaktive Kleinkinder beispielsweise dazu, bei hoher Experimentierfreudigkeit ein relativ geringes Gefahrenbewusstsein zu zeigen. Hyperaktivität, die nicht durch eine körperliche Erkrankung begründet ist, lässt mit Beginn der Pubertät häufig nach bzw. verschwindet. In einigen Fällen leiden Betroffene aber auch im Erwachsenenalter noch unter gelegentlicher Hyperaktivität.

Komplikationen

Hyperaktivität wird meist im Rahmen eines ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätssyndrom) bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. Im Kindergarten zeigen die Betroffenen schon meistens Schwierigkeiten sich auf eine Beschäftigung zu konzentrieren. Kinder weisen häufig auch eine Verzögerung der Sprachentwicklung, so dass die Kommunikation beeinträchtigt wird.

In der Schule haben betroffene Kinder meist Probleme dem Unterricht zu folgen, sie werden durch die Anforderungen an Ruhe und Konzentration überfordert. Die Leistungen in der Schule sind dementsprechend erheblich beeinträchtigt. Neben den einzelnen Schulfächern ist auch meist die Feinmotorik gestört, so dass eine unsaubere Handschrift vorliegt.

Dazu kann eine Beeinträchtigung des sozialen Lebens hinzukommen, da die Betroffenen meist zusätzlich durch Aggressivität auffallen. Die soziale Isolation hat zur Folge eine Entwicklung psychischer Probleme in den Folgejahren bis hin zum Erwachsenenalter. Durch die ständige Unruhe tendieren die Betroffenen zur risikoreichen Lebensart.

Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich dadurch, dass der Betroffene im Jugendalter zu Alkohol und anderen Drogen greift. Die Suchtprobleme können bis in das Erwachsenenalter fortschreiten. Betroffene haben einen Hang zur Entwicklung von Depressionen und Delinquenz. Die Konzentrationsschwierigkeiten schränken auch beim Erwachsenen das Leben im Beruf und in der Familie stark ein.

Der Alltag wirkt unstrukturiert und total planlos. Durch die Impulsivität kann auch der Partner in Mitleidenschaft gezogen werden. Durch Tobsuchtsanfälle des Betroffene kann dadurch der Partner verletzt werden und die Partnerschaft zerrüttet werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine schwache Hyperaktivität ist nicht einfach zu erkennen. Meist geht es dabei um Kinder, doch können auch Erwachsene davon betroffen sein, beispielsweise nach der Einnahme neuer Medikamente. Wer das Gefühl hat, seine Kinder seien unruhiger als andere, sollte mit ihnen zum Kinder- oder Hausarzt gehen. Erwachsene, die bereit sind, sich der Diagnose zu stellen, gehen zunächst zum Hausarzt.

Temperament und Energie sind etwas anderes als Hyperaktivität. Ein lebhaftes Kind ist vielleicht nur unterfordert oder braucht mehr frische Luft, um sich auszutoben. Der Arzt diagnostiziert Hyperaktivität aufgrund von typischen Parametern. Wer sich unsicher ist,ob er einen Arzt aufsuchen soll, befragt zunächst Personen in seiner Umgebung. Geht es um Kinder, hilft ein Gespräch mit Erziehern im Kindergarten oder mit den Lehrern. Bei Erwachsenen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Sicher fällt anderen Personen auf, dass sich die Betroffenen verändert haben.

Ein guter Hausarzt schaut sich seinen Patienten - den er im besten Fall schon jahrelang kennt - genau an, bevor er ihn an Spezialisten überweist. Wenn Fachärzte auf die Schnelle Hyperaktivität feststellen und sofort schwere Medikamente verabreichen, ist gerade bei diesem Thema Vorsicht angezeigt. Eine gründliche Untersuchung hat Vorrang. Auf der anderen Seite gilt: Ohne ärztlichen Rat sollten keine frei verkäuflichen Medikamente genommen werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Hyperaktivität ist unter anderem abhängig von den zugrunde liegenden Faktoren. Bei Hyperaktivität, die durch eine körperliche Erkrankung hervorgerufen wird, liegt das Behandlungsziel in der Regel zunächst in der Therapie der Grunderkrankung. Häufig kann durch eine erfolgreiche Kontrolle der Grunderkrankung auch die auftretende Hyperaktivität positiv beeinflusst werden.

Tritt Hyperaktivität im Rahmen der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auf, so wird meist zunächst eine Behandlungsbedürftigkeit geprüft. Soll eine entsprechende Behandlung erfolgen, so wird der Behandlungsplan in der Regel individuell auf den betroffenen Patienten abgestimmt.

