Phlebitis migrans

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Phlebitis migrans handelt es sich um eine spezielle Form der Thrombophlebitis. Eine Thrombophlebitis ist eine akut auftretende Thrombose an den hautnahen Venen, die gemeinsam mit einer Entzündung auftritt. Auf der anderen Seite wird eine Thrombose in den tiefen Venen als Phlebothrombose bezeichnet. Die Phlebitis migrans ist eine Thrombophlebitis, die an wechselnden Stellen am Körper vorkommt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Phlebitis migrans?

In vielen Fällen finden sich die betroffenen Stellen an den Außenseiten der Beine. Weitaus seltener kommt die Phlebitis migrans am Stamm oder am Arm vor.
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Es existieren zahlreiche Synonyme für den Begriff Phlebitis migrans, zum Beispiel Phlebitis saltans, Thrombophlebitis migrans oder Thrombophlebitis saltans. Kennzeichnend für eine Phlebitis migrans ist, dass die Vene nicht als Krampfader erscheint. Die Erkrankung ereignet sich in zeitlicher Abfolge und tritt an wechselnden Orten auf.

Grundsätzlich handelt es sich also um eine Thrombophlebitis, die ihre Lokalisation verändert. Die Thrombophlebitis hat in diesem speziellen Fall die Eigenschaften, oberflächlich, migratorisch und vor allem unerwartet zu erscheinen. Zugleich gilt sie mitunter als ein frühes Symptom eines sogenannten viszeralen okkulten Tumors.

Aus diesem Grund wird die Erkrankung auch als fakultatives paraneoplastisches Syndrom bezeichnet. Bei der Phlebitis migrans als 'wandernder' Entzündung der Venen geht die Entzündung von bereits erkrankten Venenbereichen aus. Die Entzündung kann sich sowohl in Fließrichtung des Blutes oder entgegengesetzt dazu ausbreiten.

Die Erkrankung betrifft stets die oberflächlichen Venen nahe der Haut. Dabei ist die Entzündung an der Wand der Vene lokalisiert. In der Folge kann sich ein Blutgerinnsel beziehungsweise ein Thrombus bilden, was jedoch nicht in jedem Fall erfolgt.

Ursachen

Prinzipiell kann eine Phlebitis migrans ein Hinweis auf ernstzunehmende Grunderkrankungen sein. So kann sie etwa im Rahmen eines paraneoplastischen Syndroms auftreten, etwa bei einem Pankreaskarzinom, einem Bronchialkarzinom oder auch bei einer Leukämie. Darüber hinaus kann die Phlebitis migrans als begleitendes Symptom im Zusammenhang mit bakteriellen und viralen Infektionen vorkommen.

In vielen Fällen ist es jedoch nicht möglich, die genaue Ursache der Phlebitis migrans festzustellen. Am häufigsten tritt die Phlebitis migrans in Kombination mit der Thrombangiitis obliterans auf. Beobachtungen weisen darauf hin, dass bis zu 62 Prozent der betroffenen Personen auch an einer Phlebitis migrans leiden.

Mitunter kommt die Phlebitis migrans auch bei Vaskulitiden, etwa Lupus erythematodes, der Wegener-Granulomatose oder einer Riesenzellarteriitis bei Vorliegen einer Polymyalgia rheumatica vor. Grund für die Entstehung ist vermutlich eine thrombotische, allergisch-hyperergische Reaktion der Gefäße. Derartige Reaktionen können zum Beispiel durch chronische, bakterielle Herdinfektionen ausgelöst werden.

Doch auch Morbus Behçet, Karzinome an Lunge, Pankreas und Prostata sowie Leukosen und bösartige Lymphogranulomatosen können die Auslöser sein. Tumoren sind in der Lage, Cystein-Proteinasen freizusetzen. Dadurch wird ein noch nicht vollständig erforschter Mechanismus in Gang gesetzt, der die Produktion des Stoffes Thrombin steigert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Phlebitis migrans ruft bei den betroffenen Personen diverse typische Symptome und Beschwerden hervor. In vielen Fällen finden sich die betroffenen Stellen an den Außenseiten der Beine. Weitaus seltener kommt die Phlebitis migrans am Stamm oder am Arm vor. Charakteristisch für die Erkrankung sind Rötungen auf der Haut, die eine geringe Fläche einnehmen und schmerzen.

