Harnröhrenkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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An Harnröhrenkrebs bzw. Harnröhrenkarzinom erkranken überwiegend Patienten, die über 50 Jahre alt sind. Bei ersten Warnsignalen wie Blut im Urin oder Schmerzen beim Wasserlassen sollte unbedingt ein Urologe aufgesucht werden. Wird die Krankheit in einem frühen Stadium festgestellt, so gibt es recht gute Heilungschancen für Harnröhrenkrebs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Harnröhrenkrebs?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Harnblase. Klicken, um zu vergrößern.

Bei Harnröhrenkrebs ist die Harnröhre des Patienten von bösartigen Wucherungen betroffen. Andere Bezeichnungen für Harnröhrenkrebs sind Harnröhrenkarzinom und Uretherkarzinom. Bei Harnröhrenkrebs handelt es sich um eine äußerst seltene Krebserkrankung, so dass nur etwa 0,3 Prozent aller Krebspatienten an dieser seltenen Krebsform leiden.

Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer. Dies ist auf die anatomisch kürzere Harnröhre bei Frauen und die damit verbundene höhere Infektanfälligkeit für Entzündungen der Harnwege zurückzuführen. Die meisten Patienten erkranken erst im fortgeschrittenen Lebensalter an Harnröhrenkrebs.

Ursachen

Die Ursachen für Harnröhrenkrebs sind nicht eindeutig festzustellen. Jedoch geht die aktuelle Wissenschaft davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen häufigen Infektionen der Harnwege und dem Auftreten von Harnröhrenkrebs gibt. Aufgrund der kürzeren Harnröhre leiden Frauen häufiger an diesen Infektionen, weshalb sie auch häufiger von Harnröhrenkrebs betroffen sind.

Auch haben Menschen, die an einer Geschlechtskrankheit leiden, ein erhöhtes Risiko an Harnröhrenkrebs zu erkranken. Ein weiterer Risikofaktor für diese Krebserkrankung besteht in bestimmten sexuellen Vorlieben, bei denen es zu Verletzungen der empfindlichen Harnröhre kommen kann.

Bei einigen Patienten entwickelt sich Harnröhrenkrebs auch aus einer zunächst gutartigen Geschwulst in der Harnröhre, die später weiter wächst und sich schließlich zu einer bösartigen Tumorform, dem Harnröhrenkrebs, entwickeln kann.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu Beginn eines Harnröhrenkarzinoms treten noch keine oder nur unspezifische Symptome auf. In einer fortgeschritteneren Phase schwächt sich der Harnstrahl zunehmend ab. Es kommt zwar zu einem vermehrten Harndrang, aber die Blase wird nicht mehr vollständig entleert. Der Harnstrahl ist manchmal auch gespalten oder verdreht.

Im weiteren Verlauf klagt der Patient dann über Harnträufeln. Außerdem treten beim Wasserlassen auch ohne Entzündung Schmerzen auf. Häufig wird bei Laboruntersuchungen auch Blut im Urin gefunden. Dieses als Mikrohämaturie bezeichnete Symptom ist mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar.

Eine Mikrohämaturie kommt bei Harnröhrentumoren besonders nach dem Geschlechtsverkehr vor. Allerdings kann auch eine Makrohämaturie auftreten, wobei sich der Urin durch Blutbeimischungen rötlich färbt. In der Harnröhre sammelt sich allmählich immer mehr Harn an. Dadurch steigt das Risiko für Infektionen in den Harnwegen. Im Extremfall kommt es zu einem vollständigen Harnstau mit starken Flankenschmerzen, die in die Leisten ausstrahlen können.

Durch den Rückstau des Harns in die Nieren werden diese langfristig geschädigt mit der Entwicklung eines schweren Nierenversagens. Das weiter fortschreitende Wachstum des Tumors kann zu Abszessen und Fisteln führen. In späteren Stadien der Erkrankung leiden die Betroffenen unter starkem Gewichtsverlust. Außerdem kommt es nachts zu verstärktem Schwitzen. Bei rechtzeitiger Behandlung ist ein Harnröhrenkrebs noch vollständig heilbar. Nach Bildung von Metastasen sinken die Chancen auf Heilung.

