Raucherbein (Schaufensterkrankheit)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Raucherbein wird auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Sie sind umgangsprachliche Bezeichnungen für eine Arterielle Verschlusskrankheit und treten, wie der Name bereits vermuten lässt, zumeist bei starken Rauchern auf. Statistiken beweisen, dass jeder zehnte Mann über 55 Jahren von dieser Krankheiten betroffen ist. Aber auch bei immer mehr Frauen lässt sich ein Raucherbein nachweisen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Raucherbein?

Umgangssprachlich als Raucherbein bezeichnet wird eine Verschlusskrankheit der Venen, welche in der Fachsprache pAVK genannt wird. Die Krankheit tritt vermehrt bei starken Rauchern auf.
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Beim Raucherbein handelt es sich de facto um eine periphere arterielle Verschlusskrankheit der Becken- oder Beinarterien. Da diese bei Rauchern die zweithäufigste Krankheit ist, wird sie auch umgangssprachlich Raucherbein genannt. Eine andere Bezeichnung ist "Schaufensterkrankheit", da bereits nach kurzem Gehen ein schmerzbedingtes Stehenbleiben erforderlich ist.

Beim Raucherbein, um bei dem Begriff zu bleiben, handelt es sich um eine mangelnde arterielle Durchblutung in den Extremitäten (in 90 Prozent der Fälle in den unteren Extremitäten, den Beinen) aufgrund eines Verschlusses der Aorta, der Hautschlagader. Je nach Schweregrad spüren die Betroffenen keine Beschwerden oder die Symptome sind so gravierend, dass eine Amputation in Erwägung gezogen werden muss.

Ursachen

In fast allen Fällen ist eine Arteriosklerose, eine Arterienverkalkung, die Hauptursache für ein Raucherbein, da sie zu arteriellen Verengungen führt. Entzündliche Gefäßerkrankungen sind eher eine Randerscheinung. Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose mit den genannten Folgewirkungen sind das Rauchen, die Zuckerkrankheit, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen. Vererbung spielt hingegen selten eine Rolle.

Durch die arteriellen Verschlusskrankheiten werden bestimmte Regionen des Körpers (wie die Beine) nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Dadurch entstehen Schmerz- oder Schwächegefühle, Taubheitsgefühle oder eine blasse Haut. In diesen Fällen sind die Arterien bereits zu 90 Prozent verkalkt. Daher resultieren auch die unterschiedlichen Wahrnehmungen an Symptomen, denn häufig bemerken die Betroffenen nichts von ihrem Leiden - bis das simple Gehen zur Schmerzquelle wird.

Gefährlich ist, dass sich die arterielle Verengung auch auf Gehirn und Herz auswirken kann. Sehr häufig sind daher Schlaganfälle und Herzinfarkte die Folge, die zum Tod führen können.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Umgangssprachlich als Raucherbein bezeichnet wird eine Verschlusskrankheit der Venen, welche in der Fachsprache pAVK genannt wird. Die Krankheit tritt vermehrt bei starken Rauchern auf. Durch die Verkalkung der Arterien entstehen Engpässe. Das Blut kann nicht ungehindert fließen und das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Die Symptome werden von den Medizinern in vier Stadien eingeteilt. Als entscheidendes Anzeichen der Krankheit gelten Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen. Bei beginnender Engstellung treten noch keine Beschwerden auf. Anfänglich machen sich Schmerzen erst nach längeren Wegstrecken von mehr als 200 Metern bemerkbar.

Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf schmerzen die Beine auch bereits nach kurzen Gehstrecken. In Stadium 3 schmerzen die Beine der Betroffenen auch wenn sie nicht belastet werden. Im fortgeschrittenen Stadium weisen Entzündungen und Geschwüre auf das beginnende Absterben des Gewebes hin. Die beim Gehen auftretenden Belastungsschmerzen werden häufig mit der Schaufensterkrankheit assoziiert.

Die Betroffenen müssen häufig anhalten, ähnlich wie bei einem Schaufensterbummel. Stirbt das Gewebe ab, bilden sich schwärzliche Hautstellen und es kommt zu Infektionen. Abhängig von der Position der Verengung können Taubheitsgefühle an den Gliedmaßen oder am Gesäß auftreten. Ebenso fühlen sich die Gliedmaßen unterhalb der Engstelle kühl an.

