Fischvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Es gibt verschiedene Arten von Fischvergiftungen, die für den Betroffenen mitunter tödlich enden können. Während eine etwa durch Toxine verursachte Fischvergiftung unter Umständen sehr gefährlich ist, verläuft die bakterielle Fischvergiftung in der Regel harmloser.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Fischvergiftung?

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Die Fischvergiftung ist eine klassische Lebensmittelvergiftung, die durch den Verzehr überlagerter oder infizierter Fische ausgelöst wird. In den meisten Fällen handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Vergiftung durch verunreinigte Fische.

Diesbezüglich kommen verschiedene Erreger in Betracht. Aber auch Viren und Toxine zählen zu den Risiko-Ursachen. Durch Toxine hervorgerufene Fischvergiftungen enden in manchen Fällen tödlich.

Häufig verursacht die Fischvergiftung aber nur verhältnismäßig harmlose Beschwerden, die denen einer normalen Magen-Darm-Grippe gleichen.

Ursachen

Die Ursache für die Fischvergiftung liegt zumeist in einer unsachgemäßen und zu langen Lagerung der Fische. Das trifft insbesondere auf die bakterielle Fischvergiftung zu. Diese Art der Vergiftung ist an und für sich harmlos.

Darüber hinaus können die Fische auch mit Viren behaftet sein. Ferner verursachen spezielle Fischarten vor allem bei falscher Zubereitung gefährliche Vergiftungen, zum Beispiel der japanische Kugelfisch, der ein Toxin in sich trägt. Das Gift befindet sich beim Kugelfisch überwiegend in den Organen. Die Vergiftung tritt dann auf, wenn davon Spuren in das verzehrfertige Muskelfleisch gelangen.

Weiterhin ist auch die so genannte Ciguatera-Vergiftung sehr gefürchtet. Der Auslöser ist ein Giftstoff, der insbesondere in Fischen vorkommt, die im Pazifischen Ozean gefangen wurden. Sind die Tiere mit dem Toxin befallen, dann kann das Gift auch nicht durch ein etwaiges Erhitzen unschädlich gemacht werden.

Als Letztes kommen auch Botulinumtoxine infolge einer falschen Lagerung bei einer Fischvergiftung in Betracht.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Fischvergiftung sind, wie bei Lebensmittelvergiftungen im Allgemeinen, vorrangig davon abhängig, durch was der Fisch ungenießbar wurde. Eine Fischvergiftung, die durch bakterielle Belastung bei unsachgemäßer oder zu langer Lagerung ausgelöst wurde, verursacht vornehmlich kurzfristig anhaltende, aber heftige Magen-Darm-Beschwerden wie zum Beispiel Übelkeit,Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen. Die Beschwerden, die durch verdorbenen Fisch ausgelöst werden, treten oftmals wenige Stunden nach dem Verzehr auf und klingen nach kurzer Zeit wieder ab.

Bei einer durch andere Toxine ausgelösten Fischvergiftung können, je nach Art des Giftes verschiedene weitere Symptome und Beschwerden auftreten. Diese können auch unterschiedlich gefährlich werden. Neben Erbrechen und Durchfall können hier zum Teil länger anhaltende weitere Symptome wie zum Beispiel Juckreiz, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Missempfindungen auftreten. Einige Symptome können noch Monate nach der eigentlichen Vergiftung anhalten oder erneut auftreten.

Manche Arten von Toxinen können zu Symptomen führen, die einem allergischen Schock ähneln, wie zum Beispiel plötzlicher Hautausschlag oder Schwellung und Rötung des Gesichts innerhalb weniger Minuten nach dem Verzehr. Andere Toxine, darunter zum Beispiel das Gift des Kugelfischs können zu starken Lähmungserscheinungen führen, die in eine potenziell tödliche Atemlähmung münden können.