Diagnose & Verlauf

Besteht bei einem Patienten der Verdacht auf einen Harnröhrenkrebs, so sollte ein Facharzt für Urologie aufgesucht werden, damit dieser die Diagnose stellen kann. Symptome für Harnröhrenkrebs können unter anderem Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin sowie ein verminderter Wasserstrahl beim Toilettengang sein.

Der Urologe wird nach der Befragung des Patienten zu seinen Symptomen sowie einer Untersuchung des Urins meist eine Blasenspiegelung veranlassen. Diese gibt Aufschluss über die Zellstruktur in der Blase und in der Harnröhre. Patientinnen wird der Urologe zudem raten, einen Termin bei ihrem Frauenarzt zu vereinbaren, um eine Erkrankung, die den gynäkologischen Bereich betrifft, auszuschließen.

Eine weitere Möglichkeit, Harnröhrenkrebs festzustellen, ist die Urethroskopie, also eine endoskopische Untersuchung der Harnröhre und der Blase, bei der gegebenenfalls auch eine Gewebeprobe des Tumors entnommen werden kann. Zu einer gründlichen Diagnostik zählt auch die Suche nach Metastasen, die meist mit Hilfe von Ultraschall oder anderen bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT erfolgt. Je früher die Erkrankung entdeckt und behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen bei Harnröhrenkrebs.

Komplikationen

In vielen Fällen kann der Harnröhrenkrebs gut behandelt werden, wenn er schon früh diagnostiziert wird und damit frühzeitig eine Behandlung eingeleitet werden kann. In den meisten Fällen kommt es durch den Harnröhrenkrebs zu Blutspuren im Urin. Dabei kann ein blutiger Urin bei vielen Menschen zu einer Panikattacke führen. Beim Wasserlassen treten dabei brennende Schmerzen auf, die den Alltag des Betroffenen erschweren.

Nicht selten wird daher absichtlich weniger Flüssigkeit eingenommen, um diese Schmerzen direkt zu verhindern. Dabei kommt es allerdings zu einer Dehydrierung des Körpers, die einen sehr ungesunden Zustand darstellt. Der Wasserstrahl beim Wasserlassen ist in den meisten Fällen relativ schwach, was nicht selten auch zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen führen kann. Wie auch jede andere Krebserkrankung kann sich auch der Harnröhrenkrebs in andere Regionen des Körpers ausbreiten und auch in diesen zu Beschwerden führen und das Gewebe zerstören.

Dabei können irreversibele Folgeschäden auftreten, wenn der Harnröhrenkrebs nicht rechtzeitig behandelt wird. Die Behandlung erfolgt dabei mit Hilfe von operativen Eingriffen oder mittels einer Bestrahlung. Der Erfolg hängt allerdings vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass kein positiver Krankheitsverlauf garantiert werden kann. Nicht selten ist durch den Harnröhrenkrebs die Lebenserwartung des Patienten verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt muss aufgesucht werden, sobald der Betroffene über mehrere Tage unter unangenehmen Beschwerden beim Wasserlassen leidet. Schmerzen oder ziehende Empfindungen im Unterleib geben Anlass zur Sorge und sind einem Arzt vorzustellen. Bei einem Druckgefühl in der Blasenregion, Blut im Urin oder Brennen beim Urinieren wird ein Arzt benötigt. Ist der Harnstrahl stark verringert oder kann der Urin nur tröpfchenweise abgegeben werden, muss ein Arzt konsultiert werden.

Bei einer stetigen Zunahme der Beschwerden sollte unverzüglich ein Arztbesuch erfolgen. Kommt es zu Abgeschlagenheit, innerer Unruhe oder Verhaltensauffälligkeiten ist eine Abklärung der Symptome notwendig. Änderungen der Libido, ein sozialer Rückzug oder allgemeines Unwohlsein sollten von einem Arzt untersucht werden. Setzen Angst oder Panikattacken ein, besteht Handlungsbedarf. Ein Arztbesuch sollte schnellstmöglich erfolgen. Kommt es aufgrund der Beschwerden zu einer verringerten Flüssigkeitszufuhr, kann sich ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln.

