Harnleiter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Harnleiter dient als verbindender Muskelschlauch zwischen Nierenbecken und Harnblase dem Transport des Urins. Abdominal- bzw. Flankenschmerzen, Harnstau und Fieber sind Anzeichen für eine Beeinträchtigung der Funktionsweise des Harnleiters.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Harnleiter?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Harnblase. Klicken, um zu vergrößern.

Der Harnleiter bzw. Ureter ist ein paarig angelegtes muskulär-schlauchartiges Hohlorgan, das mit einer Länge von ungefähr 25 bis 30 cm und einem Durchmesser von etwa 4 bis 7 mm das jeweilige Nierenbecken (Pelvis renalis) mit der Harnblase verbindet.

Das Hohlorgan kann radiologisch in einen oberen, vom Nierenbecken bis zur oberen Kante des Kreuzbeins (Os sacrum) gehenden, einen mittleren, bis zum unteren Ende des Os sacrum reichenden, sowie einen unteren Harnleiterabschnitt, der anschließend in die Harnblase übergeht, eingeteilt werden.

In seinem Verlauf durch den Bauch- und Beckenraum passiert der Harnleiter drei physiologische Engstellen, in deren Bereich sich vorwiegend Nieren- bzw. Harnleitersteine oder Entzündungen manifestieren.

Anatomie & Aufbau

Der Harnleiter verläuft hinter dem Abdomen entlang der inneren Rückenmuskulatur in den Beckenraum, wo er von hinten in die Harnblase mündet.

Im Querschnitt weist der Harnleiter den charakteristischen Aufbau eines häutigen Muskelschlauches auf. Die innerste Schicht bildet hierbei die sogenannte Tunica mucosa (auch Mukosa bzw. Schleimhautschicht), die mittlere die Tunica muscularis, eine Muskelschicht aus glatter Muskulatur, während die äußerste Schicht, die Tunica adventitia, als bindegewebige Verankerungsschicht, den Harnleiter mit den umliegenden Strukturen vernetzt.

Der Harnleiter weist in drei Bereichen physiologische Engstellen auf. Diese befinden sich im trichterförmigen Übergang vom Pelvis renalis in den Harnleiter, bei der Überkreuzung des Ureters mit der Darmbein- bzw. Beckenarterie (Arteria iliaca communis) sowie im uretero-vesikalem Übergang (Ostium ureteris), wo der Harnleiter schräg in die Harnblase mündet.

Dadurch kann er durch die Muskulatur der Harnblase zusammengedrückt und verschlossen werden, so dass der Harn nicht in den Harnleiter zurückströmen kann.

Funktionen & Aufgaben

Die Hauptfunktion des Harnleiters besteht im Transport des Urins bzw. Harns von den paarig angelegten Nierenbecken in die Harnblase. Dabei können die glatten Muskeln der Tunica muscularis während des Transport sukzessiv kontrahieren (Peristaltik) und gewährleisten so, dass die Harnflüssigkeit durch die entstandene peristaltische Welle ähnlich wie auf einem Fließband auch entgegen dem Gefälle in Richtung der Harnblase befördert wird.

Diese peristaltische Welle wird ein- bis viermal in der Minute von der Muskulatur des Harnleiters generiert und dient ferner der ständigen Selbstreinigung des Lumens im Hohlorgan. Zudem reicht der Harnleiter noch für einen kurzen Abschnitt zwischen die Muskelschichten der Harnblase, da er selbst über keinen Verschlussmechanismus verfügt.

Während der Blasenentleerung kontrahieren die Muskelschichten der Harnblase und verschließen gleichzeitig automatisch den Eingang zum Harnleiter, so dass der Urin nicht zurückfließen (Reflux) und Blasen- und Nierenbeckenentzündungen verursachen kann. Darüber hinaus wird durch krampf- bzw. wehenartige Muskelkontraktionen (Kolik) versucht, an den Engstellen hängen gebliebene Ablagerungen (z.B. Nierensteine) aus dem Harnleiter abzutransportieren.

Krankheiten

Der Harnleiter weist oftmals Fehlbildungen auf, die zu einem gestörten Harntransport oder zu einem Reflux führen. Diese können wiederum einen Hydroureter (Harnleitererweiterung), rezidivierende Infektionen wie akute oder chronische Pyelonephritiden (Nierenbeckenentzündungen) , Nieren- bzw. Harnsteinbildungen sowie eine Niereninsuffizienz bedingen.

Liegt ein dauerhafter Reflux des Urins von der Harnblase in den Harnleiter vor, können sich wiederholt Entzündungen des Harnleiters sowie des Nierenbeckens und der Harnblase manifestieren. Chronische Entzündungen können zudem eine Bildung von grau-weißlichen Plaques im Bereich der Harnleiterwand (Malakoplakie) oder eine Ureteritis cystica (Entzündung mit blasigen Schleimhautaufreibungen) hervorrufen. Auch bakteriell induzierte Harnwegsentzündungen (u.a. mit Colibakterien) können eine Malakoplakie bedingen.

Die häufigsten Anlagestörungen sind hierbei Ureterabgangsengen, Ureterozele (kugelförmige Harnleitererweiterung), Ureterektopie, ein gestörter vesikouretaler Übergang sowie Ureter duplex und Ureter fissus. Megaureter (angeborene Harnleitererweiterung), retroiliakale oder retrokavale Ureter, Ureterdivertikel (Ausstülpungen), -stenosen (Harnleiterverengungen), -klappen (Harnleiter mit Schleimhautfalte) oder ein extrarenales Kelchsystem sind hingegen seltene Fehlbildungen des Harnleiters.

In äußerst wenigen Fällen können die Zellen der den Harnleiter auskleidenen Schichten entarten und zu einer Manifestierung von benignen oder malignen Harnleitertumoren führen. Ebenso selten sind traumatische Harnleiterverletzungen durch penetrierende Abdominalverletzungen (Schuss-, Stichverletzungen). Iatrogen verursachte Verletzungen sowie Ablagerungen können eine Harnleiterstriktur bedingen.

Ätiologisch ungeklärt ist die Retroperitonealfibrose, die zu einer Vermehrung des Bindegewebe und einer Beeinträchtigung des Harnleiters führt.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Hautmann, R., Huland, H.: Urologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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