Harnleiterstein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Harnleiterstein ist eine Ablagerung im Harnleiter. In den meisten Fällen geht ein Harnleiterstein selbstständig ab.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Harnleiterstein?

Ein quer sitzender Stein, der den Harnleiter verschließt, ruft bei Betroffenen sehr starke Schmerzen bevor. Die Schmerzen werden meist als kolikartig und von nahezu unerträglicher Intensität beschrieben.
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In der Medizin wird der Harnleiterstein auch als Ureterstein bezeichnet. Bei Harnleitersteinen handelt es sich um sogenannte Konkremente, also um gefestigte Massen, die sich beispielsweise in einem Hohlorgan wie dem Harnleiter ablagern können.

Als Harnleiterstein wird ein solches Konkrement unter anderem bezeichnet, weil es in seiner Optik einem Stein ähnelt. Je nach Anzahl und Ausprägung von Harnleitersteinen sowie deren Lage können die Ablagerungen im Harnleiter leichte bis kolikartige Schmerzen hervorrufen.

Da durch den Harnleiterstein Schädigungen der Harnröhrenschleimhaut auftreten können, treten in einigen Fällen leichte Blutungen auf, die im Urin nachgewiesen werden können. Der Harnleiterstein tritt bei Frauen und Männern gleich häufig auf. Dabei steigt das Risiko, Harnleitersteine auszubilden, mit steigendem Lebensalter.

Ursachen

Ein Harnleiterstein ist häufig bedingt durch zu konzentrierten Urin oder durch eine zu hohe Konzentration bestimmter Stoffe im Körper. Entsprechende Stoffe können sich nicht im Urin lösen und es bilden sich Kristalle - so wie der Harnleiterstein.

Mögliche Ursachen einer erhöhten Konzentration verschiedener Stoffe und einem folgenden Harnleiterstein sind beispielsweise einseitige Ernährung und/oder vorliegende Stoffwechselerkrankungen. Auch die Einnahme verschiedener Medikamente kann das Auftreten von Harnleitersteinen begünstigen.

Des Weiteren kann ein Harnleiterstein begünstigt werden durch vorliegende Entzündungen der Harn ableitenden Organe. Da der Körper eines gesunden Menschen Substanzen produziert, die die Entwicklung eines Harnleitersteins hemmen, ist eine weitere mögliche Ursache der Konkrementbildung ein Mangel entsprechender körpereigener Substanzen.

Nicht immer können die Ursachen, die einem Harnleiterstein zugrunde liegen, allerdings eindeutig geklärt werden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Harnleitersteine können recht unterschiedliche Beschwerden auslösen. So können Harnleitersteine auch über einen langen Zeitraum völlig symptomlos bleiben. Manchmal finden sich bei einer Laboruntersuchung des Urins Blutspuren, die für Betroffene jedoch mit bloßem Auge gar nicht sichtbar waren. Blut im Urin, sichtbar und unsichtbar, kann ein erster Hinweis auf einen Harnleiterstein sein, denn dieser löst je nach Lage und Größe Verletzungen an den Schleimhäuten aus.

Harnleitersteine können aber auch gravierende Schmerzen verursachen, die eine sofortige Untersuchung und Behandlung nötig machen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Harnleiterstein in Bewegung kommt und sich zum Beispiel quer in den Harnleiter schiebt. Eine komplette oder teilweise Verhinderung des Urinabfluss wäre die Folge, die zu einer innerlichen Vergiftung führen kann.

Ein quer sitzender Stein, der den Harnleiter verschließt, ruft aber auch bei Betroffenen sehr starke Schmerzen bevor. Die Schmerzen werden meist als kolikartig und von nahezu unerträglicher Intensität beschrieben. Hinweise auf einen Harnleiterstein finden sich manchmal als Zufallsbefund im Ultraschall.

Je nach Größe und Lage muss die weitere Behandlung mit dem Facharzt beraten werden, denn gerade große Steine können zu einer Kolik führen. Kleine Harnleitersteine, die dem Betroffenen keine Beschwerden machen, gehen oft von selbst ab und können unter ärztlicher Kontrolle oftmals auch ohne Behandlung abgewartet werden.

Diagnose & Verlauf

Um einen Harnleiterstein und dessen Ursachen zu diagnostizieren, erfolgt in der Regel zunächst ein Patientengespräch. In diesem Gespräch erfragt der behandelnde Arzt beispielsweise Symptome eines Patienten; erfragt werden können etwa eine Rotfärbung des Urins und/oder ein bereits in der Vergangenheit aufgetretener Harnleiterstein.

Der Erfragung der Krankengeschichte folgt meist eine körperliche Untersuchung. Neben Blut- und Urinuntersuchungen können etwa Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen erstellt werden, die einen Harnleiterstein bildlich darstellen.

Liegt ein Harnleiterstein vor, so hängt der Krankheitsverlauf unter anderem ab von Größe und Position des Steins; kleinere Steine können beispielsweise mithilfe unterstützender Maßnahmen (wie ausreichendem Trinken) nach einiger Zeit von selbst abgehen. Geschieht dies nicht, können verschiedene therapeutische Maßnahmen notwendig werden.

