Wimpern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Wimpern sind kleine gebogene Härchen, die sich bei Säugetieren jeweils am oberen und unteren Lidrand der Augen befinden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wimpern?

Wimpernhaare bestehen hauptsächlich aus Keratin, einer hauteigenen Hornsubstanz.
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Wie auch die Kopfhaare, Barthaare und Augenbrauen gehören die Wimpern, lateinisch Cilia, zu den Anhangsgebilden der Haut.

Die fein geschwungenen und elastischen Härchen am Lidrand erfüllen wichtige Schutzfunktionen und sind seit Jahrhunderten für den Menschen von großer schönheitsästhetischer Bedeutung.

Anatomie & Aufbau

Wimpernhaare bestehen hauptsächlich aus Keratin, einer hauteigenen Hornsubstanz. Keratin ist ein Sammelbegriff für wasserunlösliche, aminosäurehaltige Faserproteine.

Diese festen, elastischen Fasern werden aus verhornten, abgestorbenen Zellen, den Keratinozyten, gebildet. Die starren, kurzen Borstenhaare (Terminalhaare) der Wimpern sind umgeben von Talg- und Schweißdrüsen . Die Melbom-Drüsen und die Zeis-Drüsen sind Talgdrüsen und produzieren die sogenannte „Augenbutter“, ein Sekret, das das Überlaufen der Tränenflüssigkeit verhindert.

Wimpernhaare haben eine Lebensdauer von etwa 100 - 150 Tagen. Danach fallen diese aus und regenerieren sich erneut. Der Wachstumszyklus der menschlichen Wimpern dauert zwischen 4 Wochen bis zu 6 Monaten. Dabei befindet sich überwiegende Teil der Wimpernhaare beständig in seiner Wachstumsphase - nur 10 Prozent aller Wimpernhaare sind im Endwachstumsprozess.

Der obere Lidrand umfasst einen dichten Wimpernkranz von zirka 150 - 250 Härchen. Am unteren Lidrand wachsen die Wimpern mit 50 - 150 Härchen deutlich spärlicher. Auch im Längenwachstum unterscheiden sich oberer und unterer Wimpernkranz: Die Durchschnittslänge der Wimpernhaare beträgt oben 8 - 12 mm, unten nur 6 - 8 mm. Im Normalfall sind Kopfhaarfarbe und Wimpernfarbe identisch - individuell ausgeprägt durch den Anteil des körpereigenen Haarfarbpigments Melanin.

Funktion & Aufgaben

Die Augenwimpern erfüllen wichtige Schutzfunktionen des Auges vor Schweiß, Staub, Schmutzpartikeln und kleinen Fremdkörpern. Zudem schützen sie das Auge vor intensiver UV-Strahlung. US-amerikanische Wissenschaftler haben bei Untersuchungen an verschiedenen Säugetieren festgestellt, dass diese eine sehr ähnliche geometrische Wimpernform aufweisen - abhängig von der Größe des Auges.

Ihr Fazit: Lange Wimpern haben gegenüber kurzen Wimpern deutlich aerodynamische Nachteile. Aufgrund ihrer Länge trotzen diese schlecht dem Luftwiderstand und befördern eine hohe Aufnahme von Schmutzpartikeln. Somit lassen lange Wimpernhärchen das Auge schneller austrocknen.

Trotz der kontrovers zu diskutierenden medizinischen Gesundheitsaspekte gelten lange, seidige und schön geschwungene Wimpern seit dem Altertum als wesentliches Schönheitskriterium. Bereits in der Antike wurde von kosmetischen Wimpernpflegen, pflanzlichen Wachstumspräparaten und Wimpernfarben für Frauen und Männer regelmäßig Gebrauch gemacht.

Galten lange, schwarze, kräftige und dichte Wimpern einerseits als très chic, als hocherotisches Verführungssymbol, stand auf der anderen Seite die als attraktiv erachtete Totalrasur der Gesichtsbehaarung. Im alten Ägypten rasierten Hohepriester als äußeres Zeichen ihrer Kastenzugehörigkeit sämtliche Körperhaare ab, einschließlich der Wimpern und Brauen. Auch heute unterliegt die Wimpernbetonung einer Vielzahl an modischen Aspekten sowie ethnischen und kulturellen Einflüssen.


