Acitretin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Acitretin wird bei der Behandlung der Schuppenflechte und bei anderen Krankheiten angewendet. Chemisch gehört es zur Gruppe der Retinoide und ist strukturell mit dem Vitamin A verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Acitretin?

Acitretin wird bei der Behandlung der Schuppenflechte und bei anderen Krankheiten angewendet.

Acitretin ist ein Derivat von Retinol, dem Vitamin A. Neben vielfältigen Einflüssen auf körperliche Funktionen spielt Vitamin A insbesondere eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Gesundheit von Haut und Schleimhäuten.

So sorgt Retinol für die normale Zellteilung in der Haut und beugt außerdem DNA-Schäden in den Hautzellen vor. Aufgrund seiner chemischen Verwandtschaft mit Retinol zeigt Acitretin die gleiche Wirkung auf das Hautwachstum und wird deshalb bei Hauterkrankungen, insbesondere bei Schuppenflechte (Psoriasis) als Arzneimittel angewendet.

Die Anwendung erfolgt durch die Einnahme von acitretinhaltigen Kapseln, wobei der freigesetzte Wirkstoff regulierenden Einfluss auf bestimmte anomale Prozesse in der Haut ausübt. Acitretin kann die Hauterkrankungen zwar nicht heilen, aber die Symptome der ungewöhnlichen Zellteilungsaktivitäten bekämpfen.

Pharmakologische Wirkung

Wie bereits erläutert, reguliert Acitretin die Zellteilungsgeschwindigkeit von Hautzellen. So ist die Schuppenflechte eine Hautkrankheit, die auf einer Fehlregulierung der Zellneubildung in der Haut beruht.

Die Ursachen für eine Psoriasis sind vielfältig. Neben genetischen Faktoren spielen Autoimmunreaktionen und Medikamenteneinflüsse eine Rolle. Es ist eine systemische Erkrankung, die sich letztendlich in einer ungeordneten und beschleunigten Zellteilungsrate der Hautzellen äußert. Die gesunde Haut erneuert sich innerhalb von 28 tagen durch Zellteilung. Dabei gelangen die Hornschicht bildenden Zellen (Keratinozyten) durch die Haut an die Oberfläche und werden zu Hornzellen. Beim Waschen oder Reiben werden die abgestorbenen Hornzellen gut entfernt.

Bei der Schuppenflechte teilen sich die Keratozyten verstärkt, während sich die Umwandlung in Hornzellen auf 3-5 Tage verkürzt. Dabei bewirken beide Prozesse eine intensive Schuppenbildung. Acitretin reguliert die unkontrollierte Vermehrung der Hautzellen und sorgt gleichzeitig für das langsame Ausreifen der neuen Zellen.

Weiterhin wirkt Acitretin direkt Hornhaut ablösend. Dieser Effekt macht sich bereits nach wenigen Tagen der Behandlung bemerkbar. Allerdings ist der zugrunde liegende Mechanismus nicht klar. Nach Absetzen des Medikamentes beginnt der Prozess wieder von Neuem. So werden die Symptome zwar gelindert, der Krankheitsprozess an sich wird aber nicht geändert.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Haupteinsatzgebiet von Acitretin ist die Behandlung von schweren Formen der Schuppenflechte, wenn andere Behandlungsmethoden nicht mehr greifen. Dabei wird das Medikament in Form von Kapseln oral verabreicht.

Der Wirkstoff besitzt eine Bioverfügbarkeit von ca. 60 Prozent und ist im Blut zu 99 Prozent an Plasmaproteine gebunden. Die Halbwertzeit von Acitretin im Körper beträgt ungefähr 49 Stunden. Am wirksamsten ist eine Dosis oberhalb von 10 mg pro Tag. Abhängig vom Körpergewicht besteht ein Wirkungsoptimum bei ca. 50 mg pro Tag. Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung frühestens nach 4-6 Wochen eintritt.

Nach 2-3 Monaten kommt es in 80 Prozent der Fälle zum vollständigen Verschwinden der Symptome. Die Ursache der Erkrankung bleibt allerdings weiter bestehen, sodass es eine rein symptomatische Behandlung ist. Weitere Indikationen sind bei schweren, zum Teil jedoch seltenen, Hauterkrankungen angezeigt.

Darunter zählen Erkrankungen mit schweren Ekzemen, genetisch bedingte Hauterkrankungen und auch bestimmte Krebsformen, wie das Basalzellkarzinom oder das kutane T-Zell-Lymphom. Auch diese Erkrankungen können mit Acitretin nur symptomatisch behandelt werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Wie bei den meisten Medikamenten treten auch bei der Anwendung von Acitretin gegebenenfalls Nebenwirkungen auf. Absolut kontraindiziert ist der Einsatz dieses Medikaments während der Schwangerschaft und der Stillperiode, weil Acitretin hochgradig teratogen (fruchtschädigend) wirkt.

Da bei Überdosierungen, wie bei Vitamin A, auch Vergiftungserscheinungen eintreten können, ist die Anwendung von Acitretin bei Lebererkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Niereninsuffizienz und natürlich bei Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff zu vermeiden.

Besonders auch die kombinierte Anwendung mit Tetracyclinen (Breitspektrum-Antibiotika) oder Methotrexat (immunsuppressiv wirksames Zytostatikum) ist kontraindiziert. Auch bei erlaubtem Einsatz können unerwünschte Wirkungen, wie Mundtrockenheit, Rhinitis, Nasenbluten, Hauttrockenheit, Sehstörungen und erhöhte Cholesterin- sowie Leberwerte auftreten. Bei Langzeittherapie kann es zu Verknöcherungen kommen. Außerdem erhöht sich bei Acitretineinsatz die Sonnenempfindlichkeit der Haut.

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