Diagnose

Die Diagnose einer Fischvergiftung erfolgt in den meisten Fällen auf Grund einer Anamnese. Das heißt, dass man dann davon ausgehen kann, an einer Fischvergiftung erkrankt zu sein, wenn sich kurz nach dem Verzehr der Fischmahlzeit unangenehme Symptome im Magen- und Darmbereich, zum Beispiel Durchfälle, Erbrechen und Bauchschmerzen, bemerkbar machen.

In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine bakterielle Fischvergiftung. Ist die Ursache unklar, dann besteht die Möglichkeit, die Kotreste, beziehungsweise die Reste des verzehrten Fisches im Labor auf potenzielle Erreger zu untersuchen. Darüber hinaus kann eine Fischvergiftung auch durch Viren ausgelöst werden. Diese sind in der Regel genauso „harmlos“ wie die meisten Bakterien.

Bei hohem Fieber und allgemeiner Schwäche kann der Arzt den Erreger auch auf Grund einer Blutuntersuchung identifizieren. Eine Botulinum-Fischvergiftung erkennt man daran, dass insbesondere nach dem Verzehr befallener Fischkonserven sehr viele Menschen erkranken. Botulinumtoxine lassen sich im Blut und im Stuhl nachweisen und sind daher ein untrügliches Zeichen für eine Fischvergiftung.

Komplikationen

Eine Fischvergiftung kann im schlimmsten Falle zum Tode führen. Ob bei der Fischvergiftung allerdings schwerwiegende Komplikationen auftreten oder nicht, hängt stark davon ab, ob diese durch Toxine oder durch eine bakterielle Vergiftung zustande gekommen ist. Die bakterielle Vergiftung verläuft in den meisten Fällen ohne große Komplikationen.

In den meisten Fällen kommt es bei einer Fischvergiftung zu starken Schmerzen im Unterleib, Durchfall, Erbrechen und Fieber. Diese Symptome können mit einer Übelkeit und einer Müdigkeit begleitet sein, sodass der Alltag des Patienten stark eingeschränkt werden. In den meisten Fällen dauert es einige Tage, bis die Fischvergiftung komplett überwunden ist.

Eine bakterielle Vergiftung ist dabei relativ harmlos und bedarf keiner steilen Behandlung. Sollte es allerdings zu einer Vergiftung durch Toxine kommen, so ist eine Behandlung durch den Arzt notwendig. Hierbei verliert der Körper viele Mineralien und Vitamine und wird dadurch geschwächt.

Weiterhin kann eine Fischvergiftung auch das zentrale Nervensystem negativ beeinflussen und beschädigen. Die Behandlung erfolgt entweder mit gewöhnlichen Medikamenten oder durch die Verabreichung eines Gegengiftes. Hierbei treten keine besonderen Komplikationen ein, wenn die Behandlung frühzeitig stattfindet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Fischvergiftung ist immer ein ernst zu nehmender Zustand. Es ist umgehend eine medizinische Behandlung gefordert. Lebensmittelvergiftungen durch bakteriell verseuchte oder verdorbene Meerestiere können die Betroffenen das Leben kosten, wenn sie nicht sofort behandelt werden. Falls nach dem Verzehr von Muscheln, Fisch oder Krebstieren Symptome einer Fischvergiftung auftreten, ist sofort ein Arzt hinzuzuziehen.

Bei der echten Fischvergiftung handelt es sich um eine Intoxikation. Diese ist von Magen-Darm-Beschwerden abzugrenzen, die nach dem Genuss von bakteriell verunreinigten Fischgerichten eintreten. Beide können zu Durchfallerkrankungen führen. Die echte Fischvergiftung entsteht jedoch durch die verdorbenen Teile von zubereiteten Meerestieren. Sie ist daher auch weitaus gefährlicher. Zu durchfallbedingter Dehydrierung kann es jedoch bei beiden Erkrankungen kommen.

