Zahnwurzel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Zahnwurzel

Die Zahnwurzel ist ein Teil des Zahnes und dient zu dessen Befestigung im Zahnhalteapparat. Die vorderen Zähne besitzen in der Regel eine Wurzel, während die weiter distal liegenden Zähne bis zu drei Wurzeln aufweisen. Entzündungen in der Zahnwurzel oder an der Wurzelspitze sind häufig sehr schmerzhaft und können ohne Behandlung zur Zerstörung des Zahnes führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Zahnwurzel?

Die Zahnwurzeln bestehen zum größten Teil aus dem Dentin (Zahnbein). An der Oberfläche ist das Zahnbein mit Zahnzement bedeckt.
© Maksym Yemelyanov – stock.adobe.com

Als Zahnwurzel wird jener Teil des Zahnes bezeichnet, welcher unterhalb der Zahnkrone und des Zahnhalses liegt und ihn im Zahnfach verankert. Die Zahnwurzel ist von einer Schicht Zahnzement umhüllt. Der Zahnzement besteht aus Mineralien, Kollagenfasern und Wasser und dient zum Schutz der Wurzel. Es wird von Zementoblasten gebildet, die eine spezielle Form von Bindegewebszellen darstellen.

Die Zahnwurzel verjüngt sich in der Regel in Richtung Wurzelspitze und ist daher konisch. Des Weiteren ist die Zahnwurzel doppelt so lang wie die Zahnkrone. Schneidezähne und Eckzähne besitzen normalerweise eine Wurzel, die Prämolaren (kleine Backenzähne) zwei Wurzeln und die Molaren zwei bis drei Wurzeln. Bereits die ersten Zähne (Milchzähne) weisen schon Zahnwurzeln auf, wenn sie ausgewachsen sind.

Anatomie & Aufbau

Die Zahnwurzeln bestehen zum größten Teil aus dem Dentin (Zahnbein). An der Oberfläche ist das Zahnbein mit Zahnzement bedeckt. Das Dentin hat einen knochenähnlichen Aufbau und besteht zu 70 Prozent aus Kalziumhydroxylapatit, zu 20 Prozent aus organischem Material (hauptsächlich Kollagen) und zu 10 Prozent aus Wasser. Es umgibt das Zahnmark. Der an der Oberfläche des Dentins befindliche Zahnzement besteht auch zu 65 Prozent aus Mineralien wie Hydroxylapatit, zu 23 Prozent aus Kollagenfasern und zu 12 Prozent aus Wasser.

Damit ähnelt die Grundsubstanz von Zahnzement der des Zahnbeins. Seine Struktur ist jedoch etwas anders. Es kommt in vier Modifikationen vor. Allerdings wird es auch wie das Dentin aus Zementoblasten gebildet. Die Spitze der Zahnwurzel liegt im Zahnfach und besitzt eine Zutrittsöffnung für Nervenfasern und Blutgefäße, die den gesamten Zahn versorgen. Die Gesamtheit der Blutgefäße und Nervenfasern wird auch als Zahnpulpa (Zahnmark) bezeichnet, dessen schmale Ausläufer in die Zahnwurzel auch als Wurzelkanäle bekannt sind. Die menschlichen Zähne besitzen eine unterschiedliche Anzahl von Wurzeln. Je weiter distal (nach hinten) die Zähne liegen, desto mehr Wurzeln weisen sie auf. Es gibt jedoch Ausnahmen.

So hat der erste obere Prämolar zwei Wurzeln, während der zweite obere Prämolar wiederum nur eine Wurzel besitzt. Es gibt auch zahlreiche Anomalien in der Anzahl und Gestalt der Wurzeln. Dabei werden unter anderem zusammengewachsene Zahnwurzeln oder einwurzlige Zähne mit zwei Wurzelspitzen gefunden. Die oberen Molaren besitzen in der Regel drei Wurzeln. Dabei liegt eine sehr kräftige Wurzel (die palatinale Wurzel) in Richtung Gaumenseite. Die beiden kleineren vestibulären Wurzeln befinden sich an der Wangenseite. Bei den Weisheitszähnen werden oft sehr große Abweichungen mit bis zu zehn verkümmerten Wurzelkanälen gefunden. Dabei können ihre Wurzeln auch Widerhaken besitzen, sodass Zahnextraktionen oft große Herausforderungen darstellen und Wurzelbehandlungen überhaupt nicht möglich sind.