Die Therapie von Hyperaktivität im Rahmen von ADHS umfasst meist verschiedene Aspekte: Sind Kinder bzw. Jugendliche betroffen, so werden neben den Jugendlichen meist auch Bezugs- und Betreuungspersonen (wie beispielsweise Lehrer) über Grundzüge der Erkrankung und einen möglichen Umgang informiert.

Spezielle Trainings können Bezugspersonen den Umgang mit Hyperaktivität erleichtern. Im Rahmen psychotherapeutischer Maßnahmen kann ein Betroffener außerdem lernen, Hyperaktivität besser zu kontrollieren bzw. umzuleiten.

Schließlich kann in schweren oder mittelschweren Fällen als weiterer Therapiebaustein auch eine Medikamentengabe gegen Hyperaktivität eingesetzt werden. Entsprechende Medikamente wirken meist auf Stoffwechselprozesse des Gehirns ein.

Aussicht & Prognose

In der Regel sind vor allem Kinder von einer Hyperaktivität betroffen, allerdings können auch Erwachsene unter diesem Symptom leiden. Die Hyperaktivität zeichnet sich vor allem durch Störungen der Konzentration aus. Die betroffenen Menschen können sich in der Arbeit oder in der Schule nicht konzentrieren und zeigen eine niedrige Leistungsfähigkeit. Für Menschen mit Hyperaktivität ist es daher relativ schwierig, einen geregelten Alltag zu führen und eine Arbeitsstelle regelmäßig aufzusuchen.


Es kommt relativ oft vor, dass Menschen an einer Hyperaktivität erkranken und dass diese wieder von alleine auch ohne Behandlung verschwindet. Ob dieser Fall tatsächlich eintritt, hängt stark vom sozialen Umfeld der betroffenen Person und ihrem allgemeinen psychischen und physischen Zustand ab. Menschen, die schon seit der Geburt an einer Hyperaktivität erkrankt sind, können in der Regel nicht komplett geheilt werden. Das Symptom wird oft mit Medikamenten behandelt, die das Problem aber nicht ganz lösen, sondern die Hyperaktivität nur eindämmen. Diese Medikamente müssen immer wieder genommen werden, um einen gewöhnlichen Alltag führen zu können.

Der weitere Teil der Behandlung verläuft psychologisch und richtet sich vor allem an die Ursachen der Hyperaktivität, falls diese nicht genetisch bedingt ist oder durch Schadstoffe verursacht wurde. Ob eine Behandlung der Hyperaktivität zum Erfolg führt, kann nicht universell vorausgesagt werden.


Vorbeugung

Da die Ursachen von Hyperaktivität nicht immer eindeutig definiert werden können, ist ein Vorbeugen kaum möglich. Zeigen sich Symptome von Hyperaktivität, kann ein frühzeitiger Arztbesuch aber zum frühen Beginn von medizinischen und/oder psychologischen Maßnahmen beitragen. So kann einer Verschlimmerung der Symptome und/oder auftretenden sozialen Problemen aufgrund von Hyperaktivität vorgebeugt werden.

Das können Sie selbst tun

Da der Konsum von Zucker möglicherweise Hyperaktivität begünstigt, ist eine Ernährung mit wenig Zucker einen Versuch wert. Vor allem Süßigkeiten, süßes Gebäck und zuckerhaltige Getränke werden dabei reduziert. Auch darüber hinaus scheint sich eine gesunde und ausgewogene Ernährung positiv auf den inneren Erregungszustand auszuwirken.

Klare Strukturen sind im Alltag mit Hyperaktivität sehr wichtig. Dazu gehören feste Zeiten zum Schlafen und Aufstehen, regelmäßige Mahlzeiten und regelmäßige Beschäftigungen. Insbesondere am Abend können Einschlafrituale dabei helfen, vor dem Schlafen zur Ruhe zu kommen. Dies gilt nicht nur für hyperaktive Kinder, sondern auch für Erwachsene. Insbesondere beim Schlafen kann eine reizarme Umgebung vorteilhaft sein. Andere Personen, die im selben Haushalt leben, können zu dieser Strukturierung beitragen. Insbesondere bei Jugendlichen und Erwachsenen ist es oft jedoch sinnvoll, Grenzen festzulegen, damit sich der Betroffene nicht bevormundet fühlt oder andere Personen die Situation nutzen, um den Betroffenen unverhältnismäßig zu kontrollieren.

Zur Selbsthilfe tragen außerdem Entspannungsverfahren bei. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Meditation und Achtsamkeit schulen die innere Wahrnehmung, bauen körperliche und psychische Spannung ab und fördern die Reflexionsfähigkeit.

Quellen

  • Benkert, O., Hippius, H.: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. Springer, Heidelberg 2012
  • Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S., et al.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags-und Informationsdienste, Breisach 2013
  • Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2014

Das könnte Sie auch interessieren