Die Symptomlage nach dem Verzehr bakterienversuchter oder verdorbener Fischgerichte oder Muscheln wirkt zunächst identisch. Doch die Toxine einer echten Fischvergiftung können im Körper wahre Verheerungen anrichten. Sie können unbehandelt zu Sehstörungen, Taubheit der Gliedmaßen oder zu einer tödlichen Atemlähmung führen. Oftmals sind die Vergiftungserscheinungen so gravierend, dass die Betroffenen noch Wochen nach der eigentlichen Vergiftung unter Folgeerscheinungen leiden.

Eine besondere Art der Fischvergiftung riskieren Menschen in Japan mit dem Verzehr von Kugelfischen. Bei unsachgemäßer Zubereitung sterben die Betroffenen an einer Tetrodotoxin-Vergiftung. Diese wird durch nicht fachgerecht entfernte Innereien des Kugelfisches hervorgerufen.

Behandlung & Therapie

Während eine einfache bakterielle oder virusbedingte Fischvergiftung keiner besonderen Behandlung bedarf, sondern nach ein paar Tagen zumeist von selbst wieder verschwindet, ist der Verlauf bei den Fischvergiftungen, die durch diverse Toxine verursacht sind, oftmals sehr viel schwerer.

Da schwere Durchfälle häufig mit einem Wasser- und Mineralstoffverlust einhergehen, ist in besonders heftigen Fällen eine Infusion nötig, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt zu stabilisieren. Bei Fieber und Schmerzen helfen fiebersenkende Mittel wie Paracetamol. Ibuprofen ist jedoch ungeeignet, da das Mittel den Magen-Darm-Trakt nur noch mehr belastet.

Bei der Behandlung der Botulinumtoxin-Fischvergiftung bedient sich der Arzt eines Gegengiftes. Hierbei ist keine Zeit zu verlieren, da eine solche Vergiftung nicht selten tödlich endet. Die Behandlung erfolgt in der Regel im Krankenhaus und diesbezüglich auf der Intensivstation, da das Gegengift in die Venen eingeleitet wird.

Ein Krankenhausaufenthalt ist auch bei einer Kugelfisch-Vergiftung notwendig. Bei einer Ciguateravergiftung wird der Magen ausgepumpt. Anschließend erhält der Erkrankte eine Alkohol-Zucker-Lösung, um das Urinieren anzuregen, damit das Gift aus dem Körper gelangt. Bei der Ciguatera Fischvergiftung kann es auch zu Komplikationen kommen, da das zentrale Nervensystem beeinträchtigt wird.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Fischvergiftung ist stark von der Art des Toxins abhängig, welches in den Körper gelangt. So sind beispielsweise die meisten bakteriellen Fischvergiftungen als harmlos zu erachten. Die Symptome gehen hier meistens binnen weniger Tage von selbst vorüber. Dies ist auch unbehandelt oft der Fall.

Anders sieht dies beispielsweise beim Gift des Kugelfisches aus. Das Tetrodotoxin in ihm kann einen Menschen töten, insofern nicht eingegriffen wird. Es gilt, dass eine Person, die 24 Stunden nach Aufnahme des Giftes noch lebt, eine sehr gute Überlebenschance hat. Desto schneller eine ärztliche Behandlung erfolgt, desto besser sind die Überlebenschancen.

Befanden sich Botulinumtoxine im Fisch, so kann unbehandelt ein besonders schwerer Krankheitsverlauf erfolgen, der in gut zwei Dritteln aller Fälle tödlich ist. Selbst behandelt kann eine solche Vergiftung noch in einem Zehntel der Fälle tödlich sein.

Die Ciguatera-Fischvergiftung ist behandelbar, allerdings mit Sterblichkeitsraten im einstelligen Prozentsatz verbunden. Zudem kann es hier sein, dass Betroffene auch noch Monate später an neurologischen Symptomen leiden. Die Beschwerden im Magen-Darmtrakt und die Kreislaufbeschwerden vergehen hingegen binnen weniger Wochen.


Vorbeugung

Botulintoxin-Fischvergiftungen werden in der Regel durch verdorbene Fischkonserven verursacht. Deshalb sollte man von deformierten und insbesondere von aufgeblähten Dosen die Finger lassen.

