Pericarditis constrictiva

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Pericarditis constrictiva wird eine Komplikation der akuten Herzbeutelentzündung verstanden. Dabei kommt es zu einem narbigen Umbau des Herzbeutels.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pericarditis constrictiva?

Da bei der Pericarditis constrictiva die diastolische Ventrikelfüllung in Mitleidenschaft gezogen wird, hat dies Anzeichen einer Einflussstauung zur Folge. Als typisch für die Erkrankung gilt eine obere sowie eine untere Einflussstauung.
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In der Medizin trägt eine Pericarditis constrictiva auch die Bezeichnungen konstriktive Perikarditis oder Panzerherz. Gemeint ist damit eine Verdickung und Verhärtung des Herzbeutels (Perikards) aufgrund einer verstärkten Bindegewebsbildung (Fibrose). Dieser Vorgang ist oftmals die Folgeerscheinung einer akuten Herzbeutelentzündung (Perikarditis).

Durch die Verdickung kann sich das Herz während seiner Füllungsphase nicht mehr problemlos ausdehnen. Im Normalfall stellt der Herzbeutel einen bindegewebsartigen flexiblen Sack dar, von dem das menschliche Herz umgeben wird. Er erfüllt die Funktion, das Herz vor einer Überdehnung zu bewahren. Außerdem wird im Inneren des Herzbeutels ein schmaler Flüssigkeitsfilm gebildet, der das reibungslose Gleiten des wichtigen Organs ermöglicht.

Ursachen

Urheber einer Pericarditis constrictiva sind oftmals wiederholt auftretende Entzündungen. Dabei wird durch Keime wie Bakterien oder eine Immunreaktion des Organismus das Entstehen von Narben verursacht. Außerdem bildet sich zur gleichen Zeit verstärkt Bindegewebe.

Des Weiteren reichert sich Kalk im Herzbeutel an. Die mehrfach auftretenden Entzündungen bewirken im Laufe der Zeit das Verdicken des Herzbeutels, was sich wiederum negativ auf dessen Elastizität auswirkt. Weil der Herzbeutel sich kaum noch bewegen kann, ist das Herz wie in einem Panzer gefangen, was zur Bezeichnung „Panzerherz“ führte.

Dadurch kommt es zu Störungen der Herztätigkeit. Nicht immer lassen sich die Ursachen für die Herzbeutelentzündung finden. Bei rund 30 Prozent aller betroffenen Personen gilt jedoch die Tuberkulose als Auslöser für eine Pericarditis constrictiva.

Weitere mögliche Gründe sind Tumorerkrankungen, eine Bestrahlung des Brustkorbs, chronische Nierenleiden wie eine urämische Perikarditis sowie Autoimmunkrankheiten wie Lupus erythematodes. Auch voroperative Eingriffe kommen als mögliche Auslöser für die Entzündungen in Betracht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Da bei der Pericarditis constrictiva die diastolische Ventrikelfüllung in Mitleidenschaft gezogen wird, hat dies Anzeichen einer Einflussstauung zur Folge. Als typisch für die Erkrankung gilt eine obere sowie eine untere Einflussstauung. Weitere Symptome können Wasseransammlungen im Körper (Ödeme), eine Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie), die nicht selten mit einem Wasserbauch (Aszites) verbunden ist.

Auch eine Nierenstauung ist möglich, bei der sich in den Gliedmaßen Wasser anlagert. Hervorgerufen wird der Nierenstau durch einen Mangel an Eiweiß. Zu den häufig auftretenden Beschwerden gehören außerdem Atemnot, Leistungsschwäche, ein starkes Hervortreten der Halsvenen und eine bläuliche Verfärbung der Lippen.

Grund für die Stauung ist die Unbeweglichkeit des Perikards, wodurch die Herzkammern nicht mehr genügend Blut erhalten und sich das venöse Blut anstaut. Die verringerte Füllung in den Herzkammern bewirkt, dass der Körper nur noch unzureichend Sauerstoff erhält. Aus diesem Grund schlägt das Herz oft in einem bestimmten Galopprhythmus.

Außerdem kann ein Pulsus paradoxus vorkommen. Ein weiteres typisches Merkmal der Pericarditis constrictiva stellen die Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz (Rechtsherzschwäche) dar.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht Verdacht auf eine Pericarditis constrictiva, ist eine Untersuchung beim Arzt empfehlenswert. Im Rahmen der Untersuchungen nimmt der Mediziner ein EKG vor. Mit dessen Hilfe lässt sich die konstriktive Perikarditis durch unspezifische Veränderungen feststellen.