Komplikationen

Immer abhängig davon, in welchem Stadium es sich befindet, kann ein Raucherbein eine Reihe von Komplikationen und Spätfolgen hervorrufen. Zunächst verursacht die Schaufensterkrankheit Schmerzen, die im Verlauf der Erkrankung immer länger bestehen bleiben und schließlich chronisch werden. Ab dem zweiten Stadium ist ein längeres Gehen bereits nicht mehr möglich und der Betroffene kann die alltäglichen Aufgaben nicht mehr wie zuvor bewältigen.

Dies führt meist auch zu psychischen Problemen. Im weiteren Verlauf kommt es zu Gewebewucherungen, Entzündungen und Nekrosen – die Lebenserwartung des Betroffenen verringert sich um bis zu zehn Jahre. Außerdem können sich entstandene Ablagerungen lösen und lebenswichtige Blutgefäße verschließen, was zumeist in einem Schlaganfall oder Infarkt resultiert. Von der Arterienverkalkung sind langfristig auch die Herzkranzgefäße und die Hirnarterien betroffen – auch hier sind Hirnschläge und Herzinfarkte die Folge.

Muss das Raucherbein amputiert werden, ist dies oft mit Durchblutungsstörungen, einer verzögerten Wundheilung und Phantomschmerzen verbunden. Hygienefehler oder eine unzureichende Nachsorge kann zu einer Entzündung führen, die mit weiteren Komplikationen verbunden ist. Zuletzt bergen auch die verordneten Arzneimittel verschiedene Risiken.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Raucherbein sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Nur dadurch können weitere Komplikationen und das vollständige Absterben des Beines verhindert werden. Es kommt bei dieser Erkrankung in der Regel nicht zu einer Selbstheilung und in den meisten Fällen zu einer deutlichen Verschlechterung des allgemeinen Zustandes des Patienten. Der Arzt ist beim Raucherbein dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an stark verkalkten Arterien leidet, was sich durch eine bläuliche Färbung der Beine äußert. Ebenso kann es an den Beinen oder auch an anderen Gliedmaßen zu Schmerzen kommen, die nicht nur bei Bewegungen, sondern auch in Form von Ruheschmerzen auftreten.

Weiterhin deuten häufig auch Geschwüre und andere Hauterscheinungen an den Beinen auf das Raucherbein hin, falls der Betroffene häufig raucht. In einigen Fällen leiden die Patienten an Taubheitsgefühlen. In der Regel kann beim Raucherbein ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde aufgesucht werden. Ob eine Behandlung möglich ist, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden. Allerdings muss der Betroffene das Rauchen auf jeden Fall unterbrechen, um eine Heilung zu gewährleisten.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Schaufensterkrankheit zielt darauf ab, der Verschlimmerung des Raucherbeins entgegenzuwirken und so Amputationen, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder den Tod zu verhindern. Dabei wird an den Ursachen angesetzt: Es wird dringend zum Verzicht auf Nikotin geraten, eine vorliegende Zuckerkrankheit muss behandelt und die Cholesterinwerte gesenkt werden.

Außerdem wird konsequentes Gehtraining verschrieben: Dies bedeutet ein regelmäßiges Gehen bis zur Schmerzgrenze, um diese immer weiter zu hinauszuschieben. Durch das Gehen verbessert sich die Durchblutung des Körpers und es werden neue Kapillare und Blutgefäße gebildet, die das betroffene Bein wieder versorgen können.

Außerdem wirkt die Bewegung auf alle anderen Risikofaktoren positiv: Auf die Diabetes, auf das Cholesterin, den Blutdruck und auf die Lebensqualität durch zunehmende Schmerzlosigkeit. Das Gehen gilt daher als eine der wichtigsten Therapien. Auch medikamentöse oder operative Behandlungsmethoden kommen in Frage: Zum Beispiel das Legen eines Bypasses, Medikamente zur Gerinnungshemmung oder Gefäßdehnungen.


Vorbeugung

Durch den Verzicht auf Nikotin und fett- oder zuckerreiche Speisen, durch konsequentes Training und die Behandlung bereits gegebener Vorerkrankungen wie Bluthochdruck kann ein Raucherbein gebessert oder schon im Vorfeld vermieden werden.

