Lysin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lysin zählt zu den essentiellen Aminosäuren. Es hat Anteil an zahlreichen wichtigen Körperfunktionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lysin?

In Gemüse ist die Aminosäure nur wenig enthalten. Eine Ausnahme bilden Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Bohnen.
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Bei Lysin (Lys oder K) handelt es sich um eine proteinogene essentielle Aminosäure. Da der Körper des Menschen nicht imstande ist, Lysin selbst herzustellen, muss er die basische Aminosäure über die Nahrung aufnehmen. Lysin bildet einen bedeutenden Baustein für verschiedene Proteine.

Dazu gehören Transportproteine innerhalb des Blutplasmas, Enzyme, Hormone und Antikörper. Das Gleiche gilt für die Strukturproteine von Haut, Sehnen und Knochen sowie für die Eiweiße Myosin und Aktin, die charakteristisch für die Muskeln sind.

Lysin wird als proteinogen eingestuft, weil es zu den 21 L-Aminosäuren zählt, deren Einbau in Proteine regelmäßig erfolgt. So ist es unverzichtbar für die Biosynthese der Proteine sowie für die Erhaltung von Bindegewebe und Muskeln. Aufgrund seiner chemischen Struktur wird Lysin zu den basischen Aminosäuren gerechnet. Diesen gehören auch Arginin und Histidin an. Aufgrund der Zusammensetzung der drei Aminosäuren aus einer basischen Gruppe sowie sechs Kohlenstoffatomen, tragen sie auch die Bezeichnung Hexonbasen.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Da Lysin an zahlreichen Proteinen beteiligt ist, erfüllt es innerhalb des menschlichen Organismus viele wichtige Funktionen. So ist es zum Beispiel unverzichtbar für die Stabilität von Bindegewebskollagenen.

In diesen Strukturproteinen besteht Lysin hydroxyliert und verfügt an besonderen Stellen über OH-Reste, die ihrerseits über Zuckermoleküle miteinander vernetzt sind. Auf diese Weise können sich die stabilen Glykoproteine bilden, die zu den typischen Eigenschaften des Kollagens gehören.

Auch die Aufnahme von Kalzium in die Knochen und Zähne des Menschen wird von Lysin beeinflusst. Daher gilt eine lysinreiche Ernährungsweise als positiv für Personen, die unter Knochenschwund (Osteoporose) leiden. Beteiligt ist Lysin außerdem an weiteren Körpervorgängen wie der Bildung von Hormonen, Enzymen und Antikörpern, an der Reparatur des Gewebes sowie am Wachstum. Darüber hinaus sorgt Lysin für die Aufrechterhaltung der Stickstoffbalance innerhalb des Körpers.

Wichtig ist die Aminosäure auch für das Immunsystem. So verfügt sie u. a. über antivirale Eigenschaften. Wissenschaftler vermuten zudem, dass Lysin Anteil an der Gesundheit von Herz und Kreislauf hat. So ist es als Kollagenbaustein überaus wichtig für die Wände der Blutgefäße und bewirkt das Stärken der Arterienwände. Außerdem sorgt Lysin dafür, dass sich das Lipoprotein a, welches bei einer zu hohen Konzentration zu einer Verklebung der Blutgefäßwände führen kann, nicht an die Wände der Arterien anheftet. Bestehende Lipoproteineplaques werden von der Aminosäure entfernt, womit sie wiederum Herz-Kreislaufbeschwerden entgegengewirkt. Somit wird Lysin auch als effizientes Mittel gegen Arteriosklerose eingestuft.

Die medizinische Forschung setzte Lysin erfolgreich zur Behandlung von Herpes ein. Dadurch geht die Abheilung der Lippenbläschen schneller voran.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Lysin wird über den Mund in den menschlichen Organismus aufgenommen. Anschließend gelangt die Aminosäure mithilfe von verschiedenen Transportern bis zur Darmwand. Von dort aus verteilt sie sich im gesamten Körper. Kommt es zu einem Überschuss an Lysin, wird es über die Nieren wieder ausgeschieden.

Enthalten ist Lysin in erster Linie in tierischen Nahrungsmitteln. Dazu gehören auch Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte. In Gemüse ist die Aminosäure allerdings nur wenig enthalten. Eine Ausnahme bilden Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Bohnen. Dagegen kommt in Getreide und Nüssen nur wenig Lysin vor. Auch hier gibt es jedoch Ausnahmen wie Reis und Buchweizen. Im Unterschied zu anderen Aminosäuren besteht bei Lysin eine erhöhte Empfindlichkeit auf verarbeitende Prozesse wie Rösten oder Toasten.

Zu den Lebensmitteln, die reichhaltig mit Lysin ausgestattet sind, zählen Parmesankäse (3170 Milligramm), Thunfisch (2210 mg), Schweinefleisch (2120 mg), Rindfleisch und Garnelen (je 2020 mg), Weizenkeime und Sojabohnen (je 1900 mg), Linsen (1890 mg) sowie Hähnchen (1790 mg) und Erdnüsse (1100 mg). Als tägliche Bedarfsmenge an Lysin gelten bei erwachsenen Personen 14 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei Kindern besteht ein Bedarf, der drei Mal so hoch ist. Im Alter zwischen 10 und 12 Jahren werden 44 Milligramm Lysin pro Kilogramm benötigt. Um den Bedarf an Lysin zu decken, genügt eine ausgewogene Ernährungsweise. Ein Lysinmangel tritt in der Regel nur in Regionen auf, in denen hauptsächlich lysinarmes Getreide verzehrt wird.


Krankheiten & Störungen

Sowohl ein Mangel als auch ein erheblicher Überschuss an Lysin können Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. Im Falle eines Lysinmangels drohen Störungen der Körperfunktionen, für die Lysin wichtig ist. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Funktionen der Immunabwehr, die Stickstoffbalance und das Körperwachstum. Zu einem Lysinmangel kann es durch eine einseitige Ernährung kommen.

Negative Wirkungen durch einen Lysinüberschuss sind bei erwachsenen Menschen, die pro Tag bis zu 4 Gramm Lysin zu sich nehmen, nicht zu befürchten. Nehmen die Dosen jedoch hohe Ausmaße von 15 bis 40 Milligramm am Tag an, besteht die Gefahr von Durchfall und Darmkrämpfen. Leidet ein Mensch unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit auf Eier, Milch oder Weizen, sollte auf diese Lebensmittel verzichtet werden.

Lysin wird auch von der Medizin als Therapiemittel genutzt. So dient die Aminosäure zur Behandlung und Prävention von Herpes. Dabei nimmt der Patient zwischen 1 und 3 Gramm Lysin am Tag ein. Weiterhin gilt Lysin als sinnvoll zur Vorbeugung von Osteoporose. Die Verabreichungsformen reichen von Kapseln in Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu Infusionen. Als mögliche Nebenwirkungen kommen bei einer ständigen Überdosierung Blutzuckerschwankungen, Blutgerinnungsstörungen und Nierenfunktionsstörungen infrage.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier/Urban & Fischer, München 2009
  • Reuter, P., Hägele, J.: Aminosäuren Kompendium. Ein Leitfaden für die klinische Praxis. Hyginus Publisher GmbH, Bad Homburg 2001

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