Krankheiten & Beschwerden

Neben dem totalen Wimpernausfall (Madarosis) oder dem Wimpernbruch gibt es eine Reihe von Wimpernfunktionsstörungen, die sich bei Nichtbehandlung zu schwerwiegenden Schädigungen auswachsen können. So führen krankhafte Veränderungen der Lidstellung zu Trichiasis, einer Wimpernfehlstellung mit mechanischer Reizung der Hornhaut.

Lidhauterkrankungen sind beispielsweise Pigmentstörungen, Fetteinlagerungen (Xanthelasmen), Herpes simplex-Infektionen und weitere kosmetisch störende Hautentzündungen, die wiederum hartnäckigen Haarausfall verursachen können.

Entzündungen der Talgdrüsen, wie das Gerstenkorn, oder die chronische Entzündung der Meibom-Drüsen, das Hagelkorn (Chalazion), sollten unbedingt fachärztlich behandelt werden. Schmerzhafte Lidranderkrankungen (Blepharitis) gehen oftmals einher mit einer infektiösen Bindehautentzündung. Eine weitere medizinische Indikation für den Wimpernausfall ist der Parasitenbefall der Augenlider.

Verändern sich zudem urplötzlich Wimpernfarbe und Haarstruktur können hier genetische, stoffwechsel- oder ernährungsbedingte Störungen die Ursache sein. Insbesondere bei Stress, signifikantem Vitaminmangel, Hormonschwankungen und Krebserkrankungen mit intensiver Chemo- oder Strahlentherapie sowie nach Verbrennungen wird der Wimpernausfall beobachtet.

Doch auch falsche Schminktechniken, überdosierte beziehungsweise unverträgliche Pflegeprodukte und ein übermäßig aggressives oder gar komplett vernachlässigtes tägliches Abschminkritual sind Auslöser für alarmierenden Wimpernschwund oder Wimpernbruch.

Der dauerhafte und unsachgemäße Einsatz mechanischer Beautytools, wie die Wimpernzange, und ständiges Wimpernfärben im Kosmetikstudio sind weitere Risikofaktoren. Gegen schütteren Wimpernwuchs offeriert die Kosmetikindustrie mittlerweile diverse augenärztlich und dermatologisch geprüfte Wachstumsseren.

Wer unter akutem Wimpernausfall leidet, der hat nicht selten eine lange Odyssee an zeit- und kostenintensiven Behandlungen und Präparate-Anwendungen hinter sich. Wenn konventionelle Methoden nicht mehr helfen, bleibt oft nur der Gang zum Schönheitschirurgen.

Neue Verfahren in der Transplantationspraxis, wie das moderne I-FUE-Verfahren, schaffen Abhilfe. Bei der Wimperntransplantation mittels I-FUE-Methode sind Wimpernverdichtung und Wimpernverlängerung an Ober- und Unterlid gleichermaßen möglich. Je nach Haardichte und Haarstruktur werden hierbei etwa 80 - 150 Spenderhaare verpflanzt.

Bei totalem Haarverlust werden bis zu 300 Transplantate in die Haarfollikel eingesetzt. Die Verwendung von Kopfhaaren bietet zudem optische Vorteile durch starkes, haarstrukturidentisches Längenwachstum. Das Transplantationsverfahren ist weltweit erprobt und gilt als hautschonende, schmerzfreie Alternative zur herkömmlichen Streifentechnik (Strip-Technik).

Weitere Vorteile: Die I-FUE-Technik kommt ohne den Einsatz von Skalpell und Wundnaht aus und hinterlässt keine unschönen Vernarbungen. Der Eingriff erfordert zudem keinen längeren Klinikaufenthalt. Die Haarentnahme dauert zirka 30 Minuten, das punktgenaue Einsetzen in die Haarfollikel etwa 45 Minuten. Zufriedene Patienten bestätigen eine hohe Anwachsquote der transplantierten Spenderhaare und ein minimales Verletzungsrisiko. Bei 95 Prozent der behandelten Patienten wachsen die transplantierten Wimpernhaare wieder gesund und normal nach.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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