Zur gleichen Zeit zeigen sich in manchen Fällen auch kleine Ödeme. Diese Art von Venenentzündung heilt in der Regel unverhofft ab, so dass meistens keine behandlungstechnischen Maßnahmen erforderlich sind. Im überwiegenden Teil der Fälle sind Männer von der Phlebitis migrans betroffen. Die Erkrankung verläuft meist in Schüben und erstreckt sich über verschiedene Abschnitte der Venen.

Dabei zeigt sich eine akute und schmerzhafte, strangförmige und leicht tastbare Thrombophlebitis. Die Symptome klingen in der Regel nach zwei bis drei Wochen wieder ab, wobei meist eine schwache Hyperpigmentierung zurückbleibt. Dabei gelangen Riesenzellen und Histiozyten in die Vene. Eine Phlebitis migrans kann auch Hinweise auf das Vorliegen anderer Krankheiten geben.

So steht die Erkrankung gehäuft in Zusammenhang mit malignen Tumoren, dem Bürger-Syndrom, diversen Autoimmunerkrankungen oder Tuberkulose. Aus diesem Grund ist eine Abklärung anderer Grunderkrankungen dringend erforderlich.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose von Phlebitis migrans muss in jedem Fall von einem Facharzt durchgeführt werden. Zunächst erörtert dieser gemeinsam mit dem Patienten dessen Krankengeschichte (Anamnese), wobei auch die genaue Symptomatik abgeklärt wird. Um den Verdacht auf Phlebitis migrans zu erhärten, kommen in den meisten Fällen bildgebende Verfahren zum Einsatz.

Mit deren Hilfe werden die Gefäße der Extremitäten analysiert. Darüber hinaus ist eine Probebiopsie in Betracht zu ziehen. Im Rahmen der Differentialdiagnose muss zum Beispiel das Vorliegen einer Pannikulitis untersucht werden.

Komplikationen

Die Beschwerden der Phlebitis migrans können sehr unterschiedlich ausfallen, sodass ein allgemeiner Verlauf der Krankheit in der Regel nicht vorhergesagt werden kann. Allerdings treten die Beschwerden selbst in den meisten Fällen auf den Beinen auf, sodass es an diesen Regionen des Körpers zu deutlichen Rötungen auf der Haut kommt. Die Haut selbst kann dabei auch spannen und schmerzen.

In den meisten Fällen führt die Krankheit weiterhin auch zu einer Hyperpigmentierung, die sich negativ auf das Aussehen des Betroffenen auswirkt. Sollte die Phlebitis migrans von einem Tumor verursacht werden, so leiden die Betroffenen auch an einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Auch ein Gewichtsverlust und starke Schmerzen können dabei auftreten. In vielen Fällen findet bei der Venenentzündung allerdings eine Selbstheilung statt, sodass keine zusätzliche Behandlung notwendig ist.

Die weitere Behandlung erfolgt allerdings in Abhängigkeit der Grunderkrankung, falls sie notwendig ist. In der Regel werden dabei Medikamente eingesetzt. Raucher sollten die Gewohnheit aufgeben, da sich ein gesunder Lebensstil sehr positiv auf die Phlebitis migrans auswirkt. Weitere Komplikationen treten nicht auf. Allerdings kann die Hyperpigmentierung auch nach einer erfolgreichen Behandlung verbleiben.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel sollte Phlebitis migrans immer von einem Arzt untersucht werden. Da es bei der Krankheit nicht zu einer Besserung ohne Behandlung und häufig zu einer Verstärkung der Beschwerden kommt, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Der Arzt ist bei Phlebitis migrans dann aufzusuchen, wenn es an der Haut zu Rötungen oder zu starken Flecken kommt. Diese Rötungen verschwinden nicht wieder von alleine und treten ohne einen besonderen Grund auf. Schmerzen treten bei Phlebitis migrans nicht immer auf, können jedoch die Lebensqualität des Patienten deutlich einschränken.

Beim Auftreten dieser Flecken in verschiedenen Körperregionen ist ein Arzt aufzusuchen. Ebenfalls kann eine Hyperpigmentierung auf Phlebitis migrans hindeuten und sollte untersucht werden. Da die Betroffenen von Phlebitis migrans auch an einem deutlich erhöhten Hautkrebsrisiko leiden, sind hierbei regelmäßige Untersuchungen bei einem Hautarzt sehr sinnvoll. In der Regel wird Phlebitis migrans durch einen Hautarzt diagnostiziert und behandelt. Ob es dabei zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommt, kann nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie von Phlebitis migrans richtet sich in erster Linie nach den Ursachen, die jedoch nicht in jedem Fall eindeutig feststellbar sind. Raucher werden dazu angehalten, die Sucht aufzugeben. Außerdem wird verstärkt nach Tumoren gesucht.