Ein Arzt ist daher aufzusuchen, sobald sich ein Gefühl der inneren Trockenheit einstellt. Bei Abnahme des gewohnten Leistungsniveaus, psychischen Störungen, erhöhter Müdigkeit oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl, ist ein Arzt zu konsultieren. Da der Harnröhrenkrebs zu einem tödlichen Verlauf führen kann, ist es ratsam, die Abklärung der beschriebenen Symptome unverzüglich stattfinden zu lassen.

Behandlung & Therapie

Bei einer Harnröhrenkrebs-Erkrankung wird zunächst versucht, den bösartigen Tumor mit Hilfe einer Operation aus der Harnröhre zu entfernen. Je nach Größe und Arzt des Harnröhrenkrebs kommen zudem eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie zur Anwendung.

Vor allem bei größeren Tumoren gestaltet sich die Operation häufig sehr schwierig, weshalb bei vielen Patienten versucht wird, den Harnröhrenkrebs zunächst mit Hilfe von Bestrahlung oder Chemotherapie zu verkleinern. So können bessere Operationsbedingungen geschaffen werden und der zu operierende Bereich kann kleiner gehalten werden. Bei sehr großen Tumoren, die eine sofortige Operation erfordern, kann es sogar nötig sein, die gesamte Harnblase oder bei Männern einen Teil des Penis zu entfernen.

Jedoch kann im Anschluss an die Entfernung und Krebsbehandlung eine Rekonstruktion mit Hilfe von Darmteilen erfolgen. Nach der Entfernung des Tumors wird den meisten Patienten zu einer Weiterbehandlung mit Bestrahlung und / oder Chemotherapie geraten, um alle Krebszellen sicher zu bekämpfen und ein Wiederauftreten des Harnröhrenkrebs zu vermeiden.

Aussicht & Prognose

Harnröhrenkrebs ist die seltenste Art der urologischen Krebsarten, mit weniger als 2000 bekannten Fällen. Darüber hinaus beeinflussen maßgebend die Unterschiede in der Harnröhrenanatomie zwischen Männern und Frauen sowie die Lokalisation des Tumors im Gewebe, die Behandlungsmöglichkeiten und damit die Prognose.

Die Prognose und Behandlungsmöglichkeiten hängen ebenso von Faktoren ab wie: Ob sich der Krebs durch die Schleimhaut ausgebreitet hat, die die Harnröhre zum umliegenden Gewebe, zu den Lymphknoten oder zu anderen Teilen des Körpers, wie Organen auskleidet. Ferner sind der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und die Tatsache, ob der Krebs zum ersten Mal diagnostiziert wurde oder wieder aufgetreten ist.

Als Ergebnis führen diagnostizierte Fälle von Harnröhrenkrebs somit in der Regel zu einem individuellen Behandlungsverlauf für jeden Patienten. Verschiedene Arten von Harnröhrenkrebs entwickeln sich im Inneren verschiedener Arten von Zellen, in verschiedenen Teilen der Harnröhre.

Etwa 60 % der chirurgisch oder chemotherapeutisch behandelten Patienten von nicht invasivem Harnröhrenkrebs zeigen eine Überlebensdauer von über fünf Jahren.

Die Rezidivrate für invasiven Harnröhrenkrebs, der in Kombination mit Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen behandelt wurde, liegt bei über 50 Prozent. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung bietet die besten Heilungschancen.


Vorbeugung

Eine wirksame Prävention von Harnröhrenkrebs ist bislang nicht bekannt. Da häufige Harnröhrenentzündungen sowie Geschlechtskrankheiten die Entstehung begünstigen können, ist es empfehlenswert, sich bei Auftreten einer dieser Erkrankungen frühzeitig von einem Facharzt behandeln zu lassen. Auch eine gesunde Lebensweise kann dazu beitragen, dass die Entstehung von Harnröhrenkrebs verhindert wird.