Funktion & Aufgaben

Die Zahnwurzel hat die Funktion, den Zahn im Zahnhalteapparat zu verankern und über Wurzelkanäle zu versorgen. Zum Zahnhalteapparat gehören das Zahnfach des Kiefers, das Zahnfleisch, die Wurzelhaut und der Wurzelzement. Dabei wird der Teil des Kieferknochens, in dem sich das Zahnfach befindet, als Alveolarfortsatz (Processus alveolaris) bezeichnet. Das Zahnfleisch gehört zur Mundschleimhaut. Es bedeckt das Zahnfach und umschließt die Zähne zervikal als epitheliale Manschette (Saumepithel).

Die Wurzelhaut stellt das Bindegewebe des Zahnhalteapparates dar. Es besteht aus Bindegewebsfasern, die den kurzen Abstand zwischen Zahnzement und der Wand des Zahnfachs überbrücken. Der Zahn wird dadurch etwas beweglich durch eine Einkeilung im Zahnfach verankert. Diese durch Bindegewebsfasern stabilisierte Einkeilung wird auch Gomphosis genannt. Somit gehört die Gomphosis zu den bindegewebsartigen Knochenverbindungen. Neben der Ankerfunktion sorgt die Zahnwurzel über die Wurzelspitze auch für die Versorgung des Zahns. Sowohl Blutgefäße und Nervenfasern haben über die Wurzelkanäle Zutritt zum Zahn.


Krankheiten

Die bekannteste Erkrankung der Zahnwurzel ist die sogenannte Pulpitis. Die Pulpitis kennzeichnet eine Entzündung in der Zahnwurzel. Dabei handelt es sich meist um eine Infektion mit Kariesbakterien. Kariesbakterien setzen sich aus verschiedenen Streptokokkenarten zusammen. Zunächst entwickeln sich durch nicht entfernte Speisereste (besonders Kohlenhydrate) auf dem Zahn Bakterienkulturen heraus, die Säuren produzieren. Die Säuren lösen auf der Zahnkrone den Zahnschmelz auf. Es entstehen Löcher, die weiter von Bakterien besiedelt werden (Karies). Unbehandelt setzt sich der Prozess so lange fort, bis die Bakterien auch in die Zahnwurzel eindringen.

Auch das Zahnfleisch kann von den Bakterien angegriffen werden (Parodontitis), wobei große Zahnfleischtaschen entstehen, die wiederum für weitere Bakterien durchlässig werden und zur Zahnwurzel vordringen. In beiden Fällen kann es dann zu Zahnwurzelentzündungen (Pulpitis) kommen, die sehr schmerzhaft sind. Bei der Pulpitis entzündet sich die Zahnpulpa (Zahnmark), wie der Name bereits andeutet.

Das Zahnmark besteht jedoch aus Nervenfasern und Blutgefäßen. Das hat zur Folge, dass sich direkt Nervenfasern entzünden. Diese direkte Beteiligung der Nerven ruft extrem starke Schmerzen hervor. Zahnschmerzen gehören daher zu den unerträglichsten Schmerzen überhaupt. In diesem Fall muss der Zahnarzt eine Wurzelbehandlung durchführen, indem er den Zahn aufbohrt, entzündetes Gewebe entfernt und mit antibakterieller Lösung den Wurzelkanal ausspült. Die Wurzelkanäle werden anschließend mit einer Wurzelfüllpaste abgedichtet.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Kruse Gujer, A., Jacobsen, C., Grätz, K.W.: Facharztwissen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

Das könnte Sie auch interessieren