Zahnhalteapparat

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Zähne haben eine wichtige Aufgabe. Sie müssen die Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen, zerkleinern und zerkauen. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, müssen sie stabil im Kiefer verankert sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Zahnhalteapparat?

Außen an der Zahnwurzel ist der Zahn von Zahnzement umgeben, der innen mit der Wurzelhaut verbunden ist und außen mit den Alveolen im Kiefer. Der Zahnzement reicht bis zum Zahnhals, dort beginnt der Zahnschmelz.
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Der Begriff Zahnhalteapparat, auch Zahnbett oder Parodontium genannt, ist der Oberbegriff für verschiedene Stützgewebe, die den Zahn umhüllen und für die Verankerung im Kiefer sorgen. Er besteht aus vier verschiedenen Strukturen:

  • Zahnfächer (Alveolen, die das knöcherne Zahnfach im Kiefer, in dem der Zahn fest verankert ist, bilden
  • Zahnfleisch (Gingiva), das den unteren Teil des Zahnes bis zur Zahnkrone umgibt
  • Wurzelhaut (Desmodont), die den Zahn im Alveolarknochen befestigt und für eine elastischere Abfederung bei den Kaubewegungen sorgt
  • Zahnzement, der die Wurzel bis zur Zahnkrone umschließt

Diese verschiedenen Strukturen im Zahnhalteapparat sorgen dafür, dass die Zähne fest im Knochen verankert sind und dem regelmäßigen Kaudruck standhalten können. Darüber hinaus schirmt der Halteapparat das Mundhöhlenmilieu von den Zahnwurzeln ab.

Anatomie & Aufbau

Jeder Zahn ist an der Wurzel im Kiefer von Zahnzement und einer Wurzelhaut umgeben, die mit den Zahnfächern (Alveolen) verbunden ist. Die Wurzelhaut besteht aus Kollagenfasern, sogenannten Sharpeyfasern, die etwas nachgeben, damit der Kaudruck elastisch abgefangen wird, Bindegewebe, Blutgefäßen und Nerven. Über die Blutgefäße wird die Wurzelhaut mit Nährstoffen versorgt und die Nerven regulieren den Kaudruck.

Außen an der Zahnwurzel ist der Zahn von Zahnzement umgeben, der innen mit der Wurzelhaut verbunden ist und außen mit den Alveolen im Kiefer. Der Zahnzement reicht bis zum Zahnhals, dort beginnt der Zahnschmelz. Die Wurzelhaut und die empfindlichen Zahnhälse werden vom Zahnfleisch bedeckt, das den einzig sichtbaren Anteil des Zahnhalteapparates darstellt. Es umgibt die Zähne wie ein Mantel, aber es ist empfindlich, kann sich entzünden Zahnfleisch- und Zahnbetterkrankungen begünstigen.

Funktion & Aufgaben

Alle Zähne sind normalerweise so kräftig angelegt, dass sie dem regelmäßigen Kaudruck standhalten können. Ihre Schwachstelle bilden Säureattacken von Bakterien, die Zähne und Zahnfleisch und damit auch den Zahnhalteapparat schädigen können. Jeder einzelne Zahn trägt dazu bei, das Kauen im Gleichgewicht zu halten. Wenn Zähne fehlen, wandern die Nachbarzähne in die Lücken, lösen eine Kettenreaktion aus und die Bissphysiologie wird so verändert, dass die Zähne nicht mehr richtig aufeinander beißen können.

Dadurch kann der Zahnhalteapparat beschädigt und die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur überlastetet werden. Der Zahnhalteapparat sorgt durch seinen fein abgestimmten Aufbau dafür, dass die Zähne stabil, aber leicht beweglich, im Kiefer verankert sind und gleichzeitig etwas flexibel auf Kaubewegungen reagieren können. In der Kieferorthopädie werden diese Gegebenheiten zur Therapie genutzt und Zähne durch Klammern bewusst verschoben.

Bei Implantaten ist diese leichte Beweglichkeit nicht mehr gegeben, sie sind starr verankert. Das Zahnfleisch dichtet den empfindlichen Wurzelbereich zur Mundhöhle hin ab und schützt ihn so vor Verunreinigungen. Normalerweise liegt es sehr eng am Zahn an. Wenn der Zahnhalteapparat, das Bett des Zahnes, nicht mehr funktionsfähig ist, bildet er sich zurück mit fatalen Folgen für die Zähne. Deshalb legen Zahnärzte viel Wert darauf, durch eine regelmäßige Vorsorge Zahnbetterkrankungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.


Krankheiten

Durch Bakterien in der Mundhöhle können Zahnbetterkrankungen ausgelöst werden, wenn das Zahnfleisch nicht intakt ist, weil z. B. bei es beim Zähneputzen verletzt wird oder weil sich Bakterien ansiedeln, durch die sich Zahnfleischtaschen bilden. Auf den Zähnen sammeln sich durch Essen und Trinken weiche Beläge (Plaque) an, auf denen Bakterien ansiedeln. Werden sie bei der Zahnpflege nicht ausreichend entfernt, werden diese Beläge härter und es kommt zu Zahnstein, der am Zahnfleischsaum entsteht und das Zahnfleisch reizt.

Über Zahnbeläge können Bakterien leicht in das Zahnfleisch vordringen und Entzündungen bilden, die zu einer Zahnfleischtaschenbildung führen. Dadurch wird der empfindliche Wurzelbereich nicht mehr ausreichend geschützt, die Keime können in den Zahnhalteapparat eindringen und ihn schwer schädigen bis zum Ausfallen von Zähnen. Zunächst lösen die Bakterien eine chronische Zahnfleischentzündung (Gingivits) aus, die an einer Rötung und leichten Schwellung des Zahnfleisches erkennbar ist. Das Zahnfleisch kann bluten und ein unangenehmer Mundgeruch auftreten. Weil das entzündete Zahnfleisch nicht mehr so dicht am Zahn anliegt, werden die Taschen größer, die Entzündung schreitet voran und wird zur Parodontitis.

Wenn die Entzündung bis zum Kieferknochen vordringt, kommt es im Kieferknochen zum Knochenabbau und der Zahn verliert seinen Halt. Bedingt durch den Knochenabbau verändert der Zahn seine Position und büßt seine Stabilität beim Kauen ein. Durch den Knochenrückgang setzt ein Zahnfleischschwund ein, der zunächst die Zähne länger erscheinen lässt. Wie schwer die Entzündung ist und wie schnell sich der Knochen abbaut, ist maßgeblich von der Bakterienart und vom Immunsystem abhängig.

Im schlimmsten Fall können sich über Zahnbetterkrankungen Entzündungsherde im Körper verbreiten und das Herz schädigen. Es ist deshalb wichtig, Zahnbetterkrankungen so früh wie möglich zu erkennen und einer Lockerung der Zähne rechtzeitig vorzubeugen. Wenn der Zahnhalteapparat durch eine Parodontitis fortgeschritten geschädigt ist und der Kieferknochen sich zurückbildet, ist die Erkrankung irreversibel und der Verlust von Zähnen nicht mehr aufzuhalten.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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