Nachsorge

Die Nachsorge eines Harnröhrenkarzinoms ist dringend erforderlich. Die Nachsorge sollte dabei individuell auf die Krankheitsvorgeschichte des jeweiligen Patienten abgestimmt sein. Dabei ist bei einem schweren Krankheitsverlauf in der Regel eine engmaschigere Nachsorge notwendig. Außerdem ist relevant, ob der Patient beschwerdefrei ist oder nicht. Art und Umfang der Nachsorgeuntersuchungen können sich demnach von Patient zu Patient stark unterscheiden.

Zusätzlich geht es darum, die Bildung von Metastasen in anderen Körperorganen rechtzeitig zu erkennen. Dazu werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt. Neben bildgebenden Verfahren wie einem CT, MRT sowie Röntgenaufnahmen stützen bestimmte Untersuchungen der Blutwerte die Nachsorgebehandlung.Zudem sollten präventive Maßnahmen ergriffen werden um das Auftreten eines Rezidivs zu vermeiden.

Dazu sollte darauf geachtet werden, die Risikofaktoren, die zu Entzündungen der ableitenden Harnwege führen können, zu mindern. Auch eine Rehabilitation des Patienten ist nach der Behandlung eines Harnröhrenkarzinoms denkbar. In speziellen Tumornachsorgezentren stehen sowohl stationäre als auch ambulante Maßnahmen zur Verfügung.

Ziel einer erfolgreichen Wiedereingliederungsmaßnahme ist die Steigerung der Lebensqualität des Patienten. Diese umfasst nicht nur die körperlichen Faktoren, sondern bezieht auch die psychische, soziale und berufliche Situation mit ein. In der Regel entscheiden Arzt und Patient im Konsens, ob eine solche Maßnahme nötig und zielführend ist oder nicht.

Das können Sie selbst tun

Beim Harnröhrenkrebs handelt es sich um eine schwerwiegende und lebensbedrohliche Krankheit, die nicht von selbst ausheilt. Eine langwierige Behandlung und Therapie unter ärztlicher Kontrolle ist zwingend notwendig. Von möglichen Selbsttherapien oder Heilungsversuchen mit Hausmitteln ist dringend abzuraten.

Dennoch können Patienten einiges zum positiven Verlauf der Erkrankung beitragen. In erster Linie spielt dabei eine positive Lebenseinstellung und hoffnungsvolle Grundhaltung der Krankheit gegenüber eine Rolle. Wer sich selbst aufgibt, hat schlechtere Genesungschancen. Zur positiven Grundeinstellung gehört es, Vertrauen zum Arzt oder zu den Ärzten zu haben. Ist dies nicht gegeben, so kann ein Arztwechsel in Betracht gezogen werden. Wird dem Arzt und seiner Kompetenz vertraut, so ist es auch einfacher, den Empfehlungen und Therapieverordnungen zu folgen.

Findet eine Operation statt, so kann der Patient seine Genesung unterstützen, indem er in der anschließenden Reha Maßnahme viele Tipps für sein weiteres Leben nicht nur anhört, sondern auch nach bestem Wissen in die Tat umsetzt. Eine allgemeine Verbesserung der Lebensumstände, der Ernährungsgewohnheiten und des körperlichen Gesamtzustands macht den Körper widerstandsfähiger für kommende Behandlungsschritte.

Während der Tabletteneinnahme sollte auf Alkohol konsequent verzichtet werden. Stattdessen ist es sehr wichtig, besonders viel zu trinken, damit der Körper durch die Nierentätigkeit ausreichend entgiftet wird. Auch auf den Konsum von Nikotin sollte komplett verzichtet werden.

Quellen

  • Brühl, W., Wienert, V., Herold, A.: Aktuelle Proktologie. Uni-Med, Bremen 2011
  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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