Die regelmäßige Bewegung durch Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Nordic Walking sind einer der besten Mittel für Gesundheit, da sie auf alle anderen Risikofaktoren positiv einwirken und auch Übergewicht entgegensteuern. Treten Symptome auf, sollten sich Betroffene umgehend zum Arzt begeben und auf ein mögliches Raucherbein hinweisen. Je früher die Behandlung einsetzt, umso besser sind die Heilungschancen.

Nachsorge

Die Nachsorge beim Raucherbein zielt darauf, die Verschlechterung des Zustands zu verhindern und Schmerzen zu verringern. Je nach Krankheitsstadium treten eine Vielzahl von Komplikationen auf, die eine Nachsorge benötigen, um nicht chronisch zu werden. Ab dem zweiten Stadium wird längeres Gehen nur schwer möglich. Dadurch ist der Betroffene so einschränkt, dass er meist Hilfe im Alltag benötigt.

Diese Einschränkungen können zu psychischen Problemen führen, die mit einer Psychotherapie behandelt werden sollten, um den mentalen Zustand zu verbessern. Entscheidend ist, die Hauptursache des Raucherbeins zu eliminieren und einen gesunden Lebensstil zu führen. Auf Nikotin sollte komplett verzichtet werden. Weiterhin sollte eine gesunde Ernährung ohne Fett und Zucker geführt werden.

Die dient der Senkung der Cholesterinwerte und der Behandlung der bestehenden Diabetes. Zur Verbesserung der gesamten Durchblutung und Schmerzreduzierung sind regelmäßige Ausdauereinheiten, zum Beispiel in Form von Gehen, Jogging, Radfahren, wichtig. In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamente angebracht sein. Teilweise sind auch operative Maßnahmen wie ein Bypass nötig.

In schweren Fällen muss das Raucherbein amputiert werden. Hier muss in der Nachsorge eine optimale Hygiene und Kontrolle erfolgen, um Entzündungen und Komplikationen zu verringern. Weiterhin sind Kontrolltermine beim Arzt dringend angeraten, um den Verlauf der Krankheit zu überprüfen. Die Prognose des Raucherbeins ist leider eher schlecht. Durch Gewebewucherungen, Entzündungen und Nekrosen verringert sich die Lebenserwartung der Erkrankten bis zu zehn Jahre. Das Risiko durch Schlaganfall oder Infarkt zu sterben, erhöht sich.

Das können Sie selbst tun

Diese Krankheit, auch arterielle Verschlusskrankheit genannt, tritt am häufigsten bei Rauchern auf. Um eine Amputation zu vermeiden, sollte der Betroffene das Rauchen unbedingt aufgeben. Liegen dem Raucherbein andere Ursachen zugrunde, wie beispielsweise ein Diabetes, eine Fettstoffwechselstörung oder Bluthochdruck, müssen diese Grunderkrankungen medikamentös behandelt bzw. besser eingestellt werden.

Auch wenn es schmerzt, von einem Raucherbein betroffene Patient müssen sich viel bewegen. Tägliche Spaziergänge bis an die Schmerzgrenze sind Pflicht. Dabei sollten die Entfernungen, die dabei zurückgelegt werden, täglich zunehmen. Mit der Bewegung der Beine verbessert sich die Durchblutung und neue Gefäße bilden sich. Das Gehtraining ist nicht nur das wirkungsvollste Mittel, um eine Amputation zu verhindern, sondern beeinflusst auch die Grunderkrankungen positiv. Mit dem gesteigerten Blutfluss in den Beinen lassen auch die Schmerzen nach, was die Lebensqualität deutlich steigert. Das tägliche Spazierengehen hilft auch, bestehendes Übergewicht abzubauen. Ein Zuviel an Gewicht belastet die Beine unnötig, daher ist oft auch eine Diät angeraten.

Ohnehin sollte ein Raucherbein-Patient nicht nur auf Nikotin verzichten, sondern auch auf fettreiche und süße Lebensmittel. Das wirkt sich positiv auf die Grunderkrankungen aus. Weiter sollte der Patient viel Wasser trinken, um sein Blut zu verdünnen. Das beugt der Bildung von Gerinnseln vor, die eine gefürchtete Komplikation der Raucherbeins sind.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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