Auffällig sind in erster Linie Negativierungen der T-Welle. Im Falle einer umfangreichen Vernarbung kann zudem eine Niedervoltage vorliegen. Beim Abhören der Herztöne nimmt der Arzt meist einen dritten zusätzlichen Ton wahr. Durch diesen entsteht der Eindruck eines Galopprhythmus. Verantwortlich für diesen Herzton ist der abrupte Füllungsstopp innerhalb der Herzkammern.

Mit einer Echokardiographie ist ein verstärktes Echo an den vernarbten Arealen des Herzbeutels feststellbar. Auch eine reduzierte Herzbeweglichkeit lässt sich im Rahmen einer Echtzeitbeobachtung ermitteln. Dabei kommt es zu einem verfrühten Anhalten der Ventrikelfüllung innerhalb der Diastole.

Durch eine Röntgenuntersuchung besteht die Möglichkeit, Verkalkungen zu erfassen. Weitere hilfreiche Untersuchungsmethoden stellen die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) dar. So lässt sich bei einer Computertomographie die Dicke des Herzbeutels ermitteln, während die Kernspintomographie Aufschlüsse über die Veränderungen im Perikard liefert.

Der Verlauf der Pericarditis constrictiva hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt ein operativer Eingriff erfolgt. Wird dieser zu spät vorgenommen und ist die Krankheit schon weit fortgeschritten, gilt die Prognose eher als negativ.

Komplikationen

In der Regel handelt es sich bei der Pericarditis constrictiva schon direkt um eine Komplikation. Diese kann im schlimmsten Falle ohne Behandlung allerdings zum Tode des Betroffenen führen. Die Betroffenen leiden aufgrund der Pericarditis constrictiva in erster Linie an starken Wassereinlagerungen. Diese können an unterschiedlichen Stellen auftreten und verringern weiterhin auch die Ästhetik des Patienten.

Ebenso kommt es dabei nicht selten zu einer vergrößerten Leber, wobei die betroffene Region im Körper in der Regel auch schmerzt. Auch ein Wasserbauch tritt bei der Pericarditis constrictiva in der Regel auf. Weiterhin werden durch die Krankheit die Nieren irreversibel geschädigt. Aufgrund der verringerten Versorgung mit Sauerstoff kommt es auch zu einer Blaufärbung der Haut und der Lippen und weiterhin zu einer Schädigung der inneren Organe, die in der Regel irreversibel ist.

Sollte die Pericarditis constrictiva nicht behandelt werden, so tritt eine Herzinsuffizienz auf, die in der Regel zum Tode des Patienten führt. Die Behandlung der Pericarditis constrictiva kann mit Hilfe von Medikamenten stattfinden und führt meistens zu einem Erfolg. In der Regel ist allerdings ein operativer Eingriff notwendig, um die Beschwerden dieser Erkrankung vollständig zu lösen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Pericarditis constrictiva muss immer von einem Arzt behandelt werden. Sollte keine Behandlung eingeleitet werden, so kommt es in der Regel immer zum Tod des Patienten. Je früher die Krankheit diagnostiziert und behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Heilung. In der Regel zeigt sich die Pericarditis constrictiva durch starke Wasseransammlungen im Körper.

Sollten diese Ansammlungen daher ohne einen besonderen Grund und relativ plötzlich eintreten, so ist immer ein Arzt aufzusuchen. Auch ein Wasserbauch oder eine starke Vergrößerung der Leber deuten auf die Pericarditis constrictiva hin und sollten von einem Mediziner untersucht werden. Weiterhin kommt es zu Atemnot und zu einem Mangel an Eiweiß. Die Betroffenen fühlen sich müde und geschwächt und können nicht mehr ohne Weiteres am Alltag teilnehmen.

Die Pericarditis constrictiva kann durch einen Internisten oder durch einen Kardiologen erkannt werden. Bei der weiteren Behandlung ist ein operativer Eingriff notwendig. Ob die Pericarditis constrictiva damit zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten führt, kann nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung einer Pericarditis constrictiva kommen oft Diuretika zur Anwendung. Durch die Einnahme dieser harntreibenden Medikamente lässt sich der Körper entwässern, wodurch eine Entlastung des Herzens möglich ist. Da jedoch die eigentliche Ursache der Erkrankung mit diesem Vorgehen unbehandelt bleibt, liegt nur eine begrenzte Wirkung vor.

Als sinnvoller gilt dagegen eine Operation, um das Herz aus dem vernarbten Herzbeutel zu befreien. Der Eingriff trägt die Bezeichnung Perikardektomie. In dessen Rahmen entfernt der Chirurg den größten Teil des Perikards. In der Regel kann die Perikardektomie ohne eine Herz-Lungen-Maschine vorgenommen werden.