Eine bakterielle Fischvergiftung kann man dadurch vermeiden, indem man nur wirklich frischen, geruchlosen Fisch zubereitet. Darüber hinaus ist der Verzehr von Kugelfisch vorsichtshalber zu vermeiden. Eine Fischvergiftung durch Ciguatera-Erreger kommt insbesondere bei Fischen vor, die kurz nach einem Seebeben im pazifischen Ozean gefangen wurden.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einer Fischvergiftung zielt vor allem darauf ab, ein erneutes Auftreten der typischen Beschwerden zu verhindern. Dieses geschieht durch präventive Maßnahmen. Entscheidend sind die Einhaltung von Lagerungsstandards und die richtige Zubereitung eines Fisches. Toxine dürfen keinesfalls in den menschlichen Blutkreislauf gelangen.

Nach einer abschließend behandelten Fischvergiftung baut der Körper keine Immunität auf. Vielmehr kann der Patient ohne Einhaltung der beschriebenen präventiven Maßnahmen immer wieder erkranken. Der behandelnde Arzt führt dann eine symptombezogene Untersuchung durch. Eine Blutabnahme schafft abschließende Klarheit. Zur Vermeidung von Komplikationen sollte man bei einem Verdacht unbedingt einen Arzt aufsuchen. In schweren Fällen drohen tödliche Lähmungserscheinungen.

In manchen Fällen, wie bei einer Kugelfisch-Vergiftung, ist eine längere Behandlung notwendig, bis der Patient ohne Beschwerden weiterleben kann. Das primäre Ziel der Nachsorge besteht darin, das Gift aus dem Körper zu leiten. Sind weitere Beeinträchtigungen eingetreten, kommt deren Therapie begleitend hinzu. Personen im fortgeschrittenen Alter gelten als Risikopatienten. Altersbedingt erholt sich bei ihnen der Organismus deutlich langsamer. Bei ihnen schließen sich daher zeitweise Blutkontrollen an.

Das können Sie selbst tun

Die klassische Fischvergiftung, also eine Vergiftung, die durch den Verzehr von Fisch entsteht, wird typischerweise durch falsche und zu lange Lagerung frisch gefangener Fische verursacht. Meist handelt es sich in dem Fall um eine bakterielle Vergiftung, die in der Regel keiner ärztlichen Behandlung bedarf.

Die wichtigste Selbsthilfemaßnahme besteht darin, für einen Elektrolytausgleich zu sorgen, weil der Körper durch Erbrechen und durch Durchfall sowie durch starkes Schwitzen im Falle von Fieberschüben viel Mineralien ausscheidet, die ersetzt werden müssen.

Eine zweite – weitaus gefährlichere – Variante einer Fischvergiftung besteht in der Vergiftung durch Toxine, die der bestimmte Fisch bekanntermaßen in sich trägt. Eine Vergiftung kommt dann vor, wenn der Fisch nicht so zubereitet wurde, dass das Toxin nicht in den zu verzehrenden Teil des Fisches gelangen konnte. Eine Fischart, die ein hochgiftiges Nerventoxin enthält ist der japanische Kugelfisch, der einer speziellen Zubereitung bedarf, damit das Toxin nicht mit verzehrt wird.

Falls dennoch eine Fischvergiftung mit Botulinum Toxin oder einem anderen Nervengift erfolgt, handelt es sich um einen akuten Notfall, der sofortiger Behandlung in einer Klinik bedarf, die idealerweise auch über ein Gegengift verfügt, das intravenös verabreicht werden kann. Wegen des akuten Notfalls erübrigen sich Selbsthilfemaßnahmen oder Anpassungen im Alltag.

Eine dritte Art der Fischvergiftung ist die sogenannte Ciguatera-Vergiftung, die durch den Verzehr von normalerweise ungiftigen Raubfischen bei besonderen Bedingungen über die Nahrungskette entsteht. Auch hier handelt es sich um akute Notfälle, die sofortiger klinischer Behandlung bedürfen, weil z. B. Atemstillstand droht.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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