Als externe Therapiemethode von Phlebitis migrans werden oft Heparinsalben und Kompressionsverbände verwendet. Im Rahmen einer internen Therapie kommen meist Antiphlogistika oder auch Kortikoide zum Einsatz. Nachdem die Schübe abgeheilt sind, bleibt meist eine Hyperpigmentierung zurück.


Aussicht & Prognose

Der weitere Verlauf einer Phlebitis migrans kann in der Regel nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden, da dieser sehr stark von der Ausprägung dieser Krankheit abhängig ist. Daher sollte schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung ein Arzt aufgesucht und auch eine Behandlung eingeleitet werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. In der Regel kann es bei der Phlebitis migrans auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass der Betroffene in der Regel immer auf den Besuch bei einem Arzt angewiesen ist.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so können sich die Beschwerden auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und auch dort zu Beschwerden führen. Dabei sind vor allem Raucher betroffen und sollten daher das Rauchen vollständig aufgeben oder reduzieren. Dabei kann sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung ebenso positiv auf den weiteren Verlauf der Phlebitis migrans auswirken.

Durch die Behandlung mit verschiedenen Salben oder Cremes können die Beschwerden ebenso gelindert werden. Allerdings ist bei dieser Erkrankung die Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit sehr wichtig und sollte daher im Vordergrund stehen. Eventuell ist dabei auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.

Vorbeugung

Konkrete Maßnahmen zur Prävention einer Phlebitis migrans existieren nach derzeitigem Stand der Forschung nicht. Ein gesunder Lebensstil und insbesondere der Verzicht auf das Rauchen verringern womöglich die Wahrscheinlichkeit, an einer Phlebitis migrans zu erkranken.

Nachsorge

Betroffenen stehen bei Phlebitis migrans in den meisten Fällen nur wenige beziehungsweise eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist eine frühzeitige Diagnose mit der anschließenden Behandlung sehr wichtig, da nur so weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden können. Eine Selbstheilung kann sich dabei bei Phlebitis migrans nicht einstellen, sodass Betroffene idealerweise schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen einen Arzt aufsuchen sollten.

Um die Genesung positiv zu beeinflussen, sollten Raucher diese Gewohnheit vollständig aufgeben. Im Allgemeinen wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus. Dabei sind auch regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, um weitere Tumore schon früh zu erkennen und dann zu entfernen.

Ebenso ist nicht selten auch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten notwendig, um die Beschwerden zu lindern. Betroffene sollten stets auf eine regelmäßige Einnahme und die richtige Dosierung achten. Bei Nebenwirkungen oder bei Unklarheiten ist zuerst ein Arzt zu konsultieren. Trotz Behandlung ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch Phlebitis migrans in vielen Fällen deutlich eingeschränkt.

Das können Sie selbst tun

Beim Auftreten einer Phlebitis migrans besteht die wichtigste Maßnahme darin, das nächste Krankenhaus aufzusuchen oder einen Notarzt zu rufen. Die Thrombose bedarf in jedem Fall einer sofortigen Behandlung, denn andernfalls kann es zu weiteren Beschwerden und Komplikationen bis hin zum Tod des Patienten kommen.

Nach der initialen Behandlung müssen die Ursachen für die Thrombophlebitis ermittelt und behoben werden. Liegt dem Leiden ein Übergewicht zugrunde, muss dieses durch Sport und eine gesunde und ausgewogene Ernährung reduziert werden. Zudem sollte eine umfassende Untersuchung stattfinden, da möglicherweise noch andere gesundheitliche Beschwerden vorliegen, die in der Zukunft weitere Probleme verursachen können. Auch Raucher müssen Maßnahmen ergreifen, um einer erneuten Phlebitis migrans vorzubeugen. Zunächst sollte das Rauchen aufgegeben werden, unterstützt durch eine Umstellung der Ernährung und die Einführung positiver Gewohnheiten.

Im Allgemeinen kann ein gesunder Lebensstil mit einer geeigneten Diät und ausreichend Bewegung das Risiko für die Entstehung einer Phlebitis migrans erheblich reduzieren. Betroffene Personen sollten mit einem Ernährungsberater sprechen und gemeinsam mit diesem und dem Hausarzt geeignete Schritte einleiten, um die Gesundheit der Gefäße zu gewährleisten.

Quellen

  • Encke, A., Breddin, H. K.: Die venöse Thrombose. Prophylaxe und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2000
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012

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