Wichtig ist jedoch, dass die Operation stattfindet, bevor es zu einer unmittelbaren Schädigung des Herzmuskels kommt. Ferner ist auf irreversible Schäden an Leber und Nieren aufgrund der Stauung zu achten. Nach dem Eingriff muss der Patient noch einige Tage auf der Intensivstation bleiben, damit sich das Herz an die neuen Abläufe gewöhnen kann. Darüber hinaus besteht nach der Operation noch immer die Gefahr von Herzversagen.


Aussicht & Prognose

Bei der Pericarditis constrictiva ist der weitere Verlauf der Erkrankung sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und Behandlung abhängig. Daher kann eine allgemeine Vorhersage und Prognose in der Regel nicht gemacht werden, sodass der Betroffene bei dieser Krankheit in aller erster Linie schon sehr früh einen Arzt aufsuchen sollte.

Wird die Pericarditis constrictiva jedoch nicht behandelt, so kann es auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen. Es kommt dabei zu Beschwerden am Herzen und im schlimmsten Falle auch zum Tode des Betroffenen durch einen Infarkt oder durch ein anderes Problem mit dem Herzen. Aus diesem Grund ist bei dieser Krankheit immer eine Behandlung durch einen Arzt notwendig. In der Regel kann die Krankheit gut durch einen operativen Eingriff gelindert werden. Es kommt dabei meist auch nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden und der Betroffene kann beschwerdefrei weiterleben. Wird der Eingriff allerdings hinausgezögert, so kann auch nach dem Eingriff noch das Risiko von Herzversagen bestehen. Daher sollte dieser schon möglichst früh durchgeführt werden.

Da sich die Pericarditis constrictiva auch negativ auf andere Organe auswirken kann, müssen auch diese untersucht werden. Der Betroffene kann dabei auch auf eine gesunde Lebensweise achten, um die Beschwerden dieser Krankheit zu lindern und auch das Herz zu entlasten.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen gegen eine Pericarditis constrictiva sind nicht bekannt. So lässt sich in vielen Fällen keine konkrete auslösende Ursache finden.

Nachsorge

Bei der Pericarditis constrictiva stehen Betroffenen in den meisten Fällen nur wenige beziehungsweise nur eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist bei dieser Krankheit in aller erster Linie eine schnelle Diagnose mit der anschließenden Behandlung sehr wichtig, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Es kann dabei nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, wobei die Pericarditis constrictiva unbehandelt im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen kann.

Die Behandlung der Pericarditis constrictiva erfolgt in den meisten Fällen durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten. Dabei sollten Betroffene immer auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung achten, um die Beschwerden dauerhaft und endgültig zu lindern. Sollte es zu Fragen oder zu Unklarheiten kommen, sollten Patienten einen Arzt kontaktieren.

Weiterhin sind in vielen Fällen auch operative Eingriffe notwendig. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und schonen. Dabei ist von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Tätigkeiten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Allerdings führt die Erkrankung in vielen Fällen trotz Behandlung zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Da diese Erkrankung im Allgemeinen tödlich verläuft, wird der Arzt zu einer Operation raten. In den meisten Fällen führt diese Operation zum Erfolg und die Pericarditis constrictiva heilt aus. Doch je nachdem, wie schnell sie erkannt und behandelt wurde, bleibt die Gefahr eines Herzversagens.

Dem Patienten ist daher anzuraten, die vom Arzt verschriebenen Medikamente den Verordnungen entsprechend einzunehmen. Möglicherweise bestehendes Übergewicht oder verbliebene Wassereinlagerungen sollten abgebaut werden. Dazu ist eine salz- und kalorienarme Kost sinnvoll. Ergänzt mit vitaminreichem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und wenig rotem Fleisch kann diese Diät auch den körperlichen Gesamtzustand des Patienten stabilisieren. Im Verlauf der Rekonvaleszenz wird der Arzt auch zu regelmäßiger Bewegung raten, vor allem zu Ausdauerbelastungen bei einer niedrigen Pulsfrequenz. Dazu empfehlen sich längere Spaziergänge oder Wanderungen auf ebenen Flächen, sowie moderate Radtouren oder Schwimmen.

Wenig Stress und Entspannung sind gut, um den Patienten zur Ruhe kommen zu lassen. Dazu bieten sich Yoga oder Reiki an. Auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Meditationen mit Atemübungen sind gute Gelegenheiten, Stress abzubauen und das Herz zu beruhigen. Selbst neue, alternative Therapieformen wie beispielsweise Lachyoga, Musiktherapie oder die Klopftherapie EFT können sich als Bereicherung für Menschen erweisen, die an einer Pericarditis constrictiva erkrankt waren.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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