Zu den möglichen Komplikationen in Verbindung mit einem Urinleiterstein zählt etwa eine Harnwegentzündung; entsprechende Krankheitserreger können sich von hier in Niere und/oder Blut ausbreiten. Staut sich der Urin bei sehr großem Urinleiterstein bis in die Niere zurück, kann dies zu schweren Nierenschäden führen.

Komplikationen

Ein Harnleiterstein verstopft die Ausgänge des Harns, welcher sich infolgedessen aufstauen kann. Dadurch wird das Risiko erhöht, dass sich die Harngänge oder auch die Niere entzünden. Die Entzündung kann sich im schlimmsten Falle systemisch über den gesamten Körper ausbreiten und so zu einer Sepsis führen. Diese kann in ein Multiorganversagen führen.

Des Weiteren kann sich der Harn bis zur Niere aufstauen, welche sich aufgrund dessen aufweiten kann und so zu einer Wassersackniere (Hydronephrose) führen. Im Verlaufe kann die Niere deswegen versagen (Niereninsuffizienz), so dass die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigt wird. Die Niere hat dabei Probleme genügend Säuren auszuscheiden, so dass sich diese im Körper ansammeln und diesen übersäuern.

Auch die Kaliumionen werden nicht mehr adäquat ausgeschieden, welche sich ebenfalls ansammeln und so zu Herzrhythmusstörungen führen können. Außerdem wird nicht mehr ausreichend Wasser ausgeschieden. Dieses verbleibt im Blut und das Herz hat mehr Arbeit zu leisten, der Blutdruck steigt. Langjährig gesehen kann dies in eine Atherosklerose enden. Es werden zudem vermehrt Ödeme beobachtet, da mehr Wasser aus dem Blut ins Gewebe gepresst wird.

Bei den schlimmsten Fällen kann die Niere ihre Leistung nicht mehr zur Lebenserhaltung des Patienten beitragen, so dass dieser sich einer Dialyse unterziehen muss oder auch eine neue Niere transplantiert werden muss.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da ein Harnleiterstein in der Regel mit starken Schmerzen und mit anderen unangenehmen Beschwerden verbunden ist, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Der Besuch beim Arzt ist dann notwendig, wenn der Patient beim Wasserlassen an starken Schmerzen leidet.

Diese Schmerzen sind brennend oder stechend und können sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Auch Schmerzen an den Nieren oder an den Flanken können auf einen Harnleiterstein hindeuten und sollten untersucht werden. Häufig kommt es auch zu einer Rotfärbung des Urins durch eine Blutbeimengung.

Auch Übelkeit kann auf einen Harnleiterstein hinweisen und sollte immer untersucht werden, wenn sie mit Schmerzen beim Wasserlassen auftritt. Sollte der Harnleiterstein nicht behandelt werden, kann es im schlimmsten Falle zu einem Nierenschaden kommen.

Ein Harnleiterstein wird von einem Urologen behandelt. Eine frühe Diagnose kann schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen führen. In schwerwiegenden Fällen oder bei sehr starken Schmerzen kann auch das Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Kolikartige Schmerzen, die mit einem Harnleiterstein in Verbindung zu bringen sind, können symptomatisch mit schmerzlindernden bzw. krampflösenden Arzneimitteln behandelt werden; solche Schmerzmittel können beispielsweise in die Vene eines Betroffenen injiziert werden.

Geht ein Harnleiterstein nicht selbstständig bzw. mithilfe der Zuführung großer Flüssigkeitsmengen ab, so führen in einigen Fällen spezielle Medikamente zu einem Abgang des Steins. Weiterführende Therapiemöglichkeiten liegen darin, einen großen Harnleiterstein mithilfe verschiedener Verfahren zu zertrümmern.

Die resultierenden kleineren Stücke des Harnleitersteins gehen dann meist selbstständig ab. Bei einem Harnleiterstein, der nicht größer ist als ca. 2,5 Zentimeter, lässt sich meist eine entsprechende äußerliche Zertrümmerung mithilfe von Ultraschallwellen durchführen.

Ist dieses Verfahren nicht möglich, stehen verschiedene weitere Maßnahmen der Zertrümmerung zur Verfügung, bei denen Apparaturen in den Harnleiter eingeführt werden.

Bleiben genannte Verfahren erfolgreich oder sind sie nicht möglich, besteht ein letzter Therapieschritt darin, den Harnleiterstein mithilfe eines operativen Eingriffs zu entfernen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose eines Harnleitersteins ist günstig. Bei den meisten Patienten kann eine Spontanheilung dokumentiert werden, da sich bei ihnen die festgesetzten Stoffe im Körper selbständig lösen und abtransportiert werden. Eine Behandlung ist aufgrund der beschriebenen Möglichkeit nicht immer notwendig. Die gezielte Zufuhr von Flüssigkeiten kann bereits eine Lösung eines Harnleitersteins herbeiführen und damit eine Genesung einleiten.

Die abgelagerten Kristalle können verschiedene Größen entwickeln. Diese sind für das Eintreten möglicher Komplikationen verantwortlich. In schweren Fällen treten Schmerzen und Entzündungen auf. Hat der Patient ein geschwächtes Immunsystem, kann es zu Verzögerungen der Heilung kommen. Die Entzündung kann sich ausbreiten und eine Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes auslösen.

Eine medizinische Versorgung ist notwendig, damit der Organismus genügend Abwehrkräfte zur Verfügung stellen kann. In seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig. Der Harnleiterstein wird dabei vollständig entfernt und der Patient im Anschluss als geheilt aus der Behandlung entlassen.

Eine Neubildung des Harnleitersteins ist im Verlauf des Lebens möglich. Gefährdet sind insbesondere Menschen mit einer ungesunden Lebensweise. Die Prognose bleibt bei einer Wiederkehr der Beschwerden unvermindert gut. Je eher der Fremdkörper bemerkt wird, desto risikoärmer sind die Möglichkeiten, ihn zu entfernen. Langfristig wird dennoch eine Umstellung der Essgewohnheiten empfohlen, damit ein Rückfall vermieden wird.


Vorbeugung

Um einem Harnleiterstein vorzubeugen, raten Mediziner zunächst zu allgemeinen Präventionsmöglichkeiten wie etwa dem Zuführen ausreichender Flüssigkeitsmengen (ca. 2 bis 4 Liter pro Tag) und einer nicht zu salzlastigen Ernährung. Da sich bei übergewichtigen Menschen vermehrt Harnleitersteine zeigen, kann eine präventive Gewichtsreduktion sinnvoll sein. Sofern medizinisch sinnvoll, kann einem Harnleiterstein darüber hinaus medikamentös vorgebeugt werden.

Nachsorge

Nachdem die Harnsteine ausgeschieden wurden, muss individuell über die Nachsorge-Maßnahmen entschieden werden. Harnsteinleiden treten in rund 50 bis 70 Prozent der Fälle erneut auf. Regelmäßige ärztliche Verlaufskontrollen sind deshalb notwendig. Im Rahmen der Kontrolluntersuchung wird der Arzt eine metabolische Diagnostik erstellen und hierfür unter anderem Urin abnehmen und eine körperliche Untersuchung vornehmen.

Bei chronischen Leiden kann ein ausgeschiedener Harnleiterstein zur Analyse herangezogen werden. Durch eine Steinanalyse und weitere basisdiagnostische Maßnahmen werden etwaige gesundheitliche Beschwerden festgestellt. Die typische Urindiagnostik erfolgt über einen Urin-Teststreifen. Der Arzt kontrolliert unter anderem die Zystin-, Harnsäure- und Struvi-Werte.

Bei Abweichungen von der Norm können Medikamente verordnet werden, um die Entstehung eines weiteren Harnleitersteins zu verhindern. Bei einem positiven Verlauf ohne chronische Leiden kann die Frequenz der Nachsorge-Untersuchungen reduziert werden. Sollten chronische metabolische Störungen vorliegen ist eine monatliche Frequenz sinnvoll. Die erste Verlaufskontrolle findet frühestens vier Wochen nach der initialen Behandlung des Steinleidens statt.

Eine frühere Untersuchung gibt lediglich Aufschluss über die unmittelbare Entwicklung nach der Therapie, nicht aber über die langfristigen Aussichten. Der Patient sollte im Rahmen der Nachsorge gegebenenfalls weitere Mediziner hinzuziehen. Die Nachsorge erfolgt durch den Hausarzt oder einen Urologen. Bei chronischen Erkrankungen muss zudem der jeweils zuständige Facharzt in die Nachsorge-Untersuchungen involviert werden.

Das können Sie selbst tun

Harnleitersteine sollten in jedem Fall von einem Arzt behandelt werden. Begleitend zur medizinischen Behandlung bieten sich verschiedene Hausmittel und Selbsthilfe-Maßnahmen an. Betroffene sollten zunächst ausreichend trinken – mindestens drei Liter pro Tag – und sich viel bewegen. Durch sportliche Betätigung und Krankengymnastik kann der Stein in der Regel schnell gelockert und ausgespült werden. Als besonders effektive Maßnahme bei Harnleiter- oder Nierensteinen gilt regelmäßiges Treppensteigen.

Zeigt dies keine Wirkung, helfen womöglich Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmittel mit viel Magnesium. Ein alternatives Heilmittel aus der Natur ist Löwenzahn. In Form von Tee eingenommen, unterstützt das Diuretikum den Abgang von Harnleitersteinen und fördert außerdem die Nierendurchblutung. Unterstützend sollte auf eine fleisch- und fettarme Ernährung geachtet werden.

Vor allem Kalzium, welches etwa in Milch- und Milchprodukten enthalten ist, sollte bei akuten Harnleitersteinen gemieden werden. Ebenso Rhabarber, Mangold, Spinat und andere Lebensmittel mit Oxalsäure sowie allzu zucker- und kochsalzhaltige Speisen.

Sollten diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, gilt es einen Arzt aufsuchen und die Steine medizinisch behandeln lassen. Gegen die Schmerzen helfen klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Metamizol, aber auch natürliche Schmerzmittel aus der Natur.

